Frau N steigt in sehr kleinen Aufzug für maximal 4 Personen.
Ein Mann mit Gitarre kommt um die Ecke gerannt - Frau N hält die Hand vor die Lichtschranke. Mann steigt ein.
Frau N: Hallo.
Mann: -
Eine Frau mit einer riesigen McDonald's-Tüte kommt um die Ecke gerannt - Frau N hält die Hand vor die Lichtschranke. Frau steigt ein.
Frau N: Hallo.
Frau: -
Es ist sehr eng.
Frau N: Also wenn wir jetzt steckenbleiben haben wir immerhin Essen und Musik.
Mann und Frau: -
Aufzug hält.
Frau N: Tschüß.
Mann und Frau: -
Was ist mit den Leuten?
Als Städter hat man bei Ausflügen aufs Land, so wie ich letztes Wochenende einen unternahm, ja immer diesen Drang, etwas mit nach Hause zu nehmen, Beute, irgendwas urwüchsiges, die Kinder oft Steine oder Wurzeln oder meterlange Äste, die Erwachsenen eher Nahrung.
Ich hatte Kuchen und Brot mitbringen wollen, aber der Bäcker auf dem Land hatte geschlossen, sowieso war nur ein Laden geöffnet und dort gab es Wurst (wollte ich nicht), Marmeladen (brauchte ich nicht), Süßigkeiten von Haribo aus der Verpackung genommen und in Glasberhälter gepackt und für EUR 2,70 pro 100g verkauft (haha) - ja, ich erkenne Haribo, wenn ich es sehe, Lavendelhonig aus der Provence (aber ich war ja nicht in der Provence, ich wollte schon Beute von da, wo ich war, ansonsten kann ich mir Lavendelhonig aus der Provence doch auch im Supermarkt in der Stadt kaufen oder ich fahre halt in die Provence, jedenfalls bringe ich den ganz sicher nicht aus einem hessischen Dorf mit) und Eierlikör. Ich nahm also Eierlikör mit.
Der Eierlikör ist sehr schmackhaft, möchte aber nicht aus der Flasche kommen. Hat man ihn einmal herausgemeißelt, hält er dafür aber enorm gut auf Eis.
Ansonsten könnten Sie mir bitte noch die beste Handcreme der Welt empfehlen für Leute, die im Winter so trockene Hände haben, dass die Haut an den Knöcheln aufreißt, und die gleichzeitig das Gefühl von Creme an den Händen verabscheuen. Aber bitte nur die beste der Welt, darunter mache ich es nicht, da hab ich lieber Blut an den Fingern als minderwertige Creme.
Ich muss mir Niedlichkeiten anschauen.

Zum ersten Mal seit September habe ich heute wieder einem neuen Mitarbeiter die Büroetagen gezeigt. Seit September! Denn zuerst konnte ich ja wochenlang nicht sprechen und dann noch meher wochenlang nicht laufen.
Jetzt geht alles wieder, was für ein Glück.
Heute waren wir im Schnee, Schnee-Schnee-Schnee, 5 Stunden lang, dreimal habe ich mich auf die Nase gelegt, dann hat man den Schnee auch wirklich überall und dann kann man auch wieder in der schön geheizten Wohnung auf dem Sofa sitzen.
Ich nenne meinen Samstags-Kampfsportkurs den I-Kurs - bis September bin ich ja immer mittwochs gegangen, völlig normale Menschen dort, samstags aber nun ein Sammelsurium an sonderbaren Gestalten mit diversen Einschränkungen, mich natürlich eingeschlossen. Daher Integrationskurs. Nicht alle haben Bein dort, manche haben auch einfach sehr viel Angst vor allem, daher geht es nochmal an die Grundlagen und heute war an der Reihe: Umgang mit Pöbeleien. Sich davon nicht aus dem Konzept bringen lassen und entscheiden, ob man weggehen kann oder wann der Zeitpunkt kommt, zu dem man sich endgültig zu einer Aktion durchringen muss.
Für sowas braucht man natürlich einen Pöbler. Die Rollen wechselten zunächst, dann aber nicht mehr, weil eine Person sich als ganz besonders begabt und enthusiastisch im Anpöbeln herausstellte. So begabt, dass der eine oder andere die Nerven verlor und die Trainerin vor Lachen gegen den Sandsack lief. Richtig nerviges Gossenpöbeln, wie so ein blöder kleiner Köter, der immer wieder kläfft und ins Hosenbein schnappt.
Das war übrigens ich. Zu meiner eigenen Überraschung zuerst, dann aber auch wieder nicht, weil mir einfiel, dass ich ja innerlich ständig vor mich hinpöbele, aus meine Mund hingegen kommen in der Regel druckreife Höflichkeiten. Und über diese Diskrepanz muss ich innerlich ständig lachen, deshalb sehe ich meistens so fröhlich aus.
Zwischen Tür und Angel habe ich heute plötzlich bemerkt, dass ich mich ständig mit Leuten zu einem Gespräch beim Essen verabrede, obwohl diese Tätigkeiten - Reden und Essen - gar nicht so gut zusammenpassen. Ständig hat man was im Mund, wenn man etwas sagen will, und die Hände sind auch nicht zum Gestikulieren frei und am Ende hat man noch irgendwas zwischen den Zähnen hängen.
Ich sollte mich eigentlich gar nicht mit Leuten zum Essen verabreden. Ich rede lieber, ohne dabei zu essen. Und ich esse lieber, ohne dabei zu reden.
Wenn ich an Firmen schreibe, um etwas zu reklamieren, zu erfragen oder sonstwie zu klären fahre ich sprachlich immer etwas herunter. Und ich mache keine Vorschläge oder Annahmen mehr sondern schildere nur noch mein Problem und bitte um Hilfe. Ich bilde mir ein, die Antworten sind wohlwollender, wenn ich bei meiner Anfrage nicht allzu gescheit wirke.
Da mailt jemand, der einem vor über 12 Jahren abhanden gekommen ist ganz lapidar den Satz "Du, hallo N, hi, sag mal kann es sein, dass wir uns gestern begegnet sind, ich hab nicht schnell genug geschaltet, aber wir hatten Blickkontakt!"
Und da frage ich mich: In welcher Stadt? In welchem Leben?!
(Und ich hab ständig mit Leuten Blickkontakt.)
Das hier ist Teddy:

Ja, der sitzt da gerade auf dem Klo, lassen Sie sich davon nicht verunsichern, das hat seine Richtigkeit. Das hat er nämlich selbst gebaut. Und er ist natürlich auch kein Zombie, dieser Eintrag beginnt etwas missverständlich.
Teddy ist der Bruder meiner Freundin @schanuf und lebte in der letzten Zeit in Matavenero. Matavenero ist ein Ökodorf in Spanien, dort haben sich 1989 ein paar Leute in einem verlassenen Ort angesiedelt und beschlossen, dort als Selbstversorger und im Einklang mit der Natur zu leben. Aussteiger also. So ähnlich wie die Kiefer Sutherland in "Flashback" (also bevor er Verbrecher wird natürlich. Teddy ist kein Verbrecher). An das Strom- oder Wassernetz angeschlossen ist Matavenero nicht und man kann dorthin nicht mit dem Auto (oder der Bahn oder so) gelangen. Man kommt nur bis zu einem "Nachbar"ort und geht von dort aus 3 Stunden zu Fuß.
Teddy kennt sich mit Mechanik, Maschinen und so weiter aus und kümmerte sich in Matavenero um die Entwicklung und den Ausbau eines nachhaltigen Wassersystems und entwickelt an das Leben dort angepasste Technologien wie Solaranlagen, Solarduschen, Waschmaschinen mit Fahrradantrieb, Komposttoiletten und so weiter. Ich finde ja die Säge mit Fahrradantrieb besonders toll:

Teddy ist also nicht nur Kiefer Sutherland sondern auch Daniel Düsentrieb und MacGyver.
Die Erfahrungen, die Teddy in den letzten Jahren gesammelt hat und die Dinge, die er entwickelt hat, stellt er auch anderen Gemeinschaften und Ökoprojekten, die sich an teilweise verlassenen Orten ansiedeln, zur Verfügung. Dazu reist er umher, bis vor ein paar Tagen war er in La Casa Hada (eine Gemeinschaft, die auf der Basis von Permakultur leben möchte) und hat dort eine Wasseraufbereitungsanlage und einen Sonnenkollektor aus Recyclingmaterial gebaut. Nun ist er unterwegs nach Los Portales (ebenfalls eine Gemeinschaft mit nachhaltiger Lebensweise), um dort Komposttoiletten zu bauen.
Solche Gemeinschaften benötigen die Weitergabe von Erfahrungen, wie Teddy sie hat. Die kann man natürlich einkaufen, als Beratungsleistung, für mehrere Tausend Euro pro Wochenende. Aber diese Beträge können gerade kleine, junge Gemeinschaften nicht aufbringen. Teddy nimmt für seine Hilfe keine Tagessätze sondern nur Reisekosten (derzeit meist per Mitfahrgelegenheit oder Zug), Essen und Unterkunft. Warum macht er das, statt sich eine goldene Nase zu verdienen? Ich fürchte, Teddy ist ein Idealist.
Um noch besser und sinnvoller helfen zu können, hat Teddy sich eine mobile Werkstatt, den Taller Móvil, ausgedacht. Diese besteht aus einem mit allerlei Werkzeug ausgerüsteten Unimog. Der Unimog soll noch eine Solaranlage bekommen, die ist noch nicht ganz fertig, und außerdem einen Container, der auf der Ladefläche angebracht wird, damit alles transportiert werden kann. Und dafür, wir kommen jetzt zum Punkt, benötigt Teddy ungefähr 8.000 Euro, die er hofft, durch Fundraising zusammenzubekommen.
Warum sollte man Teddy dabei helfen? Nunja, zum einen, weil Nachhaltigkeit und so weiter Themen sind, die es sich zu unterstützen lohnt. Zum anderen vielleicht einfach so, warum auch nicht. Der dritte Punkt aber ist mein As im Ärmel: die Zombie-Apokalpyse. Wenn die irgendann kommt, werden wir heilfroh um Leute wie Teddy sein, die noch das Wissen haben, wie man eine Infrastruktur aus dem Dreck stampft und die uns wieder auf die Beine helfen können.
Wer mehr über Teddy und seine Projekte erfahren möchte, schaut hier (Homepage El Taller Móvil) oder hier (El Taller Móvil auf Facebook).
Wer Teddy unterstützen möchte, kann das bei Goteo tun (Registrierung notwendig) oder auch über seine Hompeage (runterscrollen) per PayPal oder Kreditkarte.
