Endlich ist es mir gelungen: ich habe einen Mandelstuten hergestellt, der genauso schmeckt wie früher aus der Backstube von Papa Novemberregen!
Und der ging so:
500g Mehl
1 Würfel frische Hefe
1 Eigelb
1 Ei
ca. 80 g Butter
ca. 60 g Zucker
ca. 200ml Milch (je nach Größe der Eier, logisch)
1 Tüte (100g) gehackte Mandeln
1 TL Salz
Also, ich habe es ja so gemacht, dass ich das einfach alles in eine Schüssel gekippt und dann zum Gehen in die Sonne gestellt habe.
Während der Teig ging, rief ich Papa N. an um etwas zur Backweise zu erfragen. Dabei erfuhr ich, wie ich eigentlich hätte vorgehen sollen, und zwar:
"Wie, die Mandeln hast du gleich reingetan? Die macht man erst rein, wenn man einmal durchgeknetet hat. Hast du sie denn vorher eingeweicht? Wie, worin, in Wasser oder in Milch, wenn du zu viel Geld hast! Nicht eingeweicht? Wozu das ist? Damit die nicht so hart werden beim Backen, und die in der Kruste brennen dann nicht an. Ist aber auch egal. Was, Eigelb? Das macht der Bäcker da aber nicht rein, den Preis kriegst du ja nicht wieder reingeholt. Ei kostet! Du kannst den Stuten nicht einfach 30 Pfennig teurer machen als die Konkurrenz! Klar wird das feiner. Ja, klar hab ich das auch manchmal reingemacht, für den Sonntagsstuten."
So, also einmal kommen lassen, muss sich aber nicht wirklich verdoppeln, der Teig, Stuten soll ja nicht zu locker sein. Dann nochmal durchkneten und eine vorbereitete (= gefettet / Backpapier / was auch immer) Kastenform, oben mit irgendwas abstreichen (Wasser reicht, Milch ist prima, wer will kann auch Ei nehmen) und abgedeckt nochmal gehen lassen. Wenn der Teig gut über die Form geht, längs 3-4 cm tief einschneiden für die klassische Stutenform und dann in den Backofen (200 Grad, vorgeheizt), und zwar mit einer Schale Wasser zusammen, etwas Schwaden ist ganz gut.
35 Minuten backen sollten reichen. Ich hatte ihn 40 Minuten drin und die Kruste war einen Tick zu knuschprig. Einfach mal reinschauen, sieht man dann ja.
Und das schmeckt am besten mit Butter und Erdbeermarmelade.
Heute morgen im Halbschlaf - 8 Uhr! - habe ich mich zu einem Kraulschwimmkurs für Anfänger angemeldet.
Das kam so - ich saß neulich mit einer Freundin beim wohlverdienten Feierabendbier als sie mir von ihrem Vorhaben, einen Kraulschwimmkurs zu besuchen, erzählte. Ich war sofort neidisch! Das wollte ich nämlich immer schon richtig können, ich bin natürlich mit dem Bewegungsablauf im Groben vertraut und könnte mich auch notfalls auf dieses Weise über Wasser halten, aber Eleganz und Effizienz sehen anders aus. Also deutete ich an, eventuell auf den Gedanken kommen zu können, mitzumachen, und schwupps stand ich nur ein paar Wochen später an der Anmeldung eines Sportvereins in einer anderen Stadt.
Kraulschwimmen lernen ist nämlich nicht so einfach. Also, von der administrativen Seite her. Über die Praxis kann ich wiederum erst in ein paar weiteren Wochen eine Aussage treffen. Administrativ jedenfalls ist es erst vonnöten, Mitglied in eben diesem Sportverein zu werden, dann kann man schonmal an Dingen wie Gymnastik und Ballspielen teilnehmen. Zweitens muss man dann eine Zusatzmitgliedschaft für Wasserdinge abschließen. Und drittens, das war der Knackpunkt, muss man sich für den entsprechenden Kurs registrieren. Was nur online geht und nur genau ab heute Morgen 8 Uhr. 8 Plätze gibt es in dem Kurs, wie begehrt diese sind, konnte uns die freundliche Dame an der Anmeldung nicht sagen, wohl aber meinte Sie aufmunternd: "Loggen Sie sich am besten einfach schon um 7:55 ein und laden die Seite dann immer wieder neu!"
Meine größte Sorge war, dass es mit der Online-Anmeldung nicht klappt, ich aber dennoch für ein Jahr Mitglied im Verein bin und dann - damit der Beitrag nicht umsonst gezahlt wird - freie Restkurse besuchen würde. Aerobic oder Wassergymnastik. Auf der Liste sah ich sogar noch ein Akkordeonorchester! Alles nichts, was ich grundsätzlich ablehne, aber es ist eben nicht dasselbe wie "Kraulkompaktkurs Erwachsene Anfänger".
Um 8 Uhr heute Morgen hatte ich aber Glück. Wir sind dabei! Und wie es da so ist, erzähle ich dann in ein paar Wochen, wenn der Chlorschnupfen mich dann nicht dahingerafft hat.
Am Telefon:
Frau N: Papa! Hallo! Ich bins!
Papa N: Kind! Die sind alle weg. Rufste später nochmal an.
Frau N: Neinnein, halthalt, ich wollte dich sprechen!
Papa N: Mich? Wozu denn das? Ich geh ja gleich schon ins Bett!
Frau N: Ganz schnell nur. Ich hab gerade erst gesehen, dass du mir ja auch noch einen Spritzbeutel in die Tasche gesteckt hast. Danke!
Papa N: Ach, jaja, der Spritzbeutel. Deiner war ja kaputt. Jetzt musste aufpassen, das ist der letzte.
Frau N: Der letzte?
Papa N: Der letzte von mir!
Frau N: Oha. Erziehung?
Papa N: Verknappung. Ich hab keine mehr. Das waren ja alles Werbegeschenke von als ich noch in der Backstube war.
Frau N: Ich weiß, und jetzt sind die alle? Willst du den dann nicht lieber behalten?
Papa N: Ich hab ja noch einen. Der reicht, bis ich tot bin.
Frau N: Äh, wie lang hält denn so ein Spritzbeutel?
Papa N: Das kommt auf die Pflege an!
Frau N: Na dann pfleg den mal gut!
Papa N: Jaja.
Frau N: Nur auf der Hand auswaschen!
Papa N: Jaja.
Frau N: Wasser und Spüli!
Papa N: JAJA!
Frau N: Wasser nicht zu heiß! Nur so, dass es für die Hände noch angenehm ist!
Papa N: Bin ich hier der Bäcker oder du?!
Frau N: Und zum Trocknen aufhängen!
Papa N: Weißte was - wenn du nächstes Mal hier bist, dann guckste mal mit mir im Internet und dann bestellen wir nochmal 10 in Bäckerqualität.
Frau N: Das machen wir.
Puh!
Ich liebe es, wenn Pläne funktionieren und meine Anweisungen befolgt werden: ich erwachte heute Morgen nach etwa 16 Stunden Schlaf und fühlte mich absolut fit und gesund und auch angenehm ausgeruht.
Im weiteren Verlauf war der Tag von Zeichen geprägt, denen ich mich abschließend nicht länger entgegenstemme:
Erstens fand ich im Büro nach viel kürzer als erwarteter Suche meinen Studentenausweis zwischen zwei Tafeln Schokolade wieder, die ich herausholte, weil der erst vor wenigen Tagen nach langer Krankheit zurückgekehrte Lieblingskollege nach Süßem verlangte, während ich gerade in einer ganz andern Schublade suchte. Es sollte so sein!
Zweitens fand ich, nach ebenfalls vergleichsweise kurzer Suche, meine Mitgliedskarte für einen Sportverein, dem ich vor wenigen Tagen beigetreten bin und die ich am Samstagmorgen um 7:55 Uhr benötigen werde, UND dabei fiel aus derselben Tasche meine Schnupperbahncard 1. Klasse, die noch genau bis zum 10. Mai gilt, ebenfalls ein Zeichen.
Dementsprechend habe ich jetzt ein Ticket für die re:publica gekauft und bin gespannt, denn weder mag ich ja große Veranstaltungen noch interessiere ich mich auf der Metaebene für Medien. Aber ich mag große Städte und die Leute reißen sich quasi darum, das ich bei ihnen übernachte. Das wird sicher gut.
Wie der Körper jetzt binnen Stunden von fit und zufrieden auf Magenschmerzen, Sodbrennen, Kopfschmerzen, Ganzkörperschmerzen und Schüttelfrost umstellt, wüsste ich ja auch mal gern. Bzw. wüsste ich nicht gern, es ist mir total egal, ich finde es schlecht gemacht und ich fordere u m g e h e n d eine Reversion in den Zustand "fit und zufrieden". Genau gesagt: noch heute! Die Zeit läuft!
Heute gibt es eine viel bessere Geschichte für Sie, als hier zu lesen:
Schauen Sie sich Last Week Tonight mit John Oliver zum Thema Government Surveillance - ein Interview mit Edward Snowden - von gestern an. Und jetzt nicht gleich wegklicken wegen ach, Mann, schwieriges Thema - es wird ganz simpel und einleuchtend erklärt. Wenn Sie wenig Zeit haben, steigen Sie bei Minuten 14 ein.
Dankeschön.
Heute ist wieder "Was machst Du eingentlich den ganzen Tag"-Tag. Was das ist und wer das noch macht steht hier, bei Frau Brüllen.
Ostersonntag, yeah, jo.
Kurz nach Mitternacht ungefähr versteckte ich die Ostereier und sitze dann allein am Küchentisch, der erste Moment Ruhe nach einem völlig bekloppten Tag. Ich genieße das sehr und hätte gerne viel Alkohol dazu getrunken, aber mir ist etwas komisch und wir haben ja Magen-Darm im Haus, also trinke ich tiefenentspannt ein Glas stilles Wasser und gehe dann schlafen in der Hoffnung, mehr als die drei Stunden Schlaf der letzten Nacht einzufahren, bevor jemand kotzt.
Um 6 Uhr wache ich von lauten Würgegeräuchen auf, Herr N. liegt schlafend neben mir, also stolpere ich so schnell es schlaftrunken geht ins Kinderzimmer. Unterwegs rutsche ich in Katzenkotze aus. Einer der seltenen Momente, an denen man sich morgens um 6 so richtig darüber freut, in Katzenkotze auszurutschen. Dann falle ich über einen Koffer, dann ist das Kind auch wach, es möchte kuscheln weil es heute für eine Woche verreist. Ich wische den Boden, ziehe mich um und klettere zum Kind ins Hochbett.
Um halb 10 wache ich das nächste Mal auf. Ein kurzer Check der Lage ergibt, dass Herr N. rekonvaleszent ist und der Rest der Familie gesund. Es folgt: das Osterfrühstück. Die Schwiegereltern sind zu Besuch, es gibt kein spezielles Osterfrühstück, weil die Schwiegereltern am Vortag aus Gründen einmal mittags und einmal nachmittags abreisen wollten und ich daher die speziellen Dinge nicht vorbereitet habe, Herr N. kann ja sowieso nur Brühe und Reis essen und das Kind frühstückt nie. Trotzdem ist es mit den bunten Eiern und allerlei anderem Osterzubehör sehr nett, Mademoiselle und Herr N. freuen sich über ihr Osternest und ich habe ein sehr tolles Hoodie vom Osterhasen bekommen, das ich möglicherweise gleich noch fotografieren werde, falls ich mich aufraffen kann.
Nach dem Frühstück reisen die Schwiegereltern ab, ich bereite den Haushalt auf Abwesenheit vor (Katzenklos, Mülleimer, Jalousien, was man so macht), packe den Rest unserer Sachen zusammen und dann geht es auf die Autobahn nach Düsseldorf.
Kurz hinter der Auffahrt bemerkte ich, dass ich meine Kulturtasche nicht eingepackt habe. Das hat den unglaulichen Vorteil, das ich sie dieses Mal nicht in Düsseldorf vergessen kann. Alles ist gut. Ich sitze gut 2 Stunden am Steuer, ich muss nur diese eine Sache, Autofahren, machen, niemand will mir mir sprechen. Alles ist gut. Herr N. schläft, Mademoiselle liest. Mademoiselle bekommt Hunger, ich fahre einem goldenen M entgegen, der Mensch am Drive-In-Sprechschalter versteht mich. Alles ist gut. Ich werde sehr merkwürdige Wege zur Autobahn zurückgeleitet, es kommt mir so vor, als würden wir den gesamten Westerwald besichtigen, falls jemand von Ihnen im schönen Ort "Wirges" wohnt - da war ich heute auch. Aber dann doch wieder eine Auffahrt zur Autobahn und ein wunderschöner Ausblick auf Schloss Montabaur.
Kein Stau, keine sonstigen Vorkommnisse. Etwa ab dem Siebengebirge habe ich durch die Entspannung des Monostaskings Autofahren den Kopf so weit frei, dass ich mit mir selber erörtere, warum es offenbar so viele Menschen persönlich angreift, sich in einer Zweckhierarchie für einen gewissen Zeitraum und zur Erreichung eines gewissen gemeinsamen Ziels unterzuordnen. Die Zeit bis Düsseldorf reicht aber nicht aus, um zu einem Ergebnis zu kommen.
Ein Parkplatz fast genau bei Schwester N. vor der Tür. Wir stellen Mademoiselles Sachen in der Wohnung ab (sie wird die nächste Woche bei Mama/Papa N. verbringen und nachts bei Schwester N. schlafen) und gehen dann alle gemeinsam zum Osterkaffee zu meinen Eltern. Osterlamm mit Buttercreme und für Herrn N. trockenes Baguette.
Danach färben wir nochmal Ostereier für das morgige Osterfrühstück (wir haben in Düsseldorf kurzerhand Ostern umterminiert, um mit beiden Großelternteilen Eiersuche machen zu können), bzw. eigentlich färben Mademosielle und Mama N.; Schwester N. und ich assisiteren nur. Interessanterweise benötigt Mama N. mindestens genauso viel korrigierendes Eingreifen in Bezug auf das Herummatschen mit Farben wie Mademoiselle.
Dann gibt es Abendessen: Klassisches Abendbrot und Nudelsalat für alle, trockenes Graubrot immerhin nun mit Kochschinken für Herrn N. Anschließend brechen Schwestern N. und Mademoiselle auf und ich erlebe seit ich-erinnere-mich-nicht den ersten Abend, an dem ich mich ab 19 Uhr um wirklich überhaupt gar nichts mehr kümmern muss. Vor Tiefenentspannung bekomme ich gleich eine halbe Stunde später einen Migräneanfall, den ich aber mit der gebotenen Empörung und Entschlossenheit medikamentös wegballere.
Den Rest des Abends verbringe ich auf der Couch, lese im Internet, spiele Wordfeud, frage Herrn N. in unregelmäßigen Abständen, ob er irgendwas braucht und schaue nebenher "Amadeus". Ab und an stürmt Mama N. ins Zimmer, um mit mir ihren soeben durchgeführten Spielzug bei Wordfeud zu besprechen - sie hat die Neigung zur "Nachbesprechung" wie andere Leute beim Skat.
Später werde ich nochmal Ostereier verstecken, aber ich weiß noch nicht wann, ich mache einfach für den Rest des Abends alles genau so, wie es mir gerade einfällt.
Heute war ein Tag so überhaupt nicht nach meinem Geschmack aber jetzt ist er zu Ende, alle (außer mir) sind im Bett und wenn ich nicht Sorge hätte, dass mich die Kotzkrankheit von Herrn N. heute Nacht auch ereilt, würde ich jetzt definitiv ein paar Schnäpse kippen.
So, wie es ist, hebe ich halt ein stilles Wasser in Ihre Richtung: Haben Sie frohe Ostern oder einfach zwei schöne freie Tage. Und egal was, lassen SIe sich nicht anstrengen.
Morgen färben wir Ostereier. Wobei mir noch unklar ist, wann genau, es gibt nämlich zahlreiche andere Programmpunkte, zum Beispiel wollen eigentlich alle Anwesenden auf den Markt, ich will noch ein paar spezielle Dinge einkaufen, ein Teil der Familie will zum Fußball und ein Teil zum Osterfeuer und Mademoiselle muss noch ihren Koffer für eine Woche Großelternbesuch packen, wobei ein bisschen Mithilfe nötig ist.
Da ich weder um Fußball (interessiert mich nicht) noch zum Osterfeuer (stinkt, davon kriege ich Kopfschmerzen) will, wird vermutlich irgendwas mit dem Koffer auf mich entfallen und, sollte es hart auf hart kommen, färbe ich die Ostereier notfalls auch alleine.
Ostereier sind mir sehr wichtig, wichtig ist auch, dass es viele sind und möglichst unterschiedlich aussehen. Daher kaufe ich jedes Jahr ziemlich viele Ostereierfärbemittel. Standard sind in der Familie die 5 Farbplättchen in einer Packung - blau, rot, gelb, orange, grün - die mit heißem Wasser und Essig aufgegossen werden. Das sind meine klassischen Ostereier. Mama N. hingegen liebt dies klebrigen Färbeglibberstäbchen, die auf dem Ei quasi zerschmelzen und außerdem ist sie eine große Freundin von Aufklebern und Abziehbildern. Schwester N. ist für Experimente zuständig und schleppt Dinge wie Osterei-Färbemaschinen, Schablonen, Foliendinge und mehr. Und ich bin so ein bisschen die Ökotrulla, die die klassischen Färbetabletten mit Spielereien mit Reis oder Wachs ergänzt. So finanziern wir jedes Jahr vermutlich einen Großteil der Ostereierfarbenindustrie ganz allein durch unseren Haushalt.
Klar, dass da auch Reste bleiben. Die packe ich immer sehr gut weg. Eine Zeitlang lagerten sie in der Küchenschublade, dort habe ich sie aber nie rechtzeitig wiedergefunden. Deshalb lagern die Reste nun in der Osterdekorationskiste, wo ich sie natürlich zwangsläufig vor Ostern auffinde.
Was ich aber dabei nicht bedachte: man kommt ja zu nix, und so komme ich eigentlich immer erst exakt am Karfreitag zum Dekorieren, denn an dem Tag kann man ja bekanntlich sonst nichts machen. Natürlich sind die ganzen Farben für das aktuelle Jahr aber andererseits am Karfreitag auch längst gekauft, gefärbt wird nämlich traditionell am Karsamstag, ich muss also vorher einkaufen, wer weiß, sonst ist am Ende irgendewas ganz, ganz wichtiges ausverkauft! Ich kaufe also alles, was ich brauche, etwa zwei Wochen vor Ostern und ziehe dann am Karfreitag einen Sack - mittlerweile kann man getrost diese Bezeichnung wählen - an Restfärbemitteln vom Vorjahr (und mittlerweile auch vom Vor-Vor-Vorjahr) aus der Dekokiste.
Als Lösungsmöglichkeiten sehe ich folgende Herangehensweisen:
1. Ich lege die Farben woanders hin, wo ich sie vor Einkauf der neuen Farben wiederfinde (Problem: wohin?)
2. Ich dekoriere ab nächstem Jahr frühzeitig. (Problem: wann?)
3. Ich lagere die Restfarben nicht ein sondern färbe ab sofort so lange jedes Wochenende Eier, bis alles aufgebraucht ist. (Problem: wer isst die?)
Hm.
Das erste hessische Wort überhaupt, das ich erlernte, war "Dippsche". Genau gesagt wurde mir an meinem ersten Arbeitstag an meiner ersten Arbeitsstelle ein Kühlschrank gezeigt, in dem ich mein "Tupperdippsche" lagern könnte. Nach mehreren Wochen der Beobachtung leitete ich ab, dass es sich dabei um eine Schüssel zur Aufbewahrung von Speisen handeln musste.
Eins der größten Frankfurter Volksfeste ist die Dippemess. Ich kann mir das richtig gut vorstellen - das war ein Volksmarkt, auf dem Schüsseln, Töpfe, Steingutzeugs feilgeboten wurden. Dann kam sicher der eine oder andere Imbissstand dazu, das ist ja immer so. Und dann ein irgendwie geartetes Amüsement. Und nun ist es letztendlich das, was wir im Rheinland "Kirmes" nennen, und wenn man lange genug sucht, findet man noch einen Stand, an dem man Bürsten oder Gewürze kaufen kann. Wollten wir aber nicht, Mademoiselle und ich. Wir wollten folgendes:
Zuerst gingen wir in ein Piratenhaus. Von außen erschloss sich nicht, was da wohl passiern würde, eine irgendwie total animierte Piratensschatzsuche in 7 Stationen? Drinnen erschloss es sich mir auch nicht, in jeder Station redete ein Papagei oder ein komischer Kopf irgendwas, das ich nicht verstehen konnte (schlechte Akustik) und es gab kleinere Erschreckungen wie Wasser auf den Kopf, Luft um die Füße, kippelnden Boden. Ein bisschen wie Geisterbahn zu Fuß. Nunja. Mademoiselle fand es super.
Dann kam das Kettenkarussell. Kettenkarussell kennt man, da kann wenig schief gehen, das ist wie schaukeln. Offenbar haben Kettenkarusselle in den letzen Jahren aber deutliche Modifizierungen erhalten, das heute ging irgendwie ziemlich hoch, und, glauben Sie mir, von oben sah es noch viel höher aus als von unten!
Als nächstes Dschungelbahn, aufgrund des Schocks ohne Foto. Ein rundes Dings, fährt im Kreis und dabei über Huckel, sehr schnell, vorwärts und rückwärts. Mehr nicht. Kinder sitzen innen, aus gutem Grund. Bin ich als Kind hundertfach gefahren, da waren meine Halswirbel vermutlich noch biegsamer. Mademoiselle fand es "gut aber nur schnell, sonst nichts, und mir ist jetzt schlecht."
Dann der Breakdancer. Je vier Wagen an einem Krakenarm drehen sich im Kreis und um sich selbst. Lange war mir nicht mehr so übel wie nach dieser Fahrt! Geht überhaupt gar nicht. Wir mussten schnell Crêpes essen, um den Magen zu beruhigen.
Es folgte eine kurze Einlage Mademoiselle-only: Lose, Dosenwerfen, Schießen, Fußballschießen. Um drei Delphine und eine Trillerpfeife reicher zogen wir weiter.
Das ist mein Karussell, das könnte ich den ganzen Tag lang fahren, bzw. fliegen, ja - hier würde ich eines Tages mitreisen. Wenn die Musik nicht wäre (erst: Allein in Amsterdam, dann: Lady in Red).
Natürlich auch Autoscooter. Wobei ich das so natürlich nicht finde, ich hatte als Kind nämlich Angst vor Autoscooter, bzw. vor den suspekten Gestalten, die sich damit vergnügten, andere anzurempeln die doch nur schön im Kreis fahren wollten.
Mademoiselle findet Autoscooter super. Sie findet es auch super, andere anzurempeln, die doch nur schön im Kreis fahren wollen. Ihre eigene Mutter zum Beispiel, denn ja, wir fuhren in getrennten Wagen, "wo ist sonst der Spaß, Mama?!"
Ein großer Wunsch des Tages war auch Geisterbahn:
Geisterbahn entpuppte sich aber auch als der größte Witz des Tages. Nunja. Wir wollen nicht zu viel verraten. Vielleicht gruselt sich ja wer anders.
Danach Trampolinspringen und in einem Ball auf Wasser laufen für Mademoiselle - ich verzichtete zugunsten eines Erdbeerspießes in weißer Schokolade.
Zum Abschluss eine Wägelchen-Achterbahn:
Die kleinen Wägelchen drehen sich während der Fahrt, durchaus auch um 360 Grad, aber startet und fährt die erste große Schleife vorwärts oder rückwärts. Wir mussten natürlich beides ausprobieren. Vorwärts ist viel, viel schlimmer. Rückwärts ist aber auch schlimm. Kreischalarm.
Donnerstags ist übrigens Familientag - alle Fahrgeschäfte halber Preis, Sonderangebote an den Fressständen, Ein-Wurf-umsonst oder Vergleichbares an den Glücksspielbuden. Kann man mal machen. Das Kind hat jedenfalls Dippemess durchgespielt, wollte nach der doppelten Achterbahn gerne nach Hause und ist jetzt zum ersten Mal seit Wochen völlig freiwillig vor 21 Uhr im Bett. Mit den drei Delphinen. Ohne Trillerpfeife.