Heute können Sie von mir hier im Techniktagebuch lesen.
Leider gibt es Tage, an denen reicht es nicht für mehr als einen Eintrag irgendwo.
Nachdem ich viele Jahrzehnte meines Lebens Spargel völlig überbewertet fand, mag ich ihn dieses Jahr plötzlich gern. Vielleicht, weil ich - auch relativ zum ersten Mal - eine richtige Hollandaise probiert habe, die ja nun auch wirklich nicht zu verachten ist, oder so gesagt: mit Hollandaise kann ich mir auch Brokkoli enorm gut vorstellen! Seidem habe ich also schon dreimal Spargel gegessen, was ungefähr so viel ist, wie in den letzten 30 Jahren zusammengerechnet. Aber immer nur Außerhalb. Da, wo andere Leute sich Schnitzel einverleiben, esse ich pfundweise Spargel mit Hollandaise und Salzkartoffeln. Selbst gekocht habe ich ihn noch nicht und auch irgendwie das Gefühl, dass ich das bleiben lassen sollte.
Eine weitere Pflanze, die ich bekanntlich für unnötig halte, ist Bärlauch. Bärlauch steht sogar auf meiner Gemüsemann-Ausschussliste, wohl aber nicht deutlich genug, denn heute morgen stellte ich beim beherzten Biss in ein Käsebrötchen mit hübschen grünen Sprenkeln fest, dass es sich bei diesen offenbar um Bärlauch handelte. Können die denn nicht mitdenken da beim Gemüsemann? Wenn ich keinen Bärlauch haben will, wieso sollte ich ihn plötzlich im Käse goutieren? Da muss doch mal jemand bessere Algorithmen programmieren, scheint mir. Bärlauch bleibt also, im Gegensatz zum Spargel, weiterhin widerlich und nur, weil ich zu faul war, aufzustehen, spuckte ich den Bissen nicht wieder aus. Der Rest vom Brötchen landete dann aber im Müll.
Zugegeben, ich war heut am Crepesstand schon nah dran, über die Theke zu springen und die Damen dahinter zu reißen. Nur zwei Leute waren vor mir, die jeweils zwei Crêpes kaufen wollten, mit Nutella, wie schwer kann das sein? Wie lang kann das dauern? Es dauerte über eine halbe Stunde, weil die Damen nämlich gar keine Crêpes machen konnten, einen nach dem anderen zerstückelten sie versehentlich oder verklebten ihn untrennbar mit der Platte und warfen ihn dann weg. Vielleicht ist das die Hölle, der Ort, an dem einem um 18 Uhr, wenn man bis dahin nur Frühstück zu sich genommen hat, ständig frische, duftende Crêpes unter die Nase gehalten und dann weggezogen und in den Müll geworfen werden. Wer weiß.
Das aber nur nebenher, eigentlich wollte ich vom Supermarkt erzählen, bzw. ich wollte nicht, ich wollte das noch nicht einmal erleben, aber man kann es sich halt nicht aussuchen.
Im Supermarkt waren vor mir an der Kasse zwei Herren um die 50, vielleicht waren sie angetrunken, vielleicht aber auch nur vom Tag beschwingt, jedenfalls nicht sofort als sozial herausgefordert identifizierbar, aber sie sprachen laut und viel. Sie hatten auch viel eingekauft, das Band schob alles nach hinten durch, sie kamen mit dem Einpacken nicht nach, der eine bezahlte, der andere packte ein, dabei unterhielten sie sich, dann begann der Kassierer, meinen Einkauf über den Scanner zu ziehen, das Band lief weiter, ich kam an die Sachen nicht dran, da der Herr, der bezahlt hatte, noch direkt an der Kasse stand, der andere kam mit dem Einpacken nicht hinterher, meine Sachen schoben sich zu denen der Herren. Nicht so schlimm, sollte man denken, jeder weiß ja, was er gekauft hat, das wird sich schon klären. Doch der einpackende Herr dachte anders, er begann zu schimpfen, schob die Sachen zurück, obwohl das Band am Ende eine dieser Leisten hat, die auf Druck reagieren, also wenn dort Ware draufliegt, stoppt das Band. Aber nicht, wenn man die Ware immer wieder wegschiebt, dann läuft es weiter, ein selbst verursachtes Problem also, das den einpackenden Herrn aber nachhaltig überforderte. Und so geschah das:
Einpackherr: Boah, das kann ich hier jetzt echt alles nicht brauchen! (nimmt einen Teil meines Einkaufs vom Band und wirft ihn auf den Boden)
Frau N: Halt! Das heben Sie sofort auf!
Einpackherr: Aber das mit dem Band...
Frau N: Kein Gespräch! Aufheben! SOFORT!
Einpackherr: Aber...
Frau N: AUFHEBENJETZT!!!
Einpackherr (Sachen aufhebend): ...hysterisch...
Frau N: TOTAL hysterisch, JA!! Und Finger weg vom Band jetzt FINGER WEG!!!
Einpackherr: Aber das Band...
Frau N: Pscht!!! Ich rede. Finger weg. Sehen Sie. Das Band stoppt. Wenn die Sachen bis zu dieser Leiste fahren, stoppt es automatisch. Sie müssen nichts runterwerfen. Werfen Sie NIE WIEDER meine Einkäufe vom Band!
Bezahlherr: Ich hoffe ja, wir begegnen Ihnen nie wieder!
Frau N: Danke!
Und dann bezahlte ich und sah, dass die nächste Person in der Schlange Mademoiselles Schulleiterin war. Ähja.
Seit mehreren Nächten träume ich immer wieder von der Zombieapokalyse, bzw. von der Vernichtung der Welt, in immer anderen Formen und aus immer an dern Ursachen, aber eins haben sie gemein: ganz beeindruckend tolle Bilder von Sonnenstürmen, Kometen, Raumschiffen über hohen Wellen, Explosionen, Eis, Feuer, all das.
Ich gehe zwar sehr davon aus, dass es sich nicht um prophetische Träume handelt, aber nur für den Fall sollten Sie unbedingt eine Kamera bereithalten. Die Bilder sind einzigartig.
Heute zu Ende gelesen:
Ja - das Buch hatte ich eigentlich für Mademoiselle gekauft, allerdings gar nicht bemerkt, dass es auf Englisch ist. Das kann sie noch gar nicht lesen. Um nun aber herauszufinden, ob es ihr denn wirklich gefallen würde, habe ich es einfach selbst gelesen.
Liest sich gut runter, im ersten Band passiert allerdings nicht so wirklich viel. In der ersten Szene wirft die Protagonistin - ein 17-jähriges Mädchen, das in den Armenvierteln der Stadt aufgewachsen ist - einen Stein durch einen magischen Schutzschild und verletzt damit einen Magier. Dadurch wird klar, dass sie magische Kräfte haben muss, und es ist nicht erlaub, dass jemand mit magsichen Kräften einfach so frei herumläuft. Deshalb ist sie ab diesem Zeitpunkt dann eigentlich nur noch auf der Flucht und unterwegs von einem Versteck zum anderen, da sie eben von den Magiern gesucht wird. Ganz am Ende kommt der Band dann aus der Von-Versteck-zu-Versteck-Sache noch etwas heraus und es gibt noch zwei oder drei weitere Ereignisse.
Das klingt jetzt erstmal nicht so spannend, ich vermute - oder hoffe - aber mal, Zweck dieser länglichen Angelegenheit war, die Charaktere einzuführen und dann in den nächsten zwei Bänden darauf aufzubauen. Immerhin liest sich das Buch so herunter, an einem Abend nach dem Kraulschwimmen und dem nächsten Vormittag. Band zwei und drei hatte ich gleich mitgekauft, den zweiten fange ich jetzt mal noch an, bevor ich entscheide, ob es sich lohnt, das nochmal für Mademoiselle auf Deutsch zu kaufen.
Wir sind bei Kraulschwimen ganz nah dran, das spüre ich. Ganz, ganz nah dran an den ersten kompletten Schwimmzügen. Oder, wie der Schwimlehrer sagt: schon wieder eine Ebene höher auf dem Baum. Auf welchem Baum, das ließ er offen.
Heute war für mich die dritte Schwimmstunde, letzte Woche habe ich ja leider eine verpasst, aber da wurde sowieso fast nur wiederholt, weil in der davor so viele gefehlt hatten.
Heute wurde erst noch einmal mit Kopf unter Wasser schwimmen und dabei ausatmen geübt (das ist etwas, das ich generell nicht so schwer finde, weil ich schon immer die Blubberbläschen so gerne mag, die dabei erzeugt werden). Danach kamen wir zur Übung "Haifischflosse", von der mir meine Schwimmpartnerin schon berichtet hatte. Dabei schwimmt man auf der Seite. Ein Arm hält ausgestreckt ein Styproporbrett, der Kopf ruht im / halb unter Wasser auf diesem Arm. Der andere Arm liegt flach mit der Handfläche am Oberschenkel, wird dann am Körperventlang emporgezogen, wobei der Daumen quasi auf der Haut entlangfährt, bis er in der Achselhöhle landet. Idealerweise bilden Ober- und Unterarm dabei ein Dreieck, das gerade aus dem Wasser ragt - die Haifischflosse!! Probieren Sie das mal aus, es wird Sie vielleicht genauso überraschen, wie die Anemonenfüße.
Jedenfalls, beherrscht man die Haifischflossenbewegung (und mit nicht geringem Stolz sage ich: wir waren darin alle recht gut!), folgt Stufe II des Haifischflossentrainings: Man schwimmt auf der Seite, wenn der obere Arm die Haifischflosse gebildet hat, dreht man sich auf den Bauch und streckt die Haifischflosse nach vorn ans Brett aus, zieht den Arm dann (ohne eine Pflanze oder ein Tier zu imitieren, jedenfalls vorerst) wieder im Wasser am Körper vorbei, so dass sie wieder am Bein anliegt, und dreht sich dabei wieder auf die Seite zurück. Dies ist dann auch der Moment, in dem man den Kopf aus dem Wasser hebt und atmet. Und das beste ist: man gerät einerseits beim Zurückdrehen auf die Seite schon automatisch kurz an die Oberfläche, und andererseits kann man zu gar keinem anderen Zeitpunkt sinnvoll atmen, es ist schlicht ohne Verrenkung nicht möglich. Also kann man nicht an der falschen Stelle atmen, man kann höchstens gar nicht atmen, aber das merkt man dann ja irgendwann.
Also: wir schwimmen schon einarmig. Und atmen schon. Und sind gut unterwegs im mysteriösen Baum des Kraulschwimmens.
Heute schwammen wir übrigens einen Teil der Stunde mit Schwimmflossen - für mich ein erstes Mal. Und ich sage Ihnen: wenn mir heute Nacht Flossen an den Füßen wüchsen, dann würde ich meine sämtlichen Pumps frohgemut unter dem Volk verteilen und wäre einfach nur rundum glücklich.
(Flossen!!!!)
Für jemanden, der eine akute menschenscheue Phase hat gehe ich allerdings erstaunlich oft aus, statt auf der Couch zu sitzen, und heute habe ich mir dabei sogar Blasen gelaufen, erst in den neuen Schuhen, das kann man noch verstehen, aber dann hab ich im Büro die Schuhe getauscht und mir in den alten Schuhen auch noch eine Blase gelaufen, an einer andern Stelle, und bin jetzt beleidigt.
Morgen Schwimmen!
Frau N: Hey - Du hast ja den Joghurt gegessen, den ich dir eingepackt habe! (Anmerkung: aufmerksame Leser wissen, dass Mademoiselle generell kein Schulbrot isst, wobei "Schulbrot" als Sammelbegriff für alles, was man als Essen in die Schule mitgeben kann, steht. Ich gebe trotzdem immer irgendwas mit, meistens Sachen, die umverpackt und/oder haltbar sind; nach einem einwöchigem Einsatz werden sie dann ensorgt. Ausnahmen treten etwa 1x monatlich auf und konnten bisher nicht zuverlässig reproduziert werden.)
Mademoiselle: Mhm.
Frau N: (erfreut) War der lecker?
Mademoiselle: Mhm.
Frau N: (begeistert) Ich gebe dir morgen wieder einen mit!
Mademoiselle: Mhm.
Frau N: Welche Sorte denn?
Mademoiselle: Egal. Die C. mag die alle.
Frau N: Äh. Die C.?
Mademoiselle: Joghurt kriegt immer die C.
Frau N: Ah.
Mademoiselle: Ich habe aber auch was gegessen!
Frau N: (hoffnungsvoll) Vom Joghurt?
Mademoiselle: Von der Käsestange von der H.
Frau N: Wie, hast du der H. einfach das Essen weggegessen?
Mademoiselle: Die H. hat von der S. gekriegt. Wurstbrot.
Frau N: Äh, ist das denn ohne Schwein? Die H. ist doch Moslem.
Mademoiselle: Keine Ahnung. Ist der H. auch egal.
Frau N: Achso. Und die S. kriegt dann das Essen von der C.?
Mademoiselle: Nee, der S. hab ich 50 Cent fürs Kiosk gegeben, da gab es Waffeln.
Frau N: Ah. Und das Essen von der C.?
Mademoiselle. Das war eklig, das haben wir einem Jungen gegeben.
Frau N: Verstehe. Sollen wir dir dann morgen eine Käsestange kaufen?
Mademoiselle: Hä? Wieso?
Frau N: Weil die dir doch geschmeckt hat.
Mademoiselle: Mama. Die H. hat doch immer eine Käsestange! Wenn ich auch eine habe, dann kommt doch alles nur durcheinander!!
Alles klar.
Die aktuelle Misanthropie per Reiz-Konfrontationstherapie bekämpft und mich unter Menschen begeben und Alkohol getrunken - der im Hinterkopf lauernde Migräneanfall reibt sich begeistert die Hände, freut sich auch auf den morgigen Bürotag mit einem neuen Teammitglied, aber gleichzeitig keiner Zeit für nichts, weil es sich um den ersten Tag nach einer knappen Woche Urlaub handelt und weil ich sowieso nur bis Mittags bleiben kann wegen Kita-Streik. Sowieso, Kita-Streik, es ist alles nicht mehr so kompliziert für mich mit der Kinderbetreuung, wie es mal war, kein mühsam gewebtes Netz mehr, das bei jeder kleinsten Erschütterung an allen Ecken und Enden zerfetzt, aber ich empfinde es immer noch als mühsam, immer der eine Schritt mehr, bei allem, was verabredet wird, auf Kinderbetreuung zu achten und der unbändige Wunsch, einfach Sachen machen zu können ohne nachzudenken, ohne zu planen, ohne abzusprechen, einfach irgendwo hingehen oder irgendwo bleiben, wenn es mir einfällt. Kinderbetreuung ist mein Reizthema, es ist ein goldener Käfig, aber es bleibt ein Käfig und jeder Betreuungsausfall fährt mich frontal vor eine Wand, deshalb kann ich darüber auch nicht rational sprechen, egal, in 2-3 Jahren ist das Thema durch, zum Glück, und in diesem Leben nie wieder. Ansonsten frage ich mich, wo eigentlich der Brennpunkt bleibt zu diesen ganzen NSA und Spionage-Themen, dieser Brennpunkt, den wir doch bei jedem Vulkanausbruch und sogar beim Wintereinbruch und Hitzewellen haben, aber nicht, wenn dann wohl plötzlich (naja, plötzlich..) nicht mehr von der Hand zu weisen ist, dass wir von vorne bis hinten und Kopf bis Fuß verarscht werden in dieser Bananenrepublik. Wo sind die Titelseiten dazu? Wieso laufen nicht unter sämtliche Fernsehsendungen diese komischen Banner untendrunter? Sind wir über den Punkt, an dem irgenwelche neuen Überwachungs- oder Spionageerkenntnisse etwas ausmachen schon hinaus? Wird der nächste Krieg in Deutschland vielleicht ein Bürgerkrieg sein? Überraschen würde mich weder das eine noch das andere. Und drittens beschäftigt es mich sehr, dass meine Mitkraulschwimmerin während meiner Abwesenheit enorm aufgerüstet hat, nämlich mit Fingerschwimmhäuten (nicht gewachsen sondern eingekauft), Nasenklammer und Badekappe. Werde ich da noch mithalten können oder muss ich schnellstens das Prime-Konto von Frau Herzbruch bemühen?
Ich fürchte, das lässt sich alles heute nicht mehr auflösen. Insofern wird wohl folgendes Verfahren am besten sein: 2 Ibuprofen und dann ins Bett.
Kann man verkatert sein nur von Leuten, Erlebnissen, Eindrücken? Mir scheint das geht.
Vielleicht wären jetzt drei Tage Schweigekloster nett.