Irritierenderweise hatte ich den Tag vor dem ersten Kaffee schon dreimal wieder umgeplant - als ich aufwachte, dachte ich noch, ich mache halt nur meinen Kram, als ich nur einen Raum weiter war hatte es sich schon dahingegend verändert, dass ich zwei bis drei Programmpunkte mit dem Kind im Tag unterbringen würde, deren Anordnung veränderte sich dann, als ich im nächsten Raum ankam und die Nachricht vorfand, dass der Gesangslehrer krank ist und aus irgendeinem Grund warfen wir dann alles nochmal komplett um.
Insgesamt geschah nicht Spezielles, überall um mich herum jammerten und ächzten die ganzen Leute aber. Im Supermarkt an den Regalen, in der Kassenschlange, oh jetzt ist der Gouda aus, da ist wer mit vollem Wagen vor mir, der Schuh nicht in meiner Größe da und ähnliche unglaubliche Widrigkeiten des Schicksals, die Leute schienen samt und sonders ihr Leben heute ganz besonders mühsam zu finden und sie wirkten dadurch auf mich alle ganz besonders unattraktiv und uninteressant. Gejammere ist nicht so mein Ding.
Egal, ich muss mich ja nicht mit den Jammerlappen abgeben, ich habe jetzt jedenfalls den Wocheneinkauf gemacht plus alles mögliche erledigt und morgen, morgen mache ich wirklich Wochenende mit Nichtstun. Ganz bestimmt!
Hurra, Hurra, ein in weiten Teilen unverplantes Wochenende und das heißt in jedem Fall: 2x ausschlafen ohne Wecker (na gut, morgen wegen Gesangsstunde Pro-Forma-Wecker auf 10 Uhr, aber nur, damit ich entspannter ausschlafen kann, um 10 Uhr bin ich im Normalfall dann doch auch von selbst wach.)
Viele Dinge will ich erledigen am Wochenende, aber nichts davon zeitkritisch. Viele Dinge will ich auch nächste Woche tun. Vielleicht schreibe ich sie alle auf.
Aber erstmal schlafe ich.
Die Erziehungsversuche der Katze - also an der Katze, von meiner Seite aus, damit sie mich nachts nicht mehr wegen Fressen weckt - laufen mittel. Bis letzte Nacht liefen sie sogar recht gut, aber letzte Nacht beschnurrte die kleine Katze mich wieder eifrig in der Hoffnung, ich möge mir ihr aufstehen, ich wollte mich natürlich schlafend stellen aber dann musste ich aufs Klo. Da nützt es auch nichts, sich schlafend zu stellen.
Und als ich dann aufstand brach die kleine Katze in Begeisterungsstürme aus, sprang an mir hoch, hüpfte um mich herum und schnurrte wie ein Traktor. Was soll man da machen, das können doch nur hartherzige Monster ignorieren und nicht mal kurz über das Fell streicheln oder kurz ein Leckerchen geben oder kurz mal was mit "gutes Tier" murmeln. Oder alles drei.
An manchen Tagen geht auch einfach gar nichts, ich starre auf den Bildschirm aber die Finger sind so schwer und die Gedanken so langsam, dann starre ich aufs Telefon aber der Hörer ist so weit weg und der Mund so träge, ich starre auf Unterlagen aber die Buchstaben sind so nichtssagend und die Augen so müde.
Interessanterweise sind das nie die irrsinnig geschäftigen Tage. An den irrsinnig geschäftigen Tagen hake ich fröhlich-beschwingt einen Punkt nach dem anderen ab, freue mich, wenn ununterbrochen das Telefon klingelt, jemand hineinstürmt, die Mails sich überschlagen. An den irrsinnig geschäftigen Tagen geht alles und es macht auch noch Spaß. Aber ist am nächsten Morgen absehbar, dass der Tag einfach wird, ist die Liste der zu erledigenden Dinge absolut überschaubar - dann geht oft einfach gar nichts. So wie heute.
Ein merkwürdig friedlicher Tag heute. Ich hatte eine ganze Handvoll annähernd absurder Problemfälle, zu denen ich keine Lösung wusste, aber jeweils eine Person, die möglicherweise ganz entfernt damit zu tun haben könnte. Und alle diese Personen erklärten sich am Telefon für durchaus zuständig und waren hilfsbereit und kompetent.
Jetzt wüsste ich gern, was heute anders war, um diesen Tag reproduzieren zu können.
Durch Zufall stieß ich auf den Wikipedia-Artikel über Clemens Wilmenrod. Lesen Sie und wundern Sie sich. Folgen Sie auch unbedingt dem Link zum Arabischen Reiterfleisch. Und das Video über die gefüllte Erdbeere kann man sich durchaus auch anschauen.
9 Personen essen zwei Kuchen bis zum letzten Krümel auf. Das muss ich mir merken.
Ansonsten Galopp, Galopp, Galopp und morgen geht es gleich so weiter.
Ich habe heute 4 Maschinen Wäsche gewaschen, 45 kg Zeug aus der Wohnung geräumt (im Wesentlichen Kinderkleidung und Bücher, alles per Post an Freunde verschickt), den Wocheneinkauf in unfreiwilliger Begleitung durch eine mir unbekannte Frau gemacht, die mir erst alles über die Kalorien der unterschiedlichen Schokoladensorten und dann alles über die verschiedenen Vorgehensweisen, Milch haltbar zu machen berichtet und mir dann eine selbstgemachte Postkarte schenkte, war beim Karaoke und backe jetzt gerade Kuchen. Das muss reichen.
Das war eine - wie der Nachfolger vom Oberchef sagt - "vogelwilde" Woche. Ich muss jetzt erstmal schlafen.
Schon seit langer Zeit war ich nicht mehr so erschöpft, dass ich auf dem Arbeitshin- oder -rückweg in der S-Bahn eingeschlafen bin. Das ist erfreulich, denn meiner Beobachtung nach macht dabei so gut wie niemand ein gutes Gesicht. Und auch ganz generell ist es natürlich angenehm, nicht komplett übermüdet zu sein.