Wie schonmal dargestellt sitze ich gar nicht mal so oft und gern auf dem Balkon, was unter anderem daran liegt, dass dieser nach Süden geht bei Sonneneinstrahlung ziemlich warm ist, gleichzeitig durch die Katzennetzkonstruktion ein Sonnenschirm nicht mehr richtig passt (aber auch mit Schirm wäre es zu warm), aber auch daran, dass ich es drinnen tendenziell immer einen Tick besser finde als draußen, was an Insekten, Sitzgelegenheiten, Sonne auf dem Bildschirm, weniger Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Temperatur etc. liegt.
Es gibt aber ein paar wenige Gelegenheiten, zu denen es auf meinem Balkon enorm cool ist, und zwar ist das an warmen Tagen im Frühjahr oder im Herbst bei Regen ohne Wind. Mit Wind wird man zu nass, aber ohne Wind, wenn der Regen einfach von oben nach unten fällt, ist es perfekt. Bei Regen fliegen auch nicht so viele Insekten umher. Heute sogar mit Gewitter!
Da der Balkon recht klein ist, gibt es sogar eine optimale Sitzposition: wenn man den Stuhl hinten an die Brüstung schiebt (man kann leicht dagegen kippeln, das ist sehr gemütlich), kann man die Füße, natürlich barfuß, ich bin zwischen April und November zu Hause so gut wie immer barfuß, direkt an der Hauswand abstützen. Die ist vom Tag meist gut aufgewärmt, das ist angenehm, und ein bisschen rau ist sie auch, wer weiß, vielleicht wird das beim Abschubbern der Babyfüßehaut noch gute Dienste leisten. Wer weiß. Hoffentlich muss man nicht hinterher die Fassade streichen.
Interessant ist auch: ist es sehr warm und sonnig, sitzt immer die Katze draußen und der Kater drinnen und schaut raus. Ist es aber eher trüb, sitzt immer der Kater draußen und die Katze sitzt drinnen und schaut raus. Jetzt könnte man fast meinen, der Kater wäre wie ich, ich glaube aber, das stimmt nicht. Der Kater ist nur da, wo ich bin. Und deshalb wandert er eben mit mir raus und rein. Die Katze hingegen ist tendenziell lieber da, wo ich nicht bin. Und deshalb auch gern in der prallen Sonne auf dem Balkon.
Ich fürchte, dem Kater habe ich mit meiner Zeichnung ein bisschen Unrecht getan:
Am ersten Arbeitstag nach dem Urlaub, mit randvollem Schreibtisch, Inbox und Terminkalender, was können Sie am allerallerbesten gebrauchen??
Scheint eine schwierige Sache zu sein, Muttertag, also wenn ich meinem Internetumfeld Glauben schenken darf. Von Hitler gemacht und/oder von der Blumenindustrie und sowieso Opium für das Volk, was soll man denn mit Kuchen und Blumen und Selbstgebasteltem anfangen, wo doch eine strukturelle Benachteiligung zu beseitigen wäre, ein regelrechte Zumutung aus Sicht der Mutter, aus Sicht des Kindes natürlich erst recht, denn: emotionale Erpressung!
Vatertag ist natürlich genauso schlimm bzw. fast vielleicht noch viel schlimmer, da laufen Väter, bzw. auch solche, die gar keine Väter sind oder sich nicht wie Väter benehmen oder sich nicht benehmen, wie Väter sich benehmen sollten, herum und trinken einfach Alkohol - und haben auch noch Spaß!
Ich kann mich an Vater- und Muttertag aus Sicht des Kindes nicht so richtig erinnern. Meine Mutter hat einen kleinen Koffer, darin hat sie besonders anrührende Kunstwerke und Erinnerungsstücke von uns Kindern aufbewahrt. Zum Muttertag ist von mir nichts dabei, von meiner ältesten Schwester allerdings ein Gutscheinheft, besonders viele Gutscheine finden sich darin, die anbieten, auf mich aufzupassen. Daraus müssen Sie jetzt nicht ableiten, dass es besonders unbeliebt gewesen wäre, auf mich aufzupassen. Meine Schwester ist ein Fuchs, ich kann mir gut vorstellen, dass sie gerade solche Gutscheine ausgestellt hat, weil es viel bequemer war als Müll runterbringen oder Zimmer aufräumen.
Heute rufe ich meine Eltern an Vater-/Muttertag an und sage ihnen, dass sie die beste Mama/der beste Papa der Welt sind (was ich auch so empfinde) - ist eins der Kinder in der Nähe, bringt es auch Aufmerksamkeiten vorbei, die Geschwister werden dann per Mail darüber informiert, woraus diese bestanden und dass sie im Namen aller kamen.
Von Mademoiselle habe ich, glaube ich, meistens etwas Gebasteltes bekommen, der Kindergarten war sehr gewissenhaft in dieser Hinsicht, das Schönste daran finde ich eigentlich, wie das Kind sich freut, etwas schenken zu können. Das ist an Weihnachten/Geburtstagen genauso. Man kann gar nicht anders, als sich freuen, wenn man den Stolz in den Augen sieht, etwas zu Geben zu haben, auch noch etwas, das man total heimlich beschafft hat, das ist einfach toll, selbst, wenn es sich um eine unförmige Krepppapierblume handelt, die aus einem Sandgefüllten Luftballon wächst.
Ansonsten bin ich an Muttertagen auch schon besoffen umhergezogen, mit Frau @violinista nämlich. Hat auch Spaß gemacht. Insofern verstehe ich die Anspannung um diese(n) Tag(e) nicht so richtig. Klar kann man Hitler, Blumenindustrie und strukturelle Benachteiligung kritisieren, sollte sogar. Aber andere zu kritisieren, die Spaß an der Sache haben, erscheint mir eher kleinlich.
So, jetzt was wirklich wichtiges, ich suche mich jedes Mal wieder deppig nach dem Rezept, nach dem ich Burger Buns mache. Die Grillsaison beginnt ja erst, ich muss das entstressen, hier werde ich es hoffentlich wiederfinden:
150-200 ml warmes Wasser
4 EL Milch
1 Würfel Hefe
35 g Zucker
(ziemlich) gute Prise Salz
80 g geschmolzene Butter
500g Mehl
1 Ei
Evtl. was obendrauf.
Wasser/Milch/Zucker Hefe ca. 5 Minuten zusammen, dann Rest, ca. 1 Stunde gehen, Teiglinge, nochmal gehen (max 1 Stunde), 200 Grad vorgeheizter Ober/Unter 15-20 Minuten.
Man wird eines Tages wieder unter Menschen gehen müssen. Warum also nicht einfach gleich morgen.
Mit dem Rad herumgefahren. So schön (wenn die Reifen ordentlich aufgepumpt sind)! Ab Montag mit dem Rad zur Arbeit.
Einen Klotz aus der Welt geschafft. An einem weiteren beiße ich mir die Zähne aus.
Mademoiselle rief an, von ihrer ersten richtigen Radtour allein (mit einer Freundin) zu einem ca. 10 km entfernten Reiterhof. Sie wären jetzt auf dem Rückweg, noch 6 km, aber hätten keinen Bock mehr. Der Lenker der einen wäre schief von einem Sturz und der Fuß der anderen würde schmerzen wegen irgendwas, ich möge sie abholen. Ich verweigerte natürlich (Erziehungsauftrag), instruierte statt dessen, wie man den Lenker gerade macht und dass für den Fuß eine kurze Pause sicher reicht. Mittendrin legte M auf und rief eine Minute später wieder an, um noch einmal empört zu sagen, sie hätte absichtlich aufgelegt, nicht etwa aus Versehen, und sie wäre jetzt sauer. Ich reagierte tiefenentspannt - schließlich hatte ich mir gerade eine nachmittagsfüllende Radtour nach irgendwo, wo ich gar nicht hinwill, erspart und war statt dessen gerade im Eiscafé - mit "Ich weiß, mein Spatz." Etwa eine Stunde später waren die beiden zurück, an Fuß, Lenker und Laune keine Beeinträchtigungen mehr feststellbar.
Komisches Ding ganz unten in der Handtasche ertastet. Was mag es sein? Ups. Das Arbeitshandy. Ähja. (Näheres unbekannt, Akku komplett leer.)
Wie Brokkoli von "Najagut war halt in der Gemüsekiste und vergessen, abzubestellen" zu meinem absoluten Lieblingsgemüse mutieren konnte, das ich tellerweise ohne was dazu esse, ist auch ungeklärt.
Beschlossen, die von Frau Brüllen getesteten "Babyfüße" auch auszuprobieren. Ist ja bald Sommer und meine Füße sind immer ganz abgelatscht. Es stellt sich nur das Problem des Timings. Für etwa 7 Tage scheint die Fußhaut in Fetzen herunterzuhängen, so dass man sich eher nicht barfuß irgendwo sehen lassen sollte. Und nun habe ich ja mittwochs Barfuß-Kampfsport. Vielleicht kommt das irgendwie hin. Aber ich habe Sorge, den Ringnamen "Leprafuß" zu bekommen.
Mit den Bildern muss ich mir bald irgendwas anderes ausdenken. Ich schreibe ja fast immer erst direkt vor dem Schlafengehen und kann dann nicht noch malen. Aber früher am Tag habe ich noch keine Ahnung, worüber ich schreiben werde, da geht es also auch nicht. Ich brocke mir hier ganz schön was ein. Text ist ja einfach, aber plötzlich kamen Überschriften dazu und jetzt noch Bild, gleich drei Sachen auf einmal. Hmhm.
Wie schwer das ist, den Mund zu halten.
Es gibt wieder Zwergenhemdchen! Frau Fragmente hat sie entdeckt lobet und preiset sie. Sie haben jetzt einen kurzen Arm, aber das ist jahreszeitlich angemessen. Ich habe eins zum Test bestellt, es ist perfekt, also habe ich zwei weitere bestellt, alle schwarz. Blau auch sehr schön, aber blau fällt irgendwie größer aus und wirkt statt wie Zwergenhemdchen wie Sterntalerkleidchen. Das möchte ich selbstverständlich nicht, und die kleineren Größen sind vergriffen. Eine Neuerung allerdings: es enthält nun einen gewissen Anteil Kunstfaser. Das ist einerseits okay, weil es dadurch nicht so schnell aus der Form geht, andererseits besteht dadurch natürlich Geruchsgefahr. Geruchsgefahr ist ein großes Thema derzeit: seit einigen Monaten rieche ich immer häufiger überall Schweiß. So häufig, dass ich mich schon frage, ob ich das selbst bin, kann an mir aber nichts feststellen. Zwei Personen meines Vertrauens habe ich dazu befragt, beide sagen, ich stinke nicht. Kann natürlich Freundlichkeit sein. Also habe ich auch eine Person befragt, die mich nicht so mag. Sie sagte: "Also das kann ich dir nicht vorwerfen." Vielleicht sind es tatsächlich die anderen. Vielleicht hat deren Kleidung auch plötzlich Polyesteranteil.
Achso, falls Sie etwas lesen wollten, lesen Sie hier einen recht ausführlichen Artikel über den Vortrag von Carolin Emcke, der mir auf der re:publica so gut gefallen hatte.
(Was WmdedgT ist und die anderen Beiträge dazu findet sich hier bei Frau Brüllen).
Heute war mein Rückreisetag aus Berlin. Dank Zugausfall konnte ich ja fahren, wann ich wollte, stellte mir also überhaupt keinen Wecker und wachte einfach irgendwann im Hotel auf. Es war hell und schon betriebsam draußen und auf den Fluren, also öffnete ich die Augen etwas weiter, las irgendwas mit kurz vor 9 auf dem Wecker und beschloss, aufzustehen. Eine halbe Stunde später war ich mit allem fertig - in so einem Hotelzimmer hat man nicht wirlklich viel zu erledigen und Sachen sind schnell in den Koffer geworfen - und folgte dem kurzen Geistesblitz, online noch schnell eine Sitzplatzreservierung für die Rückfahrt zu machen. 11:09 erschien mir eine gute Zeit, ich wollte nämlich gerne im Hotel frühstücken, dazu war ich wegen lang geschlafen und viel vor überhaupt nur einmal gekommen und an dem Tag war ich etwas indisponiert gewesen und hatte mich daher eher auf die Getränke konzentriert.
Beim Auschecken machte mich die Frau am Empfang dann leicht kirre, es wäre Feiertag und sowieso alles schwierig mit den Bahnen und Taxi echt besser oder zumindest sollte ich mich jetzt wirklich beeilen und nicht noch einen Kaffee trinken, also folgte ich immerhin dem letzten Ratschlag mit dem Erfolg, dass ich mehr als eine halbe Stunde zu früh am Bahnhof stand. War aber nicht schlimm, ich vertrieb mir die Zeit damit, anderen Reisenden Fragen zu beantworten. Wo es zur S-Bahn geht, wie der Wagenstandanzeiger abzulesen ist, wieso der Zug nicht im Aushangfahrplan erscheint, so etwas halt. Kurz dachte ich, mir wächst eine DB-Uniform, aber dann war es doch nicht so.
Der Zug war rappelvoll, neben mir saß der weibliche Teil eines etwas komplizierten Paares, die sich gegenüberliegende Plätze am Fenster reserviert hatten, es nun aber schwierg fanden, dass der männliche Teil des Paares dann neben einer fremden Frau sitzt (die vierte im Vierersitz war auch weiblich). Es wurden alle möglichen Kombinationen überlegt, ich hielt mich da völlig heraus, sagte nur, ich würde alles mitmachen, Gang, Fenster, gegen oder in Fahrtrichtung, neben Mann, neben Frau, alles egal. Schließlich durfte ich einfach auf meinem Platz sitzenbleiben (Fahrtrichtung, Gang), die meiste Zeit jedenfalls, denn die komplizierte Frau musste auf der Strecke zwischen Berlin und Erfurt (ca. 2 Stunden) 3 Mal aufs Klo und 2 Mal ins Restaurant. Fand ich auch nicht schlimm, sie aber und sie regte sich jedes Mal etwas mehr auf. Es ist mir ein Rätsel, wieso sie sich nicht einfach weniger kompliziert benahm, wenn es sie doch so anstrengte.
Internet gab es auf der Strecke meistens nicht; ich vertrieb mir die Zeit damit, zu versuchen, Internet zu haben, zu lesen und aus dem Fenster zu schauen.
Nach 4,5 Stunden stieg ich um, dabei setzte sich dann eine Frau mit sehr wilden Haaren, Schlaghose mit Glitzersteinchen und Glitzerschuhen zu mir und sagte: "Wir sind dann wohl die Exoten hier!"
Ich nahm das erstmal nur zur Kenntnis, konnte aber an mir überhaupt rein gar nichts Exotisches feststellen, also beschloss ich, nachzufragen. Und tatsächlich: es war nur ein Witz. Die Glitzerfrau erzählte mir, sie würde immer so etwas sagen, denn sie fände es lustig, wie die Leute dann reagieren. Nachgefragt, was sie damit meint, hätte übrigens noch nie jemand. So kamen wir ins Gespräch und sie erzählte, dass sie nach Köln zum Karaoke fuhr. Vielleicht machen wir da bei unserem Frankfurter Karaoke irgendwas falsch. Vielleicht komme ich beim nächsten Mal auch mit wildem Haar und aufgeglitzert.
Dann war ich auch schon zu Hause und außer mir war dort niemand bis auf die Katzen. Zum einen ist es natürlich sehr entspannt, nach einer Reise erstmal in Ruhe runterzukommen, alles zu verräumen und sich auszustrecken. Andererseits ist es natürlich unschön, überhaupt nicht wild willkommensbejubelt zu werden. Ich bin zwiegespalten, aber nicht unzufrieden.
Besonders großen Spaß habe ich oft an Sachen, die ich überhaupt nicht kann, und deshalb besuchte ich heute morgen den Workshop von @e13kiki zum Thema "Binge-creating statt Binge-watching" - Kiki geht es darum, dass es doch eine schöne Angewohnheit wäre, jeden Tag auch ein bisschen selbst etwas zu machen statt nur zu konsumieren. Generell ein Schuh, den ich mir eher nicht anziehen muss aber es geht ihr speziell ums Zeichnen und Zeichnen kann ich, finde ich, überhaupt nicht, habe ich auch ewig nicht gemacht und fühle mich damit generell eher unwohl. Ein Großonkel von mir, der früher Postkartenzeichner war und auch Bilder verkauft hat, versuchte mal ein Wochenende lang, mir das Zeichnen eines Schweins beizubringen und ich sag mal so: wir sind schon am Ringelschwänzchen gescheitert.
Im Workshop waren natürlich 99% anderer Menschen die sagten, sie könnten nicht zeichnen, und genau wie ich nahm sicher auch jeder an, dass die anderen aus den 99% schamlos lügen, um sich später zu profilieren. Trotzdem führten wir alle brav die erste Übung aus: erst ein Huhn auf Stelzen zeichnen, das auf eine Figur aus Star Wars trifft. In 3 Minuten oder so. Das Bild dann auf Twitter oder Instagram veröffentlichen. Sich zum Horst machen gehört wohl dazu. Schauen Sie hier: Es handelt sich dabei um das Huhn auf Stelzen, das in sein Nest schaut und fürchterlich indigniert ist, denn in dem Nest liegt jetzt ein kleiner R2D2 und hat dafür ein Ei rausgeschmissen.
Kiki sagt, man bräuchte zum Zeichnen kein Talent und alles würde durch etwas Übung definitiv besser. Ich bin nicht ganz sicher, ob ich vorbehaltlos zustimme. Sicher wird zunächst einiges besser, einfach durch mehr Übung, durch etwas Ausprobieren und kleine Geistesblitze. Aber ob sich nach einem ersten Schwung noch wesentliche Veränderungen ohne irgendeine Art von Anleitung oder Reflektion ergeben, weiß ich nicht. Eins ist aber recht sicher, denke ich: schlimmer wird es nicht durch Ausprobieren. Deshalb kommen Sie ab jetzt für den nächsten Monat in den Genuss eines Symbolbildes pro Blogeintrag.
Als nächstes schaute ich mir den Vortrag "Shift+Utopie+Del" von Eric Jarosinski (@NeinQuarterly). Ich habe keine Ahnung, worum es genau ging, aber es war sehr unterhaltsam. Dann wanderte ich weiter zu "Nichts als die "Wahrheit" - warum Lügengeschichten im Internet so gut funktionieren." Es ging hier um (absichtliche) Falschmeldungen, Fakes und Mythen, um die Psychologie hinter Lügengeschichten und deren Funktionsweise, um die Erschaffung von Parallelrealitäten, um irreführende Formulierungen, um die Schwierigkeit von Richigstellungen, vorgetragen von Ingrid Brodnik. Und von da aus weiter zu "Meine Oma ist kein Mythos - Wie die Facebook-Kommentarspalte die Geisteswissenschaften rettet" von Charlotte Jahnz und Moritz Hoffmann. Thema war hier die Bedeutung von geisteswissenschaftlicher Forschung für gesellschaftspolitische Debatten im Netz.
Als nächstes - ja, ich war viel unterwegs heute - "Terror Ernst nehmen, Terroristen auslachen". Hier zwei Speakerinnen von den Datteltätern, Farah Bouamar und Nemi El-Hassan sowie Miriam Seyffarth,
Sascha Stoltenow und Thomas Wiegold und auch hier ging es wieder um - wie Thomas Wiegold sagte - den Kampf um die Köpfe, darum, dem Terror, der sich aus Angst, Misstrauen, Panik in den Köpfen nährt, etwas anderes entgegenzusetzen und zwar in diesem Fall Humor/Satire und auch neutrale Berichterstattung - dazu gab es verschiedene Beispiele, besonders amüsiert hat mich das Meme Allahu Quackbar, die Super Mario Isis Edition und natürlich Isis Karaoke.
Und von dort aus musste ich mich dann schon zur Techniktagebuch-Session beeilen, dort ging es um "die mühsamsten Logins, die umständlichsten Benutzeroberflächen, die dysfunktionalsten Free-WiFi-Vorschaltseiten, die kompliziertesten Newsletter-Abmeldungen", passenderweise funktionierte am Anfang der Computer zum Präsentieren nicht und wurde zwischendrin nochmal zum Absturz gebracht, das fügte sich, wenn auch ungeplant, sehr gut in den Vortrag ein.
Feierabendbier mit @krieglich und dann noch weiteres Bier mit einem Teil der Techniktagebuch auf der Abschlussparty, Feuerwerk, und dann wurde es auch kalt und spät und müde.
Nächstes Jahr wieder, denke ich mal.
Leichte Startschwierigkeiten am Morgen, ich konnte mich nicht so recht aufraffen schon 7 Stunden nach dem Eintreffen im Hotel wieder neu unter tausende Menschen aufzubrechen und strich daher mein Vormittagsprogramm. Lieber ein bisschen im Hotelzimmer abhängen, dann aber notgedrungen (Durst!) zum Hotelfrühstück. Nach 3 Kaffee, 3 Wasser und 3 Grapefruitsaft war alles enorm viel besser und ich bekam auch langsam Appetit und dann gingen auch Menschen wieder. In dunklen Räumen herumsitzen und aufmerksam lauschen ging aber noch nicht wieder so gut, daher sah ich nur einen Vortrag bewusst und in den zweiten geriet ich zufällig.
Der Vortrag, den ich absichtlich sah, war "Raster des Hasses" von Carolin Emcke - leider wurde er nur gestreamt, nicht aufgezeichnet. Ganz grob zusammengefasst ging es im dem Vortrag darum, dass Hass nicht spontan aus sich heraus entsteht, sondern eine Vorgeschichte hat, vobereitet und kanalisiert wird und dass die Personen(gruppen), denen Hass entgegenschlägt, als Stellvertreter für eine Idee gehasst werden, nicht aufgrund ihres persönlichen Wesens. Ihr persönliches Wesen wird gar nicht mehr gesehen, sie werden als Mensch unsichtbar und mit einer anderen Wirklichkeit übermalt, als "Andere" und damit gefährlich/pervers/monströs markiert. Unsere Aufgabe ist es, diesem Hass seine Selbstverständlichkeit zu nehmen. In Frage zu stellen und genau hinzuschauen, auch die zu sehen, die nicht unser Ebenbild sind in Bezug auf z.B. Status, Rasse, Religion oder Sexualität. Zu differenzieren und zu zweifeln, auch an uns selbst. Wirklich sehr schade, dass das nicht aufgezeichnet wurde.
Auf verschlungenen Wegen landete ich später im Vortrag "Das Internet ist ein guter Ort, wenn wir es gemeinsam dazu machen" von Johannes Korten, sehr angenehm vorgetragen, in dem es zunächst um die Aktion "Ein Buch für Kai" ging und im Anschluss noch kurz um andere Fälle, bei denen Fremde jemandem in einer Notlage unter die Arme griffen.
Danach ging ich zur Toilette und traf dort - ich kam, sie ging - eine Freundin, die ich seit etwa 6 Jahren weder gesprochen noch gesehen hatte, obwohl es nie einen Steit oder ähnliches gab (wobei, so ganz stimmt das nicht, sie hat mir im November zum Geburtstag gemailt und ich habe bis heut nicht geantwortet - weil ich nicht einfach irgendwie so, sondern besonders gut antworten wollte und es mir - das ist der eigentliche Knackpunkt - in irgendeiner verqueren Logik offenbar sinnvoller erschien, gar nichts zu schreiben als halt einfach ein paar Zeilen, die nicht ganz das ausdrücken, was ich sagen wollte, aber doch definitiv besser sind als nichts. Ich habe übrigens noch zwei ähnliche Fälle im Postfach. Die werde ich sofort beantworten. Also: morgen, jetzt bin ich so müde, da kommt da nichts Vernünftiges bei herum. Logisch.)
Ansosten den ganzen Tag über Abhängen mit vielen netten Leuten, die ich teilweise zum ersten Mal sah, und schon war es 18 Uhr und Bier-und-@krieglich-Zeit und dann gingen wir essen und der Hotelportier war des Lobes voll, dass er mich mal vor Mitternacht zu Gesicht bekam.
So, nun:
Jaja, Berlin hat auch Karaoke und Karaokewillige, die sich aus Mitliedern der Techniktagebuchredation zusammenfanden. Es läuft dort etwas anders als wie mir bisher bekannt, nämlich gibt es einen großen Raum mit Bühne und in diesen großen Raum eingebaut kleine Kabinen die etwa 6 Personen Platz bieten. Vorbestellen kann man die nicht, man geht hin und wartet, bis eine frei wird.
Als wir ankamen wurde uns aber gleich am Eingang gesagt, es sei heute Multisexual Boxhopping. Allerdings klingt auch das etwas vollmundiger, als es ist, denn eigentlich bedeutet es nur, dass die Kabinen nicht privat sind sondern Personen jeglichen Geschlechts, auch diejenigen, die sich nicht zuordnen möchten, zu anderen Leuten in die Kabine kommen können. Zum Singen natürlich.
Es war zu Beginn im Hauptraum noch völlig leer und wir schauen eine Weile schüchtern durch die Glaswände in die Kabinen; sortierten uns dann - hauptsächlich aus Platzgründen, wir waren schon vier und erwarteten eine fünfte Person - zu zwei Frauen, die wir unabsichtlich binnen einer halben Stunde qua Gesang vertrieben.
Als wir gegen 2 Uhr morgens das Etablissement verließen, hatte es sich deutlich gefüllt und jetzt waren auch sehr viele unterschiedliche Personen anwesend, bei vielen hätte ich mir auch nicht angemaßt, auseinanderzusortieren welchem Geschlecht sie nun angehören. Wobei ich auch nicht weiß, welche Relevanz das für Karaoke hat. Bei den Toiletten war es jedenfalls elegant gelöst, es gab einen Eingang für Boys, für Girls und für "not sure". Wie es sich meinem biergeschwängerten Blick darstellte, führten alle Türen letztendlich in denselben Raum, aber genau weiß ich es nicht.
Nachdem ich bei der Anreise dem Endgegner "Schienenersatzverkehr" elegant ausgewichen war, wagte ich mich aber gestern an "Nachtbus" und siehe da: wo man Gerüche aus dem Bodensatz des Nachtlebens erwartet, steigt die Berliner Jugend höchst parfümiert ein und die Gespräche, in denen man einbezogen wird, drehen sich um Samuel Beckett und die Frage, in welcher Sprache man ihm am besten lesen sollte und ob das Englische als Sprache der Philosophie überhaupt taugt. Das war überraschend.
Achso, falls irgendwen interessiert, was für Vorträge ich mir tagsüber angehört habe:
Ich war morgens direkt um 10 Uhr zum Eröffnungsvortrag, also nicht eine der Keynotes zu den Themen sondern das allgemeine Dings. Bei so etwas erwartet man naturgemäß nicht viel, daher fand ich ihn überraschend herzlich und interessant.
Danach ging ich zu Gesellschaft -it's broken, let's fix it, was mich in sprachlicher Hinsicht Überwindung kostete, erstens mag ich diese Deutsch-Englisch-Mischungen nicht und zweitens finde ich die Wendung "blablabla ist kaputt" so abgegriffen, dass sie mir Gehirnbrechreiz bereitet. Ähnlich übrigens wie "blablablabla. Nicht." Und noch viel mehr, aber das behalte ich für mich, immerhin ist es mein Problem, nicht Ihres und wie gesagt, ich arbeite an der Überwindung und ging also zu diesem Vortrag, unter anderem, weil Claudia Roth kommen sollte, die hatte ich letztes Jahr schon in einem Panel gesehen und fand sie eine sehr angenehme Rednerin und war besonders überrascht, dass sie ganz ausgezeichnet Englisch spricht. Claudia Roth kam aber gar nicht, interessant war es trotzdem, das grobe Thema war Möglichkeiten des Dialogs zwischen Gutmenschen und Neonazis im Netz und es sprachen Personen von der "Front", unter anderem Frank Richter, der Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung (andere Leute haben auch schwierige Jobs...), und Caroline Mohr, die bis vor kurzem das Social Media Team bei BILD leitete. Fand ich sehr interessant und nahm für mich das Fazit mit, dass natürlich das schnelle, einfacher, anonyme/pseudonyme Medium Internet einen Verstärker darstellt, das Grundproblem aber eines der Haltung, der Ethik ist.
Danach schaute ich mir eine Einführung in Sketchnotes an. Eins der vielen Dinge, die ich eben nicht kann, ist Zeichnen, und für die Eindordnung des eigenen Egos in der Welt ist es immer mal wieder gut, sich mit den Dingen, die man nicht kann, auseinanderzusetzen. Sketchnotes heißt groß, sich Notizen zu etwas nicht in ausschließlich verbaler linearer Form zu machen, sondern mit Zeichnungen, Symbolen und eben eher vernetzt als linear, wie eine Mindmap. Mindmaps sind immer schon mein Ding, eben weil Angelegenheiten, zu denen ich mir Notizen mache, tendenziell eher komplex als einfach strukturiert sind. Es gab also eine Einführung in Grundtechniken, mit denen auch Zeichenunbegabte sich auf Papier nonverbal ausdrücken können, fand ich sehr hilfreich. Zum Einstieg sollte man allerdings, um das Eis zu brechen, innerhalb von 30 Sekunden seinen Sitznachbarn zeichnen und das Portrait mit einer kleinen Widmung überreichen. Ich schrieb nur "Sorry!" drunter. Meine (mir unbekannte) Sitznachbarin war sowohl im Zeichnen als auch im Beschriften souveräner:
Aber ja, das Eis war gebrochen.
Danach ein weiterer Vortrag, The courage of compassion - hier sah ich nach zig Jahren Herrn Giardino wieder, das war sehr schön denn er ist einer von den Menschen, bei denen man sich sofort ein Stück wohler fühlt, wenn man sie sieht. In dem Vortrag berichtete Heather Armstrong über den Umgang mit Hasskommentaren. Heather Armstrong ist eine sehr bekannte Mommy-Bloggerin - ich kannte sie vorher nicht, aber das liegt an meiner selektiven Wahrnehmung, 1,5 Millionen Follower auf Twitter können ja nicht irren. Sie sprach über die unterschiedlichen Ansätze, die sie im Umgang mit solchen Kommentaren ausprobiert hatte, von löschen/ignorieren über auf ein Extrablog auslagern und dort Werbung schalten (innerhalb einer Woche nahm sie damit um die 7000 Dollar ein) aber ihr Fazit war, dass man diesen Leuten mit Empathie, Zuneigung, Mitleid begegnen sollte, denn nur ein Bruchteil wären ausgemachte Psycho- oder Soziopathen, die meisten hingegen hätten ein Problem, und zwar mit sich selbst, nicht mit denjenigen, auf die sie es durch ihre Kommentare projizieren. Das letzte Stück dieses Satzes ist ein Gedanke, den ich komplett teile. Nur das Fazit, dass man eine Hand reichen sollte, kann ich nicht teilen, wobei, doch, in der Theorie schon, in der Praxis habe ich meine Weltrettungsphantasien aber vor einiger Zeit schon aufgegeben. Wenn ich am Tag - wie Frau Armstrong - hunderte enorm schwierige Kommentare bekäme, hätte ich weder die Zeit noch die Energie mir um all diese Personen Gedanken zu machen und ihnen eine virtuelle Hand zu reichen. Zum Glück habe ich aber nur ein kleines Spaßblog und, soweit ich mich erinnern kann, überhaupt noch nie irgendeinen Kommentar gehabt, den ich als Hasskommentar einordnen würde. Interessant war es trotzdem.
Dann wollte ich mir noch alles mögliche andere anschauen aber traf so viele Menschen und erfreulicherweise auch @rebekka_m inklusive Froschfüßen (einself!), dass ich nur noch zum Vortrag von Anne Schüßler mit dem Thema Designing the future – How science fiction can help us change the world ging. Ich lese ja gerne Science Fiction, wenn einem die Sinnhaftigkeit dieses Hobbys mit Bezug zu Weltrettung frei Haus geliefert wird, sollte man sich nicht sträuben. Mitgenommen habe ich auch ein paar schöne neue Buchtipps.
Eigentlich wollte ich mir dann abends noch Sascha Lobo anhören, weil ich den überhaupt noch nie gehört hatte und es ja irgendwie wohl dazu gehört. Allerdings hatte mir zu diesem Zeitpunkt @moeterhead schon gesagt, dass sie aus Bayern kommt und wir daher wohl schon Bier trinken könnten. Die Entscheidung musste also zwischen Bierbank in der Maisonne und Stehplatz in der dunklen klimatisierten Halle fallen und, naja, ich denke mal, den Vortrag wird man sich im Nachhinein wohl (wie die meisten anderen auch) auch auf Youtube anschauen können.
Ich kann mich nicht beklagen bisher. Berlin scheint es gut mit mir zu meinen. Ich hatte das schon letztes Jahr gesagt: irgendwas passt hier.
Sie müssen wissen: der April hat mich ziemlich durchgerüttelt. Ich war deshalb gar nicht sicher, ob ich verreisen möchte. Mir passiert das selten, ich habe nicht so richtig Erfahrung damit, aber wenn ich so ein bisschen aus dem Gleichgewicht bin, habe ich das Gefühl, ich bin zu Hause auf der Couch besser aufgehoben, da kann ich dann gut sitzen, mit Katzen auf mir drauf, und mich an dem erfreuen, was ich habe. Abenteuerlust ist aus derzeit. Und dann sagten auch noch so gut wie alle alle Verabredungen ab, inklusive Frau Herzbruch, alle haben zu viel zu tun. Und es ist ja nicht so, dass ich nichts zu tun hätte. Nur habe ich diese Bockigkeit, nichts abzusagen, nur weil ich gerade mal durchgerüttelt bin oder alles nicht so ist, wie ich dachte, und deshalb empfand ich die Tatsache, dass meine Züge alle wegen Baustelle gestrichen wurde, auch nicht gerade als "Zeichen". Außer als Zeichen, dass ich jetzt komplett machen kann, was ich will. Kein fester Zug, keine feste Verabredung, das bedeutet natürlich gleichzeitig auch: völlig frei.
Und jetzt bin ich also hier. Und wurde gleich auf dem kurzen Weg zwischen Zug und S-Bahn schon von vier Personen nach irgendwas gefragt und konnte hilfreich antworten, nur bei irgendwas mit "Zoologischer Garten" und/oder "Tiergarten" geriet ich etwas ins Straucheln, das schien mir aber auch keine Anfängerfrage zu sein. Der alte Empfangsherr im Hotel erkannte mich verblüffenderweise wieder ("Sie kamen ja letztes Jahr immer so spät und so allein!"), hatte aber zum Glück dieses Mal nicht das Zimmer vorgeheizt. Berlin ist auch so schon wieder warm genug. Und dann traf ich mich auch schon mit @krieglich und wir fuhren zu pre:publica und trafen Leute und tranken Bier, bis es keins mehr gab und fuhren dann wieder zurück und tranken mehr Bier und saßen an einem Brunnen herum und ein fremder kleiner dicker Hund kam kuscheln.
Und nein, ich kann mich wirklich nicht beklagen bisher.