Das war heute ein rundum gelungener Tag. Erst gab es einen schönen Sonnenaufgang in eiskalter Luft und dann war vom Rapunzelturm aus der verschneite Taunus ganz klar zu sehen, ein schönes Winterbild in blau und weiß und glitzerndem Stahl von den Hochhäusern.
Dann kam eine sehr angenehme Bewerberin zu Besuch und später, zu Hause, war die Wohnung perfekt aufgeräumt. Die Putzfrau ist nämlich nach 4-wöchigem Urlaub zurück, das heißt: vier Wochen lang wurde die Devise "jeder putzt hinter sich selbst her" so gut wie möglich befolgt und ab und an mal staubgesaugt oder irgenwas abgewischt, aber das ist nicht vergleichbar mit vier Stunden konzentriertem Saubermachen einer versierten Person.
Deshalb saß ich nach Feierabend einfach nur in verschiedenen Zimmern herum und erfreute mich an der Sauberkeit. Es wirkt ja alles immer viel größer, wenn es sauber und aufgeräumt ist. Und gemütlicher ist es auch. Ich glaube, sogar die Katzen liegen etwas dekorativer herum als sonst.
Frau N steigt in sehr kleinen Aufzug für maximal 4 Personen.
Ein Mann mit Gitarre kommt um die Ecke gerannt - Frau N hält die Hand vor die Lichtschranke. Mann steigt ein.
Frau N: Hallo.
Mann: -
Eine Frau mit einer riesigen McDonald's-Tüte kommt um die Ecke gerannt - Frau N hält die Hand vor die Lichtschranke. Frau steigt ein.
Frau N: Hallo.
Frau: -
Es ist sehr eng.
Frau N: Also wenn wir jetzt steckenbleiben haben wir immerhin Essen und Musik.
Mann und Frau: -
Aufzug hält.
Frau N: Tschüß.
Mann und Frau: -
Was ist mit den Leuten?
Als Städter hat man bei Ausflügen aufs Land, so wie ich letztes Wochenende einen unternahm, ja immer diesen Drang, etwas mit nach Hause zu nehmen, Beute, irgendwas urwüchsiges, die Kinder oft Steine oder Wurzeln oder meterlange Äste, die Erwachsenen eher Nahrung.
Ich hatte Kuchen und Brot mitbringen wollen, aber der Bäcker auf dem Land hatte geschlossen, sowieso war nur ein Laden geöffnet und dort gab es Wurst (wollte ich nicht), Marmeladen (brauchte ich nicht), Süßigkeiten von Haribo aus der Verpackung genommen und in Glasberhälter gepackt und für EUR 2,70 pro 100g verkauft (haha) - ja, ich erkenne Haribo, wenn ich es sehe, Lavendelhonig aus der Provence (aber ich war ja nicht in der Provence, ich wollte schon Beute von da, wo ich war, ansonsten kann ich mir Lavendelhonig aus der Provence doch auch im Supermarkt in der Stadt kaufen oder ich fahre halt in die Provence, jedenfalls bringe ich den ganz sicher nicht aus einem hessischen Dorf mit) und Eierlikör. Ich nahm also Eierlikör mit.
Der Eierlikör ist sehr schmackhaft, möchte aber nicht aus der Flasche kommen. Hat man ihn einmal herausgemeißelt, hält er dafür aber enorm gut auf Eis.
Ansonsten könnten Sie mir bitte noch die beste Handcreme der Welt empfehlen für Leute, die im Winter so trockene Hände haben, dass die Haut an den Knöcheln aufreißt, und die gleichzeitig das Gefühl von Creme an den Händen verabscheuen. Aber bitte nur die beste der Welt, darunter mache ich es nicht, da hab ich lieber Blut an den Fingern als minderwertige Creme.
Ich muss mir Niedlichkeiten anschauen.
Zum ersten Mal seit September habe ich heute wieder einem neuen Mitarbeiter die Büroetagen gezeigt. Seit September! Denn zuerst konnte ich ja wochenlang nicht sprechen und dann noch meher wochenlang nicht laufen.
Jetzt geht alles wieder, was für ein Glück.
Heute waren wir im Schnee, Schnee-Schnee-Schnee, 5 Stunden lang, dreimal habe ich mich auf die Nase gelegt, dann hat man den Schnee auch wirklich überall und dann kann man auch wieder in der schön geheizten Wohnung auf dem Sofa sitzen.
Ich nenne meinen Samstags-Kampfsportkurs den I-Kurs - bis September bin ich ja immer mittwochs gegangen, völlig normale Menschen dort, samstags aber nun ein Sammelsurium an sonderbaren Gestalten mit diversen Einschränkungen, mich natürlich eingeschlossen. Daher Integrationskurs. Nicht alle haben Bein dort, manche haben auch einfach sehr viel Angst vor allem, daher geht es nochmal an die Grundlagen und heute war an der Reihe: Umgang mit Pöbeleien. Sich davon nicht aus dem Konzept bringen lassen und entscheiden, ob man weggehen kann oder wann der Zeitpunkt kommt, zu dem man sich endgültig zu einer Aktion durchringen muss.
Für sowas braucht man natürlich einen Pöbler. Die Rollen wechselten zunächst, dann aber nicht mehr, weil eine Person sich als ganz besonders begabt und enthusiastisch im Anpöbeln herausstellte. So begabt, dass der eine oder andere die Nerven verlor und die Trainerin vor Lachen gegen den Sandsack lief. Richtig nerviges Gossenpöbeln, wie so ein blöder kleiner Köter, der immer wieder kläfft und ins Hosenbein schnappt.
Das war übrigens ich. Zu meiner eigenen Überraschung zuerst, dann aber auch wieder nicht, weil mir einfiel, dass ich ja innerlich ständig vor mich hinpöbele, aus meine Mund hingegen kommen in der Regel druckreife Höflichkeiten. Und über diese Diskrepanz muss ich innerlich ständig lachen, deshalb sehe ich meistens so fröhlich aus.
Zwischen Tür und Angel habe ich heute plötzlich bemerkt, dass ich mich ständig mit Leuten zu einem Gespräch beim Essen verabrede, obwohl diese Tätigkeiten - Reden und Essen - gar nicht so gut zusammenpassen. Ständig hat man was im Mund, wenn man etwas sagen will, und die Hände sind auch nicht zum Gestikulieren frei und am Ende hat man noch irgendwas zwischen den Zähnen hängen.
Ich sollte mich eigentlich gar nicht mit Leuten zum Essen verabreden. Ich rede lieber, ohne dabei zu essen. Und ich esse lieber, ohne dabei zu reden.
Wenn ich an Firmen schreibe, um etwas zu reklamieren, zu erfragen oder sonstwie zu klären fahre ich sprachlich immer etwas herunter. Und ich mache keine Vorschläge oder Annahmen mehr sondern schildere nur noch mein Problem und bitte um Hilfe. Ich bilde mir ein, die Antworten sind wohlwollender, wenn ich bei meiner Anfrage nicht allzu gescheit wirke.
Da mailt jemand, der einem vor über 12 Jahren abhanden gekommen ist ganz lapidar den Satz "Du, hallo N, hi, sag mal kann es sein, dass wir uns gestern begegnet sind, ich hab nicht schnell genug geschaltet, aber wir hatten Blickkontakt!"
Und da frage ich mich: In welcher Stadt? In welchem Leben?!
(Und ich hab ständig mit Leuten Blickkontakt.)