Endlich, endlich, endlich. Das neue Notebook ist da und es ist schnell und leicht und hat Akku und alles ist unkompliziert. Das ist für mich das wichtigste an Technik: sie möge unkompliziert und damit unauffällig sein.
Beim alten Notebook war es so: ich wollte z.B. etwas bloggen, auch eine Mail schreiben und nach dem Wetter schauen und ein Wort googeln, also vier offene Tabs (lächerlich wenig) aber das Wechseln zwischen ihnen dauerte jedes Mal mindestens 10 Sekunden. Also das Blog angeklickt, gewartet, gedacht "das wird nichts" und zum Wetter geklickt, gewartet, gedacht "das wird nichts", weitergeklickt zur Mail, da kam dann was, angefangen, die Mail zu schreiben, plötzlich im Feld für die Postleitzahl beim Wetter gewesen, dann ging das Blog auf, da hatte ich längst vergessen, was ich da wollte und den vierten Tab sowieso. Das ist kein Zustand. Jetzt kann ich wie ein Vogel von hier nach da flattern, genau so, wie es in meinem Kopf zugeht, alles ist fast sofort verfügbar, keine Wartezeiten während derer ich die Neugier verliere. Ich bin sehr froh.
Einen Tag muss ich mich noch gedulden - hoffentlich nur einen - bis das neue Notebook ankommt und ich mich wieder in normaler Geschwindigkeit durchs Internet bewegen kann. Die Langsamkeit des alten Laptops, den ich im Schrank fand, stresst mich außerordentlich. Und nichts geht gleichzeitig. Sehr anstrengend.
Dieser Tag war um Ausruhen da, zum Runterkommen und zum Heilen der kleinen körperlichen und seelischen Blessuren. Die Gelassenheit ist doch einfach sehr fragil im Moment, schon kleine unerwartete Stöße bringen mich sehr aus dem Gleichgewicht. Genau gesagt ist die absolute Zuversicht eine Show, aber warum auch nicht, es war schon immer ein guter Plan, das Gewünschte und Erhoffte zu spielen, bis es dann irgendwann eintritt. Besser eine gute, unterhaltsame Show als ödes Gejammer.
Das war ein ganz unnötig spannender Tag, aber am Ende war alles gut (bzw. ob die zweite Hälfte gut war sagt mir dann in ein paar Tagen die Corona-WarnApp).
Bekanntlich habe ich Probleme mit der Entspannung, weil es mich nicht entspannt, "nichts" zu machen. Nun habe ich aber herausgefunden, dass es eine Sache gibt, die mich nach einiger Zeit (ca. 1 Stunde) absolut tiefenentspannt: in einem See schwimmen!
Die Tage nehmen schon wieder unglaublich Fahrt auf und das ist schön. Aber ich zähle auch runter bis zum Urlaub - 24 Tage noch, dann drei Wochen frei. Die ich wirklich, wirklich brauche.
Frau Fragmente sitzt an ihrem Schreibtisch im Schlafzimmer und bloggt, ich sitze an meinem Schreibtisch und blogge über Frau Fragmente. Frau Fragmente wird heute meinen Blogwunsch erfüllen und in einem irrationalen Moment sagte ich gerade "dann darfst Du Dir auch etwas aussuchen, worüber ich schreibe, das gehört sich dann ja so". Ich hätte mir sofort hinterher die Zunge rausreißen können, denn nichts hasse ich mehr, als Auftragsschreiben, aber nun ist es passiert: Frau Fragmente möchte, dass ich über die Regeln unseres Blogtreffens hier schreibe. "Gibt es Regeln?" fragte ich einigermaßen frappiert. "Frage an Dich!" erwiderte Frau Fragmente.
Natürlich gibt es Regeln. Ganz voran "Anwesenheit" und zwar regelmäßige. Aber wir haben in der heißesten Coronaphase nicht ausgesetzt, als zumindest ich teilweise kaum wusste, wie ich heiße oder wie ich vom Schreibtischstuhl aufstehen sollte ohne umzufallen. Mir fällt daher derzeit nichts ein, was zu einem Aussetzen führen könnte. Wenn der Reiter des fahlen Pferdes uns unbeeindruckt lässt, dann die anderen drei wohl auch.
Weitere Regel: Pünktlichkeit. Auch an dieser Regel ist das interessante, dass sie zwar sehr wichtig ist, aber im Blogkontext gleichzeitig komplett irrelevant. Denn ich warte zwar mit Sicherheit nie länger als 15 Minuten auf irgendjemanden, aber Frau Fragmente ist mit mindestens derselben Sicherheit immer pünktlich.
Wenn pünktliche Anwesenheit gegeben ist, folgt der Rest von selbst: es muss etwas geschrieben werden. Was ist im Grund egal, dass Frau Fragmente nicht einfach nur "etwas etwas etwas etwas" schreibt ergibt sich schon aus ihrer Persönlichkeitsstruktur.
Ich kann daher generell empfehlen, sich - wann immer es sich einrichten lässt - ausschließlich mit Personen zu treffen, die so sind, wie man es mag. Fish sagte es schon: "The company I choose is solidly singular, totally trustworthy, straight and sincere, polished, experienced, witty and charming". Frau Fragmente bietet all das, wozu braucht es dann Regeln.
Frau Fragmente sieht heute übrigens sehr erholt aus. Sie hat Urlaub und war in der Sonne, man sieht Sommersprossen, wenn sie dicht an die Kamera geht und das tut sie heute häufig. Ist mir sonst noch nie aufgefallen, was macht sie wohl, vielleicht schaut sie meine Frisur genau an, die sitzt heute nämlich hervorragend.
Ansonsten habe ich uns gerade zwei Karten für den Badesee gekauft. Das kann man online, Tageskarten, wir werden also Freitag am frühen Nachmittag schwimmen gehen, Frau Fragmente und ich. Ich habe für meine Verhältnisse viel gekauft in letzter Zeit. Falls Sie sich erinnern, eigentlich kaufe ich seit dem Jahreswechsel 2018 auf 2019 ja gar nichts Dingliches mehr, weil ich schon zu viel habe. Nun waren aber ein paar Sachen zu ersetzen, unter anderem Sneakers, denn Frau Fragmente schätzt es ja nicht, wenn ich Schnürschuhe zur Ankle-Length-Hose trage. Die Sneakers, die ich noch besaß, scheinen an den Zehen durch, das lenkt mich beim Gehen ab. Ich fand dann online neue, bin aber ehrlich gesagt sehr unsicher, ob Frau Fragmente sie den Schnürschuhen vorziehen wird, denn sie sind nicht unauffällig.
Frau Fragmente pflegt eher ein gewisses Understatement. während ich gerne mal einfach einen Aufschlag mache, nur so aus Spaß. Das ist ein fundamentaler Unterschied zwischen uns. Frau Fragmente hat Pläne und Ziele, ich hingegen nutze Gelegenheiten. Dass die Gelegenheiten sich bieten, führe ich teilweise selbst herbei, allerdings keine vorab definierten Gelegenheiten, sondern allgemein irgendwelche Gelegenheiten. Ich breche einfach Strukturen auf und schaue dann, was da so herumliegt und was ich daraus machen könnte. Deshalb mag ich Veränderungen so an sich, als Prinzip. Frau Fragmente hingegen sagt "change is never good!"
Das sieht man auch bei unserem Blogtermin. Wenn ich mich an den Rechner setze, mache ich als erstes Kamera und Ton an und dann gehe ich nochmal eine Schlangengurke holen, kratze mir die Nase, trinke was, streichele die Katzen, schaue was auf dem Handy. Wenn Frau Fragmente sich einloggt, sehe ich sie erst nicht und höre sie nicht, nach einiger Zeit spricht sie dann und sagt Dinge wie "ich mache gleich das Video an, ich bereite hier nur noch etwas vor" - "Was um Himmels Willen bereitest Du vor??" frage ich und sie sagt "Ich lege meinen Notizblock bereit und dergleichen". Auf dem Notizblock hat sie, das erwähnte ich schonmal, ihre geplanten Blogthemen. Ich habe weder Notizblock noch Themen (außer manchmal), ich setze mich halt vor die Kamera, schaue was ich sehe und schreibe, was mir dazu einfällt.
Das ist aber natürlich keine Regel unseres Treffens sondern nur ein Ausdruck unserer Persönlichkeiten. Ob sich das durch eine Regel umgestalten ließe, bezweifle ich. Würde Fragmente sagen "du musst aber ab jetzt immer einen Notizblock mit Thema haben" wäre ich vermutlich mittwochs um 20:30 bald leider verhindert. Der fünfte Reiter, der mich aus dem Spiel kickt, trüge einen grauen Anzug und wäre verbeamtet. Wenn ich hingegen Frau Fragmente Notizen verbieten würde oder die Regel "als erstes Kamera ein!" aufstellen würde, müsste sie sich wohl bald mittwochs abends um ihre Mutter kümmern; der Fünfte reitet bei ihr auf einem Chamäleon.
Was können wir daraus mitnehmen: Regeln brauchen wir erst da, wo wir uns die Personen nicht mehr aussuchen können.
Heute festgestellt, dass ich meine Aufmerksamkeit anders steuern muss. Ich starre dauernd auf Masken. Ich zähle sie und ordne sie ein. zwei schwarz, zwei weiß, drei OP, einmal rosa Blümchen, einmal blaue Streifen. Das summe ich dann den halben Tag im Kopf umher, bis ich abends in der Bahn neue Masken sehen und einen neuen Text im Kopf habe. Im Büro kann ich zu jeder Person sagen, welche Art von Maske sie trägt. Unterschiedliche natürlich an unterschiedlichen Tagen. Das muss umgehend aufhören, ich werde ab sofort nichts mehr über Masken schreiben und dann auch hoffentlich nichts mehr über Masken denken. Es gibt sie, man trägt sie, es gibt nichts darüber zu sagen, es gibt nichts zu sehen.
Langsam füllt sich der Kalender wieder und das ist schön, aber auch unglaublich anstrengend.
Wie war das bloß damals, als ich mich fast jeden Abend Verabredungen oder Kurse hatte, wie habe ich das zeitlich hinbekommen, war ich da nicht dauermüde (nicht, dass ich es jetzt nicht wäre)? Es ist fast unvorstellbar, aber nur ein paar Monate her.
Ich kann noch immer nicht glauben, dass die Sommersonnenwende schon stattgefunden hat. Normalerweise jammere ich zu diesem Zeitpunkt schon seit etwa einem Monat über Hitze. Jetzt sind 1/3 der für mich nervigen Monate schon rum, ohne, dass ich es bemerkt hätte.
Was aber schön ist am Sommer: dass meine Sonnengläser nachts immer leuchten (ok, ich könnte sie auch per USB aufladen, aber das ist was anderes). Und dass die Amsel abends so schön singt.