Ich sag ja immer, ich hätte meine gesamte Kindheit unter der Küchenbank verbracht. Kürzlich aufgefundene Fotos erbringen jetzt allerdings den Gegenbeweis:
Ich war auch zeitweise unter dem Sofa.
Gestern Nacht 5 Stunden und heute von etwa 9 Uhr bis 16 Uhr an einer Sache herumgefrickelt und es ist etwas entstanden, das ist immer so ein faszinierender Prozess.
Erst gibt es eine Idee aber lauter Einzelteile, die ich natürlich zusammenstellen kann, in wechselnden Möglichkeiten, die aber immer genau das bleiben: Einzelteile die zusammenliegen. Und beim Hin- und Herschieben im Kopf und betrachten und zwischendruch mal etwas anderes machen ist da plötzlich der Keim einer Idee, wie ein Steinchen das ins Wasser fällt und von dem ausgehend sich immer größere Kreise bilden. Es wird ganz klar, wie die Einzelteilie liegen müssen, damit daraus ein Ganzes entsteht. Dass es genau so gehört und dass es gut so ist. Und dann geht es plötzlich sehr schnell.
Ich hab heute keine Zeit aber bestimmt mögen Sie Muster und so. Erfreuen Sie sich an einem (etwas älteren) Bild von Papa N und mir.
Im Aufzug des Rapunzelturms kurz das Gefühl gehabt, der Aufzug würde gegen Erreichen des obersten Stockwerks schneller statt langsamer, würde enorm beschleunigen, aus dem Aufzugschaft herausgeschleudert direkt ins Weltall.
Während ich den Gang in der Musikschule entlangging, grauer Teppich, weiße Wände, das Gefühl gehabt, der Gang würde immer länger je mehr Schritte ich mache, ein Schritt - zapp 2 Meter dazu, noch ein Schritt - zapp 4 Meter.
Im Bus neben einer älteren Frau in diversen Tüchern gesessen, mit vielen Gesten über die Kälte gesprochen, die Frau macht mir begreiflich, dass sie gern meine Haare anfassen würde, sie hätte noch nie helle Haare angefasst. Ich lasse sie meine Haare anfassen, sie schenkt mir ein Etui mit Nagelschere und -feile, ich möchte das Etui nicht aber es ist ihr sehr wichtig. Ich steige aus, in der Straße gegenüber wühlt eine Frau im Sperrmüll, ich frage sie, ob sie ein Etui mit Nagelschere und -feile haben möchte, sie möchte, sie fragt mich, ob ich statt dessen den kleinen Nachtschrank haben möchte, den sie gerade aus dem Sperrmüll gezogen hat. Ich sehe vor meinem inneren Auge, wie ich den Nachtschrank nehme und von da an mehrere Jahre durch die Straßen vagabundiere, den Schrank gegen einen Vogelkäfig, den Käfig gegen eine Matratze, die gegen einen Kleiderschrank, den gegen einen Kleinwagen, ich sehe alles genau vor mir, am Ende hätte ich eine Villa mit Pool.
Nein, keine Drogen.
Mit Paketen habe ich anscheinend nicht so ein Glück gerade.
Eins habe ich am Samstag in die Packstation eingeliefert, dort scheint es seither zu schlummern, jedenfalls ist kein Sendungsstatus verfügbar.
Ein weiteres sollte ich heute bekommen, es kamen zwei Mails dazu, aber kein Paket und die Sendungsauskunft sagt auch, dass es noch nichtmals in irgendeinem Paketzentrum bearbeitet wurde.
Ein weiteres ließ ich in einen Shop zu Abholung liefern. Am Dienstagmorgen gegen 11 - ich war im Büro - kam eine Mail, es sei eingetroffen. Am Dienstagnachmittag gegen 15 Uhr - ich war noch immer im Büro - kam eine Mail, es sei zurückgeschickt worden. Warum weiß ich nicht.
Und ein letztes Paket liegt in einem anderen Shop, wo es nie hinsollte - ich wei nicht, warum - und dort vergesse ich immer, es abzuholen, weil ich in die Richtung einfach nie gehe, keiner meiner Wege führt an diesem Laden vorbei. Ich glaube, jetzt ist es dazu auch zu spät und es wird vermutlich morgen - während ich im Büro bin - dann auch wieder zurückgeschickt.
Heute morgen lief ich zur S-Bahn und wurde unterwegs von einer Frau angesprochen, die mich nach der Kaiserstraße 30 fragte. Wir standen vor dem Haus Nr. 26 in derselben Straße, also konnte ich ihr schnell den Weg weisen. Sie schüttelte aber den Kopf und zog ein Schreiben aus der Tasche, von einem Amt, das sich dort befinden sollte. Was definitiv nicht der Fall ist, im Haus Nr. 30 ist der eigenartige Briefmarken- und Gesteinsverkäufer, durch dessen überzeugend vorgetragene Erzählungen Mademoiselle ungefähr ein Jahr lang Alpträume von uns im Schlaf erschlagenden Meteoriten hatte.
Ich schaute mir das Schreiben näher an und sah, dass nicht die Kaiserstraße 30 sondern die Kaiserleistraße 30 gesucht war. Das - und den Fußweg von etwa 25 Minuten - versuchte ich, der Frau zu erklären. Sie nickte und ging in die von mir angezeigte Richtung.
Ich musste in dieselbe Richtung, hatte aber erst noch in meiner Tasche zu kramen und ging dann hinterher. An der nächsten Ecke überfielen die Frau wohl Zweifel an meiner Redlichkeit, jedenfalls befragte sie einen weiteren Passanten nach dem Weg und hielt ihm auch das Schreiben vors Gesicht. Der Passant unterlag demselben Irrtum wie die Frau und schickte sie, sehr bestimmt, zurück Richtung Kaiserstraße 30, Meteoritenmann. Die Frau dreht also um und kam mir wieder entegegen, als sie an mir vorbeiging, schaute sie konzentriert auf ihre Schuhe.
Ich dachte mir kurz resigniert "naja alle irre selber schuld" und ging weiter, dann dachte ich mir aber entnervt "meine Güte!" und drehte um und rannte der Frau hinterher. Ich erklärte ihr nochmal die Sache mit der zusätzlichen Silbe im Straßennamen (ersparte ihr aber die linguistische Erklärung der Bedeutung derselben - extra nur für Sie: Ley oder Lei bezeichnet einen Felsen, wie in Loreley), zeigte ihr das Ziel und den Weg auf Googlemaps, die Frau nickte wieder und lief jetzt wieder richtig herum die Straße hinunter.
Ziemlich zufrieden mit mir ging ich in den Pennymarkt, kaufte neue Notfallschokolade für die Mitarbeiter im Büro, kam aus dem Pennymarkt heraus und wer kam an mir vorbei, berharrlich schon wieder in die falsche Richtung? Natürlich. Die Frau, die zum Amt gehen sollte oder wollte, aber so wie es aussah nicht würde.
Ich seufzte laut - so laut, dass die Frau sich zu mir umdrehte. Drei Schritte machte ich auf sie zu, da rannte sie vor mir davon. An dieser Stelle habe ich heute mein Vorhaben, ein guter und hilfsbereiter Mensch zu sein einfach aufgegeben.
Ich bin heute zu müde für alles. Erzählen Sie mal was. Was lesen Sie denn gerade so?
(Was das ist und die übrigen Einträge dazu finden Sie hier bei Frau Brüllen.)
Um 9 Uhr schreit mich die kleine Katze wach. Keine Ahnung warum, aber sie tatzt auch nach meiner Hand und es ist schon hell draußen und eigentlich bin ich auch ausgeschlafen. Also wechsele ich vom Bett zur Couch.
Alle anderen schlafen noch, ich lese das Internet leer und fange ein neues Buch (Ankaret Wells - Heavy Ice) an, bis Herr N aufsteht und die Kaffeemaschine in Gang setzt und den Ofen für die Brötchen vorheizt.
Frühstück und dergleichen ist gegen 11 Uhr beendet, ich nehme gerade wieder das Buch, als ich Badewasserinlassgeräusche aus dem Bad vernehme. Panisch werfe ich alles von mir und verlange sofortigen Zutritt zum Duschen. Sowohl Herr N als auch die M baden nämlich normalerweise mindestens 2,5 Stunden. Stellen Sie sich mal vor, die hätten jetzt beide gebadet, bevor ich geduscht habe, dann wäre ich erst gegen 16 Uhr dazu gekommen, das geht natürlich überhaupt nicht. Vor dem Duschen kann ich nämlich außer Couchsitzen überhaupt nichts machen, das ist bei mir so.
Im Anschluss überlege ich mir, was es heute zu tun gibt. Erfreulicherweise: nichts. Also, schon, natürlich, aber nichts Dringliches. Das Kind möchte faul sein, teilt es mir mit.
Also bin ich auch faul und mache - außer Lesen - nur ziemlich genau drei Dinge: 1 Ladung Wäsche, Mittagessen mit 4 Töpfen (hier wäre ein Oxford Comma angebracht, aber das haben wir ja im Deutschen nicht) und Zimtschnecken. Und zwischendurch öffne ich ungefährt 50 Mal die Balkontür für die Katzen und schließe sie nach ein paar Minuten wieder.
Sonst nichts.
Die Offenbacher Meisen scheinen nicht die Hellsten zu sein. Jedenfalls flogen sie heute vom Nachbargarten ständig herüber und zwängten sich durch das Katzennetz, um auf unserem Balkon über der Wäschestange zu nisten. Eine ziemlich schlechte Idee.
Weil ich keine Lust hatte, menschliche Vogelscheuche zu spielen, habe ich die Katzen den Vormittag über rausgelassen. In der Hoffnung, dass sich die Vögel die Sache angesichts des Feindes frühzeitig nochmal anders überlegen. Sie schienen aber völlig unbeeindruckt.
Hmhm.
Längere Zeit habe ich mich gegen Ebook-Reader gesträubt, weil halt Bücher-Geruch-Haptik-undsoweiter. Letztendlich war das alles aber eher eingebildet und kein bisschen wichtig. Das Hauptargument gegen Ebooks war (und teilweise ist), dass ich Bücher bekanntlich selten von vorn bis hinten lese sondern vorn, dann hinten um zu sehen, ob es sich lohnt, dann wieder vorn weiter, Mittelteil ist oft langweilig als ins letzte Drittel, manchmal dann nochmal zurück weil irgendwas nicht ganz klar wird, dann das Ende nochmal, oder auch nicht, wenn es nicht so doll war. Das geht elektronisch natürlich auch, ist aber ungleich aufwändiger, als wenn man einfach Finger zwischen die Seiten legt, außerdem kann ich immer noch schneller anhand der Seitendicke eine Position im Buch per Blick abschätzen, als Prozentangaben oder Seitenzahlen zu jonglieren - Zahlen kann ich ja eh nicht. Und zuletzt war ich ja so beeindruckt, als die Pfarrerin mal bei uns zu Besuch war und sagte: "Wenn du mal Eindruck schindend bibelfest tun willst, sag du schlägst die Psalmen auf und dann einfach genau die Mitte von der Bibel, da sind die, ein Handgriff, zapp." Ich hoffe, das waren die Psalmen. Und, dass das Psalmen heißt und nicht Psalme, das Wort erscheint mir gerade insgesamt höchst merkwürdig, aber ich schweife ab.
So. Warum ist es jetzt zu mehr linearer Lesedisziplin bei mir gekommen? Zum einen das Alter, jaja, es ist schon schön, wenn man am Abend die Schriftgröße einen Tick höher stellen kann. Zum anderen die Möglichkeit, sich Worte durch Antippen übersetzen zu lassen. Zum Leseverständnis ist das meist nicht so nötig, geht ja alles aus dem Zusammenhang hervor, aber manchmal bin ich regelrecht neugierig, was ein Wort wohl exakt bedeutet. Ich meine damit nicht unbedingt fremdsprachlich, durchaus auch ab und an auf Deutsch. Und drittens, dass man Dinge im Buch suchen kann. Ich suche meistens Namen. Kann ich mir absolut nicht merken in Büchern, bei Ich-Erzählern weiß ich manchmal nicht einmal, wie der Protagonist heißt. Ist mir meist auch ziemlich egal, falls also Autoren mitlesen, die sich bei der Namenswahl der Charaktere zerfleischen - für mich nicht, bitte, völlig unnötig. Ich benenne die meist eh nochmal selbst. Reale Personen im meinem Umfeld übrigens auch.
Wenn ich ein Papierbuch lese, ist es derzeit also so, dass ich immer mal wieder hilflos auf ein Wort tippe oder versuche, zu zoomen. Wenn ich hingegen auf dem Kindle lese, scharre ich öfters mit dem Daumennagel am rechten Rand, um einen Seitenstapel vor- oder zurückzuschieben.
Übergangsphasen sind immer außerordentlich herausfordernd.