M ist heute zu ihrer Reise nach Japan aufgebrochen und ich habe auch etwas sehr Aufregendes gemacht, ich war nämlich zum allerersten Mal in meinem Leben allein bei IKEA.
Wie kann das sein, fragt man sich vielleicht? Nunja, Sie wissen, ich hasse das Steuern von Autos, ohne Auto zu IKEA ist in den meisten Fällen mit viel Schleppen verbunden, das hasse ich auch. Also habe ich mich bisher immer von irgendwem mitnehmen lassen. Oder es gab innerhalb der Familie etwas zu kaufen, dann habe ich Familienmitglieder mitgenommen, oder es gab, daran erinnere ich mich auch noch, das große Bedürfnis, mal ohne kleine Kinder mit Freundinnen Kaffee zu trinken und da sind wir gemeinsam hingegangen und haben die Kinder im Småland abgegeben und uns ins Restaurant gesetzt. Das war schön.
Jedenfalls, heute war ich sowieso am Flughafen und musste ein Fahrzeug steuern, das ist schon der halbe Weg zu IKEA und ich wollte unbedingt Bettwäsche. M war nämlich letzte Woche dort und hat sich Bettwäsche gekauft, die mir unglaublich gut gefällt. Fragen Sie nicht, welche, das sage ich nicht, ich möchte nicht wissen, wenn Sie in der gleichen Bettwäsche schlafen wie ich, das fände ich creepy. Küchenhandtücher brauchte ich auch, ich dachte, ich hätte tausende, weil eine ganze halbe große Schublade voll damit ist, jedoch nur scheinbar. Die Küchenhandtücher sind gerollt, letzte Woche hatte ich einen erhöhten Bedarf der sich unmittelbar an eine Phase des großzügigen Wegwerfens verlumpter Tücher anschloss und bemerkte dann, dass die Putzhilfe hinten in die Schublade einen leeren Karton gestellt hatte, der dem Zweck dient, das Verrutschen der aufgerollten Handtücher zu verhindern, damit alles immer schön ordentlich ist. Sehr sinnvoll. Und da dachte ich, ich hätte eine ganze halbe große Schublade voll mit Küchenhandtüchern, nunja, nicht, ich hatte nur noch 5 Stück. Das reicht nicht. Ich war schon in der Normandie bereit, lokale schöne Küchenhandtücher zu kaufen, in Schottland gibt es sowas mit schottischen Vokabeln drauf oder Vögeln, in der Normandie gab es entweder ikea-like Küchenhandtücher oder welche mit Kriegszeugs drauf, ich war an einem Import daher nicht interessiert.
Also war ich zum ersten Mal allein bei IKEA und sah sofort die Alternative zu meinem jetzigen Leben, mit der ich auch sehr zufrieden wäre und in der ich ja ganz allein in einem Hochhausblock relativ weit oben in einer (maximal-)2-Zimmer-Wohnung mit Balkon wohne in der ich nie wäre außer zum Schlafen, weil ich jeden Abend ausgehe und am Wochenende reise, ich sah mich diese noch leere Wohnung nun komplett mit IKEA-Möbeln einrichten, wie in einem Katalog und ganz genauso aufgeräumt und sauber. Es hätte quasi sofort losgehen können.
Bei der Bettwäsche hatte ich dann ein großes Fragezeichen im Kopf, und zwar, warum ich je irgendwo anders Bettwäsche gekauft und dann hunderte von Euros dafür ausgegeben habe, wenn es doch sehr schöne für 19,99 bei IKEA gibt. Die Antwort ist mir bisher nicht eingefallen. Ich wurde vermutlich schlecht beraten. Cucinacasalinga wandte ein, die IKEA-Bettwäsche sei ihr in der Haptik nicht fein genug, um sich darin zu betten. Mein Körper ist da irgendwie grober, glaube ich. So lange alles Baumwolle ist im Bett, bin ich zufrieden.
Frage in der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: „Haben Sie schon einmal Salzburg besucht? Wenn ja, wie gefällt Ihnen die Stadt?“ – Nein, ich war noch nie in Salzburg.
(Kommentieren)
Seit zwei Tagen habe ich Beinmuskelkater, allerdings ohne irgendwas Spezielles mit den Beinen gemacht zu haben. Ich bin nur ganz normal herumgegangen. Gut, einmal ein paar Kilometer barfuß durch die Stadt, kann man davon Muskelkater bekommen? Oder ist meine Beinmuskulatur komplett verkümmert, weil wir in dieser Urlaubswoche in der Normandie ja original nirgendwo zu Fuß hingegangen sind, weil das verkehrsstrukturell nicht vorgesehen war, ich glaube, die längsten Wege am Stück haben wir im Supermarkt auf der Suche nach Hafermilch zurückgelegt? Als ich heute nach der Arbeit noch in die Frankfurter Innenstadt spazierte, um M eine PowerBank für ihre Japanreise zu kaufen – weil ich meine im Reisebus, der in Düsseldorf bei Frau Herzbruch verblieb, vergessen hatte und ein Päckchen von Düsseldorf nach Frankfurt zwischen Montag und Freitag nicht ankommt, meine Güte, in der Zeit hätte ich das ZU FUSS bringen können, okay, dann hätte ich auch Beinmuskelkater bekommen – und da dachte ich bei jedem Schritt „boah wie anstrengend“, ok, das kann auch daran gelegen haben, dass die Sonne auf mich herabballerte wie in einem Horror-Science-Fiction-Film, in dem man auf einem unwirtlichen Planeten ist und durch Strahlung aus dem All verglüht, so ist es ja natürlich auch in Wirklichkeit, exakt so.
Seit zwei Tagen gehe ich auch wieder ins Büro (Koinzidenz zum Beinmuskelkater, keine Kausalität, nehme ich zumindest an) und es ist unterhaltsam, mit so ein bisschen neu gewonnenem Abstand noch unterhaltsamer als vor dem Urlaub. Vor dem Urlaub hätte ich mich vielleicht sehr aufgeregt, dass die Trennwandleute in den sanierten WCs keine zwei Kabinen sondern eine große Kabine mit zwei WC-Schüsseln darin gebaut haben, weil das Material es so und nicht anders hergab. Heute musste ich einfach schallend darüber lachen und auch darüber, dass sich dieses Projekt jetzt (durch Bestell- und Liefer- und Montagezeiten) um drei Wochen verzögert, denn ein anderes Projekt, das parallel stattfinden sollte, wurde einfach noch gar nicht begonnen und wäre somit jetzt zeitlich sehr brisant geworden. Jetzt dauern die Toiletten nochmal drei Wochen, da hat das andere Projekt auch noch drei Wochen Zeit. Eine Kabine mit zwei WCs, es ist saulustig, was ist eigentlich daraus geworden, nachzufragen, wenn Dinge unklar oder ungewöhnlich erscheinen? Der Monteur wirkte etwas geknickt während meines Lachanfalls.
Und jetzt ist schon wieder Wochenende. Ich habe für morgen keine Pläne, es wird ja wieder glühende Strahlung aus dem All vorherrschen, also fahre ich nur M klimatisiert zum Flughafen und wieder zurück und setze mich dann entweder in den Sessel oder sortiere Dinge aus. Vorgestern habe ich eine Eismaschine aussortiert, sie wurde schon auf Stufe 1 der Verschenkeskalationsskala (Stufe 1 ist vor meiner Wohnungstür im 2. Stock, Stufe 2 ist unten im Hausflur, Stufe 3 ist vor meiner Haustür und Stufe 4 ist Ebay-Kleinanzeigen) in der Zeit, die ich nach dem Herausstellen brauchte, um Schuhe anzuziehen und die Tasche für einen Ausflug zum Elektriker und in ein Café zu packen, abgeholt. Gestern stellte ich etwa 20 Blumenübertöpfe raus, davon war die Hälfte, die meiner Ansicht nach schönen, nach einem halben Tag weg und die hässlichen – schlimme Geschmacksverirrungen mit Serviettentechnik, nein, nicht von mir angeschafft und schon gar nicht von mir angefertigt – einen halben Tag später. Heute habe ich nichts rausgestellt aber vielleicht morgen wieder, wie gesagt, wenn ich nicht im Sessel sitze.
Sonntag soll es ja kühler sein, da gehe ich frühstücken, wir sind verabredet, eigentlich draußen, vermutlich sind wir dann nicht allein sondern von Wespen umschwirrt, also gehen wir vielleicht auch nach drinnen. Muss man sehen. Ich habe nichts gegen Wespen aber ich möchte keine in den Mund bekommen und auch nicht immer aufpassen.
Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Kennen Sie Fortnite und wenn ja, was denken Sie darüber?“
Ja, klar kenne ich Fortnite, finde ich super. Ich habe es selbst nie wirklich gespielt, ich meide ja Computerspiele und teilweise auch anderes Spiele, weil ich das nicht kontrollieren kann, auch nach dem täglichen Doppelkopfspielen im Urlaub habe ich schon von DoKo-Blättern und -Spielzügen geträumt, es ist grauenhaft, ich hab da keińerlei Filter. Deshalb habe ich Fortnite nicht gespielt, saß aber häufig neben M, wenn sie gespielt hat, sie war ja erst 12/13, als das rauskam. M hat später, als der Kreativmodus rauskam, innerhalb des Spiels viel mit Klassenkameraden gemacht, Hausaufgaben und Vokabeln gelernt und so, ich erinnere mich noch an die Regel, dass wer eine Vokabel nicht wusste, ein Item droppen musste, da haben sich alle echt Mühe gegeben mit dem Vokabellernen. War sehr lustig. Wieso fragen Sie?
(Kommentieren)
Ich weiß nicht, womit ich verdient habe, dass ausgerechnet an meinem Urlaubstag wegen Fallrohrsanierung morgens um 8:30 Uhr das Wasser abgestellt wird, aber so war es eben. Bzw. nicht, aber das wusste ich nicht. Ich wachte erst einmal um 4 Uhr morgens auf und übergab mich fast vor Schmerz, irgendwie hatte ich mir im Schlaf den Nacken und die Schultern komplett verspannt. Eine halbe Stunde Gymnastik, eine Schmerztablette, dann ging es wieder und um 5 schlief ich wieder. Um 7 klingelte der Wecker zum Duschen und Töpfe und Flaschen mit Wasser befüllen, die Katzen versorgte ich noch, dann legte ich mich nochmal ins Bett und als ich das nächste Mal aufwachte war es 11:30 Uhr. Keine Ahnung, ob in der Zwischenzeit jemand geklingelt oder an die Tür geklopft und irgendwas über das Wasser gesagt hatte. Ich trank erst einmal einen Tee aus meinem abgefüllten Wasser, zog mich an (geduscht war ich ja schon) und ging dann auf Einkaufstour. Im Haus traf ich keine Handwerkspersonen aber sah Zollstücke zwischen Türen liegen, also waren sie wohl noch da.
Nach dem Einkauf, es war nun fast 15 Uhr, traf ich die Nachbarin, in deren Wohnung der für die Reparaturarbeiten ausschlaggebende Wasserschaden entstanden war. Sie sagte mir, heute sei nur die Wand aufgestemmt worden, dann habe man Dinge gesehen, die anderes Material erfordern und die Arbeiten für heute abgebrochen, das Wasser wird erst morgen abgestellt. Okay. Motzgen also das ganze Spiel nochmal, gerne ohne die Sache mit dem verspannten Nacken. Wo ich einmal im Gespräch war, fragte ich, ob ich den Ort des Grauens denn besichtigen dürfte. Die Nachbarin freute sich über mein Interesse an ihrem Leid und zeigte mir ihr Bad, in dem seit Monaten ein 50×50 cm großes Loch, das in die Speisekammer der Nachbarn unten drunter führt, im Fußboden ist. Zudem ist jetzt halt eine Wand aufgestemmt, ich konnte Fallrohr und Versorgungsleitung besichtigen, an der Wand hing auch schon die Skizze, wie das Bad nach der Sanierung dann aussehen soll. Das wird richtig schön!
Als nächstes zog ich mit M los, geplant war Fahrradladen, Apotheke, Drogerie und Elektriker. Auf halbem Weg zum Fahrradladen geschah etwas mit meinem linken Fuß, das sich anfühlte wie ein Krampf auf dem Spann. Gibt es sowas? Weiterlaufen in Ballerinas war völlig undenkbar, barfuß ging es aber so gut wie schmerzfrei. Also ging ich barfuß weiter. Das hatte ich ja letzte Woche in Frankreich hundescheißebedingt schon, dieses Mal warf ich die Schuhe aber nicht gleich weg. Im Fahrradladen lief alles zur Zufriedenheit der Kundin, ebenso in Apotheke und Drogerie (hier wurden ein paar Dinge für eine bevorstehende Fernreise gekauft), nur der Elektriker hat leider während der Ferien abweichende Öffnungszeiten, nämlich nur bis 15 Uhr. Also morgen neuer Versuch.
Der Fuß – beide Füße – bekamen zu Hause dann erstmal ein Fußbad, um den Dreck von 4 km durch die Innenstadt wieder abzubekommen. Dann ein kleiner Stützverband und der Fuß ist noch nicht zu 100% fit aber Wohnung aufräumen inklusive Getränkenkisten und Zubereitung von Bulgurfrikadellen mit Möhrengemüse ging problemlos. Morgen wird alles gut sein. Der Nacken, der Fuß, sogar der Wecker um 7 wird gut sein, dann habe ich viel Zeit, Dinge zu tun.
Die Themen in der täglichen Contentvorschlagliste haben sich herumgeshuffelt und fangen nun heute wieder an. „Dazu ergänzend las ich gerade, dass Sie oben im Turm das heranziehende Wetter sehen. Wie ist es so da oben in der Höhe? Was ist anders als unten?“, steht da heute. Wozu ergänzend ist mir entfallen, ein wenig ist mir auch entfallen, wie das im Büro nochmal genau ist, ich war da jetzt seit über einer Woche nicht mehr. Ich gewöhne mich in Situationen meist recht schnell ein und für alles, was vorher war, gilt dann „aus dem Auge, aus dem Sinn“. Wie war das nochmal im Büro?
Ich mag den weiten Blick. Auch nach den ganzen Jahren ist der immer noch wohltuend – also wenn viel los ist oder auch wenig und ich den Blick hebe und aus dem Fenster schaue, dann ist da nicht gleich die nächste Hauswand oder ein Baum oder irgendwas sondern einfach Himmel und Horizont. Wobei das natürlich darauf ankommt, wo genau der Raum sich befindet, manche haben auch einen anderen Turm vor der Nase. Ich habe Blick in den Taunus, dann kommt kurz die Deutsche Bank dazwischen, dann Blick auf den Hauptbahnhof und dahinter, weit weg am Horizont, der Flughafen. Das mag ich sehr. Nach unten schauen kann man natürlich auch, mache ich auch manchmal, aber deutlich seltener als in die Weite zu schauen. Für den Blick nach Unten sitze ich ein wenig zu hoch, es wird alles sehr klein und Details sind nicht mehr gut zu erkennen. Da wäre glaube alles bis zum ca. 15 Stock spannender, weiter oben wird es sehr abstrakt.
(Kommentare)
Immer noch Urlaub aber nicht mehr verreist. Das hatte ich mir so überlegt, dass ich an die Reise noch zwei oder drei (ehrlich gesagt bin ich mir nicht mehr ganz sicher, ich dachte zwei aber die Kollegin, die heute kurz was brauchte, sagte „bis Donnerstag“ und in meiner Abwesenheitsnotiz steht das auch so, ich muss das morgen mal nachschauen) freie Tage anhänge, damit ich ganz in Ruhe ankommen kann und mich mit nichts stressen muss.
Die Rückreise war für mich sehr entspannt, ich war zunächst Frau Hs Beifahrerin, Frau H machte dann einen Podcast an, so dass ich innerhalb weniger Minuten tief und fest einschlief. Später wechselte ich nach hinten, was die anderen taten, weiß ich nicht, ich las dann noch 4 Stunden lang ein Buch. Noch im Hellen kamen wir in Düsseldorf an, das machte das Umladen entspannt und deutlich vor Mitternacht waren Herr N und ich dann ganz zu Hause.
Heute mäanderte ich dann so durch den Tag. Das geht mir beim Kofferauspacken immer so. Einpacken ist blitzartig, auspacken kann sich endlos ziehen, ich muss da ganz bewusst eine Grenze setzen. Zum Beispiel lege ich die mitgenommene Mehrfachsteckdose in die Schublade, in die sie gehört, sehe dann, dass da nicht mehr bei allen Dingen in der Kiste die Kabel ordentlich aufgewickelt sind, räume die Schublade also ganz aus, entdecke dabei Kabel, deren Verwendung ich nicht kenne, frage Herrn N und M, gerate mit M in ein Gespräch über Fahrradreifen und -schläuche, verlasse mit ihr die Wohnung Richtung Keller und dann Richtung Fahrradladen, bekomme unterwegs Durst und setze mich in ein Café und so weiter. Ganz so arg war es heute nicht, ich möchte aber erwähnen, dass der Balkon eine neue Lichterkette installiert bekam und das alles nur, weil ich eine leere Pfandflasche zurück in den Kasten stellen wollte. So vertrieb ich mir also den Tag, klar war aber, dass ich am Abend alles weggeräumt haben wollte und so ließ ich viele Gelegenheiten liegen und brach immer wieder Tätigkeiten, in die ich entspannt hineingerutscht war, ab. Notierte sie aber alle auf einem Zettel, denen kann ich ja ein andermal nachgehen. Oder den Zettel wegwerfen. Je nachdem.
Was ich am verbleibenden (oder an den verbleibenden zwei) Urlaubstagen noch machen möchte: Ein Elektrikfachgeschäft aufsuchen und einen Elektroherd und Kochfeld kaufen, dem Installateur telefonisch oder persönlich nachstellen, damit endlich die Dinge in den Bädern repariert werden, einen größeren Einkauf per Auto machen, um die Vorräte wieder aufzufüllen, die Steuererklärung machen und generell den Schreibtisch in Ordnung bringen sowie die Wohnung einmal durchputzen (Putzhilfe hat noch zwei Wochen Urlaub). Für einen Tag ein bisschen viel, für zwei Tage recht entspannt. Ich kläre das morgen als allererstes, nein, als allererstes fülle ich alle Töpfe und Flaschen und den Wasserkocher mit Wasser, um 8:30 Uhr wird nämlich das Wasser abgestellt wegen Reparaturen am Fallrohr. Wenn das allzu lange dauert, mache ich gar nichts von den geplanten Sachen sondern begebe mich mit Buch in ein Café und bleibe da, bis alles fertig ist, wie ich allerdings herausfinde, wann das der Fall ist, muss ich mir noch überlegen.
Kommentieren
Fast hätte ich einhändig tippen müssen, weil ich eine Hand auf dem Hund liegen hatte, das war so gewünscht. Sie grunzt dieses Jahr immer, wenn ihr etwas gefällt. Nachdem ich das (und einiges andere) erst einmal verstanden hatte, lief es sehr gut mit uns. Ich kann Hundesprache ja nicht gut deuten, kenne nur Katzensprache und als ich Fiene bürstete, bewegte sie sich so, wie die Katzen es tun, wenn ihnen etwas nicht gefällt. Dann höre ich natürlich sofort auf. Das war aber genau falsch, beim Hund war es eine Wohlfühlbewegung. Nach einer Woche sind wir eingegroovt.
Heute war noch einmal ein sehr ereignisreicher Tag, wir fuhren auf die Insel, auf die wir sonst immer schauen, das war ja schon geplant, die Insel halt, zu der wir nicht wie deppige unvorbereitete Touristinnen zu Fuß durchs Watt spazieren wollten. Die Fahrt geschah mit einem Amphibienfahrzeug, auf dem Hinweg waren wir noch sehr unterwältigt, es war ein 20-Minuten-Fahrt angekündigt, in Wirklichkeit fuhren wir ca. 5 Minuten, nunja. Dafür war die Insel dann interessanter als gedacht und vor allen Dingen gemütlich: schattige Sitzplätze, angenehmer Wind, ein schön kleines Museum, dessen Einritt durch die Amphibienbootfahrkarte abgedeckt war und dann war die Insel auch noch kleiner als erwartet und wir wanderten auf eine schlimm sonnigen – aber immer hin viel kürzer als befürchteten – weg zu einer alten Festung. Außer mir hatte sich niemand mit Sonnenschutz eingecremt. Sie werden alle vorzeitige Hautalterung bekommen, alle außer mir, ich werde faltenfrei sein bis ins hohe Alter.
Die Rückfahrt mit dem Amphibienfahrzeug machte die kurze Hinfahrt weg, nicht nur fuhren wir einen großen Bogen durchs Watt und an der Austernfarm vorbei (wir wollten alle sofort ergoogeln, wie das funktioniert mit der Austernzucht (ostréiculture) mit den Austerntischen (tables à caire-voie) und den Säcken (poches), es gibt aber auf dieser gesamten Cotentin-Halbinsel keinerlei Mobilfunknetz, also musste das bis im Ferienhaus warten. Egal, als Sahnehäubchen setzte das Amphibienfahrzeug uns nicht am Ausgangspunkt ab, von dort hätten wir nämlich nochmal eine Viertelstunde durch pralle Sonne laufend leiden müssen, sondern am anderen Ende des Hafens direkt am Parkplatz. Das war toll!
Später schafften wir es auch noch, in einem Restaurant Fisch zu essen und zwar am Nachmittag, das ist ja hier eigentlich eher ein Ding der Unmöglichkeit, also zwischen 14 und 19 Uhr etwas zu Essen zu bekommen, dann auch noch das Gewünschte und ohne Reservierung. Und der Fisch war gut. Damit hatten wir alle Pläne abgehakt. Eine letzte Postkarte wurde eingeworfen und ein letztes Baguette gekauft, dabei traten Herr H und ich direkt vor der Boulangerie in einen riesigen Hundehaufen. Ich zog unmittelbar meine Schuhe aus und warf sie in den Mülleimer vor dem Laden, direkt neben zwei Hundebesitzern, ob sie die verursachenden waren, weiß ich nicht. Herr H reinigte seine Schuhe im Meer.
Am Abend weiteres Reste-Essen und Doppelkopf, ich darf Ihnen verkünden, dass Sie bei der Siegerin der diesjährigen Doppelkopfwoche lesen, mit 137 Punkten lag ich vorn, der Zweitplatzierte hat 106 Punkte. Ich muss mich nicht verstecken mit meinem Regelzettel, der immer vor mir liegt, weil ich mir nicht merken kann, ob nun der König oder 10/As mehr zählen.
(Kommentieren)
Bis 9:30 Uhr ausgeschlafen, es regnete in Strömen, sehr entspannt und gemütlich.
Dann geschahen drei, eigentlich vier verdächtige Dinge. Zum einen war mir meine Nase beim Gucken immer im Weg, ich nahm sie ständig in meinem Sichtfeld wahr. Während ich darüber sinnierte, unterhielt ich mich mit Frau Herzbruch, sie sagte etwas zu mir, ich antwortete und wenige Minuten später erinnerte ich mich an das Gespräch, aber nur an die Melodie, nicht mehr an den Inhalt. Alles weg. Ich fragte bei Frau Herzbruch nach, sie sagte mir noch einmal, was wir gesprochen hatten, ja so war es, die Worte passten zur Melodie in meinem Kopf.
Wir stiegen ins Auto ein und ich war unfassbar müde, schlief mehrfach kurz ein, wachte dann auf und war – eine Stunde nach dem ausführlichen Frühstück – unfassbar hungrig. Da machte es dann zum Glück endlich „Klick“ und ich erwischte die Migräne noch bevor überhaupt auch nur der leichteste Kopfschmerz begann. Ganz auslöschen ließ sie sich nicht aber es bleibt bei leichten Sprachproblemen und im Restaurant fielen mir nacheinander erst die Serviette, dann die Gabel, dann das Messer auf den Boden. Aber es geht mir wunderbar. Ich bin nur etwas dümmer und unbeholfener als sonst. So wie der Hund. Den haben aber ja auch alle lieb.
Wir waren heute in Bayeux. Herr H und ich interessierten uns ernsthaft für den Teppich, schafften es aber zeitlich nicht in das entsprechende Museum. Frau H hatte Angst, dass ein Teppich eingekauft würde. Natürlich nicht, man kann aber Nachbildungen auf Amazon bestellen. Es gelang Herrn H und mir, unauffällig Keksdosen mit Motiven des Teppichs in den Souvenireinkauf zu schmuggeln. Frau H hält nichts von Auslegeware.
Der Souvenierladen in Bayeux war ein Stück attraktiver als der in dem liebsten Dorf der Franzosen (und Französinnen) aber meine Güte, ich kaufe jetzt schon seit so vielen Jahren wenn möglich überhaupt nichts, ich bin wirklich für Ladenlokale nicht mehr gemacht. Zu viele Sachen, zu viele Menschen, zu wenig Vergleichsmöglichkeiten und eigentlich brauche ich ja sowieso nichts. Dennoch waren wir später noch im Supermarkt, Herr H kaufte Werkzeuge, um das Ferienhaus zu reparieren. „Verlassen Sie diesen Ort so, wie Sie sich wünschen, ihn vorzufinden“ erlangt eine ganz neue Bedeutung. Ich kaufte eine Melone. Frau H TK-HImbeeren. Später nach einer harten Diskussionsrunde während einer doppelten Kreisverkehrfahrt kauften wir noch Baguette, man kann hier glaube ich nie zu viel Baguette haben. Die letzten Tage hier werden wir mit Essen verbringen müssen, alle Vorräte müssen weg.
Mein Matschauge – ich erwähnte es am ersten Reistetag hier, Mitleid blieb aus, empathische Minderleistung der Lesenden – hat sich soweit zurückgebildet, dass ich nicht mehr fortwährend Sonnenbrille tragen muss. Was heute im Regen ganz gut war. Beschwerden sind keine mehr vorhanden, ich hoffe nur, dass sich durch die mehrtägige Schwellung nicht die Haut am Augenlid so weit gedehnt hat, dass eine Rückbildung nicht mehr möglich ist. Dann müsste man da operativ eingreifen, das zahlt aber vermutlich dann die Krankenkasse, weil ich mit dem vor das Auge hängende Lid ja nicht sehen könnte. Warum hat Karl Dall sein Auge eigentlich nie machen lassen?
Bestimmt haben wir heute noch mehr erlebt aber ich erinnere mich gerade nicht, mein Gehirn ist stark verlangsamt (und ich fürchte um meinen 20-Punkte-Vorsprung beim DoKo!). Lesen Sie bei Frau Herzbruch nach.
(Kommentieren)
An diesem Morgen wachte ich als erste auf, als zweite kam der Hund ins Wohnzimmer und wir gingen gemeinsam in den Garten, Bälle werfen und die Nachbarin kennenlernen. Als alle anderen aufwachten, war ich schon bei angenehmen 300 ml Kaffee angekommen und gesprächsbereit.
Nach dem Tag gestern, an dem ja gar nichts geschah, wollten wir uns heute nicht gleich mit Erlebnissen überfordern. Frau H und ich fuhren erst einmal einkaufen, der leckere rosa Cidre war aus. Allerdings nicht nur bei uns sondern auch im Supermarkt, in einer Übersprungshandlung kauften wir von allen anderen rosa Cidresorten zwei Flaschen, eine, um festzustellen, ob sie schmecken und die zweite um im positiven Falle dann noch eine Flasche entspannt trinken zu können. Ich glaube, wir hatten beide nicht ganz präsent, dass wir in wenigen Tagen schon abreisen.
Auf dem Hinweg zum Einkaufen forderte Frau Herzbruch Lob ein, dass sie den Weg zurück schon ohne Navi kennt. Der Rückweg war dann ungewöhnlich lang und als wir zum zweiten Mal am Kino vorbeikamen, schalteten wir das Navi dann doch wieder ein.
Zurück im Haus nahmen wir Bestand auf, was alles neu kaputt gegangen war: Waschbecken im WC (Stopfen unentfernbar im Abfluss) und Herr H hatte, als er nachts im Dunkeln schauen wollte, wer vor dem Haus Lärm macht, versehentlich eine Leiste über dem Fenster abgerissen. Gestern ging ja die Grillzange kaputt, an Tag 1 schon fiel in Frau Hs Zimmer die Vorhangstange ab. Reparaturen wurden in die Wege geleitet, es ist ja immer etwas zu tun in so einem Haus.
Als nächstes machten wir uns auf in das schönste Dorf Frankreichts, das hatte ich aber falsch verstanden, es ist das Lieblingsdorf der Franzosen (und Französinnen?) nach einer Umfrage von France 3 und es hatten sich insgesamt unter 20 Orten beworben. Gut, dass ich das falsch verstanden hatte, ich wäre sonst beunruhigt gewesen.
Der Ort war nett. Der Laden, den Frau H unbedingt aufsuchen wollte, war ein Ort des Grauens. Ich kann mir das nur so erklären, dass er früher mal toll war und nun immer noch von einem Ruf lebt. Es war ein ziemlich weitläufiges Ladenlokal und darin untergebracht sämtlicher weltbekannter Nippes und Tourikram. Die geblümten Teetassen, die es auch im Blumenladen in Offenbach gibt, die Seifen, die jede Apotheke hat, die Kosmetik aus der entsprechenden Abteilung bei Manufactum, dazwischen das Sortiment von Depot und dieser Dekoladenkette, die Kikeriki oder so ähnlich heißt. Unfassbar. Es gibt nur einen Weg durch den Laden, man muss alles anschauen, um wieder hinauszukommen. Wir kauften nichts.
Jetzt ist es stürmisch geworden, das ist sehr gemütlich, wir müssen uns nun dem Doppelkopf und dem Cidre und den ca. 20 eingekauften Creme-Brulees widmen.
(Kommentieren)
Die Herren Herzbruch fuhren heute noch einmal zu Kriegsschauplätzen, wir anderen blieben daher im Anwesen, denn wie gesagt, eine andere Fortbewegungsweise als die per Auto ist hier nicht vorgesehen. So harrten wir – gut versorgt durch morgendliche Einkäufe – auf der Terrasse mit Meerblick den ganzen Tag über aus, in meinem Fall unterbrochen von einem kleinen Schläfchen.
Ich las dabei – beim Auf-der-Terrasse-sitzen, nicht beim Schlafen – die Tagebücher von Erich Mühsam und war amüsiert-verwundert über sein ständiges Jammern hinsichtlich seiner wirtschaftlichen Situation. Ein erwachsender Mann, der erwartet, von seiner Familie ausgehalten zu werden – war das damals üblich? Und er bekam sogar finanzielle Unterstützung aber fand, es sei zu wenig, schließlich sei ja mehr Geld da. Dann andererseits gehen ja heute auch viele Leute davon aus, es stünde ihnen irgendwie zu, dass andere ihnen ein auskömmliches Leben ermöglichen. Darüber bin ich auch immer wieder verwundert.
Später geschah das Ereignis des Tages: ein Wägelchen hielt am Campingplatz gegenüber und trug die Aufschrift „Le Petit Wan“. Wir gingen es besichtigen, es handelt sich um einen Thai-Imbiss, der immer Mittwochs kommt. Dienstags kommt ein Döner&Burger-Wagen, was an den anderen Tagen kommt, habe ich schon vergessen, was daran liegt, dass kein einziger Wagen für uns irgendwie interessant ist.
Morgen fahren wir einen Ort besichtigen, der auch ganz toll sein soll – er hat die größte Austernzucht Frankreichs (örks), vor der Küste liegt eine Quarantäne-Insel, die bei der Pest und dann noch bis ins letzte Jahrhundert in Gebrauch war, es gibt zwei Türme, die nach einer verlorenen Seeschlacht mit der niederländisch-englischen Flotte entstanden und einer davon wird noch militärisch genutzt, dann gibt es noch eine Kirche die allen im Meer Ertrunkenen gewidmet ist. Das Highlight des Ortes scheint ein Laden mit Gewürzen, Feinkost und Deko-Zeugs zu sein, in dem Frau Herzbruch sich heute schon mental einen Einkaufskorb zusammengeklickt hat.
Die Überfahrt zur Pestinsel haben wir für einen anderen Tag gebucht, morgen war schon alles voll – es dürfen nur 500 Personen pro Tag auf die Insel. Man könnte theoretisch auch zu Fuß durchs Watt hinwandern doch haben wir nicht die richtige Ausrüstung und außerdem ist Nipptide, da zieht das Wasser bei Ebbe nicht weit genug raus, zusätzlich käme es mit den Uhrzeiten auch alles nicht hin. Und Handyempfang um Rettung anzufordern ist hier ja auch nirgendwo.
Dann müssen wir morgen noch einkaufen, und zwar den Cidre rose doux e fruité. Den Champagner nehme ich wieder mit nach Hause, wir haben derzeit einen billigeren Geschmack.
(Kommentare)
Gleich morgens ergab sich ein weiterer Quest. Wir hatten einen Ausflug geplant. Mit dem Auto – andere Fortbewegungsarten sind hier nicht vorgesehen. Das Auto war auch offen, der Schlüssel allerdings nicht da. Nicht im Schloss, nicht in der Handtasche, nicht in der Hosentasche, nicht auf der Kommode. Wie ich berichtet hatte, sind wir hier in einem sehr mit wirklich allem vollgestellten Haus, man findet nichts, es ist bestimmt alles da, aber das, was man versendet, ist immer leicht „off“, heute am Abend zum Beispiel servierten wir Spaghetti mit einer Grillzange. In diesem Haus galt es nun, den Autoschlüssel wiederzufinden.
Ich bin unfassbar gut in sowas, noch am Tag vor Abreise fand ich in unserem Haushalt für M einen Ohrring wieder, den sie zuletzt in Schottland getragen hatte und von dem das Gegenstück auf ihrem Schreibtisch lag. Er war in der Schweißnaht des Handgepäckrucksacks, den sie mithatte, verfangen. Den Autoschlüssel fand ich in einer Kommode mit abgeschlossenen Türen, deren Rückwand aber, wie ich beim Abrücken von der Wand sah, fehlte, so dass der Schlüssel in dieses Schränkchen irgenwie unglücklich hineinfallen konnte. Mit nur 20 Minuten Verspätung brachen wir auf.
Gestern waren Frau Herzbruch und ich ja noch einkaufen gewesen, es kam dabei zu einigen unerwarteten Situationen im Straßenverkehr, unter anderem fuhren wir bis zu einer roten Ampel vor, um dann erst festzustellen, dass die davor stehenden Fahrzeuge gar nicht parkten sondern, nunja, der Ampelrückstau waren und wir nun mit unserem Reisebus dem Gegenverkehr den Weg versperrten. Und ähnliche Situationen halt, unglücklicherweise fuhr die ganze Zeit hinter uns derselbe Mann. Keine Ahnung, was der angestellt hat, dass das Schicksal die arme Frau Herzbruch derart für seine Bestrafung heranzog. Zuletzt bog der Mann sogar auf denselben Supermarktparkplatz ab wie wir, Frau Herzbruch hatte Sorge, er könne uns ansprechen, ich habe aber ja Französisch B1 absolviert und hätte dann „La dame est un instrument du destin!“ gesagt und dann hätten wir doch mal herausgefunden, wer von den Beteiligten sich genau was vorzuwerfen hat. Heute fuhr Herr Herzbruch. Er meisterte alle diese Stellen problemlos. Ob es daran lag, dass wir ihm beständig die Gefahren soufflierten, oder ob er eben kein Instrument des Schicksals war, bleibt offen.
Der Ausflug führte und zu den Landungsbrücken, alles sehr wenig erheiternd. Krieg ist scheiße.
Danach waren wir Bettwäsche kaufen. Gestern auch schon. Ich hoffe, das wird kein Running Gag, dass wir jetzt täglich mit Familie Herzbruch Bettwäsche kaufen gehen, ich finde Bettwäsche langweilig. Apfeltarte haben wir auch wieder gekauft, mittlerweile die dritte. Die erste war super, Herr H fand sie aber zu wenig apfelig. Gestern hatten wir eine deutlich apfeligere, unter den Äpfeln war noch Apfelmus (bei der ersten: eine Art Creme), dafür war der Teig für mich aber absolut inakzeptabel, weil er im Mund ein starkes Schwammgefühl machte. Wir probieren weiter, bis wir die ideale Tarte gefunden haben. Beim Cidre sind wir schon am Ziel: Cidre Rosé doux et fruité für irgendwas unter 3 Euro. Allerdings habe ich 4 (unterschiedliche) Flaschen Champagner mitgebracht, die müssen auch irgendwie weg, Champagner wird durch Lagerung ja nicht besser. Heute gibt es daher keinen Cidre sondern der Roederer Rosé 2016 ist dran. Erschreckt fand ich im Flaschenkarton auch noch eine Geschenkkarte, die ich bis dahin nicht bemerkt hatte.
Nach dem Einkauf fand das erste Schwimmen im Meer statt – die Herren Herzbruch und ich waren dabei, dem Hund war es zu kalt. Beim Reingehen schon sehr frisch, dann, einmal untergetaucht, kam es mir so vor als könne ich ewig im Wasser bleiben und nach ca. 20 Minuten wurde es unfassbar kalt.
Jetzt Doppekopf.
(Kommentare)
Herr Budddenbohm ist aus dem Urlaub zurück, wir (also Frau Herzbruch und ich) übernehmen an dieser Stelle die Urlaubsstaffel.
Daher reisten Herr N und ich gestern morgen um 5 Uhr zu Familie Herzbruch, um dort in einen kleinen angemieteten Reisebus der ausreichend Platz für 5 Personen, 1 Hund und viel Gepäck (hoffentlich) bot, umzusteigen, dann würde jemand den Bus wegfahren und den so freigewordenen Parkplatz würde für die nächste Woche unser Auto besetzen, versorgt von den freundlichen Nachbarn. Daher blieb unser Autoschlüssel auch bei Herzbruchs, einen Zweitschlüssel habe ich aber an der Frau, man weiß nie, vielleicht brennt oder säuft Herzbruchs die Wohnung ab in unserem Urlaub, es wäre bedauerlich aber das allermeiste vom Hausstand haben sie eh dabei, wir könnten dann in unserem Auto immerhin nach Hause fahren.
Vorher war noch ein fremder Herr auszuzocken, der im Halteverbot vor dem kleinen Bus stand und die Herzbruchs offenbar schon ausgespäht hatte, jedenfalls direkt den Rückwärtsgang einlegte, als Frau Herzbruch sich dem Wagen näherte, elegant drehte sie zu unserem Fahrzeug ab und wir fuhren davon, beobachteten und beratschlagten unauffällig aus dem Hauseingang eine Ecke weiter. Unsere Vermutung war, dass der Herr in den Gottesdienst gehen möchte, der um 8:30 Uhr begann. Bis dahin würde er warten, ob der kleine Bus sich wohl noch in Bewegung setzt oder ein anderer Parkplatz frei wird – falls nicht das Auto dann im Halteverbot stehen lassen. Genau so war es auch, um 8:28 Uhr setzte er sich Richtung Kirche in Bewegung, wir freuten uns sehr, dass er ein guter Gläubiger ist und wünschten ihm, dass zumindest für die Dauer des Gottesdienstes niemand vom Ordnungsamt vorbeikommt.
Gegen 9 Uhr hatten wir Airfryer, Kaffeemaschine und was man sonst so braucht (dieses Jahr keine Wasserkästen) verräumt und fuhren los. Ich als Beifahrerin. Ich bin beflissen, eine ganz besonders gute Beifahrerin zu sein, weil ich ja überhaupt nie fahren möchte, daher versuche ich, die Wünsche der Fahrperson schon zu antizipieren bevor sie geäußert werden. Zu 99 % gelang mir das, ich hatte Feuchttücher, Gebäck und – mein großer Moment – sogar eine Polsterung für die klappernde Getränkehalterung dabei, nur an einem einzigen Punkt hatte ich die Lüftung nicht perfekt eingestellt, so dass Frau Herzbruchs Bein warm wurde und sie selbst die Hand ausstrecken musste, um das Rädchen von 3 auf 5 hochzudrehen. Das tat weh.
Während der Fahrt hörten wir den „Alles Gesagt“-Podcast mit dem Astronauten, Name vergessen, nur die Moderatoren untereinander reden sich ständig mit Namen an, der Gast wird nicht mit Namen angesprochen, wie soll ich ihn mir also merken. Das All ist nichts für uns, beschlossen wir. Augenödeme, Übelkeit, mit den selben Leuten ein halbes Jahr verbringen und wenn die dann alle 9 Stunden am Stück reden, so wie der Herr Dingens, meine Güte. Ich verreise ja sowieso schon nicht so besonders gern. Ich bin zwar gern an anderen Orten und lerne gerne neue, fremde Dinge kennen aber gleichzeitig wäre ich gerne zu Hause, ist ja ein völliger Irrsinn, dass man sich die Wohnung schön und gemütlich macht, mit allem, das man benötigt, funktional und effizient einrichtet und dann fährt man in jeder freien Minute weg und muss in fremden Küchenschubladen nach dem Buttermesser suchen. Bar jeder Vernunft. Für mich wäre es gut, wenn wir in Zukunft nur noch virtuell reisen würden, mit entsprechenden Brillen, Anzug, Technik – das muss alles noch Fortschritte machen, bisher ist diese Technik fast beschwerlicher als eine physische Reise. Aber dann könnte ich in einem Raum ohne Sonne sitzen und das alles erleben, später lege ich die Technik ab, schmiere mir in der eigenen Küche ein Butterbrot und lege mich in mein eigenes Bett, vorher kann ich noch die Katzen füttern. Sicher wäre das auch für’s Klima viel besser, wobei: weiß ich nicht genau. Die Rechenzentren für so etwas verschlingen bestimmt auch viel Energie, die irgendwo her kommen muss. Ich bilde mir aber im Moment ein, es sei besser für das Klima als physisches Reisen, wenn man unsicher ist, kann man ja das annehmen, was der eigenen Haltung besser zupass kommt. So wie bei Online-Bestellungen, da frage ich mich auch manchmal, ob das sinnvoll ist, dass das Postauto mir so viele Pakete bringt und denke dann, dass es sicher nicht sinnvoller ist, wenn ich mit dem eigenen Auto zig Läden abfahre, um mir die Sachen entsprechend zu besorgen.
Naja, die Fahrt wer recht ereignislos, wir kamen gut durch und gut an und dann nicht ins Haus. Und die Vermieterin war nicht erreichbar. Nach 20 Minuten hatten wir eine Masterkey-Schlüsselbox identifiziert, 4 Rädchen von 1-9, also 10.000 Möglichkeiten, wenn man pro Möglichkeit eine Sekunde braucht, ist man in weniger als 3 Stunden durch, mit Pausen oder Personenwechsel vielleicht 4 Stunden, vor Mitternacht wären wir schon im Haus! Ich fing sofort an, war schon bei 1.400 als ich weggezerrt wurde Richtung Bar, die anderen wollten lieber auf einen Rückruf der Vermieterin dort warten. Schwierige Situation. Ich war sofort wieder angefixt wie in Wien bei Pokemon Go! Warum das aufgeben, wie toll wäre das denn, die Schüsselbox zu knacken und sei es durch simples Rädchendrehen? Was soll ich in einer Bar? Nun ja. Kurz vor Eingang der Bar rief die Vermieterin an und teilte den Code mit, ich sage mal so, ich hätte keine 20 Minuten mehr gebraucht.
Im Haus ging der Quest dann aber noch weiter, wir fanden ein paar Dinge nicht, die Vermieterin schickte Anweisungen (auf Französisch!) die so ungefähr besagten: oben gegenüber der Treppe ist ein normannischer Schrank, der Schlüssel zu diesem Schrank liegt in der Kammer links in einem Buch über Cotentin. Im Keller waren wir auch noch, dort kein Licht aber verschiedenste Türen, Dinge aus verschiedensten Jahrhunderten. Und ein Boot. Und alles ist irgendwie ein bisschen angeschmuddelt und feucht und alles ist voll mit allem. Und der Blick ist grandios, die Luft auch, wir werden es sehr schön hier haben.
Zum Abendessen gab es Baguette mit Butter und Käse an Cidre, nachts schauten wir Sternschnuppen, schliefen alle wunderbar, am nächsten Morgen, also heute, wachte ich mit einem Auge auf, das doppelt so groß war, wie das andere, vielleicht ein Augenödem, weil wir im Auto so viel mit Weltall gemacht hatten. Egal, Sonnenbrille drüber, so waren Frau Herzbruch und ich mehr als drei Stunden für genauso viele hundert Euro einkaufen, nun haben wir die Aufgabe, das alles aufzuessen und aufzutrinken und wir werden dieser Aufgabe gewachsen sein (auch wenn Herr Herzbruch, ausgerechnet, Zweifel hat)!
(Kommentieren)
Okay, es ist Sommer, eine Million Grad, was soll ich schon machen? Meine Güte. Nein, und die Laune ist auch noch nicht besser.
Aufgewacht erstmals um 5 weil die bekloppte Sonne dann aufgeht, eine unsägliche Zeit. Umgedreht und weitergeschlafen, wieder aufgewacht, weil die Katzen finden, es sei Tag, wenn die Sonne aufgeht und man müsse Futter bekommen. Umgedreht und mich schlafend gestellt. Um kurz nach 6 habe ich das aufgegeben.
Alle Fenster und Türen der Wohnung inklusive der zum Balkon standen die Nacht über offen, also muss morgens erst einmal das Anwesen kontrolliert werden, wo irgendwas reingekommen ist, das nicht reinkommen soll. Die Temperatur ist noch okay, irgendwas knapp über 20 Grad, das geht aber im Radio wird schon wieder mit beschwingter Stimme von einem „hochsommerlicher Tag ab dem Nachmittag, wenn die Bewölkung sich auflöst und wir blauen Himmel haben!“ gefaselt, so als sei das ein Grund zur Freude.
Schnell die Sachen erledigt, die ich abends wegen Hitze nicht schaffe, nämlich Wäsche aufgehängt, einen Küchenschrank durchsortiert, ein paar Unterlagen zusammengesucht und in die Bürotasche gesteckt, ein Paket ausgepackt und den Inhalt verräumt. Die Katzen versorgt, Blumen gegossen, die nächste Waschladung vorbereitet, sie wird auch wieder über Nacht laufen und morgen früh hänge ich das Zeug dann auf. Es wäre ja schön, wenn man im Sommer weniger Wäsche hätte, weil die Sachen kürzer sind, dafür ist aber immer alles schwitzig und es gibt umso mehr Kleidungsstücke, auch noch in diversesten Farben, so dass diverseste Sortierungen erforderlich sind, das ist doch alles Mist.
Um 8:30 Uhr saß ich auf dem Rad und fuhr in den Supermarkt, um Büroessen für die Woche zu kaufen, also Sachen wie Joghurt, Käse, Nektarinen etc., das kaufe ich immer auf dem Arbeitsweg, weil es ja völlig unsinnig ist, es beim üblichen Wocheneinkauf zu kaufen und dann erst in die Wohnung zu schleppen und dann aus der Wohnung wieder hinaus. Früher habe ich letzteres gemacht, mir ist heute unerklärlich warum. Vielleicht hatte ich da noch feste Arbeitszeiten und es war mir zu stressig, das ist gut möglich.
Im Supermarkt, der um 8:30 Uhr öffnet, ist Einkaufen um diese Uhrzeit eigentlich auch nicht vorgesehen. Es wird noch geputzt, auch mit Maschinen und eingeräumt, auch mit großen Paletten, mit einem Einkaufswagen kommt man eher nicht durch und ist auch nicht willkommen. Heute stand zusätzlich noch eine in sandfarbene wallende Gewänder gekleidete kleine Gruppe – eine Frau und zwei Kinder – vor dem Regal mit den Brötchen, an das ich eigentlich wollte und besprach sich zu Einkauf, zur Bedienung der Brötchenzange und so w.eiter, es dauerte hundert Jahre, es war noch ein Herr da, der vor mir der nächste Benutzer der Brötchenzange gewesen wäre, er hatte ein seliges, gütiges Lächeln auf dem Gesicht beim Betrachten der kleinen Gruppe, es war mir nicht möglich, das weiter auszuhalten ohne Amok zu laufen und so entfernte ich mich aus der Situation und kaufte kein Brötchen. Bzw. dann später beim Bäcker, da ist es 50 Cent teurer und schmeckt nicht halb so gut. Ist aber ja auch egal.
Dann kaufte ich mir noch einen Blumenstrauß, der Blumenladen öffnet neuerdings erst um 9, dort sind aber auch vor 9 schon Kundinnen willkommen, wenn sie nichts gebunden haben wollen sondern nur was Fertiges mitnehmen. Also das kosmische Gegengewicht zum Supermarkt, der ja um 8:30 Uhr öffnet aber Kundschaft zu diesem Zeitpunkt rundheraus ablehnt. Der Blumenladen hat immer einen fertigen Strauß der Woche für 10 Euro, er heißt Blumenliebe-Strauß, glaube ich, jedenfalls kaufe ich mir den häufig für das Büro. Also für mein Büro, für meinen Raum. Ich sage das, weil es immer wieder bei allen möglichen Leuten für die merkwürdigsten Ideen sorgt, weil sie wohl im Kopf haben, dass man Schnittblumen immer geschenkt bekommen muss. Das ist natürlich Quatsch, man kann sie einfach kaufen, ohne einen Verwendungsnachweis vorzulegen.
So bepackt fuhr ich weiter und weil „die Bewölkung“ sich schon verfrüht auflöste und die scheiß Sonne rauskam, wechselte ich vom Rad in den S-Bahn-Tunnel. Die Bahn war klimatisiert, immerhin. Auf dem Weg zwischen S-Bahn-Station und Büro ist momentan eine Großbaustelle und der Verkehr mit Ampeln so geregelt, dass man zum Überqueren der Kreuzung zweimal unmäßig lang ohne Unterstellmöglichkeit warten muss. Die Bahnfahrenden haben sich daher schon vor geraumer Zeit zur Anarchie entschlossen und wenn die erste Ampel grün wird, gehen wir geschlossen los und diagonal über die Straße, so dass die Autos anhalten müssen. Gestern war ein Verkehrspolizist vor Ort und wollte die Ampel mit dirigierenden Armbewegungen unterstützen, er wurde jedoch nicht beachtet. Heute war er nicht da.
Ich habe keine Erinnerung mehr, was ich im Büro getan habe. Bei diversen Personen musste im Kopf etwas durchsortiert werden, das habe ich unterstützt. Außerdem habe ich viele Arbeitsvorgänge wieder zurückgewiesen, weil sie mir unfertig abgeliefert wurden. Zwischendrin habe ich mit Vergnügen Papierstapel mit Schwung in eine 415-Liter-Tonne geschmissen, bis sie voll war.
Nach dem Büro musste ich unbedingt zum Briefkasten, einen Brief einwerfen, denn vergangenen Donnerstag hing am Auto ein Zettel, dass irgendeine völlig idiotische Person das vordere Kennzeichen beschädigt hat und nun ein Siegel nicht mehr ganz ist und erneuert werden muss, bitte bis 7. August erledigen und von einer Polizei oder Werkstatt etc. bestätigen lassen und Karte zurückschicken. Siegel macht die Zulassungsbehörde, frühester Termin war der 9. August, es war geplant, dass M letzten Freitag mit dem Auto ins Ausland fuhr. Ich schickte das Kind zur Zulassungsbehörde, sich durchquatschen, das gelang, ich musste nun noch die fertige Karte einwerfen, das war heute. Als ich aus dem S-Bahn-Tunnel kam, brannte die Sonne so runter, dass mein Fluchtreflex einsetzte und ich sofort nach Hause fuhr. Nachdem ich das Rad angeschlossen hatte und den Haustürschlüssel aus der Tasche nahm, fiel mir das Kärtchen dann in die Hände, nicht zufällig, ich hatte es genau in Antizipation eines solchen oder ähnlichen Ablaufs genau dort verstaut und konnte in gleißender Sonne noch eine Runde zum Briefkasten drehen.
Zu Hause erledigte ich sehr schnell alles Unabdingbare und sank dann in den Sessel, aus dem komme ich bei diesem Wetter wegen Kreislauf nämlich nicht mehr gut raus. Heute ging es, ich war für das Abendessen zuständig und sah mich nach Sonnenuntergang – schon gegen 21:15, Halleluja! – noch in der Lage, Pellkartoffeln in einem Topf zu kochen und in der Schale mit Kräuterquark aus der Packung zu servieren.
Gleich schalte ich noch die Waschmaschine ein und dann gehe ich schlafen.
(Alles zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen)
(Kommentare)