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    Dienstag, 19. Juli 2022
    Arbeit, minutenweise

    Jemand fragt in der täglichen Blogcontentliste, was ich eigentlich minutengenau (!) im Büro gemacht habe und ich dachte, das sei heute gefragt - in Wirklichkeit ist das aber erst morgen. Nun habe ich mir aber heute die Mühe gemacht und das aufgeschrieben und auch, wenn es ein eher ruhmloser Tag war möchte ich mir diese Mühe nicht (jedenfalls nicht zeitnah) nochmal machen. Und außerdem hat mir Fragmente für morgen den Besuch einer Autowaschanlage vorgeschlagen, das hat Priorität vor allem anderen.

    Was habe ich also heute minutengenau im Büro gemacht?

    Ich kam um 9:10 Uhr an, wurde von der Rezeptionistin nicht erkannt, vermutlich weil ich Kontaktlinsen statt Brille und damenhafte sommerliche Kleidung trug. So absurd fing es schon an. Ich schaute (wie jeden Morgen) am Empfang vorbei, die Kollegin war am Telefon, also winkte ich nur und ging wieder weg, dann fiel mir aber ein, dass ich den Baufortschritt in einem Konferenzraum kontrollieren wollte und ging wieder zurück. Sie war jetzt nicht mehr am Telefon, schaute mich sehr konsterniert an und sagte, sie habe beim Hereinwinken gar nicht gewusst, wer ich eigentlich bin.

    Der Baufortschritt war okayisch, nicht im Verzug aber auch nicht freudig überraschend. Die ausgewählte Wandfarbe sieht gut aus, immerhin.

    Um 9:17 Uhr war ich an meinem Schreibtisch und in meiner Tür stand die IT um mir von Vorfällen der letzten 3 Tage (ich hatte Freitag frei) zu berichten. Auch dabei nichts Freudig-Überraschendes.

    Nahtlos abgelöst wurde dieses Gespräch um 9:34 Uhr von einem Personalgespräch über ein Problem. Das Problem können wir nicht lösen, auch nicht beeinflussen, können aber die Folgen abmildern, der Plan dazu stand um 9:48 Uhr und dann kam eine Kollegin mit in New York eingekauften Keksen mit Marshmallows drin, sagte, man solle keinesfalls einen ganzen auf einmal essen, berichtete mir von ihrer Dienstreise (nach New York), ich aß den Keks ganz, er war vorzüglich und dann war mir sehr schlecht und ich wollte nach Hause gehen oder mich auf den Fußboden legen. Es war nun 9:57 Uhr.

    9:57 - 10:05 Krankmeldung I mit Covid und Einleitung entsprechender Maßnahmen.

    10:05 - 10:21 Krankmeldung II mit Covid und Einleitung entsprechender Maßnahmen.

    Dann verschaffte ich mir - wie gesagt, ich hatte Freitag Urlaub - einen Überblick über die eingegangenen Mails (bis 10:49 Uhr) und die eingegangene Post (bis 11 Uhr).

    11:00 - 11:10 Telefonat mit schon letzter Woche an Covid erkrankter Person und Frage nach dem Befinden - es geht ihr schlecht.

    Anschließend befasste ich mich mit Rechnungen. Also: Genehmigung von Zahlungen (oder auch nicht, je nachdem). Das unterbrach ich für ein geplantes Meeting um 11:30 Uhr, das die Neuverhandlung des Mobilfunkrahmenvertrags zum Thema hatte, wir sind damit in der dritten Runde und ich war bisher nicht zufrieden mit den Ergebnissen, heute aber schon, so dass wir noch einige Feinheiten absprachen und die Kollegin sich dann um das Vertragswerk kümmern konnte. Das ging bis 12 Uhr, danach weiter mit den Zahlungen bis 13:15 Uhr (unterbrochen von ab und an jemandem Informationen zurufen, Funktionen erklären, Daten nennen, jeweils nicht länger als 1-2 Minuten), dann Mittagessen.

    Das Mittagessen waren Orechiette in einer Soße aus getrockneten Tomaten mit angeblich Artischocken, die ich aber nicht finden konnte, Dessert eine Aprikosencreme mit irgendeinem abseitigen Kraut darin (Estragon?) und Erdbeeren obendrauf.

    13:55 Ende der Pause und Begrüßung eines neuen Mitarbeiters, der morgens gekommen war und in dessen Plan jetzt halt vorgesehen war, mich kennenzulernen und diverse Themen mit mir durchzugehen. Das ging bis 14:30 Uhr.

    Diverse Personalthemen (zwei neue Verträge, eine Gehaltsanpassung, eine Kündigung, eine Vertragsverlängerung, ein unbezahlter Urlaub), auch das mit nebenher verschiedene kurze Fragen beantworten und Leute in die richtige Richtung schubsen, bis 15:48 Uhr, danach Übermittlung der Gehaltsdaten für Juli an das Steuerbüro mit Rückfragen zu betrieblicher Altersvorsorge und (unzusammenhängend) Beihilfe im Nebenbeschäftigungsverhältnis (bis 16:30 Uhr).

    Danach ging ganz unverhältnismäßig viel Zeit dafür drauf, einem neuen Mitarbeiter in New York zu erklären, wie wir in Deutschland anteilige Gehaltszahlungen und anteiligen Urlaub berechnen (bis 17:10 Uhr!). Dafür würde danach mir etwas erklärt, nämlich vom nOC die Konzernstruktur eines Kunden, damit die AML/KYC-Compliance richtig läuft (und die Rechnung(en) richtig an die verschiedenen Gesellschaften gestellt werden) (bis 17.18 Uhr) und mit diesem Wissen versuchte ich dann noch einem Kollegen in London klarzumachen, dass eine Aufteilung 42:13 nicht bedeutet, dass eine Gesellschaft 42% und eine 13% zahlt sondern, naja, ist ja klar, aber war erstaunlich schwer zu vermitteln. Geglaubt hat er mir wohl bis zum Ende nicht, aber immerhin getan, was ich gesagt habe (ich habe nach wie vor die irrsinnige Annahme, dass Hintergrundwissen vermitteln besser ist als anweisen aber manchmal geht mir die Zeit aus). Es war nun 18:10 Uhr.

    Mittlerweile war der neue Rahmenvertrag für die Handys (aus dem Meeting um 11:30 Uhr) da, also nochmal drübergelesen, alle Änderungen abgehakt und unterschrieben. Versendet um 18:36 Uhr.

    Als letztes sortierte ich noch die Termine für morgen und klebte mir ein Post-it mit den Sachen, die dringend-auf-jeden-Fall-zuerst gemacht werden müssen auf die Tischplatte (mache ich immer, damit ich mich nicht morgens in Mails oder Telefonaten verfranse). Feierabend um 18:47 Uhr.

    Zusammengefasst:
    160 eingegangene Mails (wie gesagt, Freitag hatte ich frei), 44 gesendete Mails, 57 eingegangene Anrufe (davon 31 angenommen, Rest an den Empfang durchlaufen lassen), 17 selbst vorgenommene Anrufe. (das habe ich nicht per Hand gezählt, es gibt ein Tool dafür!)

    Dienstag, 5. Juli 2022
    WmdedgT 07/2022

    (Alles zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen.<)

    Momentan werde ich morgens ohne Wecker gegen 10 vor 7 wach und fühle mich erst einmal ausgeschlafen, das ist sehr komfortabel. Es folgte die übliche Morgenroutine inklusive Tee auf dem Balkon (noch angenehme Temperaturen dort um 20 nach 7!), dann fuhr ich ins Büro, heute mit dem Auto, da von dort schwere Dinge nach Hause zu transportieren waren. Im Büro angekommen nahm ich mir noch eine halbe Stunde frei, um private Dinge zu organisieren: zum einen, um einer Angelegenheit für Frau Herzbruch nachzugehen, die täglich absurder wird und zum anderen, um einer Angelegenheit für meine Eltern nachzugehen, die mich sehr besorgt hat aber - hier spoilere ich gern - diese Sorge stellte sich am Nachmittag als unbegründet heraus.

    Im Büro war heute ganz überraschend ein großer Tag. Ich versuche nämlich seit längerem, dem nOC ein Thema abzunehmen. Mit klaren Wünschen und Ideen, mit Sticheleien, mit Aufmerksamkeit und Angeboten, auch mal mit einem in die Tür geschobenen Fuß bestelle ich seit ungelogen mehr als zwei Jahren mehr oder weniger geduldig den Acker und habe heute - sehr unverhofft - die Ernte eingefahren. Ich fand in meinem Kalender einen zweistündigen Termin vor, während dem der nOC in einer Art Brain Dump sein gesamtes Wissen zu diesem Thema auf mich übertrug. Das war in zweierlei Hinsicht interessant, zum einen habe ich den Mann ja überhaupt noch nie so lange an einem Stück gesprochen und zum anderen war das Thema dann doch noch etwas komplexer, als ich antizipiert hatte.

    Den Rest des Tages war ich dann außerordentlich gut beschäftigt, denn: es war dringlich. Was keine Beschwerde sein soll, die große Dringlichkeit führte ja überhaupt nur dazu, dass das Thema nun endlich bei mir gelandet ist. Mittags habe ich noch schnell Sushi gegessen und mich ansonsten den gesamten Tag eingearbeitet und auch für die nächsten Tage alle anderen Termine abgesagt, weil, wie gesagt: dringlich. Ende der Woche muss das reibungslos laufen.

    Kurz, bevor ich nach Hause ging - ich wollte um 19 Uhr dort ankommen - las ich noch schnell die gesammelten Mails des Tages durch, ein paar beantwortete kurz, weil sonst andere nicht weiterkommen, den Großteil schob ich aber auf Termine irgendwann nächste Woche.

    Dann kam ein Anruf, nämlich von Fragmente. Mit ihr war ich für "so gegen 19:30/20:00 Uhr" bei mir zu Hause verabredet, weshalb ich ja um 19 Uhr dort ankommen wolle. Frau Fragmente fragte, was ich gerade tue. "Ich packe eilig zusammen, weil ich zu Hause Besuch bekomme!", antwortete ich. "Bin ich der Besuch?", fragte Fragmente, und fügte an "Ich bin nämlich früher da, so in ca. einer halben Stunde, und ich bin hungrig!"

    Da wurde es dann nochmal alles sehr schnell, und dann alles sehr langsam, das bestellte Essen kam nämlich 100 Jahre nicht und dann exakt in dem Moment, als ich diesen Satz tippte. So sind zwischen Satzanfang und Satzende nun ca. 60 Minuten vergangen!

    Das Essen war okay. Sehr frisch, qualitativ gut aber zu wenig Auswahl für meinen Geschmack, ich aß noch ein altbackenes Brötchen mit Nutella hinterher und bin jetzt insgesamt sehr zufrieden.

    Fragmente hat schon fertig gebloggt, ich jetzt gleich auch, dann räume ich den Tisch ab, dann quatschen wir noch ein bisschen oder auch nicht, sie hat ja noch einen längeren Heimweg und später werde ich mich in jedem Fall in den Sessel setzten und lesen. Zuerst mal das, was Fragmente gebloggt hat und dann irgendwas anderes.

    Samstag, 2. Juli 2022
    Umgangsfrage

    Ein neues Highlight aus der unverbindlichen Blogcontentvorschlagsliste!

    "Umgang damit als Frau für arrogant gehalten zu werden"

    Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Vielleicht mit dem Offensichtlichen: da fehlt ein Komma, denn wir haben hier eine Infinitivgruppe, die von einem Korrelat abhängt. Umgang damit, als Frau für arrogant gehalten zu werden.

    Arroganz ist nichts, das ich anstrebe, weder aktiv noch passiv, also weder will ich selbst arrogant sein, noch mich mit arroganten Personen umgeben. Mir ist bekannt, dass viele Leute Arroganz irgendwie anziehend finden. Frau Herzbruch zum Beispiel, deshalb mag sie (mehr oder weniger heimlich) Friedrich Merz, nicht inhaltlich natürlich, nur in Bezug auf die Haltung. Ich kann mich da nicht anschließen. Ich finde Arroganz meist ein bisschen langweilig, dann wiederum finde ich aber ja das allermeiste sehr schnell ein bisschen langweilig. Mit komplett verinnerlichter Arroganz käme ich vermutlich noch gut zurecht aber Arroganz als Habitus, der quasi als Schicht vor dem eigentlichen Wesen liegt (warum auch immer) finde ich sehr uninteressant, weil ich Ausweichen und Antäuschen generell immer uninteressant finde und Gespräche mit geschlossenem Visier nichts in mir bewegen. Ob Friedrich Merz komplett verinnerlicht arrogant ist oder die Arroganz als Habitus vor sich herträgt kann ich nicht beurteilen, weil ich ja kein Fernsehen schaue und ihm noch nie persönlich begegnet bin.

    Egal, Friedrich Merz mal beiseite, es war ja gar nicht gefragt, was ich über Arroganz denke, sondern es geht um den Umgang damit, für arrogant gehalten zu werden (weiß nicht, ob Merz sich darüber Gedanken macht oder nicht). Jedenfalls wundere ich mich, warum "Frau" in diesem Themenvorschlag extra genannt ist. Warum nicht "Umgang damit, für arrogant gehalten zu werden"? Weil ich eine Frau bin? Ist es ein Unterschied, als Frau oder als Mann für arrogant gehalten zu werden? Mir ist keiner bekannt. Wenn ich da etwas übersehe, machen Sie mich bitte darauf aufmerksam.

    Jedenfalls, welchen Umgang man damit pflegt (als Mann oder als Frau), für arrogant gehalten zu werden sollte ganz maßgeblich davon abhängen, ob man das gut findet oder schlecht oder egal. Wenn man es gut findet, sollte man sich  freuen, passt ja dann alles! Wenn man es egal findet, sollte man nicht darüber nachdenken, ist ja Energieverschwendung. Wenn man es schlecht findet, könnte man ergründen, warum man für arrogant gehalten wird, obwohl man das doch gar nicht möchte: ist es ein Missverständnis, wenn ja, wie kommt es zustande - da würde ich nachfragen bei der Person, die gesagt hat, ich sei arrogant. Warum sie das so sieht, obwohl ich finde, ich bin nicht arrogant, wo wir die Situation unterschiedliche beurteilen, was an mir auf sie so wirkt. Oder verhalte ich mich wirklich arrogant, unabsichtlich und unbemerkt oder vielleicht bemerke ich es auch und kann es nicht richtig verhindern, rutsche immer wieder hinein? Da würde ich mir dann Gedanken über die Situationen machen, in denen mir das passiert und überlegen, wie es dazu kommt und wie ich statt dessen reagieren könnte. 

    Also, das halte ich für den angemessenen Umgang damit, (als Frau) für arrogant gehalten zu werden: sich freuen, nicht drüber nachdenken oder es ändern. Je nachdem.

    (Ich werde nach wie vor den Eindruck nicht los, dass ich bei diesem Themenvorschlag einen Subtext übersehe. Erläutern Sie ihn mir gerne!)

    Mittwoch, 29. Juni 2022
    Der Chor

    Genau gesagt heißt das Stichwort für heute "Der Chor / kommende Auftritte / die Liebe zum gemeinschaftlichen Gesang". Ich wüsste gern, wann dieses Stichwort eingetragen wurde. Vielleicht zu einem Zeitpunkt zu dem man dachte, die Pandemie sei im Juni/Juli vorbei?

    Jedenfalls gehe ich derzeit nicht zum Chor, so ungefähr seit März 2020 nicht mehr, wobei, es kann sein, dass ich dort zwischenzeitlich mal war, denn ich erinnere mich an eine Situation mit Masken. Vielleicht war das im Sommer 2020 und es gab da mal ein Konzept mit Draußen und Wenigen oder so. Da habe ich dann mitgemacht.

    Derzeit probt der Chor annähernd normal, aber noch (ich habe es mir nicht gemerkt) entweder unten im Gemeindesaal und oben in der Kirche, damit es sich etwas verweht in Bezug auf Aerosole, oder vielleicht auch nur in der Kirche oben, weil die ja groß ist. Es sind, hörte ich, derzeit ca. 30 Personen. 30 Personen sind für einen Chor sicherlich nicht zu viele, für mich sind 30 Personen in einer Pandemie aber zum gemeinsam Singen zu viele, da möchte ich nicht dabei sein. Zunächst nicht, weil ich Angst hatte, den Chor (die meisten sind ein gutes Stück älter als ich) auszurotten, damals sah ich mich als größeren Risikofaktor als andere (wegen Schulkind, ÖPNV etc.). Mittlerweile sehe ich andere als größeren Risikofaktor als mich, das Warum ist dabei komplex, sagen wir grob, meine alltäglichen Beobachtungen ergeben das. Und mir ist ziemlich klar, dass auch ich mich früher oder später mit Corona infizieren werde (später ist mir dabei lieber). Aber, wichtiger Punkt: ich habe momentan gar nicht so viel Lust, zum Chor zu gehen und für etwas, das mir nicht so wichtig ist, gehe ich das Risiko des "früher" nicht ein.

    Dass es mir nicht so wichtig ist, hat wiederum mehrere Gründe. Erst wurde unendlich lang der Messias geprobt, weil man ja wegen ständiger Ausfälle nicht richtig weiter kam. Den Messias finde ich generell schon nur so mittel, über zwei Jahre hinweg Messias schaffe ich daher nicht. Das ist aber vorbei, jetzt wird etwas anderes geprobt. Trotzdem gehe ich momentan nicht zum Chor, denn die Proben sind Freitagabends von 20 - 22 Uhr und da habe ich entweder keine Zeit oder ich möchte mich lieber ausruhen. Das soll nicht heißen, dass es anders wäre, wenn die Proben zu einem anderen Zeitpunkt wären. Meine Zeit erscheint mir derzeit knapper als sonst und ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich einfach mehr zu erledigen habe - ich reise zum Beispiel momentan ca. alle 2 Wochen zu meinen Eltern, weil sie Unterstützung benötigen - oder ob ich einfach weniger Energie habe, oder ob das eine das andere bedingt. Das spielt aber auch keine Rolle, wir können festhalten, dass auf der Liste Pro/Contra Chor die beiden Seiten gerade recht ausgeglichen sind, die Entscheidung, regelmäßig hinzugehen kann ich momentan nicht treffen, ab und an hingehen ergibt keinen Sinn. Also bleibe ich vorerst weg.

    Was der nächste Auftritt ist, weiß ich nicht, auf der Website steht immer noch etwas vom Messias, ich glaube aber, König David war im Gespräch. Wann der nächste Auftritt ist weiß ich auch nicht.

    Die "Liebe zum gemeinschaftlichen Gesang" möchte ich etwas mehr ausdifferenzieren. Ich liebe nicht gemeinschaftlichen Gesang an sich. Ich würde nie (also nie aus eigenem freien Willen - irgendwie passieren könnte es natürlich schon, ich sage nur "Eventsauna") zu so einer Veranstaltung gehen, wo in einem Stadion gemeinsam gesungen wird oder zu einer "Rudelsingveranstaltung". Gemeinschaftliches Singen fasziniert mich, wenn die Stimmen sich wechselseitig ergänzen und bereichern. Stadion-/Rudelsingen ist natürlich durchaus polyphon, aber nicht zwingend harmonisch und schon gar nicht filigran. Daher interessiert mich das nicht, also zumindest nicht musikalisch, möglicherweise natürlich soziologisch.

    Irgendwann werde ich vermutlich wieder zum Chor gehen wollen (ich war immer gerne dort!), wenn es so weit ist, schreibe ich der Chorleiterin und frage sie, wann ein passender Zeitpunkt für die Rückkehr ist (also halt nicht kurz vor einem Konzert).

    Sonntag, 26. Juni 2022
    Das perfekte Auto / Fortbewegungsmittel

    Diese Frage muss in ihrer Formulierung als Scherz gemeint sein oder eine Person, der ich völlig unbekannt bin, hat auf dubiosen Wegen in meine Blogcontentliste gefunden und sich bemüßigt gefühlt, ein an dieser Stelle höchst absurdes Stichwort einzutragen.

    In meinen Augen gibt es kein richtiges Leben im Falschen und damit auch kein perfektes Auto. Ich hole etwas aus.

    Zum einen die Optik. Alles an Autos ist hässlich. Ja, auch an "schönen" Autos. Es sind große unförmige Gebilde aus lackiertem Metall mit Gummireifen, in der Regel staubig/schmutzig. Innen einem schlecht eingerichteten Mini-Wohnzimmer nachempfunden, das nie richtig sauber ist und immer ein wenig riecht.

    Anderer Punkt die Aufbewahrung. Man könnte ja noch sagen, okay, soll sich jede*r halt so ein Auto kaufen, wenn es eben dem individuellen Geschmack entspricht, man kann sich ja auch eine Sofalandschaft oder Schrankwand kaufen. Nur stellt man sich die eben zu Hause hin aber Hinz und Kunz stellt das Auto an der Straße ab, wo es anderen im Weg ist und - meiner Ansicht nach mehr als Windräder - die Landschaft verschandelt. Finden Sie das eigentlich richtig, dass die Straßenränder überall voll mit Autos stehen? Warum ist das so? Also mich stört das.

    Drittens die Handhabung. Wir schauen uns das jetzt mal ganz unverklärt an. Man geht also zu diesem unförmigen Gebilde aus lackiertem Metall, öffnet ein Türchen und setzt sich ein eher mittelmäßig ergonomisches Sesselchen. Man schließt die Tür, ist also im Metallkasten drin, dann streckt man die Arme leicht aus, um ein Lenkrad zu greifen und betätigt ab und an noch andere Hebelchen und Schalterchen und Pedale. Damit vertreibt man sich dann manchmal über mehrere Stunden die Zeit.

    An dieser Stelle würde ich eine Augenbraue heben, wenn ich das könnte.

    Neulich war ich mit meiner Freundin Fragmente in deren Auto unterwegs. Fragmente hat das Auto relativ neu und erfreut sich daran, weil sie meine Freundin ist, versuche ich auch diesen Zug an ihr zu wertschätzen und stelle manchmal Fragen zum Erwerb und Gebrauch des Fahrzeuges (bei unserer letzten Fahrt hatte ich den Neuerwerb ganz vergessen und nach einem Auto in der falschen Farbe Ausschau gehalten, das war ein ziemlicher Faux-pas glaube ich). Jedenfalls fragte ich, warum sie eigentlich ein Auto gekauft habe, bei dem man auch noch selbst schalten muss. Das kann man ja schon seit vielen Jahren automatisiert haben. Ihre Erklärung enthielt die Worte Spritzigkeit und Fahrvergnügen, ich konnte nicht folgen. Ich weiß nicht, was Fahrvergnügen ist. Es bereitet mir keine Freude, auf dem genannten Sesselchen zu sitzen und eine Maschine mit den ständig gleichen Bewegungen zu bedienen. Ich sitze ja schon nicht gerne still, da fängt es an und ich mache nicht gern über längere Zeit dasselbe, da geht es weiter.

    Genausowenig wie bei "Fahrspaß" kann ich bei "Geschwindigkeitsübertretung" folgen. Verschiedene Personen in meinem Freundeskreis haben Autos, die selbst Schilder lesen und die Geschwindigkeit entsprechend anpassen können. Alle von mir befragten Personen setzen sich über diese Funktion des Fahrzeugs aber hinweg. Ist mir auch komplett unbegreiflich. Wenn irgendwo auf einem Schild eine Geschwindigkeit angeraten ist, wird das ja sicher einen Grund haben, der so stark ist, dass man sich die Mühe gemacht hat, das entsprechende Schild aufzustellen. Warum sollte ich selbst das dann alles nochmal neu durchdenken und bewerten? Das ist mir viel zu anstrengend, wir sprachen ja schon im vorherigen Eintrag über Energiemanagement, das gehört bei mir auch dazu: zu einer vorgegebenen Höchstgeschwindigkeit nicht selbst nochmal eine Entscheidung treffen, die dann eventuell noch weiteres Nachdenken über mögliche Punkte-/Zahlungshöhe nach einem Blitzer nach sich zieht. Ist mir alles viel zu lästig und auch alles keine Themen, die in mir irgendeine Resonanz erzeugen.

    Fazit: das perfekte Auto gibt es nicht (wegen dem langen sitzen, der Hässlichkeit und des Aufbewahrungsproblems), ein erträgliches Auto kommt mit Fahrer*in, dann kann ich wenigstens etwas anderes machen während der Fahrzeit. Der Umweltaspekt bleibt hier unberücksichtigt, ich trete nicht nach, wenn jemand schon liegt.

    Was ist nun also das perfekte Fortbewegungsmittel? Ich finde ich Beine/Füße ziemlich gut. Hat man immer dabei, unkompliziert, stehen selten im Weg herum, keine Sorge wegen Diebstahl. Die Nachteile liegen natürlich auf der Hand: über längere Distanzen nicht so gut geeignet. Dafür fände ich Flügel ziemlich gut (ich schweife kurz ab, neulich war ich kurz davor, mir Engelsflügel zu kaufen, leider ist mir der Zusammenhang entfallen, ich hatte sie aber schon auf Amazon ergoogelt und sie waren mit Glitzer, ich fühlte mich sehr Zielgruppe, habe sie dann doch nicht gekauft, weil ich den Zusammenhang vergessen habe, habe ich auch den Grund für die Entscheidung vergessen, vom Kauf Abstand zu nehmen). In meinen Träumen ist Fliegen ja eine normale Fortbewegungsart, ich habe dabei aber keine Flügel sondern mache das mit den Armen (Brustschwimmbewegungen). Dass es ohne Flügel nicht geht (außer mit Jetpack, dann aber wieder Hässlichkeit, Aufbewahrung, Umwelt), ist klar, warum die Evolution das menschliche Fortbewegungsproblem nicht längst mit Flügeln gelöst hat, ist mir zumindest allerdings nicht klar. Ich stelle mir Kurzflügel vor (bevorzuge beim Schwimmen ja auch Kurzflossen), wegen der Handhabung und Verstauung, vielleicht hätten wir dann alle einen kleinen Buckel, da könnten die Flügel rein, garderobentechnisch kann man sich da anpassen. Ich denke, Flügel würden auf der mittleren Streckenlänge (bis 100 km) gut funktionieren, danach wird das Rauschen der Luft an den Ohren vermutlich nervig und ein Problem kann natürlich auch die Witterung sein. Aber welche Reiseart wird nicht nach 100 km nervig und mit Witterung ist ja auch bei jeder Art von Fortbewegungsmittel immer irgendwas.

    Ich weiß es auch nicht. Das perfekte Fortbewegungsmittel gibt es vermutlich nicht, es kommt einfach auf die konkreten Rahmenbedingungen an. Ich wäre mit Flügeln als zusätzlicher Option aber ziemlich happy!

    Sonntag, 26. Juni 2022
    Contentvorschlagsliste: Lieblingskleidungsstück

    Die Contentvorschlagliste, die natürlich weiterhin gefüttert werden kann (es wird auch wieder kühler, dann steht ihr auch wieder mehr), fragt heute nach meinem Lieblingskleidungsstück.

    Es ist so: ich trage alle meine Kleidungsstücke sehr gerne.

    Das hat einen guten Grund. Ich habe meistens sehr viel im Kopf, sicherlich mehr, als notwendig wäre, aber sowohl mein Berufsleben als auch mein gewünschtes Privatleben erfordern es, dass ich täglich viele Dinge in rascher Folge entscheide. Wie gesagt, im Privatleben ist das selbst gewählt, ich könnte ja auch einfach im Sessel sitzen und Dinge geschehen lassen, aber das liegt mir nicht, es liegt mir, zu gestalten und zusätzlich brauche ich eine gewisse Geschwindigkeit, damit ich mich nicht langweile.

    Um dafür ausreichend Energie zu haben, muss ich ein wenig haushalten, was wiederum dazu führt, dass ich mich mit manchen Dingen einfach nicht befasse und mich so einrichte, dass Entscheidungen zu diesen Dingen unnötig werden oder, wenn überhaupt, nur ein einziges Mal getroffen werden und dann auch schnell. Es gibt da zig kleine Beispiele in meinem Leben, etwa dass alles an Geschirr, das zum Essen/Trinken/Kochen verwendet wird, in die Spülmaschine kommt (ja, auch Messer und Dinge aus Holz) und das alles, was in den Bereich Kleidung fällt, in die Waschmaschine kommt. Da muss ich nicht nachdenken oder Prozesse zur Unterscheidung im Haushalt etablieren, was diese Vorgehensweise nicht überlebt, ist dann eben weg, das ist ja auch eine einmalige Sache. Auch gehört dazu, dass ich viele Dinge einfach sofort mache, damit ich nicht über sie nachdenken muss, in Gruppen oft Aufgaben übernehme, einfach damit es in einem mir angenehmen Tempo endlich weitergeht und mich von Personen entferne, die sich häufig umentscheiden. Das ist alles Energiemanagement.

    Und so ist es eben auch mit Kleidung. Wenn ich ein Kleidungsstück aus dem Schrank nehme, anziehe und es passt mir nicht mehr oder ich fühle mich darin nicht mehr wohl, dann kommt es weg. Ich habe keine Stapel mit Kleidung für dickere oder dünnere Zeiten auf irgendwelchen besonders hohen oder besonders niedrigen Regalbrettern oder irgendwas nach Hinten geschobenes besonders Gutes oder besonders Aufgetragenes für "wann anders". Alles, was ich morgens im Halbdunkeln aus dem Schrank greife, passt mir und ich trage es gern. Das entspannt mich, ich muss morgens nicht nachdenken, ob irgendwas doch zu weit oder zu eng ist oder mittlerweile abgetragen - wobei ich das bei manchen Kleidungsstücken nicht sofort sehe, weil ich sie gerne mag und noch aus ihren besten Zeiten in Erinnerung habe. Da fällt mir dann eher unterwegs, wenn ich an einem Spiegel vorbeikomme, auf, dass die Farbe verwaschen ist oder irgendwo Pilling oder was weiß ich was, dann ärgere ich mich kurz und damit ich mich nicht noch länger ärgere oder am Ende zu einem anderen Zeitpunkt an einem ganz frischen und bis dahin ärgerfreien Tag noch einmal, entsorge ich das Kleidungsstück dann abends sofort.

    Ich finde, das ist ein schönes Gefühl, einfach alles aus dem Schrank nehmen zu können und gerne zu tragen, halte das auch für wichtige Selbstfürsorge, den Tag nicht schon mit irgendwelchen deprimierenden Garderobenkomplikationen zu beginnen.

    Am allerliebsten trage ich - theoretisch! - derzeit eine schwarze-rot gemusterte Joop-Bluse, die ich von Frau Herzbruch geerbt habe, zu einer schwarzen Jeans. Ich sage theoretisch, weil es praktisch nicht geht, die Bluse ist langärmlig und es ist ja das grauenhafte Sommervierteljahr. Ich trage generell gerne Jeans und Blusen, die können von mir aus auch einen kurzen Arm haben, wobei mir Langärmliges besser gefällt. Ich bin auch ein großer Fan von Mänteln (besonders Trenchcoats) und Stiefeletten. Aber wie gesagt, es ist Sommer. Nichts, das mir gefällt, ist bei Temperaturen über 30 Grad komfortabel tragbar außer natürlich Badekleidung im Badesee (wobei ich es generell für eine etwas absurde und jedenfalls wenig pragmatische Erfindung halte, Kleidung auszuziehen, um dann andere Kleidung anzuziehen, die dann nass wird, um sich später wieder da herauszupellen und trockene Kleidung anzuziehen, aber das ist ein anderes Thema).

    Donnerstag, 23. Juni 2022
    Jetzt...

    nur noch maximal 10 jahreszeitlich schwierige Wochen!

    Donnerstag, 16. Juni 2022
    03092863

    Jetzt kommt der Sommer, grusel grusel. Ich rechne kurz. Es ist Mitte Juni. Ab September ist immer alles erträglich, erfahrungsgemäß, weil die Nächte kalt werden. 11 schwierige Wochen könnten also kommen, dann ist das Thema "Sommer" durch. Das schaffe ich, zumal ich eine davon verreise. Also nur 10 schwierig-nervige Wochen, in denen ich tausend Dinge machen möchte, aber nicht kann, weil es zu warm ist, und dann ist es auch schon vorbei.

    Es gab ja hier auch mal die Regel, dass jegliche Blogtätigkeit ab 30 Grad Außentemperatur ruht. Aus Bockigkeit. Das wäre dann heute der Fall gewesen. Aber auch ich muss mich an den Klimawandel anpassen, möglicherweise werde ich zukünftig die Blogtätigkeit erst bei 31,5 Grad einstellen.

    Meine Pläne für die nächsten Tage: morgen verreisen, Freitag Friseur und Büro, zu 85 % abends Besuch von Violinista empfangen.

    Samstag diverse Dinge erledigen, möglicherweise aber wegen Wetter (38 Grad und 15 Stunden Sonne sind vorhergesagt) einfach den ganzen Tag schlafen, um nichts davon zu bemerken. Sollte ich wach sein, werde ich striktes Temperaturmanagement durchsetzen: die Nutzung von Herd oder Backofen oder Föhn ist untersagt, Wasserkocher geht so gerade eben, ich habe schon Wasserpäckchen eingefroren, an die ich mich im Bett kuscheln kann und da ich ja am Freitag zum Friseur gehe, werde ich am Samstag eine Frisur haben, die ich alle 30 Minuten unter den kalten Wasserhahn halten kann und mich dennoch gut frisiert fühle.

    Sonntag Badesee, ich denke nicht, dass ich außer Badekleidung irgendwas mitnehmen muss, weil ich nicht vorhabe, das Wasser zu verlassen. Höchstens zum Nachcremen.


    Mehr gibt es nicht zu berichten. Aber das macht ja nichts.

    Dienstag, 14. Juni 2022
    15062022

    Fragmente und ich sitzen an einem Tisch in einem persischen Lokal, bzw. im Garten davor, und bloggen. Der Tisch hatte bis vorhin eine schwere orientalische Tischdecke, jetzt aber nicht mehr, denn ich habe ein Glas Kirschlimonade, ca. 400ml, quer darüber geschüttet. Das habe ich geschafft, ohne dass ein Tropfen auf meine hellblau-weiß-gestreifte Bluse kam. Ich bin mit Recht zufrieden.

    Dann passierte noch etwas komisches. Ich war insgeheim nämlich etwas froh, dass ich die Kirschlimonade verschüttet hatte, sie war nicht sonderlich gut, schmeckte nur nach Kirsche und sonst gar nichts (angekündigt war noch Vanille, Mandel und irgendwas). Der Keller brachte aber ohne zu fragen eine neue Kirschlimonade, so beschloss ich, mich darüber zu freuen und diese neuerliche nicht so sonderlich gute Kirschlimo komplett zu genießen. Und gerade habe ich sie probiert und sie schmeckt ganz anders als die erste, nämlich eben nach Vanille, Mandel, Sauerkirsche und irgendwas und richtig gut.

    Das ist ein neuerlicher Beweis für meine These, dass es eine gute Strategie ist, sich einfach voll in eine sowieso unabänderliche Situation zu werfen, mit allem, das ich habe. Vorhin habe ich auch beschlossen, bei meinem Event-Sauna-Besuch, der irgendwann aber nicht vor Oktober stattfinden wird, so vorzugehen. Am Wochenende war nämlich meine Freundin Violinista zu Besuch und ohne, dass ich es jetzt noch richtig erklären könnte, landeten wir in einer Gesprächssituation, in der sie sich von mir einen gemeinsamen Eventsaunabesuch zum Geburtstag wünschte und ich zusagte. Unerklärlich, weil ich alles, was Violinista begeistert von der Event-Sauna berichtete komplett abstoßend fand. Vorhin habe ich mich deshalb bei Fragmente noch einmal näher zu Saunabesuchen informiert und dabei kamen noch mehr Einzelheiten heraus, die ich auch alle schlecht finde. Wie gesagt, ich werde mich auch in dieses Erlebnis komplett hineinwerfen und die Eventsauna in allen ihren Facetten mitnehmen. Anders wird es nicht gehen. Wie gesagt, dauert aber noch etwas, vor Oktober geht es nicht, dann ist vermutlich erstmal wieder Corona, die Vorfreude wird also noch ein wenig andauern.

    Die tägliche Contentliste fragt heute nach dem fürchterlichsten Kleidungsstück. Das ist einfach: der Bademantel. Violinista wollte mich schon bei unserem Urlaub im Standhäuschen am Meer zu einem Bademantel drängen, ich habe das komplett verweigert und statt dessen eine Fleecedecke mitgenommen und damit war ich glücklich. Ein Bademantel hat bekanntlich nur komplett unpraktische Eigenschaften. Erstens einmal: wann will man denn ein Kleidungsstück tragen, das lange Ärmel hat aber die Beine halb nackt lässt? Das ist doch Quatsch. Dann klafft der Bademantel immer am Dekolleté offen, das ist genauso Quatsch. Ein Bademantel ist eben ein Mantel, warum sollte man ein Kleidungsstück, das wie ein Mantel geschnitten ist, ohne was drunter tragen sollen? Alles totaler Quatsch. Man kann statt dessen ein Kleid tragen, mit oder ohne Ärmel, das ist nicht nur hübscher sonder auch bequemer (weil kein klaffendes Dekolleté und irgendwelche Stoffgürtelbindespielchen). Man kann auch einfach eine Jogginhose und ein T-Shirt tragen. Oder, wenn man sich nichts über Extremitäten ziehen will, wickelt man sich eben in eine Decke. Allein schon die Vorstellung, in einem Bademantel auf einem Stuhl zu sitzen ist lächerlich: unten alles offen und oben beult es sich klaffend. Wie gesagt, völlig absurd, fürchterlichstes Kleidungsstück. Ich habe meinen, den ich vor zig Jahren mal zum Geburtstag bekam, gerade letztes Wochenende weggeworfen, zwischendrin hatte ich seine Existenz vergessen. Werde in der Eventsauna (also nicht in der Sauna selbst natürlich, im Drumherumbereich) aber natürlich einen tragen, einen ausgeliehenen, hoffentlich mit Logo der Therme, für das komplette Erlebnis. Violinista hoffentlich auch, so dass wir aussehen wie kleine Thermenborgs, die jeglichen Verstand an der Pforte abgeben, sich mit Kaffeemehl einreiben lassen, mit irgendwas bedampfen, schwitzen, dann noch die Sache mit den Birkenzweigen und so weiter. Egal.

    Fürcherlichstes Kleidungsstück: Bademantel.

    Zwischenzeitlich ist eine neue orientalische Tischdecke gekommen, der Kirschsaft schmeckt immer noch, ich habe ein Stückchen Pistazie zwischen zwei Zähnen. Alles wird gut.

    Dienstag, 14. Juni 2022
    14062022

    Ich erlebe derzeit Tage, die durch ihre Unaufgeregtheit gnadenlos anstrengend für mich sind. Das mag wie ein Widerspruch klingen, ist aber keiner, ich erkläre es sofort: wenn Sie immer irre schnell laufen, nicht nach links und nicht nach rechts schauen, wird vieles ganz unglaublich egal, Sie sind eins mit Ihrer eigenen Geschwindigkeit, es ist immer irgendwas und nochwas und das auch und noch dieses und jenes auch das da noch, Wahnsinn, toll!! Stellen Sie sich jetzt vor, Sie bremsen ab, gehen langsam weiter und bleiben auch mal stehen, bemerken, wo Sie eigentlich sind, lassen nicht sofort alles gleich hinter sich sondern schauen sich um und so weiter und plötzlich sind da Zweifel, welches wohl der richtige Weg ist. Auch eine interessante Sache. Aber eben gewöhnungsbedürftig.

    Das Thema "Tortellini", das die Contentliste mir für heute anreicht, ist aber ausreichend niedrigschwellig für so eine Phase. Wenn es in der Kantine Tortellini gibt, seufze ich immer kurz. Nicht wohlig sondern genervt. Ja, Tortellini nerven mich. Einmal schon optisch, ich kann mir nicht helfen, immer wenn ich Tortellini sehe, denke ich "Bolusobstruktion" und dann denke ich, dass man statt Bolusobstruktion auch Bratwursttod sagt und das finde ich dann gleich noch unattraktiver.

    Geschmacklich sind Tortellini etwas, das ich hilfsweise essen kann. Es ist ja nichts wirklich ekliges daran, bis eben auf die komische tumorartige Form, aber was an einer weichen Nudel (Tortellini in al dente hat mir noch nie jemand serviert) mit undefinierbarer Paste drin besonders gut sein soll, weiß ich auch nicht. Meist werden Tortellini in der Kantine mit einer hellen Soße serviert. Helle Soße an Nudeln lehne ich ab, wenn es nicht Carbonara ist. Manchmal werden die Tortellini auch in Tomatensoße serviert. Dann seufze ich nochmal und denke, es wäre schön, wenn es statt Tortellini Spaghetti, besser noch Spaghettoni, wären.

    Zuletzt noch der Klang. Man soll ja mit allen Sinnen genießen, das Ohr isst also auch mit. Tortellini, oeiiiiii!!, das klingt wie etwas, das beim Drauftreten noch quietscht oder mit den llllls wie etwas, das ein Kinderclown frühstückt. Mal nur zum Vergleich, Spaghettoni, aeoi, das ist Vielfalt, Tiefe, die sich in bewundernde Höhen schwingt. Mehr ist nicht zu sagen.

    Ich habe noch nie selbst Tortellini zubereitet, beabsichtige auch nicht, das zu tun. Sollten Sie meine Meinung ändern wollen, können Sie mich aber immer gern zum Essen einladen.

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