Einer dieser Siruptage. An denen man sich fühlt, als stünde man bis zum Hals in diesem klebrigen Zeug und alles, was man anfasst, geht zäh. Schlafen scheint nur noch müder zu machen und ständige gedankliche wie körperliche Präsenz bei der kranken Mademoiselle lässt kein Luftschnappen zu. Alles, das sonst leicht von der Hand geht, haftet plötzlich und hängt nach - vielleicht einfach, weil die kurzen Leermomente zwischendrin nicht vorhanden sind.
Vielleicht aus dem Grund am Abend den Weg ins Büro so sehr genossen. An nichts zu denken und einfach zu gehen, den Schritt an niemanden anpassen zu müssen. Den Kopf zwischen die Knie stecken und die Musik aufdrehen, sonst nichts.
Ich weiß nicht, warum diese kleinen, fremdverusachten Abweichungen im Alltagsablauf mich momentan so umhauen. Vielleicht, weil das ganze Konstrukt mit Arbeit und Kind auch nach drei Jahren noch ungewohnt und wackelig ist. Oder vielleicht, weil ich gerade alles stabiler sehe, und jeder dieser Zwischenfälle diesen Optimismus Lügen straft. Oder vielleicht - achwasweißdennich und ich hab auch gar keine Lust, weiter darüber nachzudenken, denn ich langweile mich gerade sehr beim Herumjammern.
Eigentlich wollte ich nur sagen, dass man sich an solchen Tagen am besten irgendwo einen riesigen Kaffee im Pappbecher holt und beim Betreten des Rapunzelturms den Hintereingang nimmt. Da am Sicherheitsstand, wo man eigentlich nicht reinsoll, aber ich darf das, weil ich nämlich an Weihnachten und so denke und den Herren dort schon viel "Spässken", wie man zu Hause sagt, bereitet habe. Als ich beispielsweise mal versuchte, einen ausgewachsenen Golden Retriever in einem Umzugskarton durch das Drehkreuz zu schmuggeln. Was auch gelang, also nicht das mit dem Schmuggeln, aber das mit dem durch das Drehkreuz. Nach einigem Spässken und einigem Schnäppsken. Oder so.
Faden verloren. Stimmung gewonnen. Passt.
Drei Personen beratschlagen seit knapp 10 Minuten, ob sie mir eine Briefmarke geben können, obwohl ich kein Formular ausgefüllt habe. Es ist letztendlich wirklich egal, auch die Sache mit dem Formular, ich kam nur gerade vorbei, erinnerte mich, dass ich die Briefmarke brauche, und hatte keins dabei. Neugierde, wie dieser Fall gelöst wird, hält mich davon ab, nun einfach eins holen zu gehen. Hat mir übrigens auch noch niemand vorgeschlagen.
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An manchen Tagen, so wie heute, ist das Loslassen dann plötzlich so einfach. Da, wo ich sonst alle Konzentration aufbringen muss, um im Gleichgewicht zu bleiben, nicht nach der einen oder anderen Seite auszuticken. So ein bisschen wie ein Seiltänzer - nicht in der Show mit komischen Glitzerklamotten, sondern beim Training, mit den schonmal genannten zerschlissenen Jeans und dem schwarzen T-Shirt. Wildes mit-den-Armen-Rudern und verkrampfter Blick. Und an irgendeinem Tag geht man dann einfach hoch auf das Seil und läuft drüber, ohne einen weiteren Gedanken, so what.***
Am Wochenende Multi-Kulti-Selbstversuch. Die allerbeste Kindergartenfreundin der Mademoiselle N. hat eingeladen. Wenn ich richtig verstanden habe, für Sonntag nachmittag, und die Adresse wurde mir notiert. Die Familie kommt aus Pakistan(?), wie die Kinder sich untereinander genau verständigen, weiß ich nicht, jedenfalls spricht die Mutter kein Deutsch. Aber irgendwie meine ich, es gäbe Kaffee(?). Bei der Vereinbarung des Treffens haben wir viel gelacht, das ist ja schonmal international. Naja, außer in China oder so, aber da kommt sie definitiv nicht her. Also bin ich gespannt und nehme mir fest vor, Socken ohne Löcher anzuziehen und irgendwas Unverfängliches mitzubringen.***
Ja, ich weiß, ich prokrastiniere. Aber ich hab mir das heute verdient.An manchen Tagen stehe ich morgens an der Ampel und denke, dass alles etwas leiser ist als sonst. Manchmal liegt es dann daran, dass eine Erkältung im Anzug ist und die Ohren schon dicht sind. Manchmal (naja, selten, und das fällt mir meistens vorher auf), hat es geschneit. Manchmal ist es der Tag-des-trockenen-Straßenbelags nach viel Regen und den damit verbundenen nervenden Auto-fährt-durch-Pfütze Geräuschen. Manchmal sind die Nerven auch einfach nur etwas besser als sonst. Gehen wir mal in unsäglichem Optimismus davon aus, dass letzteres heute zutrifft.
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Heute Abend steht ein Gespräch an. Eins der solchen, die den Großbuchstaben verdienen. Bis dahin wird es helfen, nicht allzu viel darüber nachzudenken. Ich halte nämlich wenig von detaillierter Gesprächsvorbereitung. Gut, die Eckpunkte sollten vorher klar sein, aber die lassen sich bei den allermeisten Sachverhalten ja auf 3 bis maximal 5 Dinge reduzieren. Diese ganze Sache mit innerlich mehrfach durchgeprobten Dialogen hingegen finde ich wenig sinnvoll, denn wenn es dann so weit ist, versucht man verzweifelt, das Drehbuch abzuwickeln. Im besten Fall gelingt es und man langweilt sich fürchterlich. Das ist aber selten, meistens gerät man ins Stammeln, wenn der andere sich unverschämterweise nicht an den ihm (zuvor, innerlich) zugewiesenen Part hält, oder man zieht einfach sein Ding durch, ohne die tatsächliche Reaktion des anderen zu berücksichten. Situationsunangemessen. Besser ist es, gut zuzuhören das Gespräch auf das abzustimmen, was tatsächlich gesagt wird, nicht auf das, was man erwartet.Also mache ich mir bis dahin einen möglichst schönen Tag. So in etwa nach dem Konzept der Henkersmahlzeit. Nur, dass es nicht mein Kopf ist, der rollt.
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An anderer Stelle scheinen die Hinweise aber nun endlich angekommen zu sein und ein Plan wurde fallen gelassen. Mit der Bemerkung, dass es sowieso "mehr so ein Machtspielchen" war. Manches muss ich nicht verstehen. Wozu soll ich mich denn auf Machtspielchen einlassen, wenn ich mit dem Rücken zur Wand stehe? Da gehe ich doch einfach leise einen Schritt zur Seite, und wer dann unbedingt vorbeipreschen muss, der möge es krachen lassen.Heute morgen angesichts der Offerte "Täglich tückisches Frühstück" im Dönerladen in Gedankengänge verfallen. So ein Frühstück kann es ja tatsächlich in sich haben, und der Dönermann ist sowieso speziell. Ich denke ich sollte dort wenn überhaupt dann in wehrhafter Begleitung den Tag beginnen. Oder vielleicht die Lokalität drei Häuser weiter wählen, die "grosses Früchtstück" und "sehr grosses Früchtstück, mit drei Eis" anbietet. Drei Eis am Vormittag ist wahrhaft luxuriös. Dort würde ich, vielleicht, mit dem Kind einkehren.
Letztendlich war es aber der Zusatz "Spiegel oder gebratem", der mich dann (gedanklich) völlig umriss. Nicht nur, weil "Spiegel oder gebratem" beim Ei ja ein ähnlicher Unterschied ist wie "gerührt oder geschüttelt". Sondern auch, weil es mir die schöne -em Endung sehr antat, denn sie erinnerte mich an eine wunderschöne und mir leider unbekannte Sprache, die Sätze in der Art von eis espigal jelinek gebratem palanim jasgid nemsat enthalten würde. Fragen Sie mich nicht, was das heißen soll, aber ich könnte in dieser Sprache ganze Fernsehsendungen moderieren. Außer, dass ich natürlich nicht im Fernsehen auftreten möchte. Ich trete allenfalls in Linienbussen auf, dort aber in gänzlich anderem sprachlichen Ausdruck und mit wenig konkreter Zielgruppe, aus der sich auch noch niemand angesprochen fühlen möchte.
Eigentlich dachte ich aber gerade über etwas völlig anderes nach, als das Frühstück tückisch zuschlug. Darüber, dass es manchmal freundlicher ist, unfreundlich zu sein, auch wenn es einem selbst nicht schmecken will. Gerührtes Spiegelei gibt es halt nicht.
Ja, und das alles tatsächlich vor dem ersten Kaffee.
- Ausgeschlafen weil, einfach so, 1,5 Stunden verpennt. Und das hat noch nichtmals wer bemerkt. Wäre ich nicht so fit, würde mich das vermutlich deprimieren.
- Morgens in der Bahn gedankenverloren anstelle eines Brillenputztuches ein Kondom aus der Tasche gezogen und ausgepackt. Den Irrtum aber noch rechtzeitig vor dem Wischen bemerkt. Trotzdem nicht mehr getraut, den gegenübersitzenden Mann zu fragen, was das für ein knubbeliger Gegenstand ist, den er in der Reißverschlusstasche seiner Wollmütze (!) hat. Statt dessen nur gestarrt und gegrübelt. Ob das die bessere Lösung war, erscheint mir im Nachhinein fraglich.
- Gestern beim Sport einer älteren Dame (keine Mitarbeiterin sondern Kundin!) geholfen, die Anzahl der Kleiderbügel in jedem Spind zu kontrollieren. Warum weiß ich nicht, aber es schien ihr wichtig zu sein. Festgestellt, dass ich trotz ausreichender Bügelanzahl in meinem Spind die Sachen immer einfach reinschmeiße.
- Auch gestern auf der Jagd nach einem Unterhemd (das Alter, der Rücken, Sie wissen schon...) nur Mist zu unverschämten Preisen entdeckt. Jeans gefunden, die billiger als die Hemden war. Gekauft. An der Kasse mit Blick auf das Modell, das ich gerade trug, mitleidig gefragt worden, ob ich die neue direkt anziehen möchte. Löcher an den Knien und Flecken aus grasgrüner und pinkfarbener Glitzerknete scheinen out zu sein...
- ...'n paar kleine querschlagende Kopfproduktionen...
- Muss unbedingt Geburtstaggeschenke kaufen. Februar/März ist anstrengend in der Hinsicht.
- "roppe, kloppe, spritze" am 22.4. Huarrr!
Bevor es nun kippt, die drei kleinen Glücksmomente für heute:
- Die endlich komplett geleerte Shampoo-Flasche, die seit über einer Woche auf dem Kopf herumwackelt und mir mehrmals täglich durch Umkippen unsagbar auf die Nerven geht. Weg damit, was für ein Glück, da hab ich mich richtig von Herzen gefreut. Für's nächste Mal: auch mit Restmenge entsorgen. Die Ersparnis des negativen Umweltsau-Karmas wird mehr als aufgehoben durch die Hassgefühle, die das Geräusch beim Aufprall der Flasche auf den Boden regelmäßig hervorbringt.
- Der sehr alte Herr beim Bäcker, der am Fenster am Stehtisch einen Kaffee trank, und dabei so wirklich schick zurecht gemacht und in wunderbarer Pose stand, dass ich ihn zunächst für eine Schaufensterpuppe hielt. Das war restlos schön. Spontan verliebt.
- Die Tussentrulla im Zoo, die ihre Kinder grundlos daueranbrüllte, dann unachtsam einen Schritt zurück trat und mit beiden 10cm-Stilettoabsatz-Stiefeln mehr als knöcheltief im Schweinemist versank. Grinsen pur.
- "Wir lösen hier jedes Problem!", sagte die junge Dame beim Optiker sehr überzeugt, und ich dachte mir, ach, das ist gut, das merk ich mir, da komme ich mal mit ein paar Sachen vorbei. Dann fiel mir ein, dass mein Problem dort ja tatsächlich behoben wurde, sogar auch schon zum 4. Mal, immer dasselbe Problem. Die sind wirklich gut darin. Nur nicht auf Dauer.
- Dem Kind beim Abendessen zugeschaut, wie es mit halboffenem Mund befüllt mit Tomatenbutterbrot schmatzt und weltzufrieden die Umgebung mustert. Es angeschaut, dieses Kind, mein Kind, als ganz eigenen Menschen mit ganz eigenem Kopf, die Abendbrotsituation am Küchentisch und festgestellt, dass es noch immer nicht ganz durchgedrungen ist, dass das alles nicht vorübergehend* ist. Dass es manchmal ein Gefühl ist, als spielten wir Vater-Mutter-Kind. Ist das normal?
(*Vorübergehend dann natürlich letztendlich schon, aber so - hoffentlich - langfristig war das nicht gemeint.)
- Morgens dem Coffee-to-go nachgetrauert, den ich im September 1994 am Düsseldorfer Hauptbahnhof nicht getrunken habe.
nochn bischn corazón, damit die Frau V. schimpfen kann ;-)
- Tut mit leid, dass das so viel heute ist, aber irgendwo muss es ja hin!
- Nach ca. 2 Stunden relativer Ruhe geht das Ganze wieder von vorne los. Das ist wirklich absurd und ich fange nun an, mich selbst dabei zu langweilen. Immerhin schaue ich jetzt nicht mehr ständig aufs Blackberrydingens. Eine gute Regelung. Nein, gut ist anders. Aber es hilft.
- Beim Memory grandios verloren. Ich war nicht bei der Sache.
- Ich sprach letztens schon von einem meiner Ichs in einer dieser Parallelwelten, das Autofahrerin ist, mit so einem ordentlichen, sauberen Wagen und einem praktischen Klappkorb im Kofferraum. Dieses Ich ist kinderlos und kauft in großen Supermärkten mit riesigem Parkplatz ein, und zwar immer nur kleine Packungsgrößen. Ein weiteres Ich da draußen irgendwo kann dieses Dramontische so richtig gut. Sie hat pastellfarbene Bettwäsche und auch eine Tagesdecke, und wenn "was ist" (was oft ist) wirft sie sich theatralisch auf eben dieses Bett mit Tagesdecke und vielen Kissen und bricht in viele Tränen aus. Sie ist klein, brünett und zierlich. Oh, wie würde sie mir auf die Nerven gehen, wenn ich die kenne würde...
- Und ich kann überhaupt nicht genug betonen, wie sehr dieser verklemmte Hals mich nervt. Ich bin nah dran, den Kopf abzuhacken, was auch eindeutige weitere Vorteile hätte! Dieses Mistding!
- Heute Abend Sport. Danach Biolek-Imitation. Nur ohne Spucken.
- Langsam wird es wirklich Zeit, dass die Putzfrau wieder kommt. Aber die hat Grippe. Also die richtige. Wie mehrere im Büro übrigens auch. Das ist spannend, ich bin nämlich geimpft und wollte schon immer mal wissen, ob das was taugt. Wobei ich noch nie eine Grippe hatte, auch in ungeimpften Jahren nicht. Ich kann immer nur mit orthopädischem Gebrechenscontent aufwarten. Armselig. Gehe heute zum Sport.
- Das mit dem "schlapp lachen" war eine Fehleinschätzung. Morgen vielleicht.
- Grenze gefunden. Ah, hier also. Mal schauen, ob man die noch schieben kann. Morgen vielleicht.
- "Gang-Bang-Bag" nicht fotografiert, obwohl Kamera dabei. Keine Lust. Morgen vielleicht.