Zu meiner Zufriedenheit sitze ich mit Fragmente an meinem Küchentisch und wir bloggen, vorher gab es gutes Essen und jetzt habe ich gleichzeitig Cola und Tee, das ist eine hervorragende Situation. Nachdem ich mein entspanntes Ich noch einmal kurz für 24 Stunden verloren hatte, habe ich es nun wiedergefunden. Es ist ja normal, dass es in neuen Situationen anfangs etwas holpert, es dauert ein bisschen, bis sich so eine neue Attitude verfestigt hat. Da habe ich mir nichts vorzuwerfen. Nur 24 Stunden und ich bin schon wieder mein neues Ich.
Uns gegenüber am Tisch, bzw. mir gegenüber, zu Fragmente 45 Grad, sitzt Herr N. und schaut uns zu. Auf eine wertende Art und Weise.
Fragmente weiß nichts zu schreiben, recherchiert dazu aber irgendwas im Internet. Ich weiß tausend Dinge zu schreiben aber bei jedem einzelnen ist es mir zu mühsam, meine Gedanken ausreichend zusammenzusammeln um es kohärent darzustellen.
Eben musste ich sehr lachen. Fragmente fragte, ob ich eigentlich einen Bot hätte für meine abendliche Frage "Was habt ihr heute so gemacht". Habe ich nicht. "Warum nicht?", fragte sie. Ich dachte nach. Ich habe den nicht, weil ich jeden Abend kurz neu überlege, ob ich Lust habe, zu fragen. Meistens habe ich Lust, bisher hatte ich sehr selten keine Lust, dann aber einen anderen Grund, es trotzdem zu tun. Irgendwann werde ich von jetzt auf gleich plötzlich keine Lust und keinen Grund mehr haben und dann höre ich das einfach auf. So ist mir das lieber.
Dafür, dass Fragmente kein Thema weiß schreibt sie jetzt ganz schön eifrig. Fühle mich leicht unter Druck gesetzt, mir eventuell doch noch genauere Gedanken zu einem der Themen in meinem Kopf zu machen, aber: anstrengend! Ich kann mich auch nicht so gut auf eine Sache konzentrieren gerade. Während ich hier - zugegebenerweise noch nicht allzu viel - geschrieben habe, durchquerte das Gespräch mit Herrn N. nebenher schon die Themengebiete Verbleib seines Führerscheins (leider ungeklärt), der Unterschrift für Postident, Elektroschocks fürs Gehirn und für die Muskulatur, Fitnessstudio, das Kind der Nachbarin, Hunde und Vögel draußen, wie schön der Kater ist, dass sich in Ms Skigruppe jemand am Bein verletzt hat und als Fragmente sich darüber kurz echauffierte ("So kann ich nicht arbeiten!") bot ich ihr eine rosa Fruchtgummimaus an. Dann klingelte das Telefon, ich erschrecke mich ja immer so, wenn abends das Telefon klingelt, aber in meiner neuen Persona bin ich ja auch dann immer entspannt, also antwortete ich freundlich, teilte dem Herrn vom Umfrageinstitut mit, dass ich gerade Besuch habe und morgen Abend auch bereits verabredet bin, aber dass er gerne übermorgen wieder anrufen kann. Mal sehen ob er das macht. Und mal sehen, was ich dann mache.
Der Kater liegt neben mir und putzt sich und schmatzt.
Das reicht für heute.
Sehr anstrengender Tag. Meine neue Haltung, ab jetzt ein ganz entspannter Mensch zu sein, der sich nicht mehr aufregt, kippte schon um 10:30 Uhr. Um 17 Uhr war ich vor lauter Aufregen tief erschöpft.
Um 19:45 Uhr schrieb mir der Gesangslehrer, er würde sich zum Termin um 20 Uhr etwas verspäten, was sehr gut war, denn ich hatte den Termin komplett vergessen. Im Verlauf der folgenden Stunde stellten wir dann zur beiderseitigen Überraschung fest, dass ich recht mühelos ins Pfeifregister wechseln kann. Ich war noch überraschter als er, weil ich ja gar nicht wusste, dass so etwas existiert.
Mal sehen, was wir damit jetzt anfangen. Und mal sehen, ob ich morgen einen neuen Anlauf als entspannter Mensch mache.
Mit meiner Lebensphase voller Entspannung läuft es bisher gut. Nicht, dass das Leben an sich irgendwie entspannter geworden wäre aber bekanntlich spielt ja die eigene Haltung zu den Fakten auch eine ganz wesentliche Rolle. Und ich bin fest entschlossen, mich nicht mehr übermäßig zu sorgen oder vielleicht auch einfach gar nicht mehr, es führt ja zu nichts.
Pläne für die nächste Woche:
Der Haushalt ist wieder coronafrei, seit gestern testet unser hauseigener Patient Zero wieder negativ. Für's Protokoll: am 31.3. vormittags war sein Schnelltest noch negativ, am Nachmittag dann positiv. Bis 5.4. knatschpositiv binnen Millisekungen, ab 6.4. der zweite Strich nur noch für das geübte Auge erkennbar und seit gestern Nachmittag kein zweiter Strich mehr da. Heute sind wir als Sicherheitspuffer noch separiert, ab morgen verlasse ich mein selbstgewähltes Isolationszimmer und gehe zunächst ins Büro und bewohne danach wieder die komplette Wohnung. Darauf freue ich mich sehr, die Katzen wird es eher verwirren, denn innerhalb weniger Tage hat es sich schon alles perfekt eingespielt: ich sitze abends hier im Sessel und schaue ins Internet und die Katzen liegen auf meinem Bett. Sobald ich aufstehe, um irgendwas zu holen, springt eine Katze auf den Sessel. Wenn ich zurückkehre, hebe ich die Katze aus dem Sessel auf und trage sie zum Bett. Wenn ich das nächste Mal aufstehe, versucht die andere Katze ihr Glück. Etc. Beim Zurückheben auf das Bett wird einmal durchgekrault und ein bisschen gekämpft. Dementsprechend sehen meine Hände auch aus. Ich werde morgen früh den auffälligen Nagellack auftragen, damit er davon ablenkt.
Weitere Pläne: Gesangsstunde, Bloggen mit Fragmente, ein Termin mit Herrn N., Abendessen mit Schanuf, Reise zu den Eltern, das Kind nach Rückkehr von der Skifahrt in Empfang nehmen und Ostersonntag die Steuererkärung machen. Das hätte Karfreitag besser gepasst, aber da kann ich halt nicht. Macht nix.
Außerdem sind Osterferien, zwar nicht für mich, aber das bringt mit sich, dass ich keine festen Aufstehzeiten einhalten muss, weil mein Arbeitsbeginn flexibel ist. Das finde ich meiner neuen entspannten Lebensphase auch sehr zuträglich.
Mir ist, als sei ich heute den ganzen Tag hin- und hergerannt, dabei habe ich mich im Wesentlichen in meinen 16 qm aufgehalten und saß dabei auch noch die letzten 4 Stunden des Tages so still, dass mir hinterher die Beine weh taten.
Gut, heute morgen um 5 Uhr gab es einen zügigen Spaziergang zur Schule, um zwei Kinder mit großen Koffern zum Bus für die Skifreizeit zu bringen. Auch große Kinder kann man noch motivieren, indem man ihnen das Bild ins Gehirn malt, sie seien Super Mario und die Koffer nachts durch die Straßen schieben und dabei Hundehaufen, Schlaglöchern, Mülltonnen etc. ausweichen sei ein Level, der Bus, in den der Koffer hinein muss und der Lehrer, der an der Vordertür Ausweis, Krankenkassenkarte, Haftpflichtversicherung, Impfpass und negativen Testnachweis kontrolliert der Level-Boss. Auf dem Rückweg fuhr mich eine andere Mutter heim. Es war 5:45 Uhr. Sie fragte, was ich denn nun machen würde, ich antwortete "schlafen?!". Sie hingegen plante, den Hausputz zu beginnen.
In Wirklichkeit hatte ich bei Heimkehr aber ein kleines Kreislaufproblem und saß schlotternd mit Wärmflasche und heißem Tee mit Honig im Sessel. Das war gut, sonst hätte ich eine Nachricht auf dem Handy nicht gesehen, in deren Folge ich zwei Stunden in der Warteschleife der 116 117 war (was nicht schlimm war, es war ja kein Notfall nur um die Uhrzeit etwas lästig). Um 9 Uhr war alles zu meiner Zufriedenheit erledigt und ich ging schlafen, wachte aber schon um 11 wieder auf, duschte und frühstückte dann und schlief von 13 - 16 Uhr erneut im Sessel. Dann wieder Kreislauf. Warum nur? Als ich mich gefangen hatte, ging ich einkaufen, es ist nun alles bis nach Ostern erledigt und das Essen geplant.
Als ich vom Einkauf kam, stritten Kater und Katze um meinen Sessel. Erst gewann die Katze, später aber der Kater, ich war zu müde, selbst zu partizipieren und setzte mich ins Bett. Um 20 Uhr war ich nämlich zu einem Event mit Frau Herzbruch verabredet, also im Computer. Ich war nun allerdings so müde, dass ich mich nicht aufraffen konnte, den Laptop an den Strom anzuschließen. Viel zu anstrengend. Endlich zahlte es sich einmal aus, noch den Arbeitslaptop hier zu haben, der hatte genug Strom. Zusätzlich brauchte ich zwei Decken und eine Wärmflasche gegen Frieren.
Im Verlauf des Abends fing sich der Kreislauf wieder, wir hängten gemeinsam Wäsche auf und es gab noch Abendessen, insgesamt saß ich aber etwa 4 Stunden mit ausgestreckten Beinen auf dem Bett und musste am Ende sehr herumzappeln, so dass ich immer aus dem Bild glitt.
Um diesen Eintrag zu schreiben, habe ich mich jetzt noch einmal in den Sessel aufgerafft. Bin aber doch irgendwie sehr müde.
Gute Nacht.
Habe irgendwie das Gefühl, ab morgen beginnt für mich eine Lebensphase voller Entspannung!
Heute neues Besuchssystem der Hausverwaltung erstmalig genutzt.
Ich: In der Bestätiungsmail, die das System verschickt, steht "Sie sind als Besucher für Frau N. angemeldet, geben Sie am Terminal Code xxx ein." Ich habe aber eine Besucherin angemeldet. Würden Sie das bitte korrigieren?
HV: Ähm, das ist so der Standard.
Ich: Können Sie es so einstellen, dass ich die Mail, die rausgeht, selbst editieren kann?
HV: Nein, das ist nicht vorgesehen.
Ich: Sie erinnern sich, dass wir "als Besuch angemeldet" oder "sind zum Besuch bei xxx angemeldet" programmiert haben wollten, richtig?
HV: Ja, aber niemand anders wollte das so.
Ich: Das ist anekdotisch ganz interessant aber in der Sache irrelevant. Ich kann Ihr System so nicht nutzen, mein Besuch wird sich also weiterhin persönlich bei Ihrem Empfangspersonal anmelden, nicht am Terminal.
HV: Die Möglichkeit besteht natürlich weiterhin.
Ich: Wunderbar, dann ist ja alles gut, tschüss!
HV: Also vorerst!! Perspektivisch möchten wir schon in der Zukunft ankommen!
Ich: In der Gegenwart reicht ja erstmal, auch mit der Ansprache des Besuchs!
HV: Ja und auch mit dem System.
Ich: Genau. Wenn Sie das entsprechend geändert haben, geben Sie mir Bescheid, ja?
HV: Nein ich meine, dass sich alle am Terminal anmelden.
Ich: Das ist mir auch recht, mir ist nur wichtig, dass ich meinen Besuch im Einladungsschreiben korrekt anspreche.
HV: Frau N. wollen Sie da jetzt wirklich so eine große Sache draus machen?
Ich: Durchaus.
HV: Das System ist ja auch noch gar nicht fertig, wir sind ja noch in der Erprobungsphase.
Ich: Das finde ich einerseits schön, weil Sie dann nicht bei einem fertigen System so nachlässig waren, diesen Punkt zu übersehen. Andererseits finde ich es nicht schön, dass Sie mir hier etwas Unfertiges vorsetzen, ich habe auch weder Zeit noch Lust, Dinge zu testen und dann über die Funktionalität zu diskutieren und schon gar keine, die mir über die Nebenkosten in Rechnung gestellt werden.
HV: Vielleicht möchten Sie mit meinem Vorgesetzten darüber sprechen?
Ich: Immer sehr gern, er darf einen Termin schicken.
HV: Dann melden wir uns morgen.
Ich: Gerne, und sonst melde ich mich am Montag. (legt auf)
*augenzucken*
Welches Datum ist denn? Achso, es steht ja auf dem Coronatest.
Es ist auch wieder Blogtag mit Fragmente, schon vor zwei Wochen hat es mich genervt, dass wir wieder Videobloggen statt gemütlich beisammen zu sitzen und wie Sie alle wissen hat sich die Situation seitdem dramatisch verschlechtert, denn jetzt kann ich mir noch nichtmals mehr aussuchen, wo in der Wohnung ich sitzen möchte, jedenfalls nicht, wenn ich keine Maske tragen möchte. Wer weiß, was beim nächsten Blogtermin noch dazugekommen ist. Lassen wir unsere kriegs- und pandemiegeübte Phantasie spielen!
On another note hat sich die Teilnahme an dem Ball neulich und dass Frau Herzbruch da betatscht wurde gelohnt, ich habe nämlich von einer auf dem Ball gemachten Bekanntschaft Passionsfrüchte, die selbst in Brasilien am Baum (Strauch? Wie wachsen die eigentlich?) gepflückt wurden geschenkt bekommen und habe nun eine davon in ein Glas gelöffelt und mit Sekt aufgegossen. Die Frucht ist viel größer und gelber als die, die ich von hier kenne und das Innere etwas säuerlicher und noch viel aromatischer. Ich bin sehr begeistert.
Kulinarisch bin ich sowieso gut aufgestellt, ich hatte ja irgendwann letztes Jahr ein Reisfeld adoptiert und eine Kuh und so kam diese Woche ein Paket mit 10 Säcken Reis und eins mit 3 Riesenstücken Parmesankäse, der Amazon-Lebensmittellieferdienst hat Mehl gebracht und einen Rutsch quer durch das Süßigkeiten- und Snacksortiment und Freitag kommen noch aus Gründen, die ich gedanklich nicht ganz durchdringen konnte, Cake-Pops. Wenn man eine Sorge nicht mehr hat, schließt sich ja oft gleich iene weitere an. Bei mir jetzt: komme ich am Ende dieser intra-haushaltlichen Isolation überhaupt noch durch die Tür aus diesem Zimmer wieder hinaus? Ich habe nur knapp 4000 Schritte zurückgelegt heute, dafür aber hervorragend gegessen, Herr N. hat gekocht!
Naja, wie gesagt, mal sehen, wo wir in einer Woche sind. Allzu weit vorausplanen lohnt sich derzeit nicht.
Alles zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen.
Ich erwachte wieder im Gästebett, morgens gegen halb 5, weil die Vögel draußen sehr laut herumschrieen, die Fenster und die Balkontür sind ja auf wegen Corona. Sonst schlafe ich auch bei geöffnetem Fenster, aber zur Straße raus, die Geräusche da bin ich gewohnt. Dass man sich im Schlafzimmer zum Garten der Nachbarn hin morgens um halb 5 vorkommt, wie in einer Voliere, war mir bislang nicht bewusst. Frau Herzbruch und Frau Violinista haben das nie erwähnt. Grauenhaft. Außerdem war mir auch sehr kalt, ich legte also eine dritte Decke über mich, schloss die Balkontür und schlief nochmal bis 7 Uhr.
Dann Maske auf und das Kind wecken und gucken, ob Herr N. noch lebt, Katzenbrunnen einschalten, Katzen füttern, Katzenklo saubermachen, duschen, merken, dass die Maske noch drauf ist, Augenrollen, Zähneputzen, während die Haare antrocknen die Spülmaschine ausräumen, Haare föhnen und an den Schreibtisch.
Dort eine Milliarde Mails. Gestern hatte ich ja frei. Am Freitag habe ich mir einen Zettel gemacht mit 5 Dingen, die definitiv heute erledigt werden müssen. Erst muss ich aber Coronamaßnahmen ergreifen und ein paar Dinge sehr schnell geraderücken und dann ruft der alte Oberchef an und stellt sich schwierig, weil ihm langweilig ist.
Dafür mache ich eine richtige Mittagspause. Eigentlich wollte ich in der Mittagspause Fahrkarten für eine private Reise buchen, dann kommt aber M gerade aus der Schule und wir verquatschen uns, während wir alle noch herumliegenden Orangen zu Saft pressen.
Mir ist weiterhin unglaublich kalt, der Kater kratzt zig mal an der Balkontür und immer, wenn ich sie öffne, guckt er kurz raus und befindet das Wetter für seiner Präsenz unwürdig, geht also wieder hinein. Die kalte Luft ist aber trotzdem drin. Mein Schreibtisch ist direkt neben der Balkontür. Auf meiner einen Decke schläft der Kater, auf meiner anderen Decke schläft die Katze, ich nehme mir daher ein Katzenschlafhäuschen, lege eine Wärmflaschen rein und stecke meine Füße da hinein. Das funktioniert erstaunlich gut. Die Katzen, die sonst NIE in diesem Häuschen liegen, gucken vorwurfsvoll. Von meinen Decken aus.
Dröhnende Kopfschmerzen habe ich auch seit dem Aufwachen und sie reagieren auf die üblichen Schmerzmittel nicht. Möglicherweise vom Schulternhochziehen wegen Kälte, migränig fühlt es sich nicht an. Möglicherweise aber auch von komischer Kieferhaltung, ich beobachte mich dabei, unter der Maske Bewegungen mit dem Mund zu machen, die ich sonst nicht mache. Ich versuche, das zu stoppen, indem ich Gummibärchen kaue.
Gegen 15 Uhr komme ich dazu, die wirklich wichtigen 5 Sachen zu machen und gegen 19 Uhr sind sie fertig. Also mache ich Feierabend und koche schnell etwas: ein kleiner Wirsing muss weg. Etwas lustlos brate ich eine Hand voll Schinkenwürfelchen an, Knoblauch und Zwiebel dazu, den Wirsing in Streifen und drei Karotten in Scheiben drauf, in etwas Gemüsebrühe andünsten, mit einem Becher saurer Sahne verrühren und dazu Nudeln und Parmesanhobel. Gewürzt mit Chilipulver. Von Abschmecken kann man nicht sprechen, ich koche ja mit Maske, das ist alles unglaublich lästig.
Nach dem Essen (im Einzelzimmer natürlich) 2 Meter vom Schreibtisch zum Sessel, gleich 2 Meter vom Schreibtisch zum Bett (nicht, dass sie denken, der Raum wäre so groß - die Bewegung findet in einem gleichschenkligen Dreieck statt, dessen Basis die Balkontür ist.
Achja, draußen war ich auch! Ich habe den Müll rausgebracht. Und der zweite Strich auf den Tests von Herrn N. ist jetzt ganz blass. Ich hoffe, das hat was zu bedeuten.
Karl-Also-Lauterbach kommt ein bisschen rüber wie "Neeeein, natürlich müsst ihr nicht Sonntag (Luftgänsefüßchenanfang) früh (Luftgänsefüßchenende) aufstehen und zu uns zum Mittagessen kommen, aber schön wäre es schon, wenn ihr euch mal wieder die Zeit nehmt!" Ich sag es nur.
Ansonsten habe ich schon wieder einen Autozwischenfall zu berichten, Sie erinnern sich sicher noch an die peinliche Gestankwolke von neulich, heute war schon wieder was, so ein Auto ist wie ein Kleinkind, bei dem man sich dauernd wegen der Betreuung notfallmäßig Gedanken machen muss weil Streik ist oder krank oder pädagogischer Tag oder anderer Firlefanz, jedenfalls schrie das Auto heute auf den letzten Kilometern Autobahn. Also auf meinen letzten Kilometern Autobahn der Hinfahrt zu einem Termin, nicht den letzten Kilometern Autobahn der Welt, auch das sage ich nur sicherheitshalber dazu, man weiß momentan ja nie.
Das Auto schrie also, naja fiepte durchdringende Warntöne. Es zeigte aber kein Bildchen dazu. Sie wissen schon, diese bunten Leuchten, eins sieht aus wie was von Aladdin, eins wie ein Föhn und so weiter, mein Gehirn kann ja keine Piktogramme erkennen aber ich habe deshalb immer das Autohandbuch greifbar und schlage sowas nach. Es gab aber nichts nachzuschlagen, weil nichts angezeigt war. Ich überlegte kurz, lang überlegen war wegen des Tons nicht möglich, kam zu keinem Ergebnis, zum Glück hörte der Ton dann auf und ich hätte lang überlegen können, entschied mich aber, das Erlebte zu verdrängen und so zu tun, als sein nichts gewesen. Da erklang der Ton erneut, diesmal kürzer, dann wieder weg. Dann nochmal, wieder weg. Das ganze mehrere Kilometer lang. Ungefähr wie Wehen, in den Wehenpausen überlegte ich jetzt doch nochmal angestrengt. Der Tank war voll, der Ölwechsel erst kürzlich erledigt und eine Inspektion auch, das Fahrgefühl war nicht anders als sonst, auf dem Nebensitz stand keine Tasche und lag kein Felsbrocken, alle Türen waren zu, sehr mysteriös, PIIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEEEPPPP
Ich verließ die Autobahn und fuhr die letzten Kilometer (meiner Reise) durch die Stadt, um im Zweifel komfortabler anhalten, die Nummernschilder abmontieren und das Fahrzeug zurücklassen zu können. Schaffte es aber bis zu meinem Zielort, kehrte nach meinem Termin ein paar Stunden später zum Fahrzeug zurück und kontrollierte Öl und Kühlflüssigkeit (alles gut), kontrollierte die generelle Leuchtfunktion der komischen Bildchen (gingen beim Start alle an und danach aus, wie es sich gehört), ging ins Menü des Autos, in dem es mir sonst Nachrichten wie "Ölwechsel", "Wartung", "Filter wechseln" hinterlässt, wenn ich sie ein paar Mal weggeklickt habe. Ich fand keinen Defekt.
Also fuhr ich zur nächstgelegenen Werkstatt und schilderte das Problem. Es war dort keine Zeit, das Auto sofort einer eingehenden Prüfung zu unterziehen, ein freundlicher Herr kam aber mit mir raus und führte alle Tests, die ich auch schon gemacht hatte, nochmal durch mit demselben Ergebnis: alles gut. Er riet mir, das Geschehene zu vergessen und einfach nach Hause zu fahren. Sollte das Piepsen wiederkommen - wovon er nicht ausging - könnte ich dann zu Hause in meine übliche Werkstatt fahren.
Ich verfuhr dem Rat des Experten entsprechend. Das Piepsen kam nicht zurück. Frage mich jetzt, wie laut so ein Tinnitus werden kann?
Gestern hatte ich leider keine Zeit, etwas zu schreiben, ich war nämlich auf einem Ball.
Ja, da staunen Sie jetzt. Ich staunte auch. Es war Ms Abschlussball, dessen Stattfinden an sich - aus offensichtlichen Gründen - erst seit kurzem definitiv war und dann hatten wir uns die Teilnahme - ebenfalls aus offensichtlichen Gründen - noch bis zum letzten Moment offengehalten.
Der letzte Moment war dann gestern 14 Uhr und da mussten dann noch Schuhe gekauft werden und Blumen und die große Badezimmerrunde für zwei Damen - der Herr durfte ja wegen Isolation das Haus (bzw. die Wohnung bzw. streng genommen das Wohnzimmer) nicht verlassen. Vom Augenbrauenzupfen aus schrieb ich also um 14:48 Uhr an meine Freundin Herzbruch eine Nachricht, die lautete: "Ich frage nur, damit du nicht sagst "hättest du doch was gesagt" - du willst nicht heute Abend mit mir auf Ms Abschlussball gehen oder? Herr N. kann ja nicht, ein Ticket ist übrig."
Die Nachricht erreichte Frau Herzbruch während eines IKEA-Einkaufs, aber zwischen 14:48 Uhr und 20:00 Uhr war dann nur noch zu klären, ob es Essen gibt (ja), Kleidungsfragen (Herzbruch hat gerade ihre ganze Garderobe in Kisten irgendwo ausgelagert) und ein paar Logistik- und andere Fragen (was für ein Abschluss überhaupt? Wie viele Leute hast du vor mir gefragt?) und schon saßen wir gemeinsam mit sechs bis dahin fremden Personen an einem Tisch in einer gut gefüllten Stadthalle und die Maskenpflicht war ja gerade gefallen. Hätte mir an irgendeinem Punkt der letzten zwei Jahre jemand gesagt, dass ich bei der allerersten Gelegenheit den Abend ohne Maske und ohne irgendein G-Konzept in einer Stadthalle mit geschätzt 500 anderen Menschen verbringen würde, hätte ich sehr gelacht. Aber so war es.
Es war ein sehr schöner Ball. Essen gab es keins. Wir hätten auch keins kaufen können, denn man konnte nur mit Bargeld bezahlen, wer kann sowas denn ahnen? Deshalb fuhren wir hinterher, also gegen 1 Uhr, noch zu McDonald's. "Machen wir Drive-Thru oder essen wir im Restaurant?", frage ich. "Wir essen selbstverständlich im Restaurant, wie man das nach einem Ball eben tut!", war die Antwort.
Das Publikum im Restaurant sagte uns nachts um 1 dann aber nicht zu ("Die tragen alle keine Maske!"), so dass wir doch im Auto aßen. Dabei vertrieben wir unabsichtlich mit den Scheinwerfern ein Liebespaar, dann kam wer und pinkelte neben dem Auto an die Fassade und, um noch neu erworbenes Wissen zu teilen, damit es auch anderen nützt: die Erdbeer-Creamcheese-Tasche schmeckt übrigens nicht gut!
Um 3 Uhr war ich im Bett.