Es regnet jetzt hier seit ich den Balkon bepflanzt habe ununterbrochen. Das ist aus zweierlei Hinsicht gut: zum einen muss ich nichts Gießen und zum anderen sind bei bedecktem Himmel ja wirklich keine Minustemperaturen mehr zu erwarten.
Langsam frage ich mich aber, ob es vielleicht doch die Sintflut ist.
Einer dieser Tage, an denen ich ins Büro komme und da ist recht gut zu tun, es sieht aber noch okay zu bewältigen aus, aber für jede Sache, die ich erledige, wachsen drei bis vier neue nach, so dass aus dem "recht viel aber okay" am Ende des Tages ein "unglaubliches Chaos, es wird nie, nie nie jemals alles erledigt sein" geworden ist.
Die nächsten Tage werden wieder diverse Tüten mit aussortierten Gegenständen (DVDs, CDs, Gesellschaftsspiele, Bastelmaterialien) die Wohnung verlassen.
Mit Anja vereinbarte ich heute um 12, Rosa zwischen 12 und 14 Uhr, Nicole weiß noch nicht, Marco Dienstagabend nach einer Party, aber nicht nach 21 Uhr, Brigitte Dienstag um 17 Uhr, Jana kommt heute Mittag aber weiß noch nicht, ob sie es schafft, Sonja wird sich bemühen, es bis 14 Uhr heute hinzukriegen (danach gehe ich nämlich weg), Sandra kommt heute kurz nach 12 Uhr, Paula heute oder eher morgen Abend um 20:30 Uhr, Angela will Rosa fragen, ob sie ihre Tüte auch mit abholt, Florian kommt heute um 12.
Im Laufe meines Frühstücks ergibt sich, dass es bei Anja jetzt eher 12:30 Uhr wird, Sandra kommt dafür schon um 11 und bringt im Austausch eine Tüte mit Pralinen und Schokolade für das Kind mit. Bei Florian wird es ca. 12:15 - 12:20 Uhr werden, erfahre ich beim zweiten Kaffee. Auch erfahre ich, dass Jana es wohl schafft und dass Rosa tatsächlich die Sachen für Angela mitnehmen wird und dass Sonja statt um 2 um 12 kommen wird. Und Rosa klingelt dann auch schon um 11:45, macht nichts, ich bin ja schon wegen Sandra ordentlich angezogen und das ist doppelt gut, denn Rosa fährt ein E-Mobil und kann gar nicht die Treppe hoch, das wusste ich schon, weil sie vor einer Woche schon einmal etwas abgeholt hatte. Schnell packe ich also die Sachen für Rosa und für Angela in eine Papiertüte und laufe nach unten, wo es so sehr regnet, dass ich sofort wieder hochlaufe und alles nochmal in eine Stofftüte umpacke, dann ist auch das erledigt. Sie fragt, ob ich sie direkt anschreiben kann, falls ich noch mehr Bastelsachen zum Abgeben finde. Natürlich kann ich das, so ist es ja viel einfacher. Sonja kommt wie angekündigt Punkt 12 und nimmt auch die Sachen für Malin mit - ich habe keine Erinnerung mehr an eine Absprache mit Mailn aber es wird schon seine Richtigkeit haben. Florian kommt um 10 nach 12 und nimmt zusätzlich zu seiner Tüte noch DVDs aus der Grabbelkliste gegen Taschengeldspende mit. Anja kommt um 12:30, keine weiteren Vorkommnisse. Kurzes Update zu Jana: Sie kommt um 13:30 Uhr.
Nichts davon ist erfunden (bis auf die Namen). Ich habe heute morgen schon mit fünf Personen das Wetter diskutiert und der Kater hat alle fremden ausgiebig beschnuppert und sie haben ihm fast alle Leckerli "für's nächste Mal" versprochen. Sachen verschenken ist saulustig.
Das Zimmer vom Kind ist tatsächlich, Stand heute, komplett aufgeräumt und alles, was sie nicht mehr braucht, ist weg. Gut, teilweise steht es in einem der übrigen Zimmer, aber es ist verplant/vergeben/versprochen, es ist nur eine Frage der Zeit, bis alles auch tatsächlich verschwindet. Und unter anderen wurden 7 große, blaue Müllsäcke mit Dingen, die wirklich niemand mehr braucht, entsorgt.
Jetzt kommen nach und nach die anderen Räume an die Reihe.
Ganz toll war heute die Mimik der Zweijährigen, mit der ich ihr neues Spiel spielte, bei dem man aus Klötzchen in verschiedenen Farben Schmetterlinge legen kann. Sie legte rote Schmetterlinge, blaue, gelbe, grüne, dann sollte ich Schmetterlinge legen und legte auch rote, blaue, gelbe, grüne und dann legte ich dem ansonsten ganz und gar roten Schmetterling eine gelbe Flügelspitze.
In dem Gesicht der Zweijährigen malte sich erst absolute Fassungslosigkeit - da war was falsch. Da war was falsch! Was war passiert? "Das ist falss!" lispelte sie bestimmt. Als ich nicht begreifen wollte, kam Empörung. Falsch, das musste man doch sehen! Dazu kam dann aber auch Belustigung. Wie konnte es sein, dass diese große Frau keinen korrekten Schmetterling hinbekam. Als ich dann noch dem blauen Schmetterling eine rote Flügelspitze gab, musste die Zweijährige sehr lachen, so sehr, dass sie erst einmal von ihrem kleinen Stuhl kippte.
Zur Beruhigung legten wir schnell wieder einfarbige Schmetterlinge, das war schon aufregend genug. "Jetzt blau!" "Jetzt rot!" "Jetzt das!", rief sie und ich legte ihr die gewünschten Schmetterlinge. "Jetzt überrasche ich dich!", sagte ich, "mach die Augen zu!". Und sie hielt sich die Händchen vor die Augen, ich legte einen gelben Schmetterling und deckte ihn mit der Aufbewahrungsschachtel ab, als sie die Augen wieder öffnete, sagte ich "Tadaaa!" und hob die Schachtel hoch. "Nochmal!", rief sie, und ich legte noch den blauen und den grünen Schmetterling und dann den roten mit der gelben Flügelspitze und - Tadaaaa! - die Zweijährige kreischte laut, als ich die Schachte hob, dann lachte sie laut, dann legte sie selbst einen Schmetterling mit "falscher" Flügelspitze und dann mit falschem Kopf und dann mit falschem Fühler und dann einen ganz bunten. Und dann begann sie, die Steine umherzuwerfen und auf die Schachtel zu schlagen und musste ein bisschen von ihrer Mutter beruhigt und ins Bett gebracht werden.
Tja, jetzt ist es passiert, das ist sie, die Invasion, und zwar auf meinem Apfelbaum auf dem Balkon. Irgendwas macht kleine Huckel auf seine Blätter und frisst ihn dann auf. Übeltäter sind nicht wirklich zu erkennen. Vielleicht sind es für unseren Verstand nicht erkannbare Aliens. Oder schnöde Blattläuse, ich habe nämlich keine Ahnung, wie die aussehen. Oder Raupen, die sich nach dem Festmahl in die Erde zurückziehen, während ich blöd die Blätter angucke.
Sehen Sie selbst:
Kann man da was machen? Wenn ja was? Oder wartet man entspannt drei Jahre ab, in denen es halt keine Blätter gibt, und dann ist die Brut verhungert? Oder muss man sich gar engagieren, damit die Invasion nicht in den Wohnbereich vorrückt?
Ich lese gerade einen Roman, der von einer Frau handelt, die in einer geheimen Organisation eine wichtige Position innehat und ihr gesamtes Wissen und ihre Erfahrungen dafür einsetzen muss, die Welt vor fürchterlichen Monstern zu retten. Nur leider hat sie gerade ihr Gedächtnis verloren und hat keinerlei Ahnung, was sie da eigentlich tut. Läuft aber bisher ganz gut.
So ähnlich komme ich mir momentan im Büro vor - naja davon abgesehen, dass ich jetzt nicht gerade die Welt retten muss, es spielt sich alles auf einer deutlich kleineren Skala ab. Trotzdem habe ich die meiste Zeit keinerlei Ahnung, was ich eigentlich tue. Und: es läuft bisher ganz gut.
Es gibt kein geeignetes Thema heute, egal, wie ich es drehe und wende.
Schon morgens bekomme ich eine Mail von Mama N in der steht "Telefon geht nicht und Paybackkarte ist abgelaufen, bitte kümmern!" Ich rufe also bei Wotanfon an, für den Bereich meiner Eltern ist keine Störung bekannt, die Leitung wird kurz geprüft und scheint in Ordnung zu sein. "Mach mal vom Strom und wieder dran!" antworte ich und widme mich dann der Paybackkarte mit der schnell folgenden Erkenntnis, dass Paybackkarten eigentlich gar nicht ablaufen. Woher sie das wüsste und wo das Datum stünde, frage ich meine Mutter.
Längere Zeit kommt keine Antwort. Dann eine WhatsApp. "Guthaben ist abgelaufen ich soll die 1 drücken oder ausschalten, schalte jetzt aus." Gleich bin ich noch viel mehr verwirrt. Das Handy meiner Mutter bucht normalerweise alles, was es braucht, von meinem eigenen Konto ab. Ich logge mich in den Kundenbereich ein, es ist auch alles in Ordnung, Guthaben da, Flatrate da, nichts abgelaufen und mein Konto auch gedeckt. Und sowieso, wie kann sie mir schreiben, wenn Wotanfon und Mobildaten ausfallen? "Wo bist du?" antworte ich.
"Einkaufen, Kuss!" antwortet meine Mutter. "Fernseher geht auch nicht." Der Fernseher meiner Eltern läuft über ich weiß nicht was, aber jedenfalls nicht über Wotanfon. Das nicht funktionierende Telefon, das nicht funktionierende Handy, der nicht funktionierende Fernseher und die abgelaufene Paybackkarte können in überhaupt keinem kausalen Zusammenhang stehen. Das alles aufzuklären bedarf deutlich mehr Zeit, als ich im Büro zwischendrin abknapsen kann. "Ich rufe dich an, wenn ich zu Hause bin. Auch Kussi!" antworte ich.
Um 17 Uhr rufe ich zurück. Ans Festnetztelefon geht niemand, das ist ja auch defekt. Ans Handy geht aber auch niemand. WhatsApp-Nachrichten bleiben unbeantwortet. Ich verwende den geheimen Kanal, der immer funktioniert, um mit meiner Mutter in Kontakt zu treten: der Wordfeud-Chat. Zum Glück bin ich an der Reihe. Ich lege ein doppeltes QI für 22 Punkte und schreibe "Wo bist du, wo soll ich anrufen, geh halt ran", in den Chat. Meine Mutter legt CIS, 21 Punkte und enthält sich einer Antwort.
Wenig später ruft meine Schwester an. Sie ist im Hause meiner Eltern und entnervt. Das Festnetztelefon funktioniert tatsächlich nicht, Internet und auch WLan sind im Haushalt aber vorhanden, weshalb meine Eltern über den Wordfeud-Chat erreichbar waren.
Relativ schnell stellt sich heraus, dass das Telefon nur nicht richtig eingesteckt war, gestern war nämlich irgendwer da und hat irgendwas am Gerät gemacht und hat dabei wohl und so weiter. Ist ja egal, Hauptsache es geht wieder.
Die abgelaufene Paybackkarte ist in Wirklichkeit eine Prepaid Karte. Autokorrektur. Aber sie steckt nicht im Handy meiner Mutter sondern im Handy meines Vaters. "Ich habe doch Handy gesagt!", belehrt Mama N. "Meins ist ein Smartphone, Papas ein Handy. Das solltet ihr wissen!" Warum sie dann mit ihrem Handy, Verzeihung, Smartphone nicht mehr auf Nachrichten geantwortet hat und nicht erreichbar war? Der Akku war leer.
Immerhin kann ich die Prepaid-Karte umgehend aus der Ferne wiederbeleben, auch wenn zwischenzeitlich sogar der Anbieter gewechselt hat, es ist aber alles leicht zu lösen. An Grenzen stoßen wir erst, als ich Papa N. sage, ich müsse nun sein Guthaben mit 10 Euro aufladen denn das will er nicht und das braucht er nicht. Dass der Anbieter ihm aber nicht lebenslang für nix telefonische Erreichbarkeit zur Verfügung stellen möchte sondern dafür eben jedes Jahr mindestens 10 Euro in Form von Guthabenaufladung erwartet, sieht dann auch Papa N. ein. Wenn auch widerwillig. "Na so viele Jahre werden es ja nicht mehr sein!" knurrt er und ich höre ihn durchs Telefon auf seinem Gebiss kauen. Ich setze mir umgehend eine Erinnerung in den Kalender, jährlich Anfang April dezent weitere 10 Euro aufzuladen.
Fast legen Schwester N und ich schon auf, da fällt uns noch der Fernseher ein. Was damit ist, wollen wir wissen. Der Fernseher funktioniert, doch zeigt er jetzt immer Untertitel, so lautet die Klage. "Ist doch gut, dann musst du den nicht immer so laut stellen" murmele ich und da hat Mama N. plötzlich Ohren wie ein Luchs: "Das ist aber nicht meiner sondern der von Papa, du missratenes Kind!"
Während Schwester N sich durch die Menüführung des Fernsehers fräst, gibt das missratene Kind einfach nur "Panasonic Fernseher Untertitel" bei Google ein und erhält als einen der ersten Treffer die Information, dass unter der grünen Taste auf der Fernbedienung eine Taste STTL ist und mit dieser kann man die Untertitel ein- und ausschalten. So wird es getan. Am anderen Ende der Leitung werden noch die Fernbedienungsdesigner beschimpft, dass sie einen so heimtückischen Knopf dort anbringen, wo man ihm beim Abstauben unabsichtlich drückt.
Dann ist aber tatsächlich die Ordnung in allen technischen Belangen wieder hergestellt.
Das mit der personalisierten Werbung klappt noch nicht gut. Seit einer Woche werden mir permanent Sommerschuhe angezeigt. Sehr hübsche, keine Frage. Einmal schwarz mit schwarz-weißem Schleifchen, einmal silber-glitzer, einmal schlicht schwarz. Gefallen mir gut. Deshalb habe ich sie auch vor ca. 4 Wochen schon gekauft. Und jetzt brauche ich eine frühlingshafte Jacke, keine Schuhe mehr. Hörst du, Werbungsausspionieralogrithmus? Frühlingsjacke!
Manchmal lese ich was und denke einfach nur "ja". Und nichts weiter.
Der Hauptcomputer des Hauses geht kaputt (oder ist kaputt, je nachdem ob man zum halbvollen oder halbleeren Glas neigt). Hauptcomputer ist missverständlich. Es ist das Gerät, das am größten ist und am meisten kann (es hat z.B. noch ein CD-Laufwerk und ist an einen Drucker angeschlossen und kann sogar noch Internet per LAN-Kabel) aber am Wenigsten genutzt wird. Eigentlich nur für Fotobuch und Steuererklärung und Datensicherung, wobei ich außer Fotos keine Daten absichtlich speichere. Nun geht er insofern kaputt, dass er ab und an unvermittelt abstürzt, ganz generell erkennt er keine Tastatur mehr und ob die Maus geht ist Glückssache. Das mit dem Abstürzen ist nicht ganz so schlimm, wenn man regelmäßig speichert. Das mit der Tastatur ist nicht übermäßig schlimm, denn man kann ja eine virtuelle Tastatur verwenden, per Maus. Wenn dann aber auch die Maus nicht geht, weiß ich auch nicht mehr weiter. Deshalb müssen die Daten (Bilder), die sich auf diesem Rechner befinden, gesichert werden, und zwar schnell, denn sonst wird es bei Totalversagen eventuell kompliziert mit Herausoperieren der Festplatte und anschließen an ein neues Gerät - sowas ist immer unerfreulich, sprich: ich wollte die Bilder heute sichern. Nicht morgen, nicht übermorgen. Heute. In Ermangelung einer besseren Idee laden sie nun also in eine Cloud, denn heute ging im xten Versuch mal kurz die Maus, so dass ich diesen Vorgang starten konnte. Absurde rund 33.000 Fotos aus etwa 15 Jahren. Wir sind jetzt bei etwa 29.000, ich kann den Rechner natürlich nicht ausschalten, bis das erledigt ist, wer weiß, ob die Maus jemals nochmal funktionieren wird. Jedes Mal, wenn ich aufstehe und mir ein neues Getränk hole (oder aufs Klo gehe) sind ein paar weitere hunderte Bilder gesichert. Das ist fast so befriedigend wie wenn die Waschmaschine läuft -a auch da wird sinnvolle Arbeit verrichtet, ohne dass ich einen Finger rühren muss.