1x pro Jahr mache ich Rotkraut, nämlich an Weihnachten und dann so viel, dass ich den Rest einfriere und über das Jahr noch was habe. In den letzten Jahren waren das dann so 4-5 Köpfe Rotkohl. Letztes Jahr haben wir aber vergessen, hinterher das Eisfach leerzuessen, es sind noch ein paar Beutel da, deshalb gibt es dieses mal nur 2 Köpfe Nachschub.
Rotkraut machen dauert ein Weilchen, ist aber - vom kleinschneiden mal abgesehen - nicht besonders anstrengend. Anstrengend ist der emotionale Aufwand, ich verlege nämlich jedes Jahr das beste Rezept der Welt. Weil ich es jedes Jahr besonders gut weglege, mit irgendeinem schlauen Gedanken dazu. Vorletztes Jahr z.B. habe ich es in die leeren Plätzchendosen gelegt, vor Weihnachten backt man ja Plätzchen, logisch, da finde ich dann das Rezept und erfreue mich an meiner Cleverness. Dachte ich. Vergaß dann aber die ganzen Dosen im Keller, bevor ich zum Plätzchenbacken zu meinen Eltern aufbrach, lieh dort Dosen aus, brauchte die eigenen nicht und suchte, suchte, suchte. Dieses Jahr war das Rezept im Kochbuch auf der Seite von Gulasch einsortiert. Weil es letztes Jahr Heiligabend Gulasch gab und ich dachte, das machen wir wieder. Die Familie wünschte aber zwischenzeitlich Rouladen. Gefunden habe ich das Rezept nur, weil mir das Kochbuch aus der Hand fiel, dabei ging auch der Buchrücken kaputt und ein Katzennapf fiel um, aber immerhin rutschte das Blatt so halb heraus, dass ich es finden konnte. Das Kochbuch ist übrigens "Ich helfe Dir kochen" von Hedwig Stuber - unglaublich gutes Grundkochbuch trotz des absolut unerträglichen Titels. Vielleiciht reiße ich den Buchdeckel mit dem Titel einfach ab, jetzt wo der Buchrücken eh kaputt ist, dann ärgere ich mich nicht mehr jedes Mal, wenn ich das Buch anfasse.
Jedenfalls habe ich keine Ahnung, wo ich das Rezept dieses Jahr hinstecken sollte, deshalb schreibe ich es hier auf. Wenn ich dann 2017 anfange, von Fotobuch zu faseln, weisen Sie mich bitte kurz per Kommentar darauf hin, dass ich das Rezept für Heiligabend hier finden werde, dankeschön.
Für 1 Kopf Rotkraut:
Rotkraut fein schneiden und mit 3 EL Essig (Rotweinessig oder so) und Salz ziehen lassen, ca. 1 Stunde
In der Zeit:
ca. 50 g Zucker karamellisieren
mit 1 Liter richtig gutem Saft (Heidelbeere, schwarze Johannisbeere, Brombeere, Holunderbeere oder sowas) ablöschen
1/2 Zimtstange, ca. 8 Pfefferkörner und ca. 8 Wacholderbeeren, 1 Lorbeerblatt rein und auf 0,5 Liter einkochen lassen.
1-2 Zwiebeln klein schneiden und in Öl glasig dünsten. 2 Äpfel raspeln und mit den Zwiebeln andünsten. Rotkraut ausdrücken, dazu und 10 Minuten dünsten bis die Flüssigkeit so gut wie weg ist. Dann den Sud drüber, 25 Minuten kochen, 1 fein geriebene rohe Kartoffel rein, nochmal 25 Minuten kochen. 3-4 EL schwarzes Johannisbeergelee unterrühren.
Der Urlaub lässt sich gut an, zwar war ich schon um 8 Uhr morgens wach, aber das war nach 10 Stunden Schlaf. Und aus dem Haus geschafft habe ich es erst, als es schon wieder dämmrig wurde.
Auch als Erfolg vermelde ich: ich verließ das Haus, um das Fotobuch abzuholen. Hat also alles rechtzeitig geklappt.
Dementsprechend herrscht jetzt Tiefenentspannung. Kann aber natürlich auch am selbstgemischten Eierpunsch (Erfolgsrezept: 1/2 Eierlikör, 1/2 Orangensaft, Prise Zimt, Prise Mukat, Schlagsahne) liegen.
Die großen Sachen sind durch aber die kleinen gestalten sich als vielköpfige Hydras. Hydren. Wie auch immer. Jedenfalls weiß ich nicht, womit ich das verdient habe, Frau und Kinder erschlagen hab ich ja nicht.
Aber das ist beim Aufräumen ja auch immer so, dass es erst kurz einmal ganz, ganz schlimm chaotisch wird und sich danach alles wie von Zauberhand in Wohlgefallen auflöst.
Zauberhand und Wohlgefallen könnten gern morgen sein. Ich sehe es aber noch nicht so ganz.
Mir kommt der Winter dieses Jahr dunkler vor als sonst. Heute morgen wachte ich gegen halb 8 auf, ging in die Küche, warf den Katzen eine Handvoll Futter in die Näpfe und schaute mich um. Alles dunkel. Stockdunkel, nichtmals Morgengrauen. Der Wachzustand musste ein Irrtum sein. Ich ging wieder schlafen.
Von halb 12 an saß ich dann auf dem Sofa und ging bewusst und sorgfältig meinem Plan nach, nichts zu tun. Es war schummrig grau draußen, ich schaute aus dem Fenster, bis es wieder dämmrig wurde. Lange musste ich nicht warten. Sah aber hübsch aus mit den Lichterketten.
Ich habe heute die Einkaufsliste für Weihnachten geschrieben (und die haltbaren Sachen gleich eingekauft), den Wochenendeinkauf gemacht, zwei Klamottenrücksendungen fertig gemacht und weggebracht, den Weihnachtsbaum, die Krippe und die Restdeko aufgebaut / in der Wohnung verteilt, Katzenfutter und Katzenstreu bestellt, Lattenroste für das Bett bestellt, Kisten in den Keller gebracht, Getränkekästen und leere Flaschen vom Balkon und aus dem Keller ins Auto gebracht und Leergut für etwa 25 Euro weggebracht, 6 Maschinen Wäsche gewaschen und aufgehängt, mit meinem Vater die weihnachtliche Getränkeauswahl besprochen (und eingekauft), mit Mademoiselle letzte Einzelheiten zu Geschenken, Schulwichteln und Geschenk für die Lehrerin geklärt, dem Fotobuch den letzten Schliff verpasst und die Bestellung in Auftrag gegeben, 4 Bleche Plätzchen gebacken und den Wochenendeinkauf gemacht.
Morgen mache ich glaube ich gar nix.
Physiotherapie - Büro - Drogerie - Supermarkt - zu Hause Kinder vorfinden die Crêpes backen - Conference Call - Bolognese kochen - Gesangsstunde - Essen - Couch. 7.2 auf der Anstrengungsskala.
Ich darf das Fotobuch nicht vergessen (etwa 372x täglich vor mich hingemurmelt).
Ständig habe ich Appetit auf Eierlikör, nein, nicht ständig, dann wäre es kein Problem. Nur morgens nach dem Aufwachen und nach dem Mittagessen. Beides keine geeigneten Zeitpunkte beim gegenwärtigen Tagesablauf.
Sehr wackelig nach der Massage. Anspannung hat ja auch einen Sinn.
Wieso schleckt der Kater so gerne Handyladekabel ab? Keine anderen, nur diese?
Größte Leistung heute: zu niemandem "Sind Sie bekloppt?!" gesagt.
Noch 5 Arbeitstage bis Weihnachtsurlaub (und heute war vermutlich der anstrengendste davon).
Nur 1 Kaffee heute. Zeitmangel.
Anfallsartig 3 Weihnachtsgeschenke gekauft.
Jetzt hoffentlich 7 Stunden Schlaf.
Auf der Suche - eigentlich nicht Suche, ich wusste genau, dass es das dort gibt und zwar auch nur genau dort - nach einem Weihnachtsgeschenk war ich heute in einem Laden, in dem die Namen aller Produkte so lang waren, dass ich sie mir nicht vom aufs Handy schauen bis zum Regal schauen merken konnte und als ich mich hilfesuchend an den Verkäufer wandte fragte er mich, ob er erstmal an mir ein Ritual durchführen dürfe. "Spinnt der?", dachte ich, "was für ein Ritual überhaupt, am Ende mit Blut und Messern und irgendwas prä- oder postreligiösem, das fehlt mir gerade noch, ich wollte nur irgendwas kaufen, von dem ich mir nicht merken kann, wie es heißt und sowieso verschenke ich nächstes Jahr nur noch Sachen, die man online bestellen kann". Einen Teil davon sagte ich auch laut.
Der Verkäufer versicherte mir, er wolle das Ritual nur an den Händen durchführen, genau gesagt nur an einer Hand und mittlerweile war ich von den Düften und Produktnamen schon so wirr im Kopf, dass ich zustimmte, Hände habe ich ja immerhin zwei, das Risiko des Rituals an einer schien mir als bei keinesfalls mehr als 50% zu liegen. In Hand 2 hatte ich dann auch plötzlich Tee und dann kamen schon Gel und Krümel und Schaum und Spray an meiner anderen Hand zum Einsatz und zwischendrin immer Wasser und weiße Tücher. Und ich dachte daran, wie gerade in Aleppo die Leute verrecken und in Frankfurt massiert mir in einem Laden mit unaussprechlichen Produktnamen und Plingelmusik ein Typ mit vier verschiedenen Substanzen eine (!) Hand, die Welt ist schon sehr bizarr und ihre Teile zu etwas Begreifbarem zusammenzusetzen ist etwas, das mir jedenfalls gerade nicht gelingt. Und nebenher fragte der Typ, was ich so früh schon unterwegs wäre (es war 11 Uhr) und konversierte über das Wetter. Ausgerechnet.
Danach bekam ich mein Produkt - eigentlich dachte ich, es würde sich um zwei Produkte handeln, tatsächlich war es aber nur eins, dessen Name aus 9 Wörtern bestand, so fehlte mir jetzt ein Geschenk und in einem Anflug geistiger Wirrnis kaufte ich noch eine Kerze. Für Euro 18.50. Eine Kerze. Kein Witz.
Die Einkäufe wurden einzeln in Schachteln verpackt und dann in eine Tüte und in die Tüte noch "etwas zum Lesen" (ein Produktkatalog) und das Ganze wurde dann nochmal mit einem Spray eingesprüht und mir feierlich überreicht.
Ansonsten ist alles gut. Meine eine Hand ist auch nicht nennenswert verändert, außer dass sie noch jetzt, 12 Stunden später, sehr intensiv nach irgenwelchen neunwörtrigen Produkten riecht.
Seidem ich nicht mehr studiere, nicht mehr selbstständig arbeite und von Onlinespielen gebührenden Abstand halte, gibt es nur noch zwei Termine im Jahr, zu denen ich eine Nacht vor dem Computer verbringe: der eine ist die Steuererkärung, der andere die Erstellung des jährlichen Fotobuches vom Kind als Weihnachtsgeschenk für die Großeltern (und das Kind selbst) - natürlich immer die Nacht vor der Deadline.
Wann dieses Jahr der letzte Termin ist, an dem alles hochgeladen sein muss, um das Fotobuch am Heiligabendmorgen noch hektisch in der Filiale abholen zu können - Traditionen müssen gepflegt werden - habe ich vorhin nachgeschaut. Also falls Sie irgendein Anliegen haben sollten wenn alle, die Sie kennen, schon schlafen: in der Nacht von Freitag auf Samstag bin ich wohl durchgehend erreichbar.