Wir haben so einen Küchentisch, an dem (wenn er nicht vergrößert ist) etwa 7 Personen sitzen können: drei auf einer Sitzbank an der Wand, zwei auf Stühlen auf der anderen Seite und dann am Kopfende und am Fußende je einer. Fußende meint dabei die Fensterseite.
Ich sitze gerade an der Kopfseite und dabei fällt mir auf: ich sitzte zum allerersten Mal überhaupt an dieser Kopfseite. Glaube ich. Außer, ich kann mich eventuell nicht mehr erinnern, dass das schon mal stattfand, das mag auch sein, später am Abend beim Doppelkopf oder einer Party vielleicht.
Das Kopfende sagt mir nicht so ganz richtig zu. Man könnte zwar aus dem Fenster schauen, aber da ist es schon dunkel. Und man hat gleich zwei Türen im Rücken und eine hinten-seitlich, und durch die hinten-seitliche kommt kalte Luft, weil ich Schlafzimmer das Fenster auf ist. Und drittens hat man keinen Stuhl in der Nähe, auf dem man die Beine ablegen könnte, ich weiß gar nicht, wie Frau Herzbruch das immer gemacht hat, so schräg unter dem Tisch durch am Tischbein vorbei? Das muss ich mal erfragen.
Dafür ist die Übersicht über die Küche eine ganz andere, Dinge, die ich mir noch nie aus dieser Perspektive angeschaut habe, fallen mir plötzlich auf, wie zum Beispiel: Warum steht da eigentlich eine Zwiebackdose neben dem Herd? Die habe ich doch bestimmt vor einem halben Jahr zum letzten Mal verwendet, die müsste doch mal jemand wegräumen.
Jetzt aber nicht, jetzt sitze ich hier erst einmal und schaue, was mir sonst noch so auffällt aus diesem Blickwinkel. Das ist doch komisch, dass man auf einem Platz in seiner eigenen Küche überhaupt noch nie gesessen hat!
Heute saß ich drei Stunden in einem Café und schaute Leute an. Also eigentlich las ich Dinge über den steuerlichen in Abgrenzung zum sozialversicherungsrechtlichen Arbeitnehmerbegriff, unbeschränkte, erweiterte unbeschränkte und unbeschränkte Steuerpflicht auf Antrag sowie beschränkte sowie (natürlich!) auch erweiterte beschränkte Steuerpflicht, erste und zweite Progressions und obere und oberste Proportionalzone (warum man letztere wohl nicht analog auch "erste" und "zweite" nennen konnte?) und ähnlich Interessantes, wobei es aber - da wird jeder zustimmen - für die Erhaltung der geistigen Gesundheit absolut unerlässlich war, spätestens nach 3 Seiten Lektüre mal wieder einen Blick auf die Umgebung zu werfen.
Die betrachtete Umgebung meiner Wahl bestand aus mehreren zu einer Tafel zusammengeschobenen Tischen, an denen eine Gruppe saß, alters- und geschlechtsgemischt, auffällig war aber: Herren, die keine langen Haare trugen, hatten immer einen Bart, wohingegen Herren, die langes Haar hatten, nie zusätzlich auch noch einen Bart aufweisen konnten. So als gäbe es eine maximal verfügbare Menge Haar am Körper. Alle Frauen waren dunkelblond und langhaarig bis auf eine, die hatte rosa Haare. Alle Menschen trugen Jeans, nur ein Herr wich ab mit seinem einteiligen Ganzkörperfleeceanzug in schwarz.
Zwischen meinen Studien überlegte ich also immer wieder, um was für eine Gruppe es sich gehandelt haben könnte. Man schien sich nicht allzu gut zu kennen, fasste sich auch nicht an. Ich wollte noch fragen, aber dann waren sie ganz plötzlich verschwunden, als ich mich gerade voller Enthusiasmus dem Grenz- und Durchschnittssteuersatz widmete - endlich mal was, das man auf Anhieb versteht.
Schade. War es vielleicht eine Seminargruppe, die zum Mittagessen ging, oder Teilnehmer an einer Exkursion? Was meinen Sie?
Frau N: Entschuldigung, haben Sie Steno-Papier, also Blöcke oder Hefte oder was auch immer?
Verkäufer: Was?
Frau N: Steno-Blöcke. Oder Hefte. Das ist Lineatur Nr. 12.
Verkäufer: Was?
Frau N: Steht hier auf Ihrer Übersicht. Lineatur 12. Aber dazu gibt es kein Fach im Regal. Ist das woanders?
Verkäufer: Keine Ahnung!
Etwa 150-jährige Kundin: Steno-Papier gibt es hier nicht. Wozu brauchen Sie das?
Frau N: Ich überlege, Steno zu lernen.
150-jährige: Dann überlegen Sie doch erst mal fertig.
Frau N: Nein, es ist so: wenn es das Papier gibt, lerne ich es, wenn nicht dann eben nicht.
150-jährige: Wie albern. Das Papier können Sie sich natürlich aus dem Internet ausdrucken. Dass Sie das nicht wissen!
Frau N: (guckt dumm)
150-jährige: Sie haben doch sicher Internet?
Frau N: Ohja, ja, natürlich!
150-jährige: Na sehen Sie. Dann werden Sie jetzt wohl zurechtkommen.
(Abgang 150-jährige Frau).
Ähja.
Vor ein paar Tagen war ich auf dem Weihnachtsmarkt, wie kam das nochmal - achja, es war der Neujahrsmarkt (hier im Ort geht der Weihnachtsmarkt seit ein paar Jahren nahtlos in den Neujahrsmarkt über, außer einer Veränderung des Namens wird keinerlei Modifikation vorgenommen, ich finde das unglaublich elegant) und die ganze Familie mit Großeltern war dort, weil wir ja nochmal Weihnachten gefeiert hatten. Also waren wir auch am Crêpes-Stand und dort war eine Frau, die komische Sachen kritzelte. Ich schaute mir das an, es war komplett unleserlich und keine mir bekannte Schrift, ich schaute die Frau an, sie sah nicht außerirdisch aus und sprach ganz normal mit der Crêpes-Frau, nein, halt: sie interviewte sie!
Ich wusste ja auch schon einiges über die Crêpes-Frau durch meine kleine Weihnachtsmarktumfrage neulich, bei der ich wissen wollte, das die Standbesitzer eigentlich außerhalb der Saison machen. Hatte ich davon berichtet? Bestimmt. Ich konnte mich aber zurückhalten und rief nicht "ich weiß auch was!" sondern erfasste blitzartig die Situation: die Dame war eine Journalistin (oder sowas) und führte ein Interview und schrieb folglich Steno.
Steno! Dass es sowas noch gibt. Wie veraltet, wer braucht den sowas - aber moment, wie praktisch! Wenige Sekunden später wollte ich auch Steno lernen, der erste Weg, wenn man etwas lernen möchte, ist natürlich, es zu googlen. Sowieso, was man nicht online lernen kann, kann ich nicht lernen, dazu fehlt mir die Zeit.
Man kann Steno online lernen, sogar auch kostenlos. Dauert allerdings länger, als ich mir vorgestellt hatte, nämlich wenn man jeden Tag eine Stunde lernt etwa ein halbes Jahr. Ich hatte mir eher sowas im Zeitraum von ein Wochenende und dann halt Übung vorgestellt, Übung hätte ich mir im Büro nebenher beschaffen können, in dem ich einfach immer munter alles mitschreibe, was jemand sagt, das hätte ich mir spaßig vorgestellt. Aber ein halbes Jahr täglich eine Stunde? Wenn ich so viel Zeit hätte, würde ich virtuos Klaiver spielen und müsste nicht demnächst eine Woche Urlaub nehmen, um meine Prüfung gut zu bestehen. Der Wunsch, Steno zu lernen, erlosch genauso schnell, wie er entstanden war.
Das ist jetzt ungefähr eine Woche her. Und seit einer Woche, ungelogen, begegnet mir Steno jeden Tag. Einmal sah ich wen in bei Starbucks etwas in Steno in ein Moleskin schreiben (Verdacht: Entwurf eines Blogpostings), einmal ging es in einer Zeitschrift um Steno, ein anderes Mal in einem Blog, dann fand ich einen Zettel in einem Einkaufswagen (den ich aufgrund meiner Recherchen immerhin zuordnen konnte).
Ich glaube, ich sollte das doch lernen. Ich weiß zwar nicht, zu welchem Zweck, aber ich bin sicher, es wird zu irgendwas gut sein.
Urlaub ist ja immer so eine Sache, jede Durchbrechung der Routine supsekt denn meist nicht folgenlos: die Leute kommen verändert zurück, jedenfalls vorübergehend.
Ich zum Beispiel kehrte aus meinem Urlaub als neue, und zwar völlig emotionslose Person an meinen Arbeitsplatz zurück. Schon nach wenigen Tagen kann ich behaupten: meine Arbeitsbelastung reduziert sich dadurch signifikant! Als völlig emotionslose Person muss man nämlich auch gar nichts diskutieren, man sagt entweder Ja oder Nein und so ist es dann. Geht alles viel schneller!
Ist allerdings auch ziemlich langweilig.
Nachdem - auf meine spezielle Anordnung hin - seit 1.10. in jeder Gemüsekiste ein Kürbis dabei war und wir dazu noch außerplanmäßig die gesamten Halloween-Laternen aufgegessen haben, kulminierte die Saison heute in einem Kürbis-Risotto - das Kübisfleisch im Ofen gebacken und ganz am Ende untergerührt, obendrauf Bacon-Streifen.
Beim Kochen war ich noch absolut motiviert, es roch auch gut, der Duft allein sättigte aber schon enorm und als es dann ans Essen ging, nahm ich mir eine eher kleine Portion, von der ich dann die letzten zwei Löffel auch partout nicht mehr runterbringen mochte.
Die Kürbisphase ist damit wohl auch erstmal durch. Und ich könnte mir gut vorstellen, die nächste Saison auszusetzen.
Januar ist ein Monat, den ich nicht so mag. Erstens wird es zwar wieder heller, aber was man dann im Hellen sieht ist grau und nass und klamm. Die bunten Blätter sind weggefegt, die Kerzen wieder im Schrank, der Tee ausgetrunken. Die Erdrückende Gemütlichkeit ist wieder in der Kiste im Keller verstaut, die Feierei und die Verwandtschaft haben wir hinter uns, aber - was jetzt?! Karneval etwa?
Schlechte Laune herrscht im Januar vor, schauen sie sich die Leute auf der Straße mal an: alle schlecht gelaunt. Die hatten nämlich Vorsätze, doch dann waren sie erst verkatert und danach setzt schon der Alltag wieder ein. Die Aufbruchstimmung haben sie also verpasst und nun schauen sie ratlos dem abgefahrenen Zug hinterher. Im Nieselregen.
Januar ist das eigentliche "zwischen den Jahren". Das Bestellt und nicht Abgeholt. Aufräumzeit - den Baum raus, die neuen Mülltermine eintragen und die Versicherungen buchen ab. Andere Steuern, Beitragsbemessungen und Briefporto. Alles anders, nichts besser.
Frohes neues Jahr. Ich kann nichts dafür, dass heute schon der 6. ist. Man kommt ja zu nichts, auch 2014 nicht.
Wenn man wegen der ganzen Feiertage ausnahmsweise einmal für alles mögliche Zeit hat, ja, dann kommt plötzlich auch Puzzlen als Freizeitbeschäftigung in Frage. Findet Mademoiselle. Und so dufte ich heute etwas assistieren, als eine Portraitzeichnung eines blumenumrankten Einhornkopfes aus 500 Teilen erstellt wurde.
Zu meiner großen Überraschung stellte ich fest, das Puzzle heute ja auch ganz anders ist als früher. Also das Teilezusammenstecken ist gleich (wobei es nun auch 3D gibt, also doch nicht ganz gleich), aber die Peripherie! Man hat eine Puzzlematte, wo ich früher noch auf einem grünlackierten Holzbrett puzzlete, das gleichzeitig die Unterlage für Lego oder Playmobilwerke oder den Fußboden der Barbiebehausung darstellte! Dann gibt es ein Tütchen mit "Puzzle-Fixateur" in der Packung, das rührt man an, muss dann 1 Stunde warten, schmiert es dann auf das Puzzle, muss dann nochmal 2-3 Stunden warten und kann das Werk, also den Einhornkopf mit den Blumenranken, dann noch mit beigefügten Glitzersteinen bekleben. Das hat mir auch keiner vorher gesagt, das mit den 1 Stunde plus 2-3 Stunden, als das Puzzle so als "letzte Aktivität vorm Schlafengehen" angefangen wurde. Dankeschön, Ravensburger... aber dafür haben wir ja nun einen Einhornkopf, den wir überall aufhängen oder, ja!, oder sogar auch aufstellen können. In jedem Raum der Wohnung. Wunderbar.
Nun habe ich knapp einen Tag Quizduell ausprobiert und dabei festgestellt: das absolute Kerngebiet meines Wissens liegt im Bereich "Essen und Trinken".
Früher, bei Trivial Pursuit, habe ich ja nie das pinkfarbene Tortenstück bekommen. Also das für "Unterhaltung". Nie, wirlich nie, in nicht einem einzigen Spiel. Später haben wir gar nicht mehr normal gespielt, sondern alle haben nur noch versucht, eine pinkfarbene Frage zu finden, die ich beantworten könnte - aussichtslos. Wir haben dann aufgehört, es zu spielen, ist ja dann sinnlos.
Interessanterweise scheine ich aber seither ein gar nicht geringes Wissen über Fernsehserien aufgebaut zu haben, was besonders fasziniertend ist, weil ich doch gar keine gucke. Auch amüsierte es mich zu erfahren, dass ich mich im Bereich "Labor" ganz gut auskenne, besonders in chemischen Fragen. Wo ich doch immer Chemie als das Fach anführe, das besonders gut belegt, dass man ohne jeglichen Wissenserwerb aus einem Kurs hervorgehen kann. Vielleicht muss ich diese These überdenken.
Jetzt ist Quizduell aber erstmal schon wieder vorbei, man hat nämlich anscheinend nur eine begrenzte Art an Spielen, bis man irgendwas bezahlen um Dingens, Premium, zu werden. Und die habe ich jetzt aufgebraucht.
Ich weiß ja nicht, was Sie am Wochenende vorhaben, aber ich für meinen Teil werde morgen wieder Weihnachten feiern. Das Essen habe ich heute teils vorbereitet (Schmorgulasch), dazu gibt es das Rotkraut von dem Weihnachten neulich (aus der Tiefkühltruhe), Klöße kriegen wir nochmal frisch aus dem Kochbeutel morgen spontan hin. Jahaa, wir schrecken hier vor nichts zurück.
Das besonders lustige ist, dass Herr N. es auch bis zu unserem Zweitweihnachten noch nicht geschafft hat, die benötigten Geschenke zu beschaffen. Er wird also morgen früh aufstehen müssen.
Möglicherweise feiern wir dann nächstes Wochenende nochmal Silvester. Aber da möchte ich mich jetzt noch nicht festlegen.