• Privatbloggen an: novemberregen @ gmail.com
  • | Twitter: @novemberregen
    Dienstag, 31. März 2015
    Blogging November - 1244

    Der Urlaub begann etwas holprig, zum ersten Mal wurde ich nämlich um 7 (oder 6 oder 8) Uhr durch den Kater geweckt, der auf der Suche nach einem Haargummi auf meinem Nachttisch eine Hebelwirkung mittels des Asterix-Bandes "Hibbe und dribbe", aus dem ich Herrn N. allabendlich vorlese, auslöste. Durch die Hebelwirkung flog quasi alles vom Nachttisch herunter und der Kater auf den Bücherstapel neben dem Bett, der dann auch umkippte. Genau anschauen konnte ich mir das ganze Dilemma nicht, meine Brille lag nämlich nun irgendwo zwischen dem Krempel auf dem Boden.

    Zum zweiten Mal wurde ich von Mademoiselle geweckt, die ihre rund 30 kg Lebengewicht auf mich warf und "Kämpfen!!!!" brüllte. Da war es 9 (oder 8 oder 10).

    Ansonsten aber alles gut. Ich habe eine fünfpunktige Erledigungsliste für den Urlaub, ein Punkt ist schon abgehakt ("festliche Kleidung" für Mademoiselle für eine Taufe kaufen).

    Der zweite Punkt besteht darin, für den Täufling - Mademoiselles beste Freundin und mein zukünftiges Patenkind - ein Fotobuch zu machen, mit allem, was wir in den letzten 10 Jahren gemeinsam erlebt haben bzw. den Erlebnissen, die bildlich festgehalten wurden. Ich habe es heute geschafft, die Bilder herauszusuchen, den Aufwand darf man nicht unterschätzen, nämlich: 10 Jahre Daten auf der Festplatte durchwühlen. Dabei hatten wir aber schon eine Menge Spaß, Mademoiselle hat bisher ungern Baby- und Kleinkindfotos von sich gesehen und schaute vieles heute zum ersten Mal an. Und da gibt es natürlich einige lustige Sachen.

    Über Punkt 3, Steuererklärung, habe ich immerhin nachgedacht. Für diesen Punkt ist es allerdings notwendig eine Bescheinigung der gezahlten Kita-Gebühren zu bekommen, dazu müsste ich die Kollegin von Frau "Sie müssen aufpassen, Frau N.!" anrufen und dazu hatte ich merkwürdigerweise keine Lust.

    Vielleicht morgen.

    Montag, 30. März 2015
    Blogging November - 1243

    Zeitumstellung ist in diesem Haushalt jetzt etwas komplizierter geworden, es gibt nun nämlich drei Personen im uhrenumstellfähigen Alter und mit umstellungwilliger Disposition, die alle dazu neigen, sich nicht abzusprechen. Wer heute wie oft genau auf ein Leiterchen gestiegen ist, um die bahnhofsuhrgroße Küchenuhr umzustellen, möchte ich gar nicht wissen. Und welche der sonstigen Uhren wie geht, ist mir auch momentan recht egal, ich habe ja nächste Woche Urlaub.

    Den Besuch, der heute kam, haben wir praktischerweise für "nach dem Mittagessen" eingeladen, das ist dann sowieso ein sehr offener und verhandelbarer Zeitpunkt. Als der Besuch z.B. auf meiner Handyuhr (weiß nicht, ob die sich selbst umstellt, denn ich hatte das Handy im Oktober noch nicht) um 15.30 Uhr eintraf, hätte es nicht nur auch 14:30 Uhr und damit gut nach dem Mittagessen sein können, sondern wir hatten selbst auch noch gar nicht zu Mittag gegessen, weil wir nämlich erst um 11 (oder 12 oder 10) aufgestanden waren. Ich habe also beschlossen mich mit dem Themenkomplex "Uhrzeit" zunächst nicht näher zu befassen. Erst am 11.4 muss ich wieder die genau Zeit wissen, um morgens um 7:55 Uhr etwas unbedingt zu erledigen. Bis dahin ist mir alles egal.

    Falls Sie erwarten, dass ich zum Thema Sommer-/Winterzeit noch Stellung beziehe: selbstverständlich gerne. Für meinen persönlichen Biorhythmus ist es völlig egal. Ich kann immer schlafen, ich bin morgens, wenn der Wecker klingelt, immer wie erschlagen und nur fünf Minuten später topfit, diese Fitness hält an bis zum späten Nachmittag, ab da geht es immer rapide bergab und alle Postings nach 20 Uhr sind im Delirium geschrieben; diese Tatsache ist es, die mir eines Tages den Hals aus dem Strick ziehen wird, sollte mir jemand einen drehen wollen.

    Seit das Kind auf der Welt ist, habe ich allerdings Schlafnervzeugs aus zweiter Hand im Sommerhalbjahr. Je länger es abends hell ist, desto weniger gut schläft Mademoiselle nämlich ein, was nichts mit Schlafraumverdunklung zu tun hat sondern, glaube ich, einfach nur damit, dass es nicht lange genug "Abend" war, bevor es ins Bett geht. Da sie gleichzeitig schon immer ein Morgenmuffel war, ist sie im Sommer morgens doppelt müde und das ist kein Spaß. Und da mir selbst lange, helle Abende ja auch nichts nützen (wegen Delirium), befinden Sie sich hier klar im Team Winterzeit. Und natürlich sowieso im Team Winter. Oder noch besser: Herbst. Es muss ja auch solche geben.

    Sonntag, 29. März 2015
    Blogging November - 1242

    Ich war heute mit Mademoiselle in einer Drogerie und sie wollte dort gerne einen Klostein kaufen. Heißt vermutlich heute nicht mehr Klostein, was ich meine, ist ein durchdesigntes Dings in mindestens zwei Farben mit irgendeinem fancy Duft, das man unter den Toilettendeckel hängt, wo es vom Wasser umspült wird. Klostein halt.

    Ich reagierte zögerlich. Mademoiselle war vehement. Es erschien ihr sowieso schon seit langem verdächtig, dass sich in unserem Haushalt kein solches Utensil findet, das doch für Hygiene wie Wohlbefinden gleichermaßen unabdingbar ist. Ich fragte sie, wozu wir wohl aufgeschäumtes und parfümiertes Wasser im WC benötigen würden. Mein Kind verwies darauf, dass das super sei: sie habe das im Fernsehen gesehen. Und - legte sie nach, weil sie weiß, dass ich Fernsehen nicht ernst nehme - auch irgendwo davon gelesen.

    Über das Thema Werbung müssen wir sicher nochmal genauer sprechen. An mir selbst fiel mir aber auf, dass ich nicht so sehr über die offensichtlich erfolgreiche Werbekampagne des Henkel Konzerns amüsiert war, sondern generell über die Idee, man könne an irgendetwas fest glauben, weil es im Fernsehen kommt oder in der Zeitung steht. Oder von mir aus im Internet. Auch wenn ein Politiker was sagt, hat das für mich kein Gewicht. Experten hinterlassen mich gleichermaßen skeptisch, was weiß ich denn, wer dieser Experte ist, wer ihn bezahlt und wer ihn überhaupt Experten nennt?

    Es ist nun nicht so, dass ich glaube, selbst alles besser zu wissen. Ich glaube eigentlich gar nichts. Alles, was irgendwer sagt oder schreibt, halte ich in erster Linie für Meinung. Mal fundierte, mal weniger fundierte, mal interessant formuliert, mal weniger, aber: Meinung. Nix Genaues weiß man nicht. Insofern gehöre ich nie zu den Leuten, die völlig erstaunt oder verletzt sind, wenn eine vermeintlich abgesicherte Expertenmeinung dann ein paar Jahre später doch wieder gekippt wird. Im Ausgleich dafür befinde ich mich aber in einem permanenten Schwebezustand, in dem es keine Wahrheit gibt.

    Woher diese Haltung stammt und wann sie begann, überlegte ich. Zu Hause hatten wir früher durchaus eine Tageszeitung und man nahm an, dass das, was darin stand, stimmte und auch die 20-Uhr-Nachrichten wurden täglich geschaut und als sichere Informationsquelle über die Lage der Welt betrachtet. Wann ist das gekippt? Mir ist kein Zeitpunkt bewusst.

    Vor ein paar Jahren, ungefähr, als ich Mutter wurde, habe ich Mama N. mal nach ihren Erziehungsgrundsätzen gefragt - also, ob es solche gab, und wenn ja, welche. Beim ersten Kind habe sie sich noch sehr von anderen beeinflussen lassen, sagte sie mir, und habe Sachen gemacht, die ihrem Gefühl eigentlich widersprachen. Bei mir - dem jüngsten Kind - habe sie sich komplett auf ihr Bauchgefühl verlassen. Vorbild und Liebe. Und sie habe versucht, uns so zu erziehen, dass keine von uns sich je von irgendwem würde einschüchtern lassen, nur weil diese Person eine wichtige Position hat oder eine Autorität ist.

    Möglicherweise sind wir mit letzterem etwas über das Ziel hinaus geschossen. Aber ich beobachte auch in meinem Umfeld, dass alles - alles - mit einer gewissen, mit einer gesunden, aber vielleicht auch mit einer größeren Portion Misstrauen betrachtet wird. Stand in der Zeitung? Nunja, haha. Gibt es eine Studie? Chrchr, wer hat die in Auftrag gegeben. Ich kenne wen, der? Mhm, ich kenne wen, der genau anders.

    Vielleicht müssen wir uns aber auf irgendeine Wahrheit einigen, damit es weitergeht. Wenn jeder jede Situation neu bewertet, anders bewertet, bindet das doch viel zu viel Energie. Und ich kann natürlich gar nicht alles für mich selbst herausfinden, das mich intereressiert. Ich kann nicht in alle Krisenregionen dieser Welt fahren und schauen, wie es dort wriklich ist. Ich kann nicht alle Forschungen selbst durchführen, jedes Produkt bis zum Ursprung zurückverfolgen, jeden von irgendwas Betroffenen selbst befragen.

    Aber wie geht das mit der Wahrheit? Zwischen Vertrauen (haha!) und Verdrängen (nunja) sehe ich nicht viele Möglichkeiten.

    Den Klostein haben wir übrigens gekauft. Im Verdrängen bin ich super.

    Samstag, 28. März 2015
    Blogging November - 1241

    Urlaub! \o/

    Donnerstag, 26. März 2015
    Blogging November - 1240

    Vor einigen Wochen gab es bei mir eine Geldsituation:

    Ich hatte von Konto A eine größere Summe gezahlt, diese sollte planmäßig wenige Tage später von jemand anders auf Konto B erstattet werden, wo sie aber ja nicht hingehörte, weshalb ich schon zum Zeitpunkt der Zahlng eine Überweisung von Konto B auf Konto A vordatiert hatte. Warum das alles so war, ist egal, stellen Sie sich vor, ich hätte bei Nigeria-Spam mitgespielt, dann ist es wenigstens lustig.

    Wie auch immer, wegen eines Kommunikationsfehlers kam die Erstattung nicht rechtzeitig. Konto B überwies natürlich trotzdem an Konto A, das war ja so eingestellt, und war dann dementsprechend pleite. Und - wenn es läuft, dann läuft es - dies exakt zu dem Zeitpunkt, an dem sozusagen alle monatlichen Abbuchungen stattfinden.

    Wenig später bekam ich dann viel Post, leider immer mit demselben Wortlaut: Wir konnten nicht abbuchen, versuchen das in ein paar Tagen nochmal, sorgen Sie dafür, dass das Konto dann gedeckt ist, und 3-6 Euro für den geplatzen Einzugversuch bitte. Etwas irritiert schaute ich ins Onlinebanking, erkannte das Fehlen einer mittleren vierstelligen Summe, sah die rund zwanzig Rückbuchungen, überschlug die aufgelaufenen Mahngebühren und blinzelte. Dann verdrängte ich den Vorfall.

    Achso, ein Brief war anders gewesen. Nämlich der der Stadt, die gerne die Kinderbetreuungskosten für Februar eingezogen hätte. Die Stadt sagte nicht, ich solle die nächste Abbuchung abwarten, sondern ich solle sofort, spätestens bis zum 26.2., selbst überweisen und ansonsten käme direkt der Gerichtsvollzieher. Allerdings kam das Schreiben erst am 26.2. an, weshalb ich zwar sofort überwies, dann aber am nächsten Morgen (Sprechzeiten nur 8 - 12 Uhr) im Kassenamt anrief, um leicht belustigt zu erfagen, ob man den Gerichtsvollzieher aufgrund der Sachlage wohl noch 1-2 Tage aufhalten könne.

    Die Dame beim Kassenamt fand das alles gar nicht spaßig - offen gesagt, für rund 120 Euro Lehrgeld hatte ich etwas mehr Amüsement erwartet. "Sie müssen besser aufpassen, Frau N.!" wieder holte sie immer wieder. "Sie müssen besser aufpassen! So etwas darf nicht passieren!" Auch könne sie jetzt noch keinen Geldeingang feststellen, es läge aber vollumfänglich an mir, diese Situation wieder aus der Welt zu schaffen und den Gerichtsvollzieher aufzuhalten und so solle ich am Montag wieder anrufen, dann würde man ja sehen, ob ich wirklich mittlerweile gezahlt hätte.

    Am Montag, 2. März, rief ich also wieder an. Nein, die Zahlung sei nicht da. Achso, doch sie sei da, aber sie sei in den falschen Monat gebucht worden, nämlich in den März. Auch das noch! Jetzt muss man das auch noch umbuchen, in den Februar. Sie müssen besser aufpassen, Frau N! Ich buche Ihnen das jetzt ausnahmsweise in den richtigen Monat, aber das darf nicht wieder vorkommen!

    Ich spielte eine zerknirschte Person, versicherte, jetzt wirklich aufzupassen, aber nun sei dann alles geregelt? Ja, das sei es. "Ich bin so froh, das Sie mir geholfen haben, ganz herzlichen Dank, Sie sind super!", flötete ich und hatte damit leider ganz eindeutig überreizt: mit einem Schnaufen, das vermutlich kein freundlicher Abschiedsgruß war, legte die Dame ansonsten nonverbal auf. Ich betrachtete die Angelegenheit als erledigt.

    Wenige Tage später kam dann wieder ein Brief von der Stadt, von einer anderen Abteilung, in dem eine mir unbekannte Frau sich auf unser Gespräch bezog und eine Einzugsermächtigung für die Kita-Gebühren verlangte. Etwas genervt schrieb ich direkt per Hand auf den Brief, ich könnte mich zwar ein kein Gespräch erinnern und eine Einzugsermächtigung läge bereits vor, aber sie könnten gerne auch noch eine haben. Der Brief ging weniger als eine Stunde später in den Kasten; ich betrachtete die Angelegenheit nun wirklich als erledigt.

    Eine Woche später erneut Post von der fremden Frau aus der anderen Abteilung. Sie habe sich auf mein Gespräch mit der Frau vom Kassenamt bezogen und die Einzugsermächtigung erhalten, der Beitrag für März sei aber noch nicht eingezogen. "Dann ziehen Sie ihn doch bitte umgehend ein", schrieb ich wieder direkt auf den Brief und schickte ihn umgehend ab und betrachtete die Angelegenheit jetzt aber wirklich, wirklich als erledigt.

    Umso überraschter war ich, gestern im Briefkasten erneut eine Mahnung mit Ankündigung des Besuchs des Gerichtsvollziehers zu finden, wenn ich nicht innerhalb einer Woche die Kita-Gebühr für März zahlen würde. Ich rief also wieder die nette Frau beim Kassenamt an.

    "Ich erinnere mich an Sie!", sagte sie ohne Begeisterung in der Stimme. "Ich habe Ihnen doch schon einmal gesagt, dass Sie besser aufpassen müssen!" "Ja", sagte ich, "ich weiß, aber ich habe auch wirklich aufgepasst und Ihnen auch eine zweite Einzugsermächtigung geschickt, warum um alles in der Welt ziehen Sie das Geld denn nicht ein, brauchen Sie noch irgendwas von mir?!" Nein, sie bräuchten nichts. Sie würden aber eben erst im nächsten Monat, also im April, wieder einziehen. Das sei nämlich so vermerkt.

    Ich schlug vor, das doch einfach umzuvermerken. "Nein, nein, Frau N. Das war Ihr Fehler. Sie hätten einfach besser aufpassen müssen. Jetzt müssen Sie den Beitrag für März sebst überweisen und ab April ziehen wir das dann wieder ein. Aber bitte sorgen Sie dann dafür, dass das Konto gedeckt ist!"

    Weiter den zerknirschten Menschen zu spielen, gelang mir unter diesen Umständen nicht, immerhin hatte ich mich aber so weit unter Kontrolle, nichts Unflätiges in den Hörer zu brüllen. Ich überwies also den ausstehenden Beitrag inklusive unberechtigter Mahngebühr und bin nun gespannt, ob sich dieses Thema bis Juli, wenn Mademoiselle endgültig mit dem Kita-Eigenbetrieb der Stadt nichts mehr am Hut hat, noch beruhigen wird, oder ob ich mir die verbleibenden vier Monate lang wöchentlich von der Dame vom Kassenamt sagen lassen muss, ich möge "besser aufpassen".

    Mittwoch, 25. März 2015
    Blogging November - 1139

    Gegen Mittag sehr plötzlicher Launewechsel, als hätte ich plötzlich das wahre Gesicht der Welt erkannt, in Wirklichkeit aber ausgelöst durch dieses unerträgliche joviale Schenkelklopfgelächter in der Teeküche. Sie wissen natürlich, welche Art von Gelächter ich meine. Nur meiner absoluten Selbstbeherrschung ist es zu verdanken, dass ich den Anwesenden nicht den Kuchen, den sie gerade verzehrten, ins Gesicht geklatscht habe, damit dieses Geräusch aufhört. Und mit derselben Art von Selbstbeherrschung erspare ich Ihnen weitere Ausführungen.

    Montag, 23. März 2015
    Blogging November - 1137

    Heute von Mademoiselle belehrt worden, dass ich bekannte Kinder, denen wir auf der Straße begegne, lieber nicht grüßen sollte. Schon gar nicht mit Namen. Und auch nicht verbal. Etwas lächeln ist okay. Aber eher von weitem. Falls das Kind dann zurücklächelt, könnte ich knapp nicken. Aber knapp. Sehr knapp. Das Kinn nicht zu weit runter (sie griff mir an den Kopf und führte die akzeptable Nicktiefe ein paar Mal mit mir durch, zur Einprägung). Sollte das entsprechende Kind aber nicht zurücklächeln, muss ich schnell weggucken und wen anders anlächeln, so dass es wirkt, als wäre ich halt jemand, der viel herumlächelt auf der Straße.

    Sonst wäre das nämlich peinlich. Also, nicht, dass ich peinlich wäre, natürlich nicht (das kommt aber sicher bald auch), sondern nur mein Verhalten, weil es das andere Kind in eine schlimme Situation bringt, in der man nämlich die Mutter von jemandem grüßen muss, was generell abzulehnen ist.

    Das soll ich bitte auch anderen Müttern und auch Vätern und Großeltern erklären. Mademoiselle möchte das nämlich auch nicht, auf der Straße gegrüßt werden, außer von gleichaltrigen Freundinnen, aber die nehmen einen ja sowieso auch in den Arm und sagen nicht "Hallo Mademosielle" oder sonst etwas, naja, Peinliches.

    Ich soll das so vielen Leuten sagen, wie ich kenne, damit dieses peinliche Gegrüße endlich aufhört.

    Das sei hiermit erledigt.

    Sonntag, 22. März 2015
    Blogging November - 1136

    Nachdem nun seit der Aufstockung auf Vollzeit etwa ein Vierteljahr vergangen ist, habe ich ungefähr eine Ahnung davon bekommen, wo ich die Stunden, die ich jetzt mehr arbeite, hernehme.

    Und zwar

    1: Wäsche. Ich wasche unter der Woche gar nicht mehr und am Wochenende dann hunderttausend Maschinen. Das ziehen wir dann alles frisch vom Wäscheständer an, so dass ein guter Teil des Zusammenlegens und Verräumens auch noch entfällt.

    2: Einkauf, besonders Lebensmittel. Ich kaufe einfach nichts mehr, bzw. einmal pro Woche vielleicht. Eigentlich wollte ich die Lebensmittel liefern lassen, aber dazu muss man natürlich auch erstmal wissen, wann man zu Hause sein wird. Auf alle Fälle kommt aber ja mittwochs der Gemüsemann und sowieso finde ich bekanntlich, dass meine Schränke zu voll sind. Durch die Kombination aus nicht-einkaufen und mehr-arbeiten müsste ich eigentlich in naher Zukunft schon schweinereich sein. Ich habe aber die (aus Zeitgründen nicht nachverfolgte) Vermutung, das mehr-erarbeitete und nicht-vereinkaufte geht heimlich für Mitnehmkaffee und Essensbringdienst drauf.

    3. Schlafen. Daher: Gute Nacht.

    Samstag, 21. März 2015
    Blogging November - 1135

    Aus der Reihe "absurde Zipperlein" präsentiere ich heute: sich selbst verstehentlich innen auf die Wange gebissen. Tut im ersten Moment weh, klar, und zwar so sehr, dass man erst wortlos da sitzt, dann die Augen tränen und man dann den ehemals weißen Geflügelsalat, der blutgetränkt und angekaut nun an Hering mit roter Bete erinnert, über den Tisch spuckt. Dann wird es aber sehr schnell okay, quasi noch bevor alle Spuren beseitigt wurden.

    Nur, am nächsten Morgen wacht man auf und denkt "was ist eigentlich Komisches mit meinem Mund, wie unangenehm!" und am übernächsten Morgen möchte man nicht mehr essen, nicht mehr sprechen und eigentlich auch nicht mehr schlucken sondern einfach alles seitlich rauslaufen lassen. Bisse bergen ein hohes Infektionsrisiko, das ist klar, aber dass das auch auf Bisse zutrifft, die man sich selbst zufügt, war mir neu.

    Wie dem auch sei: am zweiten Abend wird es entweder langsam besser oder die betroffene Gesichtshälfte schwillt auf Melonengröße an und man verfault von innen. Glaube ich, weiß ich aber nicht genau, auf mich trifft nämlich ersteres zu.

    Freitag, 20. März 2015
    Blogging November - 1134

    Gestern Abend kurz vor Mitternacht fühlte ich mich plötzlich hoch motiviert, Lochkameras für die Sonnenfinsternis zu erstellen und fertigte jeweils eine aus einer Chipsröhre und zwei Müsliröhren an. Mademoiselle erklärte ich morgens noch die Funktionsweise und eher im Nachgedanken steckte ich ihr einen Zettel mit einer "Sonnenfinsternis-per-Lochkamera-Guck-Erlaubnis" in die Röhre. Der Zettel bezog sich eigentlich auf die Kamera - ich wollte es den Lehrern erleichtern, zu beurteilen, ob das Dings nicht etwa ein selbstgebasteltes Fernrohr ist. Am Tag vorher war den Kindern nämlich in der Schule noch erkärt worden, was alles ungeeinet zum Beobachten der Sonnenfinsternis ist: Der Sucher vom Fotoapparat, normale Sonnenbrillen, CDs und dergleichen.

    So weit, so gut. Gegen 9:30 rief mich aber die Klassenlehrerin auf dem Handy an. Nein, es sei nichts passiert, es sei nur wegen der Sonnenfinsternis. Mein Kind hätte ja diese schriftliche Guckerlaubnis. Aber am frühen Morgen hätte eine Eilkonferenz stattgefunden, auf der beschlossen wurde, die Kinder wegen der möglichen Gefahr in der Pause gar nicht hinauszulassen.

    Einen Moment lang war ich sprachlos, Mademoiselles Schule habe ich nämlich in den letzten 4 Jahren als unaufgeregte, reflektierte und intelligente Einrichtung kennengelernt. Also frage ich zunächst einmal "warum" mit dem Ergebnis: Man sei von besorgten Eltern angesprochen worden die der Presse entnommen hätten, es bestünde Gefahr, und man wüsste ja nicht wirklich, weshalb es besser wäre, auf der sicheren Seite zu irren.

    Daraufhin gab ich Folgendes zu Protokoll: ich wäre a) auch ein besorgtes Elternteil, aber nicht wegen der Sonnenfinsternis sondern wärend des Bildungsstandes der Entscheidungsträger, denn b) "wüsste" man sehr wohl, zumindest, wenn man sich nicht ausschließlich auf BILD-Zeitungsniveau informiert. c) wäre mir völlig unklar, wieso eine Entscheidung zu einem Ereignis, das über Jahrhunderte im Voraus feststeht, in einer "Eilkonferenz" getroffen werden muss, wobei man es d) auch noch versäumt, den Schulelternbeirat zu involvieren oder zumindest zu informieren; das bin nämlich ich. Ich könnte es mir nur so erklären, dass man sich am Morgen von uninformierten Menschen unter Druck setzen lassen habe und statt ihnen mit Argumenten zu begegnen oder ihnen eine individuelle Lösung für ihre skurrilen Anliegen anzubieten nun 400 Kindern die Erfahrung eines Jahrhundertereignisses zu nehmen, fände ich sehr schlecht entschieden.

    Ob es mir denn sehr wichtig wäre, dass mein Kind die Sonnenfinsternis sehen kann, fragte die Klassenlehrerin. Anderswo würde es ja z.B. auch regnen. Und tatsächlich: wenn mein Kind die Sonnenfinsternis wegen irgendwelcher misslichen Situationen nicht sieht (weil schlechtes Wetter ist oder weil es gerade eine Klassenarbeit schreibt oder weil es keine Lust hat zu gucken), dann regt mich das nicht auf. Aber wenn es die Sonnenfinsternis nicht sehen kann, weil es sich ohne jeden vernünftigen Grund in einem geschlossenen Raum aufhalten muss, ist das keine missliche Situation sondern eine inakzeptable Beklopptheit. Ob ich nun in den den verbleibenden 60 Minuten aus der Nachbarstadt anreisen und mein Kind vom Unterricht befreien lassen müsse (bzw. von der Anwesenheit im Klassenraum während der Pause - die findet nämlich praktischerweise von 10:25 bis 10:50 Uhr statt).

    Glücklicherweise war das nicht notwendig. Die Lehrerin bot mir an, Mademoiselle könne in den Hof gehen. Schließlich läge eine schriftliche Erlaubnis von mir vor. Sie wäre dann jedoch das einzige Kind und es gäbe keine Aufsicht. Für mich war das in Ordnung, ich bat sie nur noch, Mademoiselle bitte auszurichten, dass sie in den Hof könne, aber natürlich nicht müsse. Ich war unsicher, ob sie überhaupt ganz allein dort sein wollte.

    Heute Abend stellte sich heraus: sie wollte. Und so war Mademoiselle heute als einziger Mensch von rund 400 Kindern und 50 Lehrern und Erziehern wähernd der Sonnenfinsternis im Schulhof. Alle anderen saßen hinter zugezogenen Vorhängen im Klassenzimmer. Man darf sich das gar nicht so genau vorstellen, sonst verzweifelt man doch wieder an den Menschen.

    Die Sonnenfinsternis selbst fand sie zwar unspekatkulär (war gar nicht richtig dunkel! Man hat durch die Lochkamera nur gesehen, wie der Punkt immer kleiner wurde!). Aber den Schulhof für sich ganz allein zu haben, war "total geil!".

    November seit 7090 Tagen

    Letzter Regen: 22. August 2025, 00:52 Uhr