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    Mittwoch, 18. November 2020
    18112020



    (wtf?)

    Dienstag, 17. November 2020
    17112020

    Und ich dachte wirklich, es läge an Professor Drosten!

    Sie müssen wissen, dass ich seit dem 13. März - ja, ich war nicht von Anfang an dabei - jeden Abend mit Professor Drosten einschlafe. Das ist kein Grund für Neid, denn ich bekomme nur sehr wenig davon mit, genau gesagt höre ich das "Hallo". Das "Hallo" klingt so normal, dass ich mir sofort denke "Ach, alles okay, Professor Drosten regelt die Pandemie, ich kann schlafen".

    Tatsächlich hatte ich angefangen, den Podcast zu hören, um mich zu informieren. Nur kann ich ja keine Podcasts hören, genauso, wie ich nicht wirklich Fernsehen kann, ich schlafe dann einfach ein. Außer, ich tue etwas anderes nebenher, aber dann achte ich auch nicht mehr auf die Handlung, dabei ist also nichts gewonnen. Den Drosten-Podcast wollte ich aber wirklich unbedingt hören, wegen der Information, hatte tagsüber aber einfach keine Zeit, wegen der Pandemie, also probierte ich es abends im Bett. Natürlich erfolglos. Wenn die Woche um war, die neue Folge vom Podcast kam, gab ich jeweils auf und las die vorhergehende Folge als Skript nach. Dann Versuch mit der nächsten Folge. "Hallo" - (Schnarchgeräusch).

    Irgendwann war Sommerpause.

    Nach der Sommerpause, ab September, hatte ich gar nicht mehr so sehr das Bedürfnis, mich über die Pandemie zu informieren. Alles wird irgendwann langweilig. Natürlich musste ich mich aber weiter informieren, auch aus beruflichen Gründen. Ich kann Ihnen die jeweiligen Einreise- und Quarantänebestimmungen jederzeit, auch, wenn Sie mich irgendwann in der Nacht aus meinem Professor-Drosten-induzierten Schlaf reißen, ohne die Augen zu öffnen herunterbeten - und das sicher nicht aus ganz persönlicher Faszination.

    Zusätzlich trat ich aber Anfang September in eine glücklicherweise höchst selten auftretende Phase in meinem Leben ein, in der ich nicht so richtig gut ein- und durchschlafen kann. Weil ich mich zum einen (ein bisschen) um M sorgte und zum anderen (sehr viel) um Mama N. Ich erinnerte mich daher an die anästhetische Wirkung des "Hallo" und schlief einfach jedes Mal wieder mit Professor Drosten ein, startete ihn auch manchmal noch mehrfach pro Nacht, zu 100 % mit der erwarteten und mittlerweile erhofften Wirkung: "Hallo" - (Schnarchgeräusch)

    So ging es nun gut zwei Monate und in dieser Zeit kam auch ein neues Gerät in den Haushalt, nämlich: eine Uhr. Also so ungefähr. Ich befand, dass ich eine Uhr benötige, schaute mich danach um und fand alle Uhren komplett hässlich und deutlich überteuert, ich war ja gar nicht sicher, ob ich sie wirklich tragen würde, was macht man schon mit so einer Uhr, erinnerte mich dann aber, dass ich präpandemisch ein Fitness-Armand hatte, das auch die Uhrzeit anzeigte. Das hatte ich im April irgendwann abgelegt, weil ich es zu frustrierend fand, zwischen Home Office und möglichst nicht rausgehen am Abend irgendwas im Bereich von 2500 Schritten auf dem Ding vorzufinden. Das Band suchte ich jetzt wieder heraus, wollte es aufladen aber riss dabei den USB-Anschluss aus dem Band und das Band irgendwie halb durch. Ich bin unsicher, wie es dazu kam, vielleicht hatte ich etwas viel angestaute Energie aber man sollte doch meinen, Fitness-Bänder halten sowas aus.

    Wie auch immer, ich kaufte einfach ein billiges Fitness-Armband, das genauso hässlich aussieht, wie eine Armbanduhr aber immerhin kann man sich das Zifferblatt aussuchen, ich bin also zu 80 % zufrieden. Zusätzlich, wir kommen jetzt wieder zum eigentlichen Thema zurück, ganz gleich sind wir schon da, misst das Armband auch den Schlaf. Und es beschwert sich seit Anschaffung über meine "Tiefschlafkontinuität", diese sei zu niedrig, ich solle weniger Alkohol trinken.

    In der letzten Woche machte ich nun eine Entdeckung: ich ging nämlich an den meisten Tagen ohne Professor Drosten schlafen, weil ich das Handy nicht mehr standardmäßig nachts neben mir hatte, M ist ja wieder da und Mama N nicht mehr in Lebensgefahr. Ich lag also abends im Bett, dachte "ach ich schalte mal das Hallo ein", das Handy war aber irgendwo in der Wohnung und ich zu faul, nochmal aufzustehen. Also sagte ich selbst "Hallo" und schlief dann ein. Und? Und?? Am nächsten Morgen lobte mich das Armband jeweils für meine tolle Tiefschlafkontinuität!

    Das berichtete ich heute Morgen empört im virtuellen Büro: "Professor Drosten torpediert meinen Schlaf!" Beim Erzählen der Sachlage wurde mir natürlich auch klar, dass der jetzt bessere Schlaf eher damit zu tun hat, dass ich mich ganz bewusst nachts nicht mehr in Alarmbereitschaft halte, da schläft man dann eben auch tiefer. Das Weglegen des Handys und Verzicht auf den Podcast ist nur ein Symbol dafür, nicht die Ursache.

    Um die Familie und den eigenen Schlaf muss man sich selbst kümmern, Professor Drosten regelt eben doch nur die Pandemie.


    ***
    Begegnungsnotizen:
    Herr N und M (Haushalt)
    Praxis der Hausärztin, Apotheke, Supermarkt, Optiker (alles mit FFP2)

    Montag, 16. November 2020
    16112020

    Meine schlechte Laune wird mittlerweile zum Running Gag, erreichte aber tatsächlich heute Morgen den vermuteten absoluten Tiefpunkt jemals, denn ich erwachte mit einer Erkältung. Das mit dem vermuteten absoluten Tiefpunkt erwies sich später noch als falsch, die Erkältung war aber jedenfalls so, dass man sie nicht nur spürte sondern auch hörte, betroffen waren - und ich sage bewusst waren! - Nase, Ohren und Hals.

    Das war morgens um 5, ich meldete mich im Büro erst einmal ab und ging wieder ins Bett, um diese Angelegenheit wegzuschlafen. So ganz gelang es nicht, ich hatte aber schon den Eindruck, ein halber Tag oder maximal ein ganzer könnten den Unbill beseitigen, dann kam mir aber etwas dazwischen, und zwar zählte mir Frau @Cucinacasalinga in einem ernsten Videogespräch die fünf Apokalyptischen Reiter wider jeglichen Spaß auf, namentlich: Führungsstil, Akzeptanz, Toleranz, Ethik und Gewissen. Jaja, kleiner machen wir es nicht.

    Ich habe ja im Büro die Regel erschaffen, dass alle Personen mit irgendwie gearteten Erkältungssymptomen sich auf alle Fälle weit entfernt halten sollen und ärztlichen Rat einholen, wann und nach welchen Maßnahmen sie zurückkehren. Natürlich nicht geplant hatte ich, Opfer meiner eigenen Anweisungen zu werden.

    Aber so geschah es. Ich rief in der Arztpraxis an, um zu erfahren, dass meine Ärztin wohl schon seit zwei Jahren gar nicht mehr praktiziert, nunja, wie die Zeit vergeht, es handelt sich aber um eine Gemeinschaftspraxis mehrerer Mediziner*innen und mir wurde gesagt, ich stünde nun "auf der Liste". Um was für eine Liste es sich handeln würde, fragte ich noch, und die Dame am Telefon lachte und sagte "Die Rückrufliste natürlich!"

    Natürlich, sehr schön, innerhalb einer halben Stunde rief dann auch eine Ärztin an. Sie fragte meine genauen Symptome und Zeitpunkt ihres Auftretens ab, dann, ob ich Personen begegnet wäre, von denen ich wüsste, dass sie sich zwischenzeitlich mit dem Coronavirus infiziert hätten oder ob ich Risikobegegnungen in der Corona-WarnApp hätte, ob ich in den letzten 8 Tagen in Situationen gewesen wäre, bei denen ich ein hohes Infektionsrisiko vermute und zuletzt, als ich all das verneint hatte, ob ich das Gefühl hätte, ärztliche Behandlung oder weitergehende Beratung dazu oder sonstige Hilfe zu benötigen. Auch das nicht.

    Die Ärztin sagte, sie hielte eine Corona-Infektion für unwahrscheinlich, ich soll aber bitte - das sei derzeit Standard - 5 Tage tendenziell zu Hause bleiben, wobei ich schon einkaufen und spazieren könne. Sie ginge davon aus, dass die Symptome bis Freitag abklingen, sollte das nicht der Fall sein oder Fieber, Husten oder eine sonstige Verschlechterung eintreten, solle ich mich bitte wieder telefonisch melden, damit wir uns nochmal besprechen und ggf. einen Abstrichtermin vereinbaren können.

    Ich fühlte mich hervorragend beraten, verbrachte den Tag im verhassten Home Office und fühlte mich gegen Abend komplett genesen, bekam folglich sofort nochmal richtig schlechte Laune, weil: all das für nix!



    ***
    Begegnungsnotizen:

    Das Anwesen nicht verlassen, also nur Haushaltsmitglieder

    Sonntag, 15. November 2020
    15112020

    Heute war ein guter Verschenk-Tag, ich habe ein Schlafsofa, eine Stoffschaukel, einen Reisekoffer (Achtung wichtige Frage: heißt das wirklich Reisekoffer? Ich wollte nur "Koffer" angeben aber der Titel der Annonce sollte unbedingt mindestens 12 Zeichen haben) und eine halbe Packung Handkäs verschenkt.

    Weiter habe ich festgestellt, dass unter das neue Gästebett Umzugskartons passen, das ist wichtig, weil ich die Sachen, die ich aussortiere, in Umzugskartons lagere, bis sich jemand findet, der sie haben möchte. Also: bisher in einem Umzugskarton, mehr als einen möchte ich nämlich nicht herumstehen haben. Daher auch immer mal wieder Aussortierpausen, nämlich, wenn der Karton voll ist, weiter aussortiert wird dann erst, wenn er wieder leerer wird. Aber ich denke, drei - eventuell vier - Kartons passen unter dieses Bett. Daher: es wird hier sowas von entrümpelt in den nächsten Wochen, das können Sie sich gar nicht vorstellen. Also: vielleicht. Wenn ich dann nicht mehr ganz so müde bin.


    ***
    Begegnungsnotizen:
    Herr N und M (Haushaltsmitglieder)
    J und J zum Kaffeetrinken und Kuchenessen

    Sonntag, 15. November 2020
    14112020 - Teil III der Corona-Chronik

    In Ermangelung besserer Ideen heute eine Fortsetzung der Corona-Chronik. Die letzte ging bis 10. Juli.

    Bis Mitte August sind bei uns Sommerferien. Für M eine sehr gute Zeit, sie ist ständig draußen unterwegs, mit Freunden und Freundinnen, weil in diesem Jahr nur wenige verreisen. Ich glaube, sie genießen das alles sehr. Schule ist ja auch schon ewig nicht mehr, es ist einfach eine lange und sehr entspannte Phase Spätfrühling-Frühstommer-Sommer.

    Ich bin im Sommer auch häufig mit anderen draußen unterwegs, auch öfters mal Essen, aber das weiterhin immer nur in der Außengastronomie - nur an zweimal drinnen erinnere ich mich, beide Male fühlte es sich nicht gut an. Treffen zu Hause finden nur im kleinen Kreis statt, also: 1-2 Gäste. Mehr nicht.

    Auch im Büro entspannt sich die Lage, Corona rückt in den Hintergrund, nur mit den Reisen habe ich ein bisschen zu tun, also: schauen, wer wohin reist, ob das gerade Risikogebiete sind oder werden, welche Konsequenzen das hat. Ins Büro fahre ich wieder unbesorgt mit der S-Bahn - mit Maske, klar, aber ansonsten ohne komisches Gefühl. Ende Juli denke ich sogar darüber nach, ob es sich doch noch lohnen könnte, einen Terminkalender für das Jahr anzuschaffen! (Spoiler: nein)

    Ab dem 30.7. habe ich Urlaub - den ersten seit Weihnachten, denn der Osterurlaub wurde ja durch Pandemie gesprengt. Ich gehe ab und an zum Badesee (Ticketverkauf zur Steuerung des Besucherstroms vorher online, nicht das schlechteste Prinzip an sich). Für eine Woche verreisen Herr N und ich auch, innerdeutsch und mit dem Auto.

    Ende August wird es langsam wieder unentspannt. Frau Fragmente und ich verlegen unsere persönlichen Blogtreffen vom Restaurant wieder an den Küchentisch, denn Restaurant erscheint irgendwie schon nicht mehr so the thing to do. Immerhin ist Maskenerwerb kein Ding mehr, es gibt sie an jeder Straßenecke.

    Für M ist ab September ein längerer Aufenthalt in England geplant. Die Coronasache nimmt zusehends Fahrt auf, es ist bis kurz vor Abflug nicht klar, ob sie wirklich fliegen wird, also: ob sie nicht vorher durch einen Coronafall in ihrer deutschen Schulklasse noch in Quarantäne gerät (tut sich nicht, weil sie tatsächlich gar nicht zur Schule geht, in Absprache mit ihrer Klassenlehrerin melde ich sie für die 2 Wochen, um die es geht, krank), ob die Gastfamilie wirklich aufnehmen darf, ob die Schule in England wirklich nach den Sommerferien öffnet, ob es wirklich keine Einreisequarantäne gibt. Es klappt alles, einzig das Paperwork bei Einreise in UK ist etwas umfassend, weil man noch eine Art Pandemie-Einreiseanmeldung ausfüllen muss.

    Dann gerät mir Corona etwas aus dem Blickfeld, weil ich mich mit einer ganz anderen Katastrophe beschäftige: mit der Gesundheit von Mama N, die nach einer geplanten Operation ungeplant für 2 Wochen nicht aus der Narkose aufwacht, und folglich auch mit der Versorgung von Papa N. Corona macht das alles nicht einfacher und auch, wenn man generell niemanden im Krankenhaus (oder jetzt immerhin Reha) haben möchte, möchte man das in einer Pandemie erst recht nicht. Es ist alles außerordentlich kompliziert bis schlicht nicht möglich in Bezug auf Besuche - ganz und gar keine schöne Situation.

    Die Erkältungssaison beginnt früh, scheint mir, im Büro nehmen die Krankheitsfälle zu, bisher kein Corona (toi toi toi), aber jedes Mal die Abwägung, wie wir vorgehen, wenn im jeweiligen Krankheitsfall Erkältungssymptome vorliegen, aber kein Coronatest angeordnet wird. Und was wir mit Personen machen, in deren Umfeld jemand erkrankt oder bei denen ein Haushaltsmitglied aus einem Risikogebiet zurückkehrt. So nach und nach finden wir unsere Linien dazu.

    Ende Oktober/Anfang November haben die Infektionszahlen wieder ein besorgniserregendes Niveau und mit Ende der (bayerischen - das wollte man wohl abwarten) Herbstferien werden auch die Einreisebestimmungen aus Risikogebieten nochmal verändert. M ist weiterhin in England - es war geplant, dass sie die Herbstferien in Deutschland verbringt, aber die englische Reiserichtlinien sind gerade sehr im Gespräch, es ist unklar, ob sie, wenn sie ausreist, ohne Quarantäne noch einmal zurückkäme. Deshalb bleibt sie in den Ferien, bzw. sie verreist mit dem Zug nach Schottland und dabei stellen wir fest, dass in englischen Zügen nun Sitzplatzpflicht herrscht und die Züge daher öfters auch einmal ausgebucht sind. Wir beginnen aber, die Lage zunehmend kritisch zu beobachten. England ist nun in "Level 2", an der englischen Schule gibt es bisher 9 bestätigte Coronafälle, M war wegen Erkältung mehrere Tage zu Hause und ihre Sitznachbarin war beim Coronatest, der dann aber doch negativ war. Wie es an der deutschen Schule aussieht, weiß ich nicht.

    Auch in Deutschland wird es unentspannter, für eine Woche oder zwei gibt es nochmal Bilder von leeren Klopapierregalen, das ist ja immer ein guter Indikator für die psychische Stabilität hierzulande.

    Ab dem 1.11. haben wir dann einen "Lockdown light" hier, der auf mein Büro aber keine zu der Situation im März vergleichbare Auswirkungen hat, sprich: es wird dieses Mal nicht geräumt. Wer von zu Hause arbeiten kann und möchte, kann das aber tun - das wird nur sehr vereinzelt in Anspruch genommen und ich glaube, das liegt an einer Mischung von Faktoren: die Wahrnehmung, dass es nicht unbedingt gewünscht ist vermischt mit einem Lebensstil und Wohnverhältnissen, die die Arbeit von zu Hause sehr unattraktiv machen und dann haben wir eben auch kein Großraumbüro und viele wohnen fußläufig oder in Fahrraddistanz.

    Derweil geht England in Level 3, was bedeutet, das M sich nur noch in der Schule und zu Hause aufhalten darf. Dazu ist das englische Gesundheitssystem gerade in ihrer Gegend schon sehr stark belastet, ich erkundige mich nach möglichen Rückflügen, die aber immer weiter zusammengestrichen werden, so dass wir recht kurzfristig entscheiden, sie am 13.11. zurückzuholen.

    Die Rückreise verläuft problemlos, glücklicherweise wussten wir das mit den ausgebuchten Zügen ja schon, so dass sie nicht morgens um 5 am Bahnsteig strandet sondern eben vorgebucht hat. Als wir sie in Frankfurt am Flughafen abholen, ist der so leer wie - weiß ich gar nicht. Habe ich noch nie gesehen. Auf dem Bildschirm für die Ankünfte sind ganze 4 Flüge für den Nachmittag.

    Nach den Bestimmungen, die hier seit dem 8.11. gelten, ist M jetzt für 10 Tage in Quarantäne, aus der sie sich auch nicht "freitesten" kann. Auf Herrn N und mich erstreckt sich die Quarantäne aber nicht.

    Am Montag wird es eine erneute Konferenz der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsident*innen geben - mit Lockerungen rechnet niemand.


    ***
    Begegnungsnotizen
    Herr N und M (Haushaltsmitglieder)
    Supermarkt 1 und 2 und Kaffeeladen (FFP2)

    Freitag, 13. November 2020
    13112020

    Ich habe in letzter Zeit ständig anstrengende Gespräche mit Dienstleistungsunternehmen, bin noch unsicher, ob das aufgrundderaktuellensituation ist oder ob das eigentlich immer so ist und ich mich nur gerade mit den Themen stärker befasse, ab und an gibt es eben die Phasen, wo das notwendig ist.

    Es begann glaube ich mit der Autoversicherung, die mich plötzlich duzen wollte, das hätte ich noch hingenommen, aber dazu wollten Sie plötzlich noch über 1000 Euro im Jahr, das konnte ich nur ablehnen und tat das mit Bitte um Bestätigung per Briefpost, bei ausbleibender Reaktion dann per Fax und bei weiter ausbleibender Reaktion per Einschreiben, auch das verhinderte aber nicht, dass das Geld abgebucht wurde, ich es zurückbuchen ließ und die Versicherung mir dann beleidigte Mails schrieb (die ich widerum nicht beantwortete).

    Es setzte sich fort mit der bekloppten Bank und heute war nun die Versicherung dran.

    Wobei das mit der Versicherung gestern schon begann, da telefonierte ich nämlich mit dem Vertreter um ihn um ein Angebot für Hausrat und Haftpflicht mit jeweils höherer Versicherungssumme als jetzt zu bitten. "Und Verkehrsrechtsschutz haben Sie auch noch!" sagte der Vertreter und ich antwortete "Achja, gut, dass Sie das sagen, das möchte ich kündigen, weil ich bei einem anderen Anbieter ein Rechtsschutzpaket abgeschlossen habe."

    Der Vertreter war unzufrieden, er hätte auch gute Pakete im Angebot, aber ich erklärte, dass ich es für eine total gute Idee halte, die Rechtsschutzversicherung bei einem Anbieter zu führen, mit dem ich sonst keinerlei Verträge habe. Dieser wirklich gute Punkt stammt nicht von mir sondern wurde mir im virtuellen Büro nahegelegt, aber mit dieser Zusatzinformation wollte ich den Vertreter nicht verwirren.

    Der Mann tat beleidigt. Ich sage bewusst "tat". Es gäbe doch keinen Grund für so ein Misstrauen, ob ich denn jemals schlechte Erfahrungen mit seinem Unternehmen gemacht hätte, das hatte ich natürlich alles nicht aber ist ja auch egal, ich habe mich eben so entschieden. Der Vertreter wollte die Entscheidung besprechen. Ich nicht, ich wollte nur ein Angebot für Hausrat und Haftpflicht, das sagte ich ihm und bat um Zusendung per Mail.

    Heute kam die Mail und enthielt ein Angebot für Hausrat, Haftpflicht, Rechtsschutz im Paket mit Paketpreis. Ich regte mich fürchterlich auf, und weil ich mich so ungern alleine aufrege rief ich den Vertreter an.

    Frau N: Ich bin ganz verwundert, dass unser Gespräch doch missverständlich war. Ich möchte von Ihnen ein Angebot für Hausrat und Haftpflicht, kein Paket mit Rechtsschutz.

    Vertreter: Das Angebot ist aber ganz toll (blablablablabla)

    Frau N: Entschuldigen Sie, dass ich unterbreche aber wir wollen doch beide keine Zeit verschwenden. Schicken Sie mir bitte ein Angebot nur für Hausrat und Haftpflicht.

    Vertreter: Dann wird es aber teurer!

    Frau N: Danke für den Hinweis. Ich vergleiche sowieso.


    Ich verstehe es wirklich nicht. Was geht in den Leuten vor? Führt sowas irgendwo noch zu Geschäft? Bei mir folgt eher, dass ich beim nächsten Mal gar nicht mehr anrufe sondern das gleich online regele.


    ***
    Begegnungsnotizen:

    Herr N und M (!!!!) (Haushaltsmitglieder)
    Hausarztpraxis (FFP2)
    Wochenmarkt (FFP2)
    Apotheke (FFP2)
    Supermarkt (FFP2)
    Flughafen (OP-Maske)

    Donnerstag, 12. November 2020
    12112020

    Morgen kommt M aus England zurück und ich freue mich sehr, sehr, sehr.

    Seit M weg ist, ist alles tendenziell schlecht - was nichts mit Ms Abreise an sich zu tun hat, sondern Mama N ist zeitgleich sehr krank geworden. Es wäre schön, wenn das nun wieder genau umgekehrt verläuft, also: M kehrt zurück und Mama N wird gesund, naja, aber ich weiß, dass die Realität so eine Synchronizität nicht hergibt.

    Gehe davon aus, dass M die ersten 10 Tage nach Ankunft größtenteils in ihrem Zimmer und Bett verbringen wird (raus oder Besuch empfangen darf sie ja nicht wegen Reiserückkehrquarantäne) aber es ist einfach ein ganz anderes Gefühl, wenn wir vollzählig sind, wenn eine Person mehr Geräusche und Gerüche und Licht in der Wohnung macht. Und ganz ehrlich, der Normalzustand war ja auch bis März nicht eine 15-/16-Jährige in der Wohnung sondern täglich 3-6, die überall Papierkügelchen hinterließen und wie Heuschrecken über sämtliche Nahrung herfielen, das sank dann im März abrupt auf 1-2 und das war schon höchst gewöhnungsbedürftig. Dass dann die Null-Linie erreicht wird kann man natürlich aushalten, ist aber schon auch echt ein bisschen langweilig, gerade wenn man selbst ja auch ständig zu Hause abhängt, ach ja, aber Pandemiejammern war ja langweilig.

    Jedenfalls habe ich Kuchen gebacken mit Marzipanmöhrlichen und Schokoladenschmetterlingen drauf und morgen räume ich noch das Fahrrad aus dem Zimmer (hüstel) und überziehe das Bett, das sich zum felligen Katzenlager verwandelt hat, ganz frisch, kaufe eine Kofferraumladung voll Zeugs, das das Kind mag und dann zum Flughafen.

    Das wird alles ganz wunderbar!

    ***
    Begegnungsnotizen:

    Herr N. (Haushaltsmitglied)
    2 x 20 Minuten im Auto mit J (beide FFP2)
    10 Minuten Gespräch mit H (OP-Maske, ich FFP2)

    Donnerstag, 12. November 2020
    11112020

    Völlig irre, dass November sein soll, erstens weil ja vor November Mai - Oktober kommen und die habe ich irgendwie verpasst und zweitens, weil bei mir alles ab November nochmal so richtig Fahrt aufnimmt, ein Termin jagt die nächste Verabredung und pünktlich zu "zwischen den Jahren" bin ich aufs Angenehmste zerlegt und verbringe eine Woche mit einem großen Süßigkeitenteller und Büchern auf dem Sofa. Ah, dreimal Fosa und zweimal d3m geschrieben, erinnern Sie mich morgen oder übermorgen daran, wenn ich ganz erstaunt berichte, dass ich Migräne habe und nicht weiß woher.

    Aber egal, über Pandemie jammern hat sich ja auch ziemlich abgenutzt.

    Etwas unzusammenhängend, aber es ist ja auch schon spät: ich habe beschlossen, ab heute geschlechtergerechte Sprache zu verwenden, weil ich das richtig finde. Also Sie wissen schon, liebe Kolleginnen und Kollegen oder * oder _ und Ärztinnen nicht als Arzt bezeichnen und so weiter, in die genauen Modalitäten werde ich mich noch einfinden müssen und einen Stil dazu entwickeln, das geht natürlich nicht in einem Rutsch zwischen 10:30 Uhr und 11:00 Uhr morgens, aber ich möchte jedenfalls nicht mehr mitmeinen, stoße dabei schon auf erstaunlich viele kleine Fallstricke, das macht es aber ja gerade spannend und ein wenig geistige Anstrengung schadet ja nie und macht auch alles weniger langweilig. Sie können das gerne gespannt (oder genervt) beobachten, ganz wie Sie möchten und auch gerne auf Fehler dabei hinweisen, ich selbst neige ja eher zu 80%iger Perfektion, sprich: ich übersehe ganz gerne mal.

    So. Jetzt schlafen.

    ***
    Begegnungsnotizen:
    Herr N. (Haushaltsmitglied)
    2 x 20 Minuten Auto mit J. (beide FFP2)
    10 Minuten Gespräch mit M auf gut 3 Meter Abstand (M Stoffmaske, ich keine)

    Dienstag, 10. November 2020
    10112020

    Geneigte Blogleser*innen wissen, dass ich seit 15 Jahren wöchentlich eine Gemüsekiste in die Wohnung geliefert bekomme.

    Wobei das fast alles eigentlich falsch ist. Die 15 Jahre stimmen (so ungefähr), es handelt sich aber um eine Obst- und Gemüsekiste mit Kartoffeln, Milch und Eiern. Weiter kommt die Kiste gar nicht mehr wöchentlich, sondern 2-wöchentlich. Der Grund ist, dass ich nicht mehr so viel Zeit/Muße zum Kochen habe wie noch vor 15 Jahren. Und - wichtiger Punkt hier - die Kiste wird nicht mehr in die Wohnung geliefert, weil dort mittwochnachmittags nun auch schon seit 12 Jahren nicht mehr zuverlässig jemand ist. Statt dessen hat der Gemüsemann (es ist auch eigentlich kein Gemüsemann sondern ein Lieferfahrer) einen Schlüssel zum Hoftor bekommen und stellte die Kiste in die unverschlossene Garage.

    Nun gab es mit der Garage dann aber vor etwa einem halben Jahr auch nochmal eine Änderung, und zwar, weil M sich ein (etwas teurerers) Rennrad kaufte und das nicht einfach so draußen stehen soll sondern eben in der Garage. Dementsprechend ist es nicht mehr sinnvoll, die Garage unverschlossen zu lassen. Sehen Sie, mit zunehmendem Besitz wird alles fürchterlich anstrengend, jedenfalls ging das mit der Gemüsekiste und der Garage dann so nicht mehr, statt dessen wurde die Kiste fortan im Hof vor die Haustür gestellt.

    So weit, so gut, auch kein Problem mit vor der Haustür oder genau gesagt nur ein einziges Problem: Der Gemüsemann kommt gegen 17/18 Uhr, ich gehe aber schon gegen 8 Uhr und ich kann schlecht immer leere Kisten von morgens 8 bis abends 18 Uhr vor der Tür stehen haben, denn der Hof gehört nicht nur mir sondern im wesentlichen einer Firma im Hinterhaus. Ich stellte die Kiste also immer IM Haus ab, in der Hoffnung, dass der Gemüsemann sie sich dort hinausnimmt (Schlüssel passt), aber das war irgendwie nicht oder nur manchmal der Fall. Es sammelten sich ein paar Kisten an.

    Dann ging M nach England. Das Rennrad nahm sie nicht mit, aber ich fand den Anlass gut, das Rennrad in Ms Zimmer zu tragen - vordringlich, weil ich auch gar nicht so viel Lust habe, immer erstmal ein Fahrrad aus der Garage zu schieben, bevor ich mit dem Auto rein- oder rausfahre. Als zweiter Gedanke fiel mir aber ein, dass nun auch die Gemüsekiste wieder in die Garage kann.

    Es dauerte ein bisschen, bis mir das auffiel aber als es so weit war, setzte ich in die nächste Bestellung eine Notiz, dass wieder in die Garage geliefert werden soll. Das geschah aber nicht. Vielleicht aufgrundderaktuellensituation, was weiß man, jedenfalls wurden weder die leeren Kisten aus der Garage mitgenommen noch wurde die volle dort abgestellt, die stand wieder vor der Haustür. Zwei Wochen später im neuen Versuch dasselbe.

    Kurz vor vier Wochen später rief ich daher an, erklärte die Situation kurz. Abends stand eine volle Kiste vor dem Haus und mittlerweile ein kleiner Turm an leeren Kisten in der Garage. Kurz vor 6 Wochen später rief ich an und erklärte mit Nachdruck. Am Mittwochnachmittag rief der Fahrer mich an, er könne die Garage nicht finden, es sei auch so dunkel und nicht richtig Licht im Hof, ich versuchte das Armfuchtelmanöver zu erklären, das den Bewegungsmelder auslöst, aber der Herr war angestrengt und so schwenkte ich schnell um zu "einfach vor die Haustür stellen". So wurde es gemacht.

    Wir sind jetzt kurz vor 8 Wochen später. Es sind mittlerweile 16 Kisten in der Garage, da sich dies aber ja relativ langsam ausbaute, die Schwierigkeit also ganz sacht, quasi unauffällig, immer weiter erhöht wurde, kann ich trotzdem noch ein- und ausparken, ohne die Kisten bewegen zu müssen, was mich mit einem gewissen Stolz erfüllt. An Tagen, an denen ich aus- und einparke, also etwa an 1 Tag pro Woche. An allen anderen Tagen will ich einfach nur eine leere Garage haben.

    Deshalb rief ich Ende letzter Woche nochmal beim Gemüsemann an und erklärte die Situation ganz exakt. Den Weg vom Tor zu den Garagen (plus Foto von wenn man am Hoftor steht), wie man das Licht aktiviert, welcher Schlüssel wie passt, wie viele Kisten in der Garage sind (evtl. muss man mit zwei Lieferwagen kommen?). Mir fiel ein, dass auf dem Garagentor sogar eine Nummer steht, die hatte ich neulich noch auf der Hausgeldabrechnung gesehen, es war eine Primzahl zwischen 1 und 12, also ganz sicher die 11, diese Zahl nannte ich also auch, auch, wenn die Zahlen ziemlich verblasst sind.

    Heute Morgen hatte ich dann noch eine Idee, und zwar, dass ich die verblasste Zahl ja mal nachmalen könnte, mit Edding, damit alles noch viel klarer und eindeutiger ist. Das wollte ich vor der Arbeit schnell machen. Die Zahlen waren wirklich außerordentlich verblasst, aber egal, wie verblasst sie waren, deduktiv war ganz unzweifelhaft meine Garage nicht die 11 sondern die 5.

    Aber weil ich wirklich keine Lust hatte, nochmal beim Gemüsemann anzurufen und die (sehr!) detaillierten Anweisungen nochmal zu ändern, gleichzeitig aber auch keine Lust hatte, weiterhin 16+ Kisten in der Garage aufzubewahren und nicht zuletzt, weil die Zahlen wirklich alle außerordentlich verblasst waren, entschied ich mich für die einfachste Lösung von allen: ich malte eine 11 auf meine Garage.

    Problem gelöst, alles gut, morgen kommt die Gemüsekiste und bestimmt nimmt der Fahrer die alten Kisten mit, ich bin ganz sicher, dass nun alles hervorragend geregelt ist.


    ***
    Begegnungsnotizen:
    Herr N. (Haushaltsmitglied)
    2 x 20 Minuten Auto mit J. (beide FFP2)

    Montag, 9. November 2020
    09112020

    Beruflich sage ich ja gerne, dass ich so schnell tippen kann, weil ich in den 90ern ein Semester schlicht "verzockt" habe (in Chatrooms und Muds) und dass ich mich so knapp ausdrücken kann, weil es bei Twitter lange nur 180 Zeichen pro Tweet gab. Beides ganz unschätzbar wichtige Eigenschaften in meinem Beruf, übrigens, also enorm schnell und enorm auf den den Punkt zu sein.

    Ergänzend ist mir heute aufgefallen, dass ich im Beruf aber auch was Wesentliches für das Leben gelernt habe - naja, nein, nicht gelernt, ich konnte das schon vorher, aber es wird immer wieder eingeübt und geschliffen, nämlich: "nein" zu sagen. Besonders, "nein" zu sagen, ohne latent schlechtes Gewissen, ohne Diskussionen, ohne mich selbst ständig wieder neu zu hinterfragen (einmal schadet natürlich nicht) und zwar nicht nur im Angesicht einer Frage sondern ganz speziell auch angesichts völlig selbstverständlich vorgetragener Forderungen.

    ***
    Begegnungsnotizen:

    2 x 20 Minuten Autofahrt mit J. (beide FFP2)
    45 min Besprechung mit M, großer Raum, offene Fenster aber auch immer wieder gemeinsam über Pläne gebeugt, M Stoffmaske, ich FFP2
    10 min zufällige Besprechung mit dem nOC in der Küche, er Stoffmaske, ich FFP2
    Optikerbesuch, Optiker mit Stoffmaske und Faceshield, ich FFP2

    November seit 6629 Tagen

    Letzter Regen: 13. Mai 2024, 22:27 Uhr