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    Montag, 3. Oktober 2016
    5 Fragen zur Demokratie

    Vor längerer Zeit hat @dorothy_jane mir ein Demokratie-Stöckchen weitergereicht und heute passt es gut, sich darüber Gedanken zu machen.

    Was bedeutet der Begriff Demokratie für dich – unabhängig von seiner Definition?

    Demokratie bedeutet für mich, dass niemand über das Volk herrscht, sondern das Volk wählt Vertreter. Deshalb gibt es nicht "die da Oben", das sind alles wir. Jeder von uns hat die Möglichkeit, sich in die Politik einzubringen.

    In welcher Form bzw. unter welchen Umständen könntest du dir vorstellen dich außerhalb der Stimmabgabe politisch zu engagieren? Anders gefragt – was hält dich ab?

    Ich habe vor ca. 100 Jahren mal ein bisschen im Studierendenparlament mitgemacht und nicht ganz so lange her war ich für 4 Jahre war ich im Stadtelternbeirat. Beides sehr frustrierende Erfahrungen, weil immer nur unglaublich viel geredet und geschachert wurde und enorm wenig passiert ist. Ich glaube, für Gremienarbeit braucht man sehr viel Geduld und die habe ich nicht.

    Im Grunde finde ich politische Haltung im Alltag mindestens genauso wichtig. In diesem Sinne kann ich mir auf die Fahnen schreiben, dass ich ein Kind erziehe, dem ich die Werte, die ich in einer Gesellschaft für zentral halte (Grundrechte/Menschenrechte, Freiheit, Menschenwürde) zu vermitteln versuche. Weiter mache ich da aber eigentlich nichts. Von Menschen, deren Haltung ich fragwürdig oder abstoßend finde, halte ich mich im Normalfall fern, sei es digital oder analog. Letztendlich ist das eine Don't-Feed-The-Troll-Haltung: ich hoffe, dass sie sich einfach wegignorieren lassen und befürchte, dass eine Antwort auf ihre Position eine Aufmerksamkeit darstellt, die sie dazu ermutigt, ihre Haltung weiter zu verbreiten.

    Jetzt frage ich mich aber, ob das richtig ist und ob es nicht besser wäre, Stellung zu beziehen. Nicht, um jemanden zu belehren oder zu bekehren, da mache ich mir keine Hoffnungen. Aber zum einen ganz generell, um solche Haltungen nicht unwidersprochen stehen zu lassen und zum zweiten auch, um denjenigen, die still Mithören oder Mitlesen eine Gegenposition zu bieten.

    Ich bin mir da nicht ganz schlüssig. Zumal der Versuch des Wegignorierens natürlich so viel bequemer ist.

    Hast du schon einmal „aus Protest“ gewählt? Wenn nein, kannst du es dir vorstellen? Oder wäre Nichtwählen deine Form des Protests?

    Nein. Weil für mich in der Demokratie wesentlich ist, dass das Volk seine Vertreter wählt, ist das aktive und das passive Wahlrecht für mich ein zentraler Punkt. Ich sehe auch keine Logik darin, nicht oder aus Protest zu wählen; ich wüsste nicht, was das verbessern könnte. Die einzige sinnvolle Reaktion darauf, absolut keine Partei zu finden, der man zutraut, annähernd die eigene Haltung zu vertreten, wäre, eine solche zu gründen / sich selbst zur Wahl aufzustellen.

    Kannst du dir vorstellen freiwillig in einer anderen Regierungsform als der Demokratie zu leben? Falls ja, in welcher?

    Während ich die Abwählbarkeit der Volksvertreter als zentralen Punkt der Demokratie sehe, sehe ich gleichzeitig auch oft die Kurzfristigkeit des Amtes als problematisch. So ca. ab Jahr 3,5 der Amtszeit müssen Politiker sich ja mehr um ihre Wiederwahl kümmern als um die Probleme, die anzugehen wären. Gerade sehr langfristige und gleichzeitig unbequeme Problematiken - Klimawandel z.B. - sind deshalb glaube ich schwieriger zu bewältigen als Angelegenheiten, deren Nutzen sich in einem sehr kurzen Zeitraum zeigt. Oder mal so gesagt: ein Monarch, der nicht abgewählt werden kann und für seine Erbfolge regiert, kann natürlich langfristige Projekte viel einfacher angehen als jemand, über den nach 4 Jahren neu entschieden wird.

    Trotzdem finde ich, in der Demokratie überwiegen die Vorteile die Nachteile, ich möchte deshalb nicht in einer anderen Regierungsform leben.

    Zusammenarbeit und Kommunikation mit dem politischen Gegner – unter allen Umständen? Gibt es eine Alternative zur Diplomatie?

    Naja. Ich bin jemand, der gerne mal sagt "na dann halt nicht und tschüss". Allerdings stehen da meist keine Weltkriege auf dem Spiel. Ich glaube, in der Weltpolitik braucht man einen sehr guten Magen, was Zusammenarbeit und Kommunikation mit dem politischen Gegner betrifft. Frieden ist meiner Ansicht nach für Entwicklung, Wohlstand, Humanität und auch Freiheit von unglaublicher Bedeutung. Es ist gut, dass andere Leute als ich sich mit der Diplomatie befassen und ich würde auch nicht festlegen wollen, wo ihre Grenzen sind.

    Bisher hat dieses Stöckchen nicht so richtig gezündet, liegt vielleicht daran, dass die Fragen anstrengend und unbequem sind. Vielleicht gibt es hier ein paar Unerschrockene, die es weitertragen, das wäre schön. Die bisherigen Antworten sind bei Frau Donnerbella verlinkt.

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