Gut. Ich bin SEHR aufgeregt, ich hoffe, ich schaffe es, meine Gedanken in eine geordnete Form zu bringen. Es ist jetzt alles anders, alles hat sich zum Guten gedreht, eine Fügung sozusagen und vorbereitet von langer Hand, gewandet in ein Versehen.
Sie wissen, dass ich den Kleiderkauf während der Pandemie verweigere, weil ich nicht weiß, wer ich nach der Pandemie sein werde. Das meine ich völlig ernst. Ich gehöre zu den Personen, die eher nicht aus sich heraus irgendwelche Erkenntnisse zu ihrer Person haben sondern die aus Erlebnissen und Begegnungen ableiten. Ich habe seit 15 Monaten keine nennenswerten Erlebnisse und Begegnungen, folglich weiß ich nicht nennenswert, wer ich gerade bin und was für Kleidung diese Person benötigt. Außer Pyjamas, die habe ich gekauft, weil ich glaube, da kann man nicht viel falsch machen, ich begegne sowieso so selten im Pyjama anderen Leuten, dass ich zu diesem Kleidungsstück generell selten Erkenntnisse ableiten kann, sie zählen also nicht mit.
Genau betrachtet beschränkt sich meine Verweigerungshaltung nicht nur auf Kleidung. Eigentlich alles, was ich intrapandemisch eingekauft habe, hat Cucinacasalinga ausgesucht, eben weil: WAS WEISS DENN ICH??! Aber das nur nebenher.
Fleißig eingekauft hat jedoch Frau Herzbruch und es kam zu einem Fehlkauf eines begehrten Gutes, nämlich eines Chie-Mihara-Schuhs (also: schon ein Paar, nicht ein einzelner Schuh) zu unschlagbarem Sonderpreis nur leider für Frau Herzbruch einen Millimeter zu klein, man konnte es aber ja mal ausprobieren, dann war der Schuh da und schön aber eben tatsächlich einen Millimeter zu klein und an wen dachte Frau Herzbruch in diesem Moment in liebevoller Zugewandtheit, wie es ihre Art ist? Natürlich an mich. Meine Füße sind einen Millimeter kürzer als ihre und ich bin solvent. Es bot sich daher an.
Seit Wochen versuchen wir, die Schuhe zu übergeben, doch es scheiterte immer wieder an Unabkömmlichkeit an anderen Orten der beiden Beteiligten. So schien es auch heute, ich bot Frau Herzbruch ein Zeitfenster zwischen 19 und 21 Uhr, es folgten mehrere Telefonate, die Zeiten zwischen 15 Uhr und 21 Uhr bestätigten, letztendlich kam Frau Herzbruch um 17:46 mit genau 2 Minuten Zeit und genau da war ich wirklich absolut unabkömmlich und schickte M. mit dem Autoschlüssel hinunter, damit der Schuhkarton halt umgeladen wird. Ungefähr so geschah es.
Als ich später mit M um 20 Uhr ins Auto stiegt und die Schuhe mal kurz anschauen wollte, fand ich im Kofferraum und auf der Rückbank kartonweise Kleidungsstücke. Allein ca. 20 Hosen, aber auch zwei Kisten mit Oberteilen. Es ist nämlich so, dass Frau Herzbruch sich in der Pandemie verschlankt hat und daher einen beträchtlichen Teil ihrer Kleidung nicht mehr tragen kann/will, es ist aber noch überraschend viel originalverpackte Ware da (den Hintergrund dazu erläutert sie am besten selbst). Ich habe mich nicht verschlankt, kann die Sachen also alle noch tragen, bin zwar etwas größer als Frau Herzbruch, aber ankle-length ist glaube ich noch nicht ganz out, es sollte also auch mit den Hosen gehen.
Es sind wirklich ganz unglaublich viele Kleidungsstücke. Und da ich selbst ja seit 1,5 Jahren nichts, rein gar nichts, gekauft habe, sind sehr viele meiner Sachen durch. Ich plane, am Wochenende einfach meine gesamte Garderobe zu entsorgen und den Schrank mit Herzbruch-Kleidung zu füllen und dann ziehe ich einfach das an, und bin dann halt Frau Herzbruch. Das finde ich sehr lustig. Oder ich mache ein Spiel daraus und werfe meine gesamte Kleidung noch nicht weg, trage aber täglich mindestens 1 Herzbruch-Kleidungsstück. Das überlege ich mir morgen, heute bin ich zu aufgeregt und habe auch noch gar nicht alles durchgeschaut, zwei Kisten sind noch im Auto - wir konnten nicht so viel die Treppe hochwuchten und außerdem, wo soll es in der Wohnung hin?!
Zwei, nein, ich glaube drei besonders lustige Dinge ergaben sich noch beim bisherigen durchschauen:
Erstens: es sind Dinge vorhanden, die ich noch NIE an Frau Herzbruch gesehen habe und mir auch nicht an ihr vorstellen kann. Ich werde dazu das Gespräch suchen.
Zweitens: es sind Dinge vorhanden, die mal mir gehörten! Man mag nun einwenden, es könne ja sein, dass wir zufällig beide dasselbe Teil gekauft haben. Das ist aber sehr unwahrscheinlich, wir hatten immer sehr unterschiedliche Kleidungsstile bis auf einen Rock, um den wir uns stritten und neuerdings exakt gleiche Jeans. Ansonsten alles sehr anders. Ich kann ausschließen, dass Frau Herzbruch diese Sachen zufällig auch gekauft hat. Ich vermute eher Garderobenzwischenfälle bei einem Besuch und folglich längeralsgeplantfristiges "Ausleihen". Dafür spricht, dass Frau Herzbruch neulich mal die Videokonferenz mit mir verweigern wollte mit den Worten "ich kann nicht, ich trage einen Schlafanzug, den ich von dir geklaut habe".
Drittens: ich habe schon zwei Hosen probiert und die saßen doch etwas spack, ich denke, ich müsste ca. 5 kg abnehmen, damit sie mir passen. Das werde ich jetzt einfach machen und das ist in dreierlei Hinsicht gut: a) es ist ein lustiges Spiel, b) ich kann dann diese Hosen tragen (wenn sie nicht zu kurz sind, da bin ich noch nicht sicher), c) es gibt eine langfristige Komponente und zwar schrumpft Frau Herzbruch weiter, wird also in absehbarer Zeit wieder ihre Garderobe erneuern müssen und wenn ich dann ab jetzt ja auch Frau Herzbruch bin, könnte ich mit entsprechendem Abstand parallel nachziehen und dann wieder alles Aussortierte übernehmen. Bis dahin kommt sicher wieder eine Kofferraumladung und eine volle Rückbank an Neuware zusammen, was wiederum drei (und damit höre ich mit den Dreiteiligkeiten auf) sehr wichtige Aspekte vereint: 1. es ist nachhaltig, 2. es spart mir Zeit und Nachdenken und 3. es ist lustig.
Ich bin höchst zufrieden (Frau Herzbruch vermutlich auch, weil bei ihr jetzt Ordnung sein dürfte), bis auf eins:
Die Schuhe habe ich immer noch nicht. Die hatte Frau Herzbruch "vergessen".
Möchte gern 3 Wochen denkfrei haben.
Juni, naja, auch völlig absurd.
Die letzten Tage Arbeit aus der TARDIS geben nochmal alles. Jetzt ist die virtuelle Bürokollegin Cucinacasalinga im Urlaub, es verbleiben Frau Herzbruch und ich aber das funktioniert nicht so gut, wir scheinen nur freizeitkompatibel zu sein, für Arbeit brauchen wir zwischen uns eine dritte Person. Auch gut zu wissen, nicht, dass wir sonst noch zu zweit mal irgendwas gegründet hätten, das wäre fürchterlich geworden, wir müssen uns merken: wenn wir was gründen dann nur zu dritt.
Achja, und meine Schlafapp hat mir für die letzte Nacht nur 51 Punkte (von 100) gegeben, das ist doch auch scheiße, ich werde dieses blöde Armband nicht mehr tragen.
Eine kleine Idee in der Küche gehabt, eins führte zum anderen, plötzlich stand ich zwischen Kisten, Taschen, leergeräumten Schränken, es war 19 Uhr und ich hatte bisher nur eine Banane gegessen.
Nunja.
Einkaufen und Essen habe ich noch geschafft aber um den Rest kümmere ich mich dann eher morgen. Es gibt ja noch andere Räume hier, in denen man sich aufhalten kann.
Gestern Besuch gehabt, das war sehr aufregend. Hier war kein Besuch seit, hm, ich weiß gar nicht. Vielleicht seit meinem Geburtstag? Ich werde mich daran aber sehr schnell wieder gewöhnen können. Die Katzen waren auch begeistert.
Dann habe ich gesehen, das die Karaoke-Bar wieder öffnet, möglicherweise irgendwann Anfang Juni, das ist ganz wunderbar. Also - ob es Anfang Juni ist, ist mir relativ egal sprich: auf den Termin kommt es mir nicht an. Aber dass sie nicht komplett pleite gemacht haben ist ganz wunderbar.
Die Meisen sind auch ausgeflogen, was bedeutet: wir können jetzt wieder grillen. Der Grill steht nämlich unter dem Vogelhäuschen, daher war während der Brutzeit natürlich Grillpause.
Wie ich die letzten Tage Arbeit aus meiner TARDIS überstehe, weiß ich allerdings noch nicht (ich glaube, es sind noch 11? Oder 10?). Die virtuelle Bürokollegin hat nämlich Urlaub. Eventuell drehe ich auf den letzten Metern doch noch durch? Ich bin sehr gespannt.
Heute hatte ich Sorge wegen eines Propangasflaschengedankens. Das kam so:
Die Gasflasche am Gasgrill ist fast leer, daher holte ich die bereits leere Ersatzflasche aus dem Keller, fuhr in den Baumarkt und tauschte sie dort gegen eine volle Flasche ein. Dabei fiel mir auf, dass die Flaschen unterschiedliche Farben haben und ich fragte nach, was das bedeutet. Die Antwort war, dass rote Flaschen Pfandflaschen sind, die man zurückgeben kann und graue Flaschen Eigentumsflaschen sind, also gekauft werden und nicht zurückgegeben werden können. Meine Flasche war grau.
Nun wollte ich aktuell ja gar keine Flasche loswerden, interessiere mich aber ja natürlich generell immer sehr dafür, wie man sich von Gegenständen ordnungsgemäß trennt. Ob ich daher so eine graue Flasche im Baumarkt einfach so, also nicht gegen Geld, zurückgeben könnte, frage ich. Die Antwort war: nein.
Also fragte ich nach, wie ich denn eine solche Flasche jemals wieder loswerde, wenn ich in meinem ganzen Leben mal gar keine Gasflasche mehr haben möchte. Die Antwort war: das ist nicht vorgesehen.
Das beunruhigte mich sehr. Ich habe schon gelernt, dass es, allgemein gesprochen, viel schwieriger ist, Dinge loszuwerden als sie zu beschaffen. Aber wer hätte geahnt, dass man sich mit einer Propangasflasche sozusagen katholisch verheiratet?!
Es beunruhigte mich so sehr, dass ich die Angelegenheit googelte und ich habe nun gute Nachrichten für alle, die eine solche Propangasflaschenehe ohne vollständige Aufklärung über die Folgen eingegangen sind: Man kann sie einfach auf ebay verkaufen, also kriegt sogar Geld dafür (zwischen 20 und 50 Euro, wie es aussieht) - und sicher kann man sie daher auch auf Ebay Kleinanzeigen verschenken.
Habe auch heute Besseres zu tun, nämlich: immer noch Antikörper machen. Muss daher jetzt schlafen.
Alles gut, ich bin wieder ich, habe heute einen Brief meiner Bank bekommen mit Bitte um Anruf auf einer speziellen Nummer, dort kam man aber nicht gut durch und es lief Warteschleifenmusik mit Jazz, also rief ich auf einer anderen Nummer der Bank an und sagte, dass ich die angegebene Nummer wegen Jazz leider nicht weiter anwählen kann und sie die Angelegenheit jetzt irgendwie anders lösen müssen. Taten sie. Kann man also machen sowas. (Jazz nervt mich.)
Mehr heute nicht, ich habe Besseres zu tun, nämlich: Antikörper bilden.
Frau Fragmente sitzt in ihrem Arbeitszimmer mit einem sehr hässlichen Teppich, der ihren Haushalt aber bald wieder verlassen wird, und bloggt; ich sitze den elftletzten Tag in meiner TARDIS und blogge über Fragmente.
Heute wachte ich zum Weltuntergang auf. Das habe ich alle paar Jahre mal, es ist hormonell bedingt. Drei- bis viermal im Jahr kommt es durchaus vor, dass ich recht zaghaft und emotional berührungsempfindlich aufwache und alle paar Jahre wache ich eben auch zum Weltuntergang auf, das war heute. Ich dachte beim Aufwachen: "Ohje. Die Welt ist sehr schlimm und sehr gefährlich, am besten bleibe ich im Bett und weine darüber." (Extra ein Punkt und kein Ausrufungszeichen, weil ich in dieser Gemütsverfassung keine Kraft für Ausrufungszeichen habe.)
Ich musste dann aber doch aufstehen, weil ich befürchte, alle anderen Haushaltsmitglieder inklusive Katzen seien in der Nacht verstorben und ich musste schauen, ob sie noch atmen. Taten sie. Draußen regnete es, die armen Tiere! (feuchte Augen). Die Nachrichten schaltete ich lieber nicht ein. Im Grunde ist es ja auch egal, was in den Nachrichten kommt, ich musste nämlich gerade hüsteln und hatte daher mit ziemlicher Sicherheit Corona. Lieber keinen Schnelltest machen. Lohnt auch nicht mehr, denn sowieso haben wir wahrscheinlich alle seit Jahren Krebs, bisher unentdeckt aber nun so weit fortgeschritten, dass ein Besuch bei Ärzt*innen nicht mehr lohnt.
Konkret konnte ich nicht weiter als bis Donnerstag denken. Warum Donnerstag? Weil ich da drei Termine habe. Zwei davon erfüllen mich eigentlich mit Freude, der dritte ist mir eigentlich egal, seit heute morgen ängstigen mich aber alle drei und ich weiß auch gar nicht, wie ich es schaffen soll, rechtzeitig (im großzügig berechneten Zeitrahmen) von einem zum anderen zu kommen. Und was ich dann da sagen soll. Und was alles passieren könnte!!
Und dann hatte M heute ja auch noch richtige Schule, also im Schulgebäude, oh Gott, da war sie seit Monaten nicht, bestimmt ist sie auf dem Schulweg nicht mehr richtig aufmerksam oder mental noch in England und schaut beim überqueren der Straße zur falschen Seite und wird überfahren.
"Glücklicherweise" kenne ich mich schon ein bisschen und beobachte diese ca. jedes zweite Jahr für 1-2 Tage auftretenden Anwandlungen an mir mit Faszination. Es hilft am besten, sie einfach zu ignorieren, keinesfalls darauf einzugehen, etwas anderes zu machen, so, als ob nach Donnerstag, dem 27. Mai 2021 auch noch ein weiterer Tag käme (oder sogar mehrere). So ortete ich Ms Handy nicht während der Schulzeit, um sicherzugehen, dass sie angekommen war, legte mir fleißig Termine und Verabredungen in die nächsten Tage und Wochen und buchte zum guten Schluss eine kleine Urlaubsreise für Ende Juli.
Ächz.
Die letzte Corona-Chronik ging bis zum 14.11. - leider reichte das nicht, es gibt noch einen Teil IV und, so vermutlich ich, auch mindestens noch einen Teil V.
16.11. wurde ich zum ersten Mal intrapandemisch krank, mit Symptomen, die man nicht haben möchte. Hals-Nasen-Ohren. Hatte das Kind doch Corona aus England mitgebracht? Nach innerem Hadern (es wurde dadurch so real) rief ich meine Hausärztin an, die verordnete, ich möge 5 Tage zu Hause bleiben und dann entweder gesund sein oder zum Test erscheinen, Krankschreibung kommt per Post. Das war im November 2020 das Standardverfahren bei Erklältungskrankheiten. Ich bin besorgt, beunruhigt und verärgert, erfahre aber im Verlauf des Tages eine Spontanheilung und bin dann nur noch genervt, weil ich die nächsten 5 Tage von zu Hause aus arbeiten muss.
Irgendwann im Herbst beginne ich auch, nur noch FFP2-Masken zu tragen statt der normalen medizinischen Masken.
Ende November findet mein erster intrapandemischer Geburtstag statt. Ich bestelle ein Gänse-Essen zum Abholen und feiere mit Herrn N., M und Freundin Schanuf.
Wenig später hole ich Papa N. wieder zu mir, denn Mama N. ist weiterhin in der Reha ohne die Möglichkeit, Besuch zu empfangen. Dieses Mal ist allerdings ja auch M wieder bei uns zu Hause, das erhöht das Risiko für Papa N. doch beträchtlich, auch wenn kein Präsenz-Schulunterricht stattfindet. Wir empfangen keinerlei Besuch und immerhin sind Teenager sowieso die meiste Zeit in ihrem Zimmer, wir hoffen also einfach, dass alles gut geht.
Ab Anfang Dezember gibt es dann noch eine Ausgangssperre, die besagt, dass man sich zwischen 21 und 5 Uhr zu Hause (oder so) aufzuhalten hat. Das nervt mich extrem, weil ich mir angewöhnt hatte, später am Abend einzukaufen oder zum Briefkasten zu gehen.
Zu allem sowieso schon stattfindenden Irrsinn machen Frau Herzbruch und ich dann noch einen täglichen Adventskalenderpodcast.
Mitte Dezember sind zumindest M und ich so durch, dass wir bei einem gemeinsamen Supermarktbesuch beide "fast-umfallen" - verhindert durch geschicktes Anlehnen an der Tiefkühltheke und großzügiges Einfüllen von Cola direkt aus dem Regal. So eine Pandemie ist anstrengend!
Am 18. Dezember haben sich die Infektionszahlen so besorgniserregend entwickelt, dass wir das Büro wieder räumen und zur Arbeit von zu Hause auffordern. Ich selbst habe ab diesem Tag für 3 Wochen Urlaub und hoffe, dadurch der lästigen Heimarbeitsphase zu entgehen (haha).
Eigentlich war geplant, dass meine Schwester aus Schottland kurz vor Weihnachten anreist und die Feiertage und folgenden Wochen mit Papa N. verbringt (Mama N. weiterhin in Reha). Allerdings wird ihr Flug wenige Stunden vor der Abreise storniert, weil in Großbritannien eine Virusmutation entdeckt wurde und die Niederlande (wo sie zwischenlanden würde) die Flughäfen sperren. Sie bucht insgesamt noch dreimal über verschiedene Länder um, die Behörden sind aber immer einen Tick schneller (was natürlich auch irgendwie beruhigend ist) und letztendlich muss sie bleiben, wo sie ist. Gelernt: Wenn man in einer solchen Situation wirklich außer Landes will/muss, muss man alles stehen und liegen lassen und sofort losrennen, losfahren, was auch immer. In der Zeit, die sie mit Umbuchungen verbracht hat, wäre sie per Auto und Schiff noch weggekommen.
Weihnachten feiern wir also zu Hause zu dritt, plus Videokonferenz mit Papa N und den beiden Schwestern N an ihren jeweiligen Wohnorten.
Im Urlaub mache ich dann eigentlich nichts. Spaziergänge (auch mit der Familie, haben wir noch nie vorher gemacht, was es alles gibt!), Lesen, Aufräumen, Schlafen.
Silvester verbringen wir dann mit Familie Herzbruch. Selbsttests gibt es zu diesem Zeitpunkt noch nicht und Schnelltests nur sehr wenig - hier bei uns bekommen wir keinen Termin, überlegen, alle gemeinsam in Düsseldorf einen Test machen zu lassen aber die Teststelle dort ist so überlaufen, dass uns das Risiko, wenn zwei Familien sich ungetestet treffen geringer erscheint als wenn zwei Familien sich in eine Art Test-Massenparty werfen. Zumal wir ca. 12 Tage Vorabquarantäne gemacht hatten. Es gelten zu diesem Zeitpunkt auch wieder Kontaktbeschränkungen, 2 Haushalte aber maximal 5 Personen dürfen sich treffen, wobei Kinder unter 14 Jahren nicht mitzählen. Das geht also auf. Und außerdem gibt es in Düsseldorf keine Ausgangssperre, da kann man also auf die Straße gehen und herumbrüllen.
Nach Silvester mache ich weiter im Urlaub nichts, Spaziergänge, Lesen, Aufräumen, Schlafen. Und ich schaue Pressekonferenzen, die gesamte Pandemie ja schon, erst auch aus persönlichem Interesse, mittlerweile nur noch aus beruflicher Pflicht.
Mitte Januar gehe ich dann wieder ins Büro, aber nur zweimal, nämlich um alles aufzuräumen und meine Sachen zu holen. Die 3 Wochen Urlaub haben nicht gereicht, ich muss tatsächlich nochmal von zu Hause arbeiten und hasse es weiterhin aus ganzem Herzen. Ich kaufe einen Paravent und einen Schreibtischstuhl, um die Situation irgendwie angenehmer zu machen und die Laune steigt tatsächlich ungefähr von minus 50 auf minus 49. Ein bisschen froher macht mich noch, dass die Ausgangssperre endet (die beginnt aber im April wieder neu).
Mittlerweile wurde ein Impfstoff gegen Corona erfunden und zugelassen, weitere folgen. Am 24.1. wird das Impfportal NRW für die Priorisierungsgruppe, der Papa N. angehört, geöffnet. In einer 6-stündigen Aktion, für die ich mir einen Urlaubstag nehme, da ich ununterbrochen mit der linken Hand Wahlwiederholung auf dem Telefon drücke und mit der linken die Website des Portals refreshe, kann ich für ihn einen Impftermin am 15.2. erhaschen. Er wird mit Cominarty geimpft. Herrn N, M und mich kann ich am 24.2. im hessischen Impfportal registrieren.
Am 27.2. mache ich meinen ersten Corona-Schnelltest, einen mit Terminbuchung vorher. Bald muss man noch nichtmals mehr Termine vorher buchen, die Abdeckung mit Bürger*innentests ist an meinem Wohnort exzellent (anderswo, wie ich höre, nicht).
Es ist auch im Gespräch, dass Arbeitgeber*innen ihren Mitarbeitenden wöchentlich zwei Tests zur Verfügung stellen sollen. Die sind allerdings in mittleren Mengen gar nicht so leicht zu bekommen, noch rechtzeitig, bevor die entsprechende Verordnung ergeht, gelingt es mir dann aber doch. Die Tests sind freiwillig, werden bei uns eher mäßig angenommen. Die Empfehlung, von zu Hause zu arbeiten, gilt nun bis Ende Juni 2021.
Am 1.3. dürfen Frisiergeschäfte wieder öffnen (warum ist mir bislang unklar, es geht, so sagte man in der Pressekonferenz, um "Würde"), am 2.3. habe ich einen Termin zum Haareschneiden.
Alles dreht sich mittlerweile um Impfungen: Impftermine, zu wenig Impfstoff, zu wenig Termine und so weiter. Herr N. hätte Mitte März einen Impftermin mit Astrazeneca gehabt, der aber am Abend vorher wegen der vermuteten Nebenwirkungen abgesagt wurde. Am 6. April wir der Termin endlich nachgeholt.
Mitte April haben auch M und ich Glück und bekommen Impftermine zugeteilt, ich leide nach meiner 1. Impfung ein wenig mit Schüttelfrost, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und allgemeinem Unwohlsein, aber nach 1,5 Tagen ist alles wieder gut. Nun wird in Hessen auch die Priogruppe 3 geimpft, das hat für mich berufliche Auswirkungen, da die Mitarbeitenden per Beruf dieser Gruppe angehören. Zusätzlich zu der Terminvergabe über das Impfzentrum kann man sich nun auch bei Hausärzt*innen anmelden oder in Frankfurt auch in einem speziellen Portal für diejenigen, die sich freiwillig mit Astrazeneca impfen lassen. Sehr viele in meinem Umfeld nehmen dieses Angebt an und es sieht tatächlich so aus, als hätten wir spätestens Ende August ein geimpftes Büro (bis auf einige, die nicht möchten, die gibt es wohl überall). Das ist ein großes Glück.
Ab Ende April gibt es auch die "Bundesnotbremse" (Neuerung im Infektionsschutzgesetz), die ab bestimmten Infektionszahlen die Steuerung der Gegenmaßnahmen von der Landes- auf die Bundesebene hebt. Für Offenbach bedeutet das lustigerweise, dass die Ausgangssperre nun erst ab 22 Uhr gilt (statt wie zuvor ab 21 Uhr).
Endlich, endlich, kehrt Ende April auch die Putzfrau aus ihrem Geburtsland zurück (ob es noch ihr Heimatland ist, kann ich nicht beurteilen, sie hatte dort jedenfalls Familie besucht). Auch sie war von Reiserestriktionen betroffen und seit irgendwann im Dezember weg.
In einer weiteren 6-stündigen Aktion - diesmal aber nach Feierabend in die Nacht hinein - gelingt es mir auch noch, einen Impftermin für Frau Herzbruch zu erklicken, hurra! Und Mama N. (nicht ausreichend mobil, um ein Impfzentrum aufzusuchen), konnte auch endlich zu Hause geimpft werden.
Im Mai sinken die Infektionszahlen endlich. Präsenzschule ist noch immer nicht (soll für M. aber tatächlich morgen - im Wechselmodell - starten) aber es gibt zahlreiche Öffnungsschritte und auch in meinem Umfeld die ersten Überlegungen, wie das sein wird, wenn man wieder in die Gastronomie gehen kann oder sich mit Leuten treffen und so weiter. Schauen wir mal.