Kraulschwimmkurs für Fortgeschrittene!!!
Ja, heute war es so weit: der Kraulschwimmkurs für Fortgeschrittene begann. Fortgeschrittene, das sind wir, die Kraulschwimmpartnerin und ich. Und sechs andere, nämlich die nette Frau, die Streberoma, ein Elektriker, zwei bisher unauffällige weitere Frauen (Hanni und Nanni heißen sie, glaube ich) und jemand, der bisher nur auf dem Papier existiert. Der Elektriker hat den Fortgeschrittenenkurs schon einmal gemacht, war aber mit dem Ergebnis noch nicht zufieden. Ob die übrigen Teilnehmerinnen auch aus einem Fortgeschrittenenkurs oder aus einem anderen Anfängerkurs stammen, konnten wir noch nicht feststellen. Auch nicht am Schwimmstil, merke ich hier gerne an.
Wir schwimmen jetzt immer von allem vier Bahnen. Das machen Fortgeschrittene so. Erst gab es einarmiges Schwimmen mit Haifischflosse, dann nur Kraulbeine, dann Haifischflosse auf der Seite, dann einarmiges Schwimmen mit Reißverschluss, dann Kraulabschlag, dann immer erst mit jedem Arm eine Zug, dann zwei, dann drei, dann vier und so weiter. Dann normales Kraulschwimmen. Wir übten besonders die Armbeuge, sagte der Kraulschwimmlehrer, und dass das jetzt in jeder Stunde so wäre, dass wir irgendwas besonders üben. Das kam wenig überraschend. Aber eine richtige Struktur offenbarte der Aufbau der Übungen mir nicht. Der Kraulschwimmlehrer war auch irgendwie nicht gut drauf. Der Elektriker bot zwischendurch eine Kiste Bier für diejenige, die ihn ins Wasser schubst, aber keine von uns traute sich. Es ist ja auch zu vermuten, dass ein aufgebrachter Kraulschwimmlehrer im Wasser wendiger ist als wir alle zusammen. Pick your battles.
Mein Ziel, nicht aus der Puste zu geraten, hatte ich bei der dritten Bahn "nur Kraulbeine" schon verfehlt, aber dann fing ich mich sehr schön wieder und erinnerte mich ans langsam schwimmen. Dann lief es wirklich sehr gut. Ob die Übung während der Ferien sich tatsächlich ausgezahlt hat, oder ob es Tagesform war in Verbindung mit dem wirklich viel angenehmeren Wetter als bei den letzten Schwimmstunden vor den Ferien - ich weiß es nicht, aber ich konnte meine Bahnen mit Atmen auf 3 schwimmen, ohne aus der Puste zu geraten.
Schön war auch, dass der Schwimmlehrer mich nicht einmal bei irgendwas verbesserte. Aber vielleicht hat er mich auch einfach übersehen.
Ich habe heute ein bahnbrechende Entdeckung gemacht - wobei ich ziemlich sicher bin, dass ich sie schon mehrmals vorher gemacht, aber immer wieder vergessen habe, trotzdem möchte ich sie teilen. Dabei fällt mir auf, dass ich sie möglicherweise sogar auch schon hier aufgeschrieben habe, aber ich will mal ganz offen sein: es gibt Themen, die kommen immer wieder. Liebesromane haben letztendlich immer dieselbe Story, in der Bundesliga gibt es immer mehr oder weniger dieselben Begegnungen und mehr oder weniger dieselben Ergebnisse und auch über das Wetter reden wir jedes Jahr neu, mich selbst eingeschlossen, und ja, auch wenn ich mein selbst gesetztes Ziel, dieses Jahr dem Sommer gegenüber absolute Contenance zu wahren, auf den letzten Metern verfehlt habe, strebe ich für den Sommer 2017 ein "fail better" an. Insofern scheint es nicht verwerflich, nein sogar naheliegend wenn nicht gar schon verpflichtend, auch die bahnbrechenden Entdeckungen wenn auch nicht jährlich, so doch öfter als einmal anzusprechen.
Es geht darum, dass ich heute irgendwas gemacht habe, was 15 Minuten dauert, was war es noch gleich? Achja, ich habe Wäsche vorbehandelt und das Zeug einweichen lassen. Ein kleiner Exkurs: ich neige dazu, gerade bei Flecken auf weißer Wäsche "Ohje!!" zu denken, das ist ganz und gar unnötig. Flecken gehen nämlich aus weißer Wäsche viel einfacher heraus, als aus bunter, weil man, klar, weiße Wäsche zur Not mit allem Möglichen behandeln kann, bunte aber eben nur mit Zeugs, das die Farben nicht ausbleicht. Sie vielleicht auch, daher: wir müssen bei Flecken auf weiter Wäsche nicht unnötig erschrecken. Ich behandelte heute Tomatensauce auf weißem T-Shirt vom Kind vor, es sollte 15 Minuten einwirken, dann in die Waschmaschine, ich stellte eine kleine Uhr, überlegte, was ich in den 15 Minuten mache (hinsetzen und wieder aufstehen ist immer so anstrengend) und entschied mich, die Wäsche vom Wäscheständer zusammenzulegen.
Und hier die Erkenntnis: Wäsche vom Wäscheständer zusammenlegen dauert keine 15 Minuten sondern nichtmal 10. Es ist erstaunlich, wie oft ich den Wäscheständer sehe und genervt bin, weil das ja aaaaauuuuuuch noch gemacht werden muss, sicher verbringe ich mehr als nichtmal 10 Minuten in der Woche mit diesen Gedanken. Das will ich nicht mehr tun, lieber schnell zusammenlegen, keine 10 Minuten, viel effizienter.
Dasselbe gilt übrigens auch für die Spülmaschine, nur noch besser: 3,5 Minuten. Das weiß ich noch von früher, als wir noch eine Mikrowelle hatten, irgendwas darin benötigte immer exakt 3,5 Minuten, ums Verrecken kann ich mich nicht mehr erinnern, was das gewesen ist, was ich überhaupt in der Mikrowelle erhitzt habe. Babynahrung nicht, mein Baby hat ja nie Babynahrung gegessen und nur kalte Sachen getrunken. Essen vielleicht, als ich abends gearbeitet habe, da habe ich mittags gekocht und Herrn N. eine Portion übrig gelassen, aber nun, die habe ich dann natürlich auch nicht 3,5 Minuten lang erwärmt, denn da war ich ja nicht da. Mysteriös. Kein Wunder, dass wir keine Mikrowelle mehr brauchen. Aber an die 3,5 Minuten erinnere ich mich genau, was soll man anfangen in 3,5 Minuten, hm. Die Mikrowelle stand auf der Spülmaschine, ich tat das Nahliegende und weiß daher sehr genau, wie schnell so ein Ding ausgeräumt ist, wenn man erst einmal anfängt.
Wobei ich hinzufügen muss, das ist wichtig: man kann das Ausräumen bzw. Zusammenlegen auch mit dem Hinweis, dass es keine 3,5 bzw. 10 Minuten dauert, veranlassen. Nur, weil etwas schnell geht, muss man es nicht selbst tun.
Und die Tomatensoße ist übrigens nicht rausgegangen. Funktioniert ja angeblich gut, wenn man Sachen mit Tomate oder Karotte drauf in die pralle Sonne legt. Ein einziges Mal kann ich Sommer brauchen, und dann ist er gerade vorbei!
Ist es immer noch unangemessen warm? Ja, ist es. Sie sehen hier einen kleinen Hitzestreik. Auf meinem Kopf liegt aber ein Kühlakku, daher wird es für ein paar Sätze gehen. Bzw. für eine Frage:
Die Flüchtlinge in Ungarn. Warum wollen sie unbedingt weiter? Dass sie gerne weiter möchten, generell, aus verschiedenen Gründen, kann ich mir vorstellen. Aber so sehr, dass sie nochmal ihr Leben aufs Spiel setzen, sich nochmal Schleusern anvertrauen, zu Dutzenden in dubiose Lieferwagen steigen? Wie kommt das? Ist da eine ganz krasse Situation, möglicherweise auch eine lebensgefährliche, die ich übersehe? Oder denkt man sich nach so einem langen Weg vielleicht, dass ein paar Stunden per Lieferwagen jetzt so schlimm auch nicht mehr sein können, wenn die Gesamtlage dafür ein bedeutendes Stück besser wird?
Zum Glück müssen sie es ja momentan nicht tun und können in einen Zug steigen. Aber trotzdem, wenn Sie mir das erkären können, würde ich mich freuen.
Wäre in meinem Kopf heute irgendwo eine Geschichte gewesen, dann liegt sie jetzt entlang der A3, denn mehrere Stunden Autofahrt dort haben sie herausgeruckelt.
Dementsprechend bin ich jetzt schlecht gelaunt. Autofahren ist doof, Sommer ist auch doof, beides im Übermaß hier vorhanden heute. Sie hören mehr wenn akzeptable Temperaturen herrschen. Ich bin keine Sommerbloggerin.
Gestern sind gleich zweimal Leute vor mir - ja, ähm - weggerannt. Dabei hatten sie mich vorher von sich aus angesprochen.
Der erste war in der S-Bahn der Kontrolleur. Ich habe ein eTicket - auf den eTickets meines Verkehrsverbundes steht keinerlei Information, man muss sie an ein Gerät halten, um herausfinden zu können, ob die Besitzerin, also ich, sich in einem Tarifgebiet aufhält, für das sie bezahlt hat. Sehr viele Kontrolleure verfügen über einen quasi Laserblick, der ihnen diese Information bereits bei einem kurzen Blick auf das eTicket offenbart. Andere hingegen müssen es tatsächlich an ihr Lesegerät halten, das dauert etwa 10 Sekunden, wenn der Kontrolleur also im Gang steht und zwei Vierersitze kontrolliert, dauert es etwa 80 Sekunden. Das ist für mich schon wertvolle Zeit, die ich ungern damit verbringe, anderen Leuten dabei zuzusehen, wie sie ihre Fahrkarten heraussuchen. Ich suche also meine heraus, halte sie mit der einen Hand Richtung Gang und mit der anderen Hand - Sie ahnten es - spiele ich weiter auf dem Handy Scrabble.
Dann kam es so: der Kontrolleur gestern sagte: "Ich finde es sehr unhöflich, dass Sie auf Ihr Handy glotzen, während ich Sie kontrolliere!!". Unhöflich will ich nicht sein, also sagte ich: "Oh, das tut mir sehr leid. Wollen wir uns unterhalten? Haben Sie ein Thema? Das Wetter? Bundesliga hat auch wieder angefangen? Oder Flüchtlinge - das beschäftigt mich momentan sehr?!" Dann lief der Kontrolleur - ohne weiter meine Fahrkarte anzuschauen, vielleicht hatte er just in diesem Augenblick den Laserblick bekommen? - den Gang davon, murmelte "hab hier zu tun..." und stieg an der nächsten Station aus.
An der übernächsten Station stieg ich auch aus, ich hatte unangemessen viel Gepäck, weil ich Diverses aus dem Büro mit heimtragen musste, das Gepäck nervte mich schon seit einer halben Stunde und umso mehr, weil ich damit jetzt auch noch einkaufen musste, ich hasse es, Sachen zu schleppen und ich tue es jeden Tag, umso mehr hasse ich es. Also schleppte ich mein Gepäck, alle Rolltreppen waren kaputt, ich nahm die Treppe, auf der Treppe lungerten prollige Typen herum saßen junge Männer und plauderten, ich schlängelte mich vorbei und der eine sagte: "Ei, Schnegge, musst du mit diesen ganzen Taschen jetzt heir durch??" Ich stellte die Taschen sofort ab, etwas ruppig vielleicht, trat einen Schritt näher und sagte "Pass auf, ich erklär Dir das ganz genau!!" - vielleicht griff ich im Eifer meiner Erklärung nach dem Arm des jungen Mannes, ich weiß es nicht genau, "komm her und hör sehr genau zu" sage ich wohl noch, aber da wich er schon zurück und ein paar Stufen die Treppe runter, seine Freunde begannen zu lachen. "He, warte!" rief ich, aber dann hatte ich doch selbst auch keine Lust mehr, das Offensichtliche zu erklären und ging schulterzuckend weg.
Erst suchen die Leute das Gespräch und dann doch nicht. Vielleicht hätte ich mich geärgert, aber dann kam die WhatsApp vom indischen Lieferdienst und der Tag war gerettet. Mitterweile sind wir in der Gruppe nur noch 8, das ist schon traurig. Und es gab auch noch gar kein Tagesangebot.
Das Alleraufregendste heute - und ich hatte auch Mittags schon ein aufregendes Erlebnis, aber ich glaube, ich darf das so sagen: das Alleraufregendeste heute geschah ganz unverhofft im Bus, als ich nur noch 6 % Akku hatte, und zwar fügte der Indische Lieferdienst, bei dem ich schon das eine oder andere Mal bestellt habe, mich und 100 weitere Kunden zu einer WhatsApp-Gruppe zusammen.
Erst bin ich irritiert, doch sehr schnell erkenne ich das Potenzial. Nicht nur wird das Lokal natürlich auf Sonderangebote hinweisen oder sogar Gutscheincodes in der Gruppe verteilen. Auch werden wir Kunden uns austauschen können:
"Eil - 14 heute besonders delikat. Achtung, 23 schärfer als ich's aus Mumbai kenne. 8 ist aus. Raita heute salzig!"
"Du warst in Mumbai?" würde vielleicht jemand antworten. "Ja, Geschäftsreise."
Oder wir schreiben, wenn noch was übrig ist. "Hab 21 und 34 bestellt, nicht alles geschafft, Nähe Marktplatz, wer will?!"
So werden Kontakte geknüpft. Ich höre schon die Hochzeitsglocken läuten. Zwischenzeitlich verlassen aber ganz viele Kunden die Gruppe. Unverschämt. Und unvernünftig, es ist doch noch gar nichts passiert!
Ich bin versucht, den ersten Gruppenbeitrag zu schreiben, möchte aber natürlich dem Admin nicht zuvorkommen. Er hält sicher eine besondere Überraschung für uns bereit.
Um 18:45 - symbolträchtige Zeit! - ist es so weit: "Heute chicken Tikka im Angebot für 7,50€"
Chicken Tikka ist total lecker, ich habe das schonmal bestellt. Allerdings koche ich gerade Bolognese. Schade. Ob jetzt der richtige Zeitpunkt wäre, sich in das Gespräch einzubringen? Aber wie? "Hallo alle!" oder so? Oder "Chicken Tikka hatte ich schon mal: 1a"? Oder etwas Salbungsvolles: "Verehrte Freundinnen und Freunde der indischen Küche und Kultur..."?
Während ich noch überlege, schaltet sich Nutzer "Dose Thunfisch" ein mit den Worten: "Hey, why you publish our numbers?" Die Frage bleibt zunächst unbeantwortet. Weitere Teilnehmer verlassen die Gruppe.
Endlich, um 20:45 Uhr, prescht "Dino" vor. Dino macht Daumen hoch und schreibt "Wird bald wieder bestellt". Kurz darau schreibt eine Stella "Hallo". Eine weitere Person verlässt die Gruppe. Wir sind jetzt nur noch 13.
Einer der 13 ist Bizeps-Andi. Also Andrej, mit Bizeps-Symbol neben dem Namen. Er schreibt Eeewwwaa - das ist vermutlich Indisch und heißt vermutlich Tschüss, denn er verlässt den Chat. Ich bin ein bisschen traurig. Wir sind jetzt nur noch 12. Naja, der harte Kern. Nämlich der Admin, Dino, Stella, ich, ein südländischer Herr mit Bart, eine junge Frau mit einer sehr großen Schleife im Haar, jemanden mit gelber Sonne als Profilbild und jemand, der (oder die, es ist nicht gut erkennbar) Laufsport betreibt. Und vier Personen, über die ich nichts weiter weiß.
Noch nicht! Ich glaube, da kommt noch Großes!
Wie der Kollege aus den USA beim gemeinsamen Biertrinken etwas mit dem Handy filmte und dazu sagte: "Keine Sorge, ist nur für meinen Freund dass der sieht was ich hier so mache, ich bin nicht Ossi mit Stasi und so!" und drei Personen (mich eingeschlossen) ihn perplex anstarrten und gleichzeitig "Häh, was Ossi? Du bist der Ami von der NSA!" sagten.
Verblüffung allenthalben. Er wäre nie darauf gekommen, dass wir diesen Eindruck von seinem Land haben. Wir wären nie darauf gekommen, dass er noch diesen Eindruck von unserem hat, nach diesen hundertausend (also: knapp 26) Jahren.
Heute habe ich überraschend sehr viele Haare beim Friseur gelassen und nun gehe ich zum Karaoke, wo ich vielleicht das wenige bisschen Stimme lasse, das nach der Erkältung zurückgekehrt ist.
Ansonsten keine Zeit zu nichts, ein übervoller Schreibtisch im Büro, aber ist egal, ab Freitag habe ich ja wieder Urlaub. Und zwar das größte Teilstück des Sommerurlaubs.
Hehe.
Die schlechteste Restauranterfahrung hatte heute ich. Es war allerdings so schlecht, dass es schon wieder lustig war, also möchte ich nicht klagen. Aber berichten möchte ich natürlich schon.
Es begann mit der telefonischen Reservierung für 5 Personen. Mein Name ist kompliziert, lautet jedoch nicht Süzhp, woran sich aber auch trotz mehreren Korrekturversuchen nichts ändern ließ (tatsächlich enthält er überhaupt nur einen Buchstaben aus diesem Sammelsurium). Kein Wunder also, dass die Reservierung bei Eintreffen nicht auffindbar war, ich durfte sogar selbst im Buch schauen, es war aber nur eine einzige Reservierung überhaupt eingetragen, 8 Personen auf Rpeef (also in echt vermutlich: Müller). Egal, es war ja Platz genug.
Wir waren zunächst nur zu zweit, wollten daher erst nur etwas Trinken, während wir auf die anderen warteten. Dreimal fragte dieselbe Bedienung nach, ob wir wirklich nur etwas trinken wollen, und ob noch mehr Personen kämen. Dann kam eine andere Bedienung und fragte dasselbe nochmal.
Person 3 erschien, ihr dürstete nach Cocktails, auf der Karte gab es keinen. Auf Nachfrage war es auch nicht möglich, einfach einen zu machen. Nein, auch keinen Hugo. Gut, dann den Eistee von der Karte. Ach, der ist leider aus. "Alle guten Dinge sind drei", sagte Person 3, nur sehr leicht angespannt. "Ich nehme die Orangina." Die Orangina kam. Sehr verwundert nahm man noch den Wunsch zur Kenntnis, ein Glas zum Getränk zu erhalten. Nun gut.
Das nächste Getränk, Apfelsaftschorle, schmeckte bizzelig. Vielleicht Bio.
Dann kamen die anderen Gäste, Essen wurde ausgewählt, schließlich auch serviert. Ein Gericht deutlich später als die anderen. Die grüne Soße enthielt Essiggurke, Mayonnaise und ganz unangebrachterweise Tomaten. Die dazu gereichten Salzkartoffeln dazu waren 3 Viertel einer einzigen Kartoffel. Der hausgemachte Kartoffelsalat schmeckte nach Packung, auf Rückfrage, ob er denn wirklich hausgemacht sei, wurde das bejaht und dann "ich schicke mal den Kollegen" gesagt. Dann kam sehr, sehr lange niemand. Kein Kollege, und auch sonst keiner. Auch nicht für Getränke.
Schließlich traute sich wieder eine Bedienung an unseren Tisch. Wir bestellten Dessert. Das Schokosoufflé auf Fruchtspiegel wurde empfohlen, wir bestellten es. Kurz darauf die Information: es würde mindestens 8 Minuten dauern, weil das Soufflé frisch gebacken würde (besser ist das!). Kein Problem. Wenig später die Information: der Ofen ist gerade besetzt, es wird bis zu einer halben Stunde dauern. Auch kein Problem.
Nach 50 Minuten fragte ich nach einem Update zur Dessertsituation. Die Bedienung offerierte eine Runde Getränke auf Kosten des Hauses. Dann kam das Dessert. Das Soufflé an sich war okay. Am Tellerrand Sprühsahne. Und Apfelscheiben. Diese ganz eindeutig mit einem Messer geschnitten, das vorher für Zwiebeln verwendet worden war.
"Um 10 vor 10 müssen wir draußen schließen!", ließ die Bedienung wissen. Kein Problem für uns, irgendwann hat man genug erlebt.
Irgendwann in den letzten Jahren habe ich den Gedanken aufgegeben, am ersten Tag nach der Rückkehr aus dem Urlaub an meinem Schreibtisch tatsächlich irgendwelche Dinge wegzuarbeiten. Deshalb stressen mich diese Tage nicht mehr. Heute kam ich zum Beispiel erst gar nicht bis zu meinem Büro durch, unterwegs hatten so viele Personen Gespächsbedarf, dass zwei Stunden vergingen, bis ich überhaupt an meinme Platz angekommen war. Und dann erstmal die Liste derjenigen abtelefoniert habe, die unterwegs "Können Sie sich gleich mal kurz melden!?" gerufen hatten. Also natürlich nur, wenn gerade niemand in der Tür stand und ein Anliegen hatte.
Es ist wirklich verblüffend und bei weitem nicht so, dass ich all diese Menschen sonst tagtäglich sprechen würde, aber wenn ich mal Urlaub habe, scheinen sie ein kollektives Aufmerksamkeitsdefizit zu erleiden und wollen hinterher alle etwas, auch, wenn sie nur erzählen möchten, was sie in der letzten Woche angefangen oder beendet haben und auch, wenn ich damit überhaupt gar nichts zu tun habe.
Mein Job ist, ansprechbar zu sein. Und seit ich das begriffen habe, ist es auch völlig okay und nicht mehr nervenaufreibend. Eigenlich sogar schön. So viele verschiedene Leute und alle erzählen mir etwas.
Die Post öffne ich dann morgen.