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    Freitag, 17. September 2021
    16092021

    Es dauert jetzt alles länger: das Kochen, das Bloggen, der ganze Rest. Denn eine Hand habe ich jetzt immer im Nacken, um dort über die kurz rasierten Haare zu streichen, es ist so ein wunderbares Gefühl und noch ein viel wunderbareres Geräusch. Ich finde ja, es gibt nichts Besseres auf der Welt als über sehr kurze Haare zu streichen, nun kann man aber nicht immer eine Person mit sehr kurzen Haaren bei sich führen, also ist es die beste Lösung, selbst eine solche Frisur zu tragen. Es ist bei mir ja normalerweise so, dass Fremde öfters mal meine Haare anfassen wollen: die Oma von der Augenbrauenzupffrau, der Kellner beim Geschäftsessen im noblen indischen Restaurant in London, es geschieht in den absurdesten Kontexten. Jetzt will ich selbst immer meine Haare anfassen, das passt ja viel besser, außer, wie gesagt, beim Tippen etc. Bestimmt könnte man das noch durch Forschung (dritte Hand oder so) lösen, aber das ist gar nicht nötig, es löst sich durch Abwarten von selbst, das Nachwachsen hat ja jetzt schon begonnen.

    Mehr nicht, weiter über die Haare streichen.

    Donnerstag, 16. September 2021
    15092021

    Es ist Mittwoch und ich habe es vergessen und die leere Gemüsekiste nicht vor die Tür gestellt. Die neue, volle, habe ich natürlich trotzdem bekommen aber nun habe ich +1 Gemüsekisten in der Wohnung stehen (wie viele genau es sind, möchte ich nicht sagen, es sind aber, für den Fall, dass Frau Herzbruch ausnahmsweise mal Blogs liest, weniger als es mal Gü-Gläschen waren. Aber: vielleicht kann ich bald ein Gästebett aus Gemüsekisten bauen, dann muss Ona nicht mehr auf der 140cm-Kinderbettmatratze schlafen.

    Die Kinderbettmatratze bereitet mir insgesamt Sorge. Das Kind, also meins, Ona sowieso, ist mittlerweile 38 cm größer als die Matratze, dennoch kommt es mir so vor, als dächte ich erst seit höchstens einer Woche täglich "ach ja, morgen kommt die Matratze weg". Ich habe so das dumpfe gefühl, dass ich das nochmal ungefähr eine Woche lang denke und dann nochmal eine Woche und dann denke naja, wenn ich jetzt ins Pflegeheim/die Seniorinnenwohnung umziehe, muss ich die Matratze auch nicht mehr über Ebay Kleinanzeigen verschenken, darum soll sich wer anders kümmern. Obwohl man dann ja Internet vermutlich schon ganz ohne Endgerät verwenden kann, in gedanklich-nochmal-zwei-Wochen.

    Werde mich wirklich morgen um die Matratze kümmern. Und nächste Woche um die Gemüsekiste(n).

    Morgen wird sowieso ein guter Tag. Die Putzfrau kommt, hurra, und nachmittags gehe ich zum Friseur, vielfaches Hurra! Wir alle hier sind ja sehr gespannt, ich hatte ja berichtet, dass es sich um eine noch kopffremde Person handelt. Zwischendrin empfahl mir Frau Fragmente noch ihre Friseurin. Es klang verlockend, denn der Salon ist sehr fußläufig gelegen. Dann sagte Frau Fragmente aber: "und sie hat gelernt, genau das zu machen, was man sagt!". An dem Punkt war ich raus. Ich kenne mich mit Haareschneiden ja überhaupt nicht aus und möchte gar nichts dazu sagen. Ich beschreibe den Haarprofis keine Frisur sondern stelle - mit vielen Worten - die Haltung dar, die meine Frisur ausdrücken soll und erfahrungsgemäß verstehen wir uns ab dem Punkt, an dem ich sage, dass die Frisur entschlossen aussehen soll. Also nicht wie jemand, der ein bisschen kurze Haare oder ein bisschen Undercut möchte, sondern wie jemand, der eine ganz exakte Vorstellung davon hat, wie das aussehen soll. Was ich natürlich nicht habe, aber das heißt ja nicht, dass es nicht so wirken sollte. Das muss ein Profi hinkriegen. Dann lachen wir immer sehr und dann geht es. Also meistens, nicht immer, manchmal verließ ich den Salon auch schon mit einer unentschlossenen Frisur. Was auch nur 2 Wochen lang schlimm ist, danach ist wegen des Rauswachsens sowieso jede Frisur unentschlossen, weshalb ich, sollte ich zu unermesslichem Reichtum kommen, bei mir zu Hause eine Person hätte, die mir einfach jeden zweiten Tag die nachgewachsenen 1,2 mm Haare wieder abschneidet. Und an dem Tag dazwischen würde mir die Person die Fingernägel lackieren.)

    Mittwoch, 15. September 2021
    14092021

    Die Multioptionsparalyse in Bezug auf das Spenden hat sich nun nicht wirklich verringert (das soll bedeuten: Danke für die vielen Kommentare!) aber das ist nicht schlimm, die Zeit wird es regeln, ich warte ein paar Tage ab und habe dann fast alles vergessen und somit wird es wieder einfach. Was ich aber genau weiß: ich brauche das Autodings, zumal es auch noch Handys aufladen kann, ich hatte gestern Abend im Bett noch überlegt, ob dieser Zusatznutzen denkbar wäre und hatte es als Träumerei abgetan. Bedarf besteht! Schon wenn ich allein fahre bin ich heavy Userin, ich fahre nie ohne GoogleMaps, zusätzlich möchte irgendwer immer meinen Standort verfolgen und dann muss ich ja auch noch irgendwas hören. Für den Zigarettenanzünder ist das zu viel. Es lässt sich natürlich über eine PowerBank lösen, aber wie viel toller und automäßig passender ist es, einfach eine Starthilfe zu verwenden. Nur, dass man sie zwischendrin natürlich immer aufladen muss stört mich noch, ich bin unsicher, ob ich eine gute Routine dafür finde. Also als eigentlich Seltenfahrerin die nur derzeit zwangsweise tausende von km abreißt. Mal sehen. Wenn ich mich vor Weihnachten noch erinnere, dann.

    Heute ist übrigens Dienstag. Ich muss mir das noch einmal kurz vergegenwärtigen, mehrfach dachte ich heute, es sei Donnerstag und ich habe folglich einige Dinge vergessen, die definitiv VOR Donnerstag hätten getan werden sollen. In Wirklichkeit habe ich aber noch ganz viel Zeit.

    Sonst gibt es nichts zu erzählen, außer: ich weiß schon wieder ständig nicht, was ich kochen soll. Vielleicht sollte ich wieder einen Plan machen, damit ich nicht jeden Abend nachdenken muss. Vielleicht sollte ich jetzt einen Plan machen.

    Okay.

    Mittwoch: Kürbis-Karotten-Suppe
    Donnerstag: Nudeln mit Paprika-Thunfisch-Soße
    Freitag: nix wegen auswärts Essen
    Samstag: nix wegen unterwegs
    Sonntag: Kürbislasagne
    Montag: Pfannkuchen

    Dafür ist alles im Haus. Bis Montagabend nicht mehr denken, hurra!

    Dienstag, 14. September 2021
    13092021

    Gerade einen Adventskalender bestellt - das wollte ich neulich schon machen, dann kam was dazwischen. Das kennt man ja, kommt was dazwischen und schon ist es irgendwie ein Vierteljahr später, das kann ich mir vor dem 1.12. nicht noch einmal leisten.

    Ist das also erledigt. Den Kalender bekomme ich traditionell von meinen Eltern zum Geburtstag geschenkt, kaufe ihn mir aber ebenso traditionell immer selbst. Genau wie den Adventskranz. Den kaufe ich aber jetzt noch nicht.

    Zu Weihnachten wünsche ich mir dieses Autostartdings, ich hoffe, bis dahin hat jemand einen passenden Link gepostet.

    Themenwechsel: bei der Steuererklärung stellte ich fest, dass ich 2020 nur sehr, sehr wenig gespendet habe - also nur die Sachen, die eh über Dauerauftrag laufen. Irgendwie hatte ich das total vergessen, ich kann mir schon vorstellen, warum. Gerade wollte ich ein bisschen nachholen, geriet aber sofort in die Multioptionsparalyse. Früher, als M. klein war, hatten wir ein "Patenkind" im selben Alter, das war aus vielen Bildungs-Erziehungs-Gründen höchst praktisch. Diese Gründe fallen jetzt alle weg und nun stehen da die Kritikpunkte an den Patenschaftsmodellen ohne Gegengewicht. Und sowieso möchte ich auf gar keinen Fall an irgendeine Institution etwas spenden, die auch nur ansatzweise religiös involviert ist. Ich glaube, als erstes übernehme ich noch einmal eine Patenschaft für eine Heldenratte.

    Dabei fällt mir ein, dass ich neulich noch mit jemandem ein recht skurriles Gespräch hatte. Die Person fürchtete den Linksruck, also quasi Kommunismus, Vermögenssteuer, die rote Flut und all das und kündigte mir (mir, warum eigentlich mir, was habe ich damit zu tun??) bockig an, dann nichts mehr zu spenden, denn das sei dann ja über die schlimm hohen Steuern geregelt. Das ließ mich einigermaßen unbeeindruckt, ich antwortete, das sei dann ja okay, also für mich und den Rest der Welt, für den es halt total egal ist bzw. möglicherweise viel besser, wenn mehr Dinge staatlich gefördert werden und eben weniger Dinge, die im speziellen Interessengebiet der schonmal vorab wahlbeleidigten Person liegen. Die Person war dadurch nicht weniger beleidigt. Auch egal, ich halte die Diskussion für in jedem Aspekt höchst theoretisch und sowieso würde die Person natürlich auch weiterhin Dinge fördern, die ihr am Herzen liegen, weil eben Spenden, so gut sie gemeint sind, immer auch ein Weg sind, Einfluss zu nehmen.

    An was spenden Sie denn so?

    Montag, 13. September 2021
    12092021

    Ich betrachte es mit einer Mischung aus Amüsement und Genervtheit: kleine Unregelmäßigkeiten, die man üblicherweise mit einem Finger wie ein Staubkorn vom dunkelblauen Jackett schnippt, setzen sich derzeit mit winzigen Krallen auf meiner Schulter fest und flüstern mir noch anderthalb Tage lang Irrsinn ins Ohr. Und der Irrsinn ist nicht unterhaltsam sondern langweilig. Ich bin nicht interessiert.

    Dafür hatte ich einen unterhaltsamen Traum letzte Nacht: die Katzen hatten ein anderes Tier gefangen und im Schrank unter der Spüle eingesperrt. Ich hörte vom Bett aus das Scharren fremder Krallen und ging hin, um zu schauen. Die Katzen warteten gespannt vor dem Schrank, ich öffnete ihn und pinkfarbene Beine mit so einer Art Hühnerfuß unten dran traten nach den Katzen, also packte ich beherzt zu und hielt eine sehr fette Taube, die allerdings regenbogenfarbig war, in der Hand. Es war eine männliche Taube, wie sich mich sofort informierte, ja, sie, also er, sprach nämlich unsere Sprache und die der Katzen auch, weshalb er schon nach kurzer Zeit dolmetschte. Er trug auch ein Halsband mit Telefonnummer drauf, warum überhaupt, wenn der doch sprechen konnte? Naja, vielleicht falls es mal eine Begegnung mit Katzen gibt die nicht ausdiskutiert werden kann, dachte ich mir und fragte mich, wie Herr Regenbogentaube überhaupt in die Nähe der Katzen gekommen war, um durch ein gekipptes Fenster hineinzuflattern war er nämlich definitiv zu fett.

    Wir überlegten ein bisschen, ob wir diese Nummer anrufen, eigentlich ja, aber es war natürlich auch ganz praktisch, einen Tauberich im Haus zu haben, der zwischen uns und den Katzen dolmetscht, wir entschieden uns dann aber doch dafür. Ich nehme mal an aus moralischen Gründen und nicht, weil die Katzen im wesentlichen Anforderungen an das Futter übersetzen ließen, ich erinnere mich an diesen Part nicht aber bestimmt war die Moral ausschlaggebend. Während des Tutens der Leitung wachte ich dann auf, ein Glück, der interessante Teil des Traumes war da ja vorbei, niemanden interessiert die Orga einer Haustierrückgabe und es war auch schon kurz vor 11 Uhr morgens, also mittags.

    Ansonsten Riesenrad gefahren (musste die Familie dazu länglich überreden, was ist mit denen, warum sollte man nicht Riesenrad fahren, wenn da halt eines steht, dazu ist es doch da??) und dem Kind den Braunkohletagebau gezeigt. Wir waren in der Nähe und es fiel mir plötzlich ein, ich selbst kenne das ja schon immer, weil ich aus der Gegend komme, aber M hatte es noch nie gesehen, oder war das noch ganz klein und hatte keine Erinnerung, das kann auch sein, jedenfalls befand ich, es gehöre zur Allgemeinbildung, gerade jetzt, und lohne einen halbstündigen Umweg. Also standen wir auf dem Skywalk über Garzweiler, Skywalk ist schon sehr vollmundig gesprochen, es ist halt eine kleine Aussichtsplattform, die knapp 15 Meter über die Grube ragt, aber M war angemessen beeindruckt (nicht im Sinne von "angetan" zu lesen) von der Grube.

    Samstag, 11. September 2021
    11092021

    Es sollte so ein schöner Tag werden, ich war noch ganz unentschlossen, ob ich die Sockenschublade sortieren möchte oder lieber die Spülmaschine grundreinigen und hatte mich schließlich für die Steuererklärung entschieden. Und gerade war ich so richtig drin, als M mich fragte, ob ich für ihre Geburtstagsparty am Abend (außer Haus) mit ihr gemeinsam Getränke kaufen fahren könnte, also mit dem Auto.

    Natürlich konnte ich, bzw. ich wollte, wir konnten dann nicht denn das Auto machte keinen Mucks. Als es sich auf Knopfdruck nicht öffnete, dachte ich erst, die Batterie im Schlüssel sei leer und danach dachte ich, ich hätte vielleicht kurz vergessen, wie man ein Auto startet und es würde deshalb nicht gehen. Zum Glück stand der nette Nachbar mit dem Motorrad gerade auch vor seiner Garage und ich bat ihn, mal zu versuchen, ob er dem Auto mehr als gar nichts entlocken könnte. Konnte er aber auch nicht.

    Er bot Starthilfe an, das geht wohl, wenn man weiß wie, auch vom Motorrad aus, allerdings hatten wir beide kein entsprechendes Kabel, es kam noch der alte Nachbar hinzu, der hatte ein Kabel, aber nun sahen wir uns mit dem Problem konfrontiert, dass das Auto ja in der Garage stand, mit der Schnauze (oder wie das bei Autos heißt) drinnen. Herausrollen konnte man es nicht wegen elektronischer Parkbremse und die Kabel waren zur kurz für einmal quer durch die Garage. Man sprach über andere Menschen, die längere Kabel hätten oder Dinge mit Aufbocken aber ich fand, nun sollten sich Personen damit beschäftigen, denen ich für solche Fälle jährlich Geld überweise, nämlich: die Pannenhilfe. Der eine Nachbar fuhr also auf Motorradtour, der andere in den Garten gießen (bei Regen, aber wie auch immer) und ich begab mich in die telefonische Warteschleife, nebenher erlitt ich einen kurzen "ohgott wir müssen doch die Getränke kaufen und morgen sowieso auch noch wegfahren!"-Anfall, den Freundin @schanuf aber sofort mit dem großzügigen Angebot, ihr Auto auszuleihen, eindämmen konnte.

    Dann ging bei der Pannenhilfe jemand ans Telefon, ließ sich die Situation beschrieben und fand alles sehr schlecht - ich kenne diesen Trick, er dient zur Überhöhung des eigenen Arbeitsprodukts, weil es ja dann doch irgendwie geht und dann ist man Superhoschi. Und ich hasse diesen Trick so sehr, dass ich immer genau das umgekehrte mache, also nur die erste Hälfte umgekehrt, ich sage immer "ach das ist gar kein Problem" und dann gleichen sich die Taktiken wieder, dann geht es ja natürlich auch bei mir und dann bin ich zwar nicht kurzfristig der Superhoschi, der alles Aussichtslose doch irgendwie hinkriegt obwohl es so schwer und schlimm ist. Aber meine Taktik ist langfristig. Steter Tropfen höhlt den Stein. Ich bin der Superhoschi, der alles hinkriegt und alles einfach findet. Ätsch.

    Jedenfalls, der Pannenhotlineherr fand alles sehr schlecht, ich musste daraufhin kurz ein Beruhigungstelefonat mit @cucinacasalinga machen, die mir versicherte, es gäbe nicht in ganz Deutschland private Garagen, in denen Autos mit defekter Batterie stehen, die man da nicht mehr rausbekommt, weil eine elektronische Parkbremse gezogen ist und denen also quasi nur noch durch Sprengung beizukommen ist. Ehrlich gesagt habe ich von sowas in Immobilienanzeigen auch noch nicht gelesen, also noch nie "mit Garage aber durch defektes Fahrzeug belegt" gelesen oder so. Als kurz darauf der Automeister persönlich anrief, um zu sagen, dass er in 5 Minuten da wäre, sagte ich also "und ja, es ist alles sehr schlecht aber jetzt kommen Sie ja und kümmern sich darum und danach ist alles sehr gut, bis gleich!"

    Pünktlich war er da und lachte die ganze Zeit, ich habe keine Ahnung, warum. Es war ein kleiner, schmaler Mensch, so passte er gut am Auto vorbei in die Garage bis zur Motorhaube und man konnte sie auch fast ganz öffnen, nicht ganz wegen Regal obendrüber, ich bot an, das Regal einfach abzureißen aber der Automeister sagte, ich solle lieber einfach die Motorhaube festhalten, damit sie ihm nicht auf den Kopf fällt. Wir wurden uns einig, dass wir dann eine wirklich schlechte Situation hätten und malten uns aus, wie das für uns beide wäre, wenn nun zum Beispiel mein Arm erlahmen würde. "Ich läge dann hier mit dem Kopf zerquetscht und halb auf diesem - was ist das, ein Rodelschlitten auf einem Kleintierkäfig? Das wäre für Sie nicht schön!" - "Und ich stünde hier und hätte die Motorhaube im Reflex sofort wieder hochgerissen aber es wäre ja zu spät und jetzt wüsste ich nicht, was ich machen sollte, soll ich sie vorsichtig auf Ihren zerschmetterten Schädel herunterlassen, damit ich an mein Handy da vorne am Tor in der Handtasche komme wegen des Notrufs? Etwas anderes bliebe mir ja kaum übrig, wenn ich schreie hört das hier doch keiner!" Das war für mich ein sehr beruhigendes Gespräch, es konnte ja alles noch viel schlimmer kommen, wir waren eigentlich noch auf der Seite des Glücks. Und sowieso war ja auch alles ganz einfach, die Automeister haben ja eine Art tragbare Batterie im Handtaschenformat, das konnte man kurz in die Garage tragen (eigentlich weiß ich das auch, ich hatte dasselbe Problem nämlich schon einmal und es wurde auf dieselbe Weise gelöst, das ist aber mehrere Jahre her und ich hatte es vergessen, kann mir ja nicht alles merken!), zapp Auto gestartet, zapp aus der Garage gefahren, zapp nicht mehr ausmachen und mindestens 30 Minuten Autobahn fahren. Mitfahren wollte er nicht, also nahm ich M mit, ich bin in letzter Zeit so übermäßig viel Autobahn gefahren, eine weitere Stunde ohne gute Unterhaltung ist nicht denkbar.

    Also fuhren wir eine halbe Stunde Richtung Bayern und dann drehten wir um und fuhren eine halbe Stunde zurück, dann Getränke holen, dann Tag um.

    Samstag, 11. September 2021
    10092021

    Der Tag heute ging sehr langsam um. Ich finde das interessant, wie unterschiedlich sich die Tage oft anfühlen. Von ungefähr Juni bis vor kurzem rasten meine Tage und ich raste darin noch einmal doppelt so schnell im Kreis herum, dann rasten die Tage und ich stand quasi still, nun sind die Tage langsam und ich bin darin in entspannter Normalgeschwindigkeit unterwegs. Heute z.B. hatte ich - ohne Eile, ohne Rennen, ohne Ungeduld - schon 2/3 meines geplanten Tagwerkes erledigt und es war noch nicht einmal 11:30 Uhr. Verblüffend. Was kommt als nächstes?

    Es war übrigens gut, dass sich der Tag so langsam verhielt. Als ich um 17 Uhr Feierabend machen wollte, ergab sich nämlich noch spontan ein Gespräch, bei dem ich Stein auf Bein geschworen hätte, dass es sicherlich 2,5 Stunden dauerte. Es waren aber nur 75 Minuten - gut, für ein Zwischen-Tür-und-Angel-Gespräch auch ganz ordentlich. Ich wollte unbedingt um 19 Uhr zu Hause sein und vorher noch etwas einkaufen und obwohl ich unerwartet statt einem Ladengeschäft gleich drei abklappern musste, war ich trotzdem um 19 Uhr zu Hause, einfach weil der Tag so langsam war. Und seitdem habe ich 2 Maschinen Wäsche gewaschen, 1 Stunde telefoniert, ein paar Kapitel gelesen und Bohneneintopf gekocht und es ist noch nicht einmal Mitternacht.

    Freitag, 10. September 2021
    09092021

    Geburtstag gefeiert. Ich habe jetzt ein 17-jähriges Kind, das gerade den Führerschein macht. Irrsinn! Aber der Kuchen schmeckt gut.

    Viel herumgelaufen, also: Runden durch das Büro. Es fehlen rund 1,5 Jahre Zwischen-Tür-und-Angel-Gespräche und noch immer oder vielleicht auch dauerhaft sind viele Türen einfach zu. Das ist nicht übertragen gemeint. Ich wollte die Runden schon im Sommer wieder aufnehmen aber habe es wegen zu viel anderem nicht geschafft, umso dringender ist es jetzt geworden und gehört eben zum Job und weil so viele Türen zu sind, also niemand ständig "zwischen-Tür-und-Angel" sichtbar, habe ich die Rundenfrequenz erhöht und damit eben auch die Wahrscheinlichkeit von Zusammentreffen. Es war zunächst eine einsame Sache aber seit ein paar Tagen lohnt es sich wieder, es gibt wieder Fragen nebenher und Dinge, die gerade mal einfallen und Ideen und ich denke, ab morgen werde ich wieder Zettel und Stift bei mir führen.

    Ansonsten lauert eventuell eine Migräne, das mache ich daran fest, dass ich anstelle des Wortes "Nachricht" heute ständig "Nachtigall" lese und mein Kopf dann sofort ein "ick hör dir trapsen!" hinterherschiebt. Das ist ein bisschen lästig. Das Wort "Nachricht" kommt allgemein übermäßig oft vor, ist mir heute aufgefallen. Ich habe deshalb versucht, alle schriftliche Kommunikation am Nachmittag auf Englisch zu halten, es wurde nämlich langsam sehr, sehr nervig. Es ist ja auch ein Glück, diese Flexibilität überhaupt zu haben.

    Abends Gesangsstunde und der Gesangslehrer merkt an, dass ich viel besser artikuliere. Ich führe das auf die Italienischstunden zurück. Italienisch hat - meinem Laiinnenempfinden nach, ich habe keine wissenschaftlichen Theorien dazu gelesen - eine generell viel höhere Sprechspannung als das Deutsche oder Englische, auch z.B. bei unbetonten Vokalen und die Aussprache besonders der Langkonsonanten ist, mir fehlt auch hier ein Fachwort, intensiver. Wobei ich nicht so wirklich sagen kann, ob man mit dem Mund wirklich mehr machen muss oder nur anderes. Egal, wie es ist, ich glaube, der Mund wird durch diese unterschiedlichen Anforderungen einfach beweglicher, letztendlich geht es da ja auch nur um Muskulatur.

    Donnerstag, 9. September 2021
    08092021

    Heute wurden meine Füße gelobt, von einer Person, die sich auskennt, nämlich einer medizinischen Fußpflegerin.

    Ich suchte sie auf, weil ich gern gepflegte Füße habe, mich aber ungern darum kümmere - Sie werden das als wiederkehrendes Motiv in meinem Leben erkennen. Die Fußpflegerin konnte das erst nicht so wirklich glauben und fragte mich mehrere Minuten lang aus: welche Beschwerden ich habe (keine), ob ich Schmerzen habe (nein), ob ich sehr viel laufe oder stehe (nein, ganz normal), ob es irgendein Problem gäbe, das mich zu ihr führt - hier sagte ich, weil ich endlich auch etwas sinnvolles zum Gespräch beitragen wollte, dass ich es mühsam finde, mir mit der angemessenen Geduld die Füße zu pflegen, weil immer der Bauch ein bisschen im Weg ist. Hier antwortete die Fußpflegerin "Ich verstehe GENAU, was Sie meinen!" - dies sagte sie in einem Tonfall völliger persönlicher Betroffenheit und Empathie so dass ich mich uneingeschränkt verstanden und angenommen fühlte, so als ob ich nun endlich an dem Ort sei, der schon immer für mich vorgesehen war. Ich habe versucht, den Tonfall in meinem Kopf abzuspeichern, sage den Satz seither den Abend über immer wieder vor mich hin in verschiedenen Betonungen, Hebungen und Senkungen und mit mal mehr, mal weniger Hauch und denke, er wird mir noch gute Dienste leisten.

    Zu tun war an den Füßen dann wirklich nicht viel, das überraschte die Fußpflegerin, offenbar geben viele Personen beim Vorgespräch falsche Auskunft. Sie sagte, so dass man es ihr in jedem Moment glauben würde, in dem die eigene Aufmerksamkeit sich auch nur ein My von der Realität entfernte, sie habe keinerlei andere Kundschaft, an deren Füßen so wenig zu unternehmen sei und lobte insbesondere meine Zehennägel als wunderbar durchblutet und nahezu (sprich: nach ein paar regelmäßigen Folgebehandlungen) perfekt. Einzig etwas Creme könnte ich möglicherweise ab und an auf die Füße auftragen - das sagte sie aber nicht direkt sondern fragte, welche Creme ich denn verwende und auf meine Antwort hin ("Keine - sollte ich?") sagte sie, ich könne ja einmal darüber nachdenken, sei würde mir jedenfalls eine Empfehlung aussprechen für ein Produkt, das es gleich im Laden unter ihrem Salon gäbe. Der Laden habe allerdings nur bis 19 Uhr geöffnet, das würde ich vermutlich nicht mehr schaffen. Natürlich schaffte ich es und kaufte gleich zwei große Tuben.

    Die Dame war wirklich enorm kompetent. In mehrfacher Hinsicht.

    Dienstag, 7. September 2021
    07092021

    Das Leiden beginnt von Neuem: meine Friseurin ist nicht mehr da. Immerhin nur vorübergehend, hoffentlich, wie ich erfuhr - ein komplizierter Armbruch. Das tut mir für sie sehr leid, es ist für mich aber noch ein Glücksfall, dass es nur eine Verletzung ist, denn meine bisherigen Friseur*innen legten entweder ihren Beruf komplett nieder oder gingen ins Saarland.

    Ich fragte also den verbliebenen Kollegen im Salon, also den Inhaber, ob er dann übernehmen könne. "Diese Woche geht gar nix mehr!" antwortete er sofort, ich habe aber bei Friseuren diesen Trick, dass ich dann sage "sag einfach den nächsten freien Termin und ich mache es möglich". Dieser Termin ist nächste Woche Donnerstag.

    Es gab aber noch weitere Bedenken zu besprechen. Der Kollege macht nur Sorte "heißt irgendwie komisch"-Strähnen, die bisherige Frisörin macht nur Sorte "heißt irgendwie anders komisch"-Strähnen. Es ist mir herzlich egal, sagte ich, mir ist der Unterschied sowieso nicht geläufig. Beinah wäre mir der Unterschied noch erklärt worden, dabei wollte ich ihn wirklich nicht wissen, sonst hätte ich am Ende noch eine Meinung dazu gefunden und es wäre alles noch viel komplizierter geworden. Meine Sorge momentan ist ja eigentlich nur, aber dafür immer, ob auch genug abgeschnitten wird. "Ahja das steht hier", sagte der Friseur. "Wo steht das?" fragte ich. "In der Akte". "In der Akte? Was steht da genau und was steht da noch?" "Ist ja jetzt egal, bis Donnerstag dann!"

    Im Frisiersalon werden also Akten geführt. Das passt natürlich dazu, dass der Besuch dort sich für die meisten Personen irgendwo im Spannungsfeld zwischen Zahnbehandlung und Psychotherapie befindet. Ob man die Herausgabe der Daten nach DGSVO verlangen kann?

    Ich werde nächsten Donnerstag berichten.

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    Letzter Regen: 18. April 2024, 23:33 Uhr