• Privatbloggen an: novemberregen @ gmail.com
  • | Twitter: @novemberregen
    Samstag, 11. September 2021
    11092021

    Es sollte so ein schöner Tag werden, ich war noch ganz unentschlossen, ob ich die Sockenschublade sortieren möchte oder lieber die Spülmaschine grundreinigen und hatte mich schließlich für die Steuererklärung entschieden. Und gerade war ich so richtig drin, als M mich fragte, ob ich für ihre Geburtstagsparty am Abend (außer Haus) mit ihr gemeinsam Getränke kaufen fahren könnte, also mit dem Auto.

    Natürlich konnte ich, bzw. ich wollte, wir konnten dann nicht denn das Auto machte keinen Mucks. Als es sich auf Knopfdruck nicht öffnete, dachte ich erst, die Batterie im Schlüssel sei leer und danach dachte ich, ich hätte vielleicht kurz vergessen, wie man ein Auto startet und es würde deshalb nicht gehen. Zum Glück stand der nette Nachbar mit dem Motorrad gerade auch vor seiner Garage und ich bat ihn, mal zu versuchen, ob er dem Auto mehr als gar nichts entlocken könnte. Konnte er aber auch nicht.

    Er bot Starthilfe an, das geht wohl, wenn man weiß wie, auch vom Motorrad aus, allerdings hatten wir beide kein entsprechendes Kabel, es kam noch der alte Nachbar hinzu, der hatte ein Kabel, aber nun sahen wir uns mit dem Problem konfrontiert, dass das Auto ja in der Garage stand, mit der Schnauze (oder wie das bei Autos heißt) drinnen. Herausrollen konnte man es nicht wegen elektronischer Parkbremse und die Kabel waren zur kurz für einmal quer durch die Garage. Man sprach über andere Menschen, die längere Kabel hätten oder Dinge mit Aufbocken aber ich fand, nun sollten sich Personen damit beschäftigen, denen ich für solche Fälle jährlich Geld überweise, nämlich: die Pannenhilfe. Der eine Nachbar fuhr also auf Motorradtour, der andere in den Garten gießen (bei Regen, aber wie auch immer) und ich begab mich in die telefonische Warteschleife, nebenher erlitt ich einen kurzen "ohgott wir müssen doch die Getränke kaufen und morgen sowieso auch noch wegfahren!"-Anfall, den Freundin @schanuf aber sofort mit dem großzügigen Angebot, ihr Auto auszuleihen, eindämmen konnte.

    Dann ging bei der Pannenhilfe jemand ans Telefon, ließ sich die Situation beschrieben und fand alles sehr schlecht - ich kenne diesen Trick, er dient zur Überhöhung des eigenen Arbeitsprodukts, weil es ja dann doch irgendwie geht und dann ist man Superhoschi. Und ich hasse diesen Trick so sehr, dass ich immer genau das umgekehrte mache, also nur die erste Hälfte umgekehrt, ich sage immer "ach das ist gar kein Problem" und dann gleichen sich die Taktiken wieder, dann geht es ja natürlich auch bei mir und dann bin ich zwar nicht kurzfristig der Superhoschi, der alles Aussichtslose doch irgendwie hinkriegt obwohl es so schwer und schlimm ist. Aber meine Taktik ist langfristig. Steter Tropfen höhlt den Stein. Ich bin der Superhoschi, der alles hinkriegt und alles einfach findet. Ätsch.

    Jedenfalls, der Pannenhotlineherr fand alles sehr schlecht, ich musste daraufhin kurz ein Beruhigungstelefonat mit @cucinacasalinga machen, die mir versicherte, es gäbe nicht in ganz Deutschland private Garagen, in denen Autos mit defekter Batterie stehen, die man da nicht mehr rausbekommt, weil eine elektronische Parkbremse gezogen ist und denen also quasi nur noch durch Sprengung beizukommen ist. Ehrlich gesagt habe ich von sowas in Immobilienanzeigen auch noch nicht gelesen, also noch nie "mit Garage aber durch defektes Fahrzeug belegt" gelesen oder so. Als kurz darauf der Automeister persönlich anrief, um zu sagen, dass er in 5 Minuten da wäre, sagte ich also "und ja, es ist alles sehr schlecht aber jetzt kommen Sie ja und kümmern sich darum und danach ist alles sehr gut, bis gleich!"

    Pünktlich war er da und lachte die ganze Zeit, ich habe keine Ahnung, warum. Es war ein kleiner, schmaler Mensch, so passte er gut am Auto vorbei in die Garage bis zur Motorhaube und man konnte sie auch fast ganz öffnen, nicht ganz wegen Regal obendrüber, ich bot an, das Regal einfach abzureißen aber der Automeister sagte, ich solle lieber einfach die Motorhaube festhalten, damit sie ihm nicht auf den Kopf fällt. Wir wurden uns einig, dass wir dann eine wirklich schlechte Situation hätten und malten uns aus, wie das für uns beide wäre, wenn nun zum Beispiel mein Arm erlahmen würde. "Ich läge dann hier mit dem Kopf zerquetscht und halb auf diesem - was ist das, ein Rodelschlitten auf einem Kleintierkäfig? Das wäre für Sie nicht schön!" - "Und ich stünde hier und hätte die Motorhaube im Reflex sofort wieder hochgerissen aber es wäre ja zu spät und jetzt wüsste ich nicht, was ich machen sollte, soll ich sie vorsichtig auf Ihren zerschmetterten Schädel herunterlassen, damit ich an mein Handy da vorne am Tor in der Handtasche komme wegen des Notrufs? Etwas anderes bliebe mir ja kaum übrig, wenn ich schreie hört das hier doch keiner!" Das war für mich ein sehr beruhigendes Gespräch, es konnte ja alles noch viel schlimmer kommen, wir waren eigentlich noch auf der Seite des Glücks. Und sowieso war ja auch alles ganz einfach, die Automeister haben ja eine Art tragbare Batterie im Handtaschenformat, das konnte man kurz in die Garage tragen (eigentlich weiß ich das auch, ich hatte dasselbe Problem nämlich schon einmal und es wurde auf dieselbe Weise gelöst, das ist aber mehrere Jahre her und ich hatte es vergessen, kann mir ja nicht alles merken!), zapp Auto gestartet, zapp aus der Garage gefahren, zapp nicht mehr ausmachen und mindestens 30 Minuten Autobahn fahren. Mitfahren wollte er nicht, also nahm ich M mit, ich bin in letzter Zeit so übermäßig viel Autobahn gefahren, eine weitere Stunde ohne gute Unterhaltung ist nicht denkbar.

    Also fuhren wir eine halbe Stunde Richtung Bayern und dann drehten wir um und fuhren eine halbe Stunde zurück, dann Getränke holen, dann Tag um.

    Samstag, 11. September 2021
    10092021

    Der Tag heute ging sehr langsam um. Ich finde das interessant, wie unterschiedlich sich die Tage oft anfühlen. Von ungefähr Juni bis vor kurzem rasten meine Tage und ich raste darin noch einmal doppelt so schnell im Kreis herum, dann rasten die Tage und ich stand quasi still, nun sind die Tage langsam und ich bin darin in entspannter Normalgeschwindigkeit unterwegs. Heute z.B. hatte ich - ohne Eile, ohne Rennen, ohne Ungeduld - schon 2/3 meines geplanten Tagwerkes erledigt und es war noch nicht einmal 11:30 Uhr. Verblüffend. Was kommt als nächstes?

    Es war übrigens gut, dass sich der Tag so langsam verhielt. Als ich um 17 Uhr Feierabend machen wollte, ergab sich nämlich noch spontan ein Gespräch, bei dem ich Stein auf Bein geschworen hätte, dass es sicherlich 2,5 Stunden dauerte. Es waren aber nur 75 Minuten - gut, für ein Zwischen-Tür-und-Angel-Gespräch auch ganz ordentlich. Ich wollte unbedingt um 19 Uhr zu Hause sein und vorher noch etwas einkaufen und obwohl ich unerwartet statt einem Ladengeschäft gleich drei abklappern musste, war ich trotzdem um 19 Uhr zu Hause, einfach weil der Tag so langsam war. Und seitdem habe ich 2 Maschinen Wäsche gewaschen, 1 Stunde telefoniert, ein paar Kapitel gelesen und Bohneneintopf gekocht und es ist noch nicht einmal Mitternacht.

    Freitag, 10. September 2021
    09092021

    Geburtstag gefeiert. Ich habe jetzt ein 17-jähriges Kind, das gerade den Führerschein macht. Irrsinn! Aber der Kuchen schmeckt gut.

    Viel herumgelaufen, also: Runden durch das Büro. Es fehlen rund 1,5 Jahre Zwischen-Tür-und-Angel-Gespräche und noch immer oder vielleicht auch dauerhaft sind viele Türen einfach zu. Das ist nicht übertragen gemeint. Ich wollte die Runden schon im Sommer wieder aufnehmen aber habe es wegen zu viel anderem nicht geschafft, umso dringender ist es jetzt geworden und gehört eben zum Job und weil so viele Türen zu sind, also niemand ständig "zwischen-Tür-und-Angel" sichtbar, habe ich die Rundenfrequenz erhöht und damit eben auch die Wahrscheinlichkeit von Zusammentreffen. Es war zunächst eine einsame Sache aber seit ein paar Tagen lohnt es sich wieder, es gibt wieder Fragen nebenher und Dinge, die gerade mal einfallen und Ideen und ich denke, ab morgen werde ich wieder Zettel und Stift bei mir führen.

    Ansonsten lauert eventuell eine Migräne, das mache ich daran fest, dass ich anstelle des Wortes "Nachricht" heute ständig "Nachtigall" lese und mein Kopf dann sofort ein "ick hör dir trapsen!" hinterherschiebt. Das ist ein bisschen lästig. Das Wort "Nachricht" kommt allgemein übermäßig oft vor, ist mir heute aufgefallen. Ich habe deshalb versucht, alle schriftliche Kommunikation am Nachmittag auf Englisch zu halten, es wurde nämlich langsam sehr, sehr nervig. Es ist ja auch ein Glück, diese Flexibilität überhaupt zu haben.

    Abends Gesangsstunde und der Gesangslehrer merkt an, dass ich viel besser artikuliere. Ich führe das auf die Italienischstunden zurück. Italienisch hat - meinem Laiinnenempfinden nach, ich habe keine wissenschaftlichen Theorien dazu gelesen - eine generell viel höhere Sprechspannung als das Deutsche oder Englische, auch z.B. bei unbetonten Vokalen und die Aussprache besonders der Langkonsonanten ist, mir fehlt auch hier ein Fachwort, intensiver. Wobei ich nicht so wirklich sagen kann, ob man mit dem Mund wirklich mehr machen muss oder nur anderes. Egal, wie es ist, ich glaube, der Mund wird durch diese unterschiedlichen Anforderungen einfach beweglicher, letztendlich geht es da ja auch nur um Muskulatur.

    Donnerstag, 9. September 2021
    08092021

    Heute wurden meine Füße gelobt, von einer Person, die sich auskennt, nämlich einer medizinischen Fußpflegerin.

    Ich suchte sie auf, weil ich gern gepflegte Füße habe, mich aber ungern darum kümmere - Sie werden das als wiederkehrendes Motiv in meinem Leben erkennen. Die Fußpflegerin konnte das erst nicht so wirklich glauben und fragte mich mehrere Minuten lang aus: welche Beschwerden ich habe (keine), ob ich Schmerzen habe (nein), ob ich sehr viel laufe oder stehe (nein, ganz normal), ob es irgendein Problem gäbe, das mich zu ihr führt - hier sagte ich, weil ich endlich auch etwas sinnvolles zum Gespräch beitragen wollte, dass ich es mühsam finde, mir mit der angemessenen Geduld die Füße zu pflegen, weil immer der Bauch ein bisschen im Weg ist. Hier antwortete die Fußpflegerin "Ich verstehe GENAU, was Sie meinen!" - dies sagte sie in einem Tonfall völliger persönlicher Betroffenheit und Empathie so dass ich mich uneingeschränkt verstanden und angenommen fühlte, so als ob ich nun endlich an dem Ort sei, der schon immer für mich vorgesehen war. Ich habe versucht, den Tonfall in meinem Kopf abzuspeichern, sage den Satz seither den Abend über immer wieder vor mich hin in verschiedenen Betonungen, Hebungen und Senkungen und mit mal mehr, mal weniger Hauch und denke, er wird mir noch gute Dienste leisten.

    Zu tun war an den Füßen dann wirklich nicht viel, das überraschte die Fußpflegerin, offenbar geben viele Personen beim Vorgespräch falsche Auskunft. Sie sagte, so dass man es ihr in jedem Moment glauben würde, in dem die eigene Aufmerksamkeit sich auch nur ein My von der Realität entfernte, sie habe keinerlei andere Kundschaft, an deren Füßen so wenig zu unternehmen sei und lobte insbesondere meine Zehennägel als wunderbar durchblutet und nahezu (sprich: nach ein paar regelmäßigen Folgebehandlungen) perfekt. Einzig etwas Creme könnte ich möglicherweise ab und an auf die Füße auftragen - das sagte sie aber nicht direkt sondern fragte, welche Creme ich denn verwende und auf meine Antwort hin ("Keine - sollte ich?") sagte sie, ich könne ja einmal darüber nachdenken, sei würde mir jedenfalls eine Empfehlung aussprechen für ein Produkt, das es gleich im Laden unter ihrem Salon gäbe. Der Laden habe allerdings nur bis 19 Uhr geöffnet, das würde ich vermutlich nicht mehr schaffen. Natürlich schaffte ich es und kaufte gleich zwei große Tuben.

    Die Dame war wirklich enorm kompetent. In mehrfacher Hinsicht.

    Dienstag, 7. September 2021
    07092021

    Das Leiden beginnt von Neuem: meine Friseurin ist nicht mehr da. Immerhin nur vorübergehend, hoffentlich, wie ich erfuhr - ein komplizierter Armbruch. Das tut mir für sie sehr leid, es ist für mich aber noch ein Glücksfall, dass es nur eine Verletzung ist, denn meine bisherigen Friseur*innen legten entweder ihren Beruf komplett nieder oder gingen ins Saarland.

    Ich fragte also den verbliebenen Kollegen im Salon, also den Inhaber, ob er dann übernehmen könne. "Diese Woche geht gar nix mehr!" antwortete er sofort, ich habe aber bei Friseuren diesen Trick, dass ich dann sage "sag einfach den nächsten freien Termin und ich mache es möglich". Dieser Termin ist nächste Woche Donnerstag.

    Es gab aber noch weitere Bedenken zu besprechen. Der Kollege macht nur Sorte "heißt irgendwie komisch"-Strähnen, die bisherige Frisörin macht nur Sorte "heißt irgendwie anders komisch"-Strähnen. Es ist mir herzlich egal, sagte ich, mir ist der Unterschied sowieso nicht geläufig. Beinah wäre mir der Unterschied noch erklärt worden, dabei wollte ich ihn wirklich nicht wissen, sonst hätte ich am Ende noch eine Meinung dazu gefunden und es wäre alles noch viel komplizierter geworden. Meine Sorge momentan ist ja eigentlich nur, aber dafür immer, ob auch genug abgeschnitten wird. "Ahja das steht hier", sagte der Friseur. "Wo steht das?" fragte ich. "In der Akte". "In der Akte? Was steht da genau und was steht da noch?" "Ist ja jetzt egal, bis Donnerstag dann!"

    Im Frisiersalon werden also Akten geführt. Das passt natürlich dazu, dass der Besuch dort sich für die meisten Personen irgendwo im Spannungsfeld zwischen Zahnbehandlung und Psychotherapie befindet. Ob man die Herausgabe der Daten nach DGSVO verlangen kann?

    Ich werde nächsten Donnerstag berichten.

    Montag, 6. September 2021
    06092021

    Heute früh im Minutentakt Wichtige Anrufe erledigt, extra groß geschrieben, weil sie im Kopf auch mit einem kreischend großen W daher kommen. Man macht die am besten gleich.

    Danach war ich kurz erschöpft, erst nervte mich das, dann freute ich mich darüber, dass ich jetzt, wenn ich erschöpft bin, wieder bemerke, dass ich erschöpft bin, denn das ist ja etwas Gutes.

    Zur Entspannung begann ich etwas, das eigentlich gar nicht meine Aufgabe ist, aber ich wollte immer schonmal genau wissen, wie es funktioniert, was die Haken, die Ösen, die Fallstricke sind, denn ich hörte schon oft, dass diese Aufgabe sehr unhandlich sei. Ich ließ mir von einer Mitarbeiterin grob das Verfahren erklären, stocherte dann ein wenig im Trüben und fand aber immer mehr Puzzleteile, im zweiten Durchgang hatte ich bereits Erfahrungswerte und am Ende war es, wie wenn Papa N. am Computer Freecell spielt und alles aufgeht, die Karten dann mit Feuerwerk über den Bildschirm tanzen. Genau so war das. Es waren allerdings auch ein paar Stunden vergangen, ich hatte mich schon gewundert, warum zwischendrin immer mein Uhrarmband brummt (das nämlich brummt, wenn ich über eine Stunde nicht herumlaufe, was so gut wie nie vorkommt, daher ist mir das Brummen nicht vertraut). Jedenfalls war die Aufgabe dann für den aktuellen Monat zu meiner Zufriedenheit erledigt. Ein bisschen perfektionieren kann man sicher noch, sicher geht es noch etwas schneller mit mehr Routine, aber es handelte sich ganz offensichtlich um einen weiteren Scheinriesen.

    Am Nachmittag kam es zu Verwirrung, da Personen von mir Entscheidungen erbaten, von denen mir nicht bewusst war, dass sie in meinem Verantwortungsbereich liegen, sie tun das dann aber jetzt wohl, also auch gut, so traf ich sie halt. Und dann war es sehr plötzlich 17:30 Uhr und ich wollte unbedingt Feierabend machen, schaltete einfach den Computer aus und warf die Sachen in einen Schrank, alles ohne Aufräumen, das mache ich normal nie. Normal räume ich geordnet weg, sortiere am Computer den nächsten Tag schon einmal durch und überprüfe den Kalender. Alles nicht gemacht und auch vergessen, mich abzumelden.

    Und dann fuhr ich noch einkaufen und hatte wieder die Erkenntnis, dass ein Vollsortimenter nicht gleich ein Vollsortimenter ist, es kommt immer auch drauf an, wo er sich befindet. Es gibt hier in der Gegend einen Rewe mit über 3 Regalen Sauerkonserven, das muss natürlich zu Lasten anderer Produkte gehen, in der Nähe der Autowerkstatt ist dafür ein Rewe, der keinerlei vegetarischen oder veganen Aufschnitt oder "Fleischersatz" führt. In dem Rewe, den ich heute außer der Reihe besuchte, waren die Backwaren nur ganz solide, aber keinesfalls inspiriert vertreten.

    Sonntag, 5. September 2021
    05092021 - WmdedgT

    (Alles zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen)

    Irgendwann sehr früh aufgewacht, Eisentablette genommen, wieder schlafen gelegt. Irgendwann "normal" (also, für Wochenende, heißt irgendwas zwischen 8:30 und 10 Uhr) wieder aufgewacht und nicht den Drang verspürt, sofort aus dem Bett zu springen und wie wahnsinnig geworden herumzulaufen und Dinge zu tun! Das war gut. Unerwartet nach den letzten zwei Wochen, aber gut.

    Ich lag ein wenig im Bett herum, kraulte eine Katze und erfreute mich an der Möglichkeit, einfach noch liegen zu bleiben. Dann stand ich auf und trank auf dem Balkon einen Tee. Und dann saß ich einfach da und überlegte, was ich möglicherweise essen möchte. Ein Brot mit Erdnussbutter und Banane und dazu Rührei, stellte sich heraus.

    Der Tag erschien mir sehr langsam, wie in Zeitlupe, irgendwie auch ziemlich langweilig aber insgesamt kann ich doch sagen, dass ich von dem übermäßigen Energielevel der letzten Wochen recht sanft wieder heruntergesegelt bin, ohne nennenswerten "Kater", in einen Zustand, der mich zwar auf Dauer nerven würde aber den ich vermutlich schon übermorgen wieder als komplett normal empfinde. Bis dahin werde ich die Zeit möglicherweise einfach mit Essen verbringen, ich bin nämlich unglaublich hungrig. Oder mit Bücher lesen, das kann ich jetzt nämlich wieder, ohne dabei herumzulaufen.

    Ansonsten: Katzenklos grundgereinigt, Katzenbrunnen auch, private Korrespondenz erledigt, mit @cucinacasalinga den italienischen Krimi zu Ende gelesen und erfahren, werder Mörder ist, 5 Mal Waschmaschine laufen lassen und Wäsche aufgehängt, 3 Körbe Wäsche zusammengelegt, der Geburtstagskatze ein Ständchen gesungen (sie floh!), noch mehr auf dem Balkon gesessen und dicken Hummeln zugeschaut, wie sie um Minzeblüten taumeln.

    Gerade habe ich noch ein Curry zubereitet aus allem, was so da war. Ich hatte wirklich nicht die geringste Ahnung, was sich so im Kühlschrank befindet. Was haben wir in der letzen Zeit wohl eigentlich gegessen? Die Vorräte sind jedenfalls sehr erratisch, ich werde morgen (mit einer Liste!) einkaufen.

    Montag, 30. August 2021
    29082021

    Heute am Nachmittag bereitete ich Apfelkompott zu, aus Äpfeln, die schon relativ lange lagen und schrumpelig oder stellenweise detschig waren - es handelte sich um enorm viele Äpfel, die sich seit dem Urlaub angesammelt hatten, fast 5 kg. Dementsprechend lange dauerte es, sie zu schneiden.

    Während der ersten ca. 4 kg leistete mir @cucinacasalinga per Videochat Gesellschaft und las mir auf Italienisch aus einem Krimi vor. Da ich mich sehr darauf konzentrieren musste (wir sind, glaube ich, bei Italienischstunde Nr. 19), schaltete ich alle anderen Geräuschquellen ab. Dementsprechend war es, als das Kapitel und auch der Videochat endeten, sehr ruhig um mich herum. Ich stand weiter am Küchenblock und schnibbelte Äpfel, mit zunehmend klebrigen Händen und zunehmend ungeduldigerer Stimmung, weil es eine ziemlich monotone Sache ist und man sich nebenher nicht gut an der Nase kratzen kann, unter anderem.

    Dann hörte ich von hinter mir ein Geräusch, so leicht scharrend-knisternd. Ich drehte mich nicht um, weil ich endlich fertig werden wollte. Das Geräusch verstummte, als ich den nächsten Apfel nahm, kam es aber zurück. Es klang vorsichtig-zaghaft, bei genauem Nachdenken darüber (was ich tat) klang es so, als ob in einem der Schränke hinter mir gerade ein sehr gefährliches und hässlich-gruseliges Monster versucht, geräuschlos die Tür zu öffnen um sich dann kurz zu orientieren, mich zu erblicken, schleimige Tentakel mit Widerhaken nach mir auszuwerfen und mich mit sehr langen spitzen Zähnen und viel Speichel zu zerbeißen. So stellte ich mir das vor. Gleichzeitig war mir natürlich völlig klar, dass es sowas nur in Horrorfilmen gibt, ich musste meiner protestierenden Phantasie aber auch zugestehen, dass es bis vor kurzem Pandemie in meinem Leben auch nur Filmen/Büchern gab. Sie sehen hier ein weiteres Beispiel dafür, was diese Pandemiesache für eine nachhaltige Verunsicherung angerichtet hat indem einfach etwas eintrat, mit dem man nie gerechnet hat, gestern fuhr ich z.B. auch durch Aachen und las mehrfach das Straßenschild "Alleenring" als "Alienring" einfach, weil es ja auch sein könnte, es kann ja alles irgendwie sein, dass sich Leute bei einer Pandemie nicht impfen lassen, dass über die Sommerferien keine tragfähigen Schulkonzepte entwickelt wurden, dass die Bundesregierung ihrer Fürsorgepflicht für die afghanischen Ortskräfte nicht nachgekommen ist, dass Laschet Kanzlerkandidat ist - ja, das kann halt alles sein und dann kann halt auch ein Monster im Küchenschrank sein, befremdlicher ist das auch nicht.

    Bockigkeit hielt mich aber von der Überprüfung der Monstersituation hinter meinem rücken ab. Ich wollte das Schnippeln der Äpfel keinesfalls unterbrechen, auch nicht für den kurzen Blick über die Schulter, denn ich wollte keine Millisekunde länger als nötig noch klebende Hände haben, auch wenn das bedeuten würde, gefressen zu werden, ich hasse klebrige Hände, mit dem Zerfleischen durch lange scharfe Zähne habe ich noch keine Erfahrung, vielleicht ist es sogar besser als klebrige Hände.

    Beim übernächsten Apfel hatte das Monster die Schranktür ausreichend geöffnet (sie knarrte ganz leiste) und zwängte seinen Körper hindurch, flog kurz durch die Luft, landete dann aber auf dem Fußboden und blieb dort liegen, denn es hatte weder Flügel noch Arme oder Beine und auch keine Tentakel.

    Es war eine geöffnete Packung mit Wraps, die jemand (nicht ich) irgendwie komisch in den Schrank gequetscht hatte, so dass der Verschlussclip abging, die Wraps sich entfalten wollten, dabei die Schranktür aufstießen und Monstergeräusche erzeugten.

    Freitag, 27. August 2021
    27082021

    Heute entdeckte ich in meinem Büro-Kalender, dass in der nächsten Woche zwei Personen für eine (kleine) Veranstaltung angemeldet sind. Natürlich eine Veranstaltung mit Corona-Sicherheitskonzept, das muss man dazu sagen, obwohl man das eigentlich nicht dazu sagen sollen müsste.

    Ich befand, es sei meine Aufgabe, beide Personen anzusprechen und zu fragen, ob es okay für sie ist, an dieser Veranstaltung teilzunehmen - also nicht inhaltlich, das ist gesetzt, aber pandemisch.

    Person 1 war unglücklich mit dem Gedanken an die Veranstaltung, hatte aber nicht absagen wollen, weil sie sei ja nun einmal angemeldet. Nach unserem Telefonat wurde die Teilnahme storniert.

    Person 2 verstand meine Frage erst nicht, lachte dann darüber, fand alles höchst unproblematisch und freute sich auf die Teilnahme.

    Es gibt hier keine Pointe. Es gibt hier nur wieder die Erkenntnis, dass es komplett unmöglich ist, in Bezug auf diese Pandemie irgendeine Art von Konsens zu finden.

    Freitag, 27. August 2021
    26082021

    "Es ist erschütternd..." begann ich heute mehrfach einen Satz, musste aber immer wieder lachend abbrechen, weil Frau Violinista mir erst nicht richtig zuhörte und dann wohl die Wortwahl bemerkenswert-befremdlich fand und dann mussten wir schon wieder lachen. Sowieso hatte sie mich vorher auch schon ausgelacht, sie sagte zwar, sie habe nicht über mich gelacht sondern über etwas, das sie im Handy las; dass sie aber etwas im Handy las und darüber lachte, während ich ihr etwas vorsang, ergibt keine bessere Situation, so dass es gar nicht mehr darauf ankam, ob sie mich tatsächlich auslachte oder nicht. Außerdem ist es völlig okay, sich ab und an gegenseitig auszulachen, gerade wenn es angebracht ist, und das war es, der Gesang war nämlich scheiße. So, jetzt sind wir beim Thema.

    Es ist erschütternd, wie sehr ich meine Stimmung in meiner Stimme höre, also wie sehr ich kleine Instabilitäten der Gemütslage in großen Instabilitäten in der Stimmkontrolle umsetze.

    Einerseits ist es ganz logisch, allein schon wenn man etwas verkrampfte Schultern hat atmet man nicht mehr wie sonst und Singen ist ja nichts anderes als Luft, die auf eine bestimmte Weise durch bestimmte Wege geschickt wird. Andererseits, naja, ich wusste es einfach nicht.

    Kleidung habe ich üblicherweise im Griff, allgemeine Organisation ist so verinnerlicht, dass sie mich über ein paar Unebenheiten hingweg trägt, Haltung und Mimik kann ich für eine gewisse Zeit locker spielen und dass mir die gewählten Worte versiegen kam, glaube ich, in meinem Leben überhaupt erst einmal vor. Aber Singen: nichts zu machen. Ich höre dabei, dass ich nicht so ganz in mir ruhe wie sonst, bevor es mir überhaupt anderweitig bewusst wird.

    November seit 6607 Tagen

    Letzter Regen: 23. April 2024, 22:57 Uhr