So ein Tag, an dem es das Vernünftigste ist, einfach früh schlafen zu gehen, damit er vorbei ist.
Heute nichts, keine Zeit, hier muss betüddelt werden und recherchiert, wie man heutzutage denn mit Fieber bei Kindern umgeht. Das war so lange nicht, sei 5 Jahren immer nur Zipperlein, Experten sind wir nur für Magen-Darm, aber nicht für Erkältungskrankheiten mit Fieber.
Doof. Das war alles ganz anders geplant.
Mir fällt heute gar nichts ein, aber das ist nicht schlimm, Sie können nämlich woanders lesen. Und zwar gibt es das Techniktagebuch jetzt als Buch, ja, das komplette Ding und es kostet nichts und von mir ist da auch was drin!
Interessanterweise gibt es neben einem kostenfreiem Download aller Beiträge auch noch die Möglichkeit, weniger für mehr Geld zu bekommen. Wenn Sie das ausprobieren, können Sie die (weniger aber ich weiß nicht, wie vielen) Beträge lesen, die das Best-of darstellen (nach welchen Kriterien weiß ich auch nicht aber ich bin überzeugt: nach validen!). Ob da was von mir dabei ist, weiß ich ebensowenig wie den ganzen Rest, das können Sie mir aber ja dann sagen, wenn Sie es gelesen haben.
So, und wie kommt man dran?
Bei Sobooks kann man entweder das komplette Techniktagebuch downloaden (ziemlich unten auf der Seite, im Text, sind die Links) oder eben das Best-of für EUR 1,99 kaufen.
Bei Amazon gibt es das Best-of ebenfalls, hier für EUR 2,99.
Wie der offiziellen Ankündigung von Kathrin Passig zu entnehmen ist, arbeiten wir noch an "der Executive Summary Edition (Tweetlänge, 29,99 €)".
Ich habe heute gelernt, dass man eine Kiwi gar nicht zu schälen braucht und sie einfach so essen kann. Wie einen Apfel.
Habe ich natürlich sofort ausprobiert und kann Sie dazu nur ermuntern. Die Schale schmeckt angenehm säuerlich-frisch, ist nicht wesentlich härter als Apfelschale und die Härchen spürt man im Mund kam. Gut, beim Abbeißen kitzeln sie ein bisschen, aber naja - man küsst ja auch Männer mit Bart.
Was mir besonders gefiel: es wird ein völlig neuer Blick auf die Kiwi an sich geboten, die man ja sonst fast nur im Querschnitt, also halbiert oder in Ringen kennt. Ganz neue Perspektiven - die Kiwi als Handobst!
Immer mal wieder habe ich den Wunsch, ganz weit zu gehen. Vielleicht bis in ein anderes Land oder durch ganz Europa.
Meistens keimt dieser Wunsch auf, wenn ich einkaufen gehe, allerdings regelmäßig nur auf dem Hinweg und nicht etwa, wenn ich hinterher die Tüten und Taschen nach Hause schleppe. Daraus kann man eine ganz wesentliche Sache schonmal ableiten: ich möchte nicht mit einem riesigen Wanderrucksack unterwegs sein.
Auch, wenn ich ja nun festgestellt habe, dass ich fürs Bad eigentlich nur eine Zahnbürste benötige, fangen da die Probleme schon an. Das nächstgelegene andere Land dürfte von hier aus Frankreich sein, schätzungsweise 150 km Luftlinie, und ich fliege ja gar nicht mal. Ich laufe und verirre mich dabei sicher auch öfters, wie weit kommt man wohl so, wenn man jeden Tag einfach immer weiter geht, ohne sich zu stressen? 20 km? 30? Auch schon wieder kompliziert, es gibt sicher Gegenden zwischen hier und dem anderen Land, in dem Ortschaften, in denen ich übernachten könnte, weiter als 20 oder 30 km voneinander entfernt sind. Da wäre schon wieder einiges an Planung vonnöten und am Ende müsste man sich doch ab und an beeilen. Und mehr als eine Zahnbürste bräuchte ich sicher doch, ein Mindestmaß an Kleidung zum Beispiel für verschiedene Witterungen. Und ab und an wird man sich auch ohne spezielle Wettereinflüsse umziehen müssen, klar, neue Sachen kann ich unterwegs kaufen, aber dann will ich die doch erstmal waschen, da bin ich eigen. Handy und Ladekabel brauche ich auch, das klingt jetzt schon nach einer mittelgroßen Tasche. Und dann sind so Dinge wie Sonnencreme noch gar nicht dabei.
Es ist kompliziert mit dem einfach lange gehen. Vielleicht ist es ganz gut, dass sich ein mehrmonatiger Spaziergang in meinem Alltag momentan sowieso schlecht unterbringen lässt. Bis sich das geändert hat, habe ich die Logistik vielleicht ausgefeilt.
Bei der Rückreise heute vergaß ich leider meine Kulturtasche. Das klingt jetzt erst einmal unspektakulär, nur ist es so, dass ich alles, was ich "fürs Bad" besitzte, in dieser Tasche aufbewahre. Ich habe nichts im Schrank oder auf einem Sims vor dem Spiegel oder so, nein: es ist alles in dieser Tasche, die hängt hinter der Tür und ist immer griffbereit, für den Fall, dass ich plötzlich Hals über Kopf fliehen muss verreisen möchte. Ich verreise nicht mehr so viel, wie vor ein paar Jahren noch, aber doch mindestens 1 - 2 Mal pro Monat und ich habe keine Lust, mir dann immer überlegen zu müssen, ob ich wohl Sonnencreme brauche oder eine Nagelschere oder was auch immer, das ist also alles da drin. Und dementsprechend jetzt nicht hier.
Als mir das auffiel, war ich zunächst einmal angestrengt. Klar kann man den gesamten Tascheninhalt (bis auf die Knirschschiene) innerhalb weniger Minuten in einer beliebigen Drogerie einkaufen, aber ich will das Zeugs ja gar nicht kaufen, in zwei Wochen habe ich dann alles doppelt, dabei will ich doch weniger Dinge haben, nicht mehr.
Also überlegte ich noch einmal eingehender, was ich wirklich in den nächsten zwei Wochen (dann steht wieder eine Reise an den Aufenthaltsort der Kulturtasche an) benötige und was davon ich nicht in arterwandter Form irgendwo in meiner Wohnung, zum Beispiel in Sporttaschen oder Schwimmbeuteln, auffinden könnte.
Dann ging ich eine Zahnbürste kaufen.
Ich war heute erst auf einem Karnevalsumzug ohne Alkohol, wurde dann beinah von Herzbruchs entführt, dann war ich auf einem Kindergeburtstag mit Alkohol, habe darauf eine halbe Stunde lang Farbe und Glitzer aus den Haaren gewaschen und wurde nun angewiesen, zu einer bestimmten Uhrzeit in eine bestimmte S-Bahn zu steigen und den Rest "werden wir sehn". In der Bahn läuft "Atemlos" und alle singen mit.
Mehr nicht.
Es gibt einen Witz - erschrecken Sie nicht, es wird nicht ab jetzt jeden Tag einen Witz hier geben - also, es gibt einen Witz - eigentlich kann ich mir Witze nie merken, nur einen speziellen, der mir allerdings gerade entfallen ist, und diesen hier, weil, das merken Sie gleich - also, es gibt einen Witz - ganz genau erinnere ich mich allerdings nicht an ihn, aber ich denke, den Punkt, den ich machen will, kann ich machen - also: dieser Witz geht (ungefähr) so:
Geht ein Rentnerpaar zum Orthopäden und fragt nach einem Termin.
"Kommen Sie in einem halben Jahr!", sagt der Arzt.
"Ok, wenn ich dann noch lebe...", sagt der Mann.
"Sonst komm ich allein", sagt die Frau.
Merken kann ich mir diesen Witz, weil: das Rentnerpaar sind natürlich Papa und Mama N.
Papa und Mama N. bereiten sich auf den Tod vor. Es gibt dazu keinen konkreten Anlass, aber unbestritten läuft (wie für jeden von uns) die Zeit, und das wird vielleicht deutlicher spürbar, wenn man den 2. Weltkrieg noch miterlebt hat. Vorsorgevollmachten und Kontenzugriffe sind geklärt, die Wohnung ist schon lange entrümpelt und es wird darauf geachtet, dass nicht zu viel Neues hinzukommt. Bücher nur noch aus der Bücherei, geschenkte Bücher nach dem Lesen gleich weitergeben, nimm doch mal dein Fotoalbum mit und den Karton mit den Klaviernoten, kannst du ein paar Weingläser brauchen, die blaue Tischdecke findest du doch so schön und ob es sich lohnt, die defekte Waschmaschine durch ein Markengerät zu ersetzen, das hält dann zwar 20 Jahre, aber - nunja? Als Weihnachtsgeschenke sind auch nur noch Gegenstände erlaubt, zu denen sich gleich eine potentielle Erbin bereitstellt.
Organisatorisch sind wir also auf Spur, um das Emotionale soll es hier nicht gehen. Es geht - vielleicht überrascht das jetzt - um Marzipantorte.
Papa N. ist Bäcker und Konditor, ich kann seit dem Kindergartenalter Eier trennen, Zucker brennen, Tortenböden schneiden und am Klopfen erkennen, ob der Kuchen fertig ist. An Gebäck hat es uns nie gemangelt und auch nicht an Geschichten über die 10.000 Berliner, die in einer Karnevalsnacht zwischen 2 und 7 Uhr morgens apricotiert und glasiert werden. Das Signature-Gebäck der Familie sind jedoch Lebkuchenplätzchen und Marzipan-Walnuss-Torte.
Das Rezept für die Lebkuchenplätzchen wird nicht preisgegeben. Es steht in einem kleinen Büchlein in einem vermutlich unbenannten Format irgendwo zwischen A5 und A4, mit schwarzem Ledereinband, es wirkt ein wenig wie ein Moleskine, damals gab es aber noch gar keine Moleskines. Das Papier ist leicht angegilbt, die Rezepte sind für den Bäckereibetrieb berechnet und die Mengen mit dem alten, schnörkeligen Zeichen für "Pfund" angegeben. Rechnet man auf "Hausfrauenbäckerei" um, benötigt man für die Abmessung mancher Gewürze eine Federwaage. Irgendwann in der hoffentlich weit entfernten Zukunft (Papa N. sagt: in etwa 10 Jahren) werde ich dieses schwarze Büchlein erben.
Das Rezept für die Marzipan-Walnuss-Torte existiert nur im Kopf von Papa N. und basiert im Wesentlichen auf einer Walnusspaste, von der etwa drei Teelöffel (aber manchmal sind es nur zwei, man schmeckt es ab, weil es auch mit dem Aroma der verwendeten gehackten Walnüsse zusammenhängt) benötigt werden. Die Paste befindet sich seit ich denken kann in einem unbeschrifteten Marmeladenglas im Kühlschrank. Immer, wenn ich Bedenken bezüglich der Haltbarkeit äußere, lacht Papa N. Immer, wenn ich Bedenken bezüglich des Pegelstandes im Glas äußere, sagt er "Ich han jenoch." Bei der letzten Tortenerstellung schüttelte er das Glas, zwinkerte in meine Richtung und sagte: "15. Vielleicht 20." Ich wurde nervös.
Wenn ich nervös werde, verfalle ich in Aktionismus. Papa N. zu befragen, blieb jedoch völlig ergebnislos. "Ich han jenoch!", sagte er beharrlich. Also recherchierte ich. Ich googelte alles, was das Internet mit Walnuss und Konditorei hergibt, ich verglich Werbeaufschriften von Messern, Paletten, Schürzen und Schüsseln, die sich noch aus Papa Ns aktiven Zeiten in unserem Haushalt befinden und glich diese mit den Dosierungsanleitungen der entsprechenden Produzenten von Walnusspasten ab. Und siehe da: mittels meines Putzeimers (ein ehemaliges 20-Liter-Aufbewahrungsgefäß für Fondant) wurde ich fündig.
Ich weiß jetzt, wo es genau die Walnusspaste gibt, die ich benötige, und der Rest ist ein Klacks. Bestellen kann ich sie Einheiten von mindestens drei Dosen mit jeweils 1 kg Inhalt. Das dürfte etwa 150 Torten entsprechen.
Mitlesende Familie, Mitbewohner, Freunde, Kollegen: Macht euch auf was gefasst.
Die nächsten 5 Tage ausschlafen - alles, alles, alles wird dann besser. Die Frage ist jetzt nur noch, ob ich die Tasche zum Verreisen heute noch packe, mich aufraffe und durch die Räume schleppe und hoffe, nichts Wichtiges zu vergessen, dafür morgen absolut nichts mehr machen muss, oder ob das Packen morgen früh besser ist, unter Zeitdruck aber mit klarem Kopf.
Morgen früh ist das natürlich besser. Wer nicht denken kann, kann auch keine Tasche packen und was jetzt eine Stunde dauern würde, ist morgen in fünf Minuten erledigt. Das ist doch ganz einfach so.
Ein Paket mit ungefähr 30 verschiedenen Klamotten bekommen. Eine Woche lang keine Zeit zum Auspacken gehabt. Heute geschaut - alles passt, aber nichts gefällt. So gar nicht. Nicht einmal annähernd.
Fazit: irgendwann zwischen letztem Montag und heute muss ein Austausch durch Aliens stattgefunden haben.