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    Donnerstag, 2. Januar 2014
    Blogging November - 794

    Kontrolleur 1: Diiieeeee Fahrkarten bitte.

    Junger Mann: (zeigt Fahrkarte)

    Kontrolleur 1: Sie wissen schon, dass Ihre Fahrkarte für Offenbach ist?

    Akkordeonspieler: lülülüüüüü

    Kontrolleur 1: Sie dürfen hier nicht musizieren! - Sie, haben Sie mich gehört?

    Junger Mann: Schon. Aber wir sind doch in Offenbach.

    Kontrolleur 1: Jetzt sind wir in Offenbach, aber eben waren wir in Frankfurt und da saßen Sie schon in der Bahn.

    Junger Mann: Jetzt sind wir in Offenbach und jetzt kontrollieren Sie meine Fahrkarte und die ist für Offenbach. Wo ist das Problem?

    Akordeonspieler: lalalalaaaaa

    Kontrolleur 1: Gebensemal Ihren Ausweis. - Sie dürfen hier nicht musizieren! - Ihren Ausweis!

    Junger Mann: Habe ich nicht dabei.

    Kontrolleur 1: Dann hole ich mal meinen Kollegen...

    Junger Mann: He, geben Sie mir erstmal meine Fahrkarte zurück!

    Kontrolleur 1: (geht weg)

    Junger Mann: (hält ihn fest)

    Kontrolleur 1: Nehmen Sie die Finger weg!

    Akkoredonspieler: luuulululluuuuuu

    Junger Mann: Geben Sie mir meine Fahrkarte!

    Kontrolleur 1: Sie können hier gar nichts fordern!

    Anderer Mann (gerade eingestiegen): Entschuldigen Sie - wie viele Kinder kann ich auf meiner Monatskarte mitnehmen?

    Kontrolleur 1: Was?

    Anderer Mann: Ich habe eine Monatskarte und da kann ich doch Kinder mitnehmen. Aber wie viele?

    Akkordeonspieler: liiililiiiiiliiii

    Junger Mann: Ich will meine Fahrkarte zurückhaben!

    Kontrolleur 1: Sie dürfen hier nicht musizieren!! - Jetzt gar keine, nur am Wochenende und nach 19 Uhr.

    Anderer Mann: Ich will ja auch erst am Samstag mit den Kindern...

    Junger Mann: Meine Fahrkarte!!

    Kontrolleur 1: Drei eigene oder ein fremdes unter 15.

    Frau N: Äh - Entschuldigung, das stimmt nicht.

    Kontrolleur 1: Wer sind Sie denn?

    Frau N: Mein Name ist Novemberregen, ich fahre hier Bahn.

    (Frau N. und anderer Mann kichern)

    Akkordeonspieler: läääälääläääää

    Kontrolleur 1: Sie dürfen hier nicht musizieren!

    Junger Mann: Meine FAHRKARTE!

    Frau N: Seit der Fahrplanumstellung Mitte Dezember Kinder unter 15 so viele man will. Egal ob eigene oder fremde.

    Kontrolleur: Quatsch.

    Frau N: Doch. Natürlich nur nach 19 Uhr und am Wochenende. Und an gesetzlichen Feiertagen.

    Anderer Mann: Wie viele?

    Frau N: So viele unter 15 wie man will. Oder muss.

    Kontrolleur 1: Reden Sie keinen Unfug!

    Frau N: Sie reden Unfug!

    Kontrolleur 1: Nicht in dem Ton, junge Frau!

    Anderer Mann: Moment Mal, ich möchte schon wissen, welche Auskunft jetzt korrekt ist!

    Junger Mann: Jetzt reicht es mir aber! Meine Fahrkarte!!

    Akkordeonspieler: läääälääääälääää

    Kontrolleur 2: Was ist denn hier los? - Sie dürfen hier nicht musizieren!

    Kontrolleur 1: Ich habe hier eine uneinsichtige Person!

    Kontrolleur 2: Wer denn? Der Herr?

    Anderer Mann: Ich wollte nur wissen, wie viele Kinder ich mitnehmen kann auf meiner Monatskarte!

    Kontrolleur 2: Alle eigenen oder bis zu drei fremde Kinder.

    Frau N: Verzeihung, das ist falsch! Unendlich viele unter 15. Täglich nach 19 Uhr, Samstagen, Sonntagen und gesetzlichen Feiertagen. Seit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember.

    Kontrolleur 2: Woher wollen Sie das denn wissen?

    Frau N: Ich bin Profibahnfahrer.

    Kontrolleur 2: Was sind Sie?

    Kontrolleur 1: Das ist doch Quatsch!

    Frau N: Das steht auch in Ihrem Kundenmagazin und in der Tarifübersicht in den Schaukästen überall die ich immer studiere, wenn die Bahn Verspätung hat.

    Anderer Mann: Also echt jetzt, das sollten Sie aber wissen! Da hätte ich jetzt völlig umsonst Fahrkarten für die ganze Bande gekauft! Das ist nicht in Ordnung so, haben Sie eine Dienstnummer oder sowas?

    Junger Mann: Ihr Kollege hier gibt mir meine Fahkarte nicht mehr zurück, können Sie da mal was sagen?

    Kontrolleur 2: Sind Sie der uneinsichtige Schwarzfahrer?

    Akkordeonspieler: liiilülülülüüüüü

    Kontrolleur 2: Sie dürfen hier nicht...

    Junger Mann: Ich fahre nicht schwarz! Ich habe eine Schülerkarte für Offenbach und wir sind in Offenbach.

    Kontrolleur 1: Aber der saß aber schon an der Stadtgrenze in der Bahn!

    Anderer Mann: Kann ich jetzt mal einen Namen oder eine Nummer von Ihnen haben? Ich muss gleich aussteigen und möchte mich schriftlich über Sie beschweren. Das gibt es doch nicht, dass Sie hier die Fahrkarten kontrollieren und dabei die Beförderungsbedingungen nicht kennen.

    Kontrolleur 2: Bist du sicher?

    Anderer Mann: Duzen Sie mich nicht!

    Kontrolleur 2: Ich spreche nicht mit Ihnen.

    Junger Mann: Ich will mich auch beschweren!

    Akkordeonspieler: dudeldudeldiiiii

    Kontrolleur 1 und 2: Sie dürfen hier nicht musizieren!

    Akkordeonspieler: Ich steige gleich aus.

    Anderer Mann: Ich auch, deshalb Ihren Namen bitte.

    Junger Mann: Ich auch, deshalb meine Fahrkarte bitte.

    Frau N: Ich auch, aber das ist glaube ich egal.

    (alle steigen aus)


    Ab da habe ich die Situation nicht weiter verfolgt. Nur der Akkordeonspieler hat mich noch ein Stückchen spielend begleitet.

    Mittwoch, 1. Januar 2014
    Blogging November - 793

    Der Familienkalender in der Küche ist nun auf den aktuellen Stand gebracht was bedeutet: ich bin dann jetzt auch - spät, aber nicht zu spät - bereit für 2014.

    Für das neue Jahr zeichnet sich ziemlich viel Lernen ab, im April ist Prüfung und danach geht es auch relativ nahtlos weiter. Auch die eine oder andere Reise ist geplant - Stockholm im Frühjahr, vielleicht Schottland im Sommer - und möglichwerweise lässt sich ja noch was einschieben.

    In Bezug auf Mademoiselle hoffe ich, dass es nicht so viele Neuerungen geben wird, da hat sich im letzten Jahr derart viel geändert, dass es schön wäre, erst einmal zu konsolidieren.

    Ich bin gespannt, was so kommt. Vorbereitet bin ich jedenfalls. Und mal ganz ehrlich, wie kann man besser in ein neues Jahr gehen als wenn man von einer Party mit Übernachtung nach Huse kommt und die Putzfrau war gerade da?!

    Dienstag, 31. Dezember 2013
    Blogging November - 792

    In drei Läden gewesen, überall viel Pesonal und wenig Kundschaft, so dass die Dame an der Fleischtheke vehement "Was darf's denn sein?" fragte, obwohl ich doch nur und mit mehreren Metern abstand vorbeiging, und an den Kassen der Drogerie - alle geöffnet - ein regelrechter Wettbewerb stattfand. "Hierher! Kommen Sie zu mir! Hier!!"

    Neujahrsmitbringsel (Marzipanschweinchen, Vierblättrige Kleeblätter, Schornsteinfeger) sind um 50% reduziert, Böller auch schon runtergesestzt.

    Falls Sie also noch irgendwas brauchen, wäre jetzt ein guter Moment.

    Viel Spaß heute Abend, was immer Sie machen.

    Montag, 30. Dezember 2013
    Blogging November - 791

    Mademoiselle: Mama, kann ich ein Salamibrot essen?

    Frau N: Klar.

    (nichts geschieht. 15 Minuten später:)

    Mademoiselle: Mama? Wo ist denn mein Salamibrot?

    Frau N: Noch unrealisiert in der Zukunft, denke ich. Du hast dir ja keins gemacht.

    Mademoiselle: Ich dachte, du machst mir eins!

    Frau N: Guck mal auf die Uhr! Es ist schon nach 9, du weißt doch, dass ich ab 8 nur noch mache, wozu ich Lust habe.

    Mademoiselle: Ich dachte, du hättest Lust, mir ein Salamibrot zu machen.

    Frau N: Leider nein.

    Mademoiselle: Ich kann aber kein Brot abschneiden.

    Frau N: Doch, bestimmt.

    Mademoiselle: Nein, der Papa kann das auch nicht.

    Frau N: Doch, der kann das auch.

    Mademoiselle: Aber die Oma nicht.

    Frau N: Doch, die auch. Die tut nur so als könnte sie das nicht.

    Mademoiselle: Warum haben wir eigentlich kein Brot in Scheiben?

    Frau N: Weil mir das nicht schmeckt. Das wird immer so schnell trocken. Außerdem finde ich Messer toll.

    Mademoiselle: Warum bestimmst du hier eigentlich alles?

    Frau N: Wer das Brot kauft, bestimmt halt, welches es ist. Wenn du mir mit zum Bäcker gehst, darfst du aussuchen.

    Mademoiselle: Morgen gehe ich ja mit dir zum Bäcker.

    Frau N: Ja, ich freu mich auch schon. Aber Brot brauchen wir morgen keins, wir haben ja noch ein ganzes.

    Mademoiselle: Na super. Und das wird auch für immer so bleiben, weil die, die das Brot essen will, es nicht schneiden kann!

    Frau N: Versuch es doch einfach mal!

    Mademoiselle: Was du sagst ist total unlogisch. Mama, wenn ich das jetzt versuche und mir den Finger abschneide, dann hast du viel, viel mehr Arbeit, als wenn du mir kurz das Brot schneidest!

    Frau N: Wieso? Ich rufe dann einfach einen Krankenwagen, da muss ich noch nichtmals aufstehen!

    Mademoiselle: Doch, du musst ja das Blut in der Küche wegwischen, sonst gehen die Katzen da dran!

    Frau N: Dann muss ich die nicht mehr füttern, das ist praktisch!

    Mademoiselle: Vielleicht essen die den abgeschnittenen Finger dann mit!

    Frau N: Das kann sein! Vielleicht spielen sie auch damit und schleppen ihn durch die Wohnung. Dann sind sie schön beschäftigt und maunzen nicht dauernd!

    Mademoiselle: Mama, fressen Katzen Menschen?

    Frau N: Ich weiß nicht. Vermutlich schon, wenn sie nichts anderes haben und der Mensch sich nicht wehrt. Sind ja Fleischfresser. Raubkatzen fressen ja auch Menschen.

    Mademoiselle: Ratten fressen ja auch Menschen. Mama, ich finde das total cool, dass ich immer Tiere habe, die mich fressen würden!

    Frau N: Ah.

    Mademoiselle: Also wie machen wir es jetzt mit dem Brot?

    Frau N: Ich finde echt, du kannst das allein abschneiden.

    Mademoiselle: Und ich finde echt, ich kann das nicht.

    Frau N: Ich könnte mitkommen und dir Tipps geben und so.

    Mademosielle: Mama! Ist es jetzt nicht wirklich schon etwas zu spät für so... so Erziehung??


    (Ja, ja, ich habe das Brot dann geschnitten...)

    Sonntag, 29. Dezember 2013
    Blogging November - 790

    Ich weiß nicht mehr, warum ich in der 9. Klasse - weder aus politischen noch aus geografischen Gründen jedenfalls - Russisch gewählt habe. Der Lehrer war ein alter 68er, er hatte einen Doppelnamen und trug immer selbstgestrickte Socken und Pollunder; außerdem war er sehr energisch und engagiert. Diverse Male lud er uns alle zum Abendessen bei sich ein, jeder sollte eine selbstgekochte russische Speise mitbringen, zu der er vorher Rezepte verteilte, jedes Mal hatte ich irgendwas mit Buchweizen oder Petersilienwurzel und es schmeckte immer sehr schlimm, dazu gab es an allem interessierte Fragen des Lehrers, die, je später der Abend fortschritt, in flammende Monologe übergingen: "Sie müssen für etwas brennen, finden Sie sich, demonstrieren Sie, leben Sie!".

    Er war vermutlich ein guter Lehrer. Wir waren, glaube ich, auch ziemlich gute Schüler, mehrmals nahmen wir jedenfalls an Sprachwettbewerben teil, deutschlandweit, und einmal gewannen wir, was den Lehrer so mitnahm, dass er den Ort des Wettbewerbs in unbekannte Richtung verließ und uns dort vergaß. Das war ja alles noch, bevor es Handys gab. Das Organisationskommittee fand uns aber beim Abschließen der Halle wartend im Regen, brachte uns zum Bahnhof, legte Geld für Fahrkarten vor und setzte uns in den richtigen Zug nach Hause, alles kein Problem, und als wir den Lehrer am nächsten Tag in der Schule sahen, entschuldigte er sich viel, umarmte uns noch mehr und das alles unter Tränen.

    Zweimal gerieten wir aneinander. Einmal, weil ich meinem Sitznachbarn vorgesagt hatte, da wurde der Unterricht abgebrochen und es gab einen Vortrag, dass es ihn zum einen kränkt, dass wir ihn besser kennen müssten als zu glauben, dass man sich gegen ihn zusammenschließen muss, und zum zweiten, und das viel schwerwiegender, dass ich dem Sitznachbarn die Möglichkeit genommen habe, seine eigenen Fehler zu machen, was eine Bevormundung darstellte. Aus heutiger Sicht ein Ansatz, den ich durchaus nachvollziehen kann, jedoch funktioniert die Dynamik zwischen 9.-Klässlern und Lehrern meiner Erfahrung nach einfach nicht auf diese Art.

    Das zweite Mal war ein paar Jahre später. In der letzten Klassenarbeit hatte mich das Thema sehr interessiert und ich hatte versucht, gut zu schreiben, gut im Sinne von stilistisch ansprechend. Das Resultat war ein etwas zu großer Schuh, inhaltlich sehr gut und auch sprachlich verständlich, aber durch viele danebengegangene sprachliche Feinheiten eine drei. Ich fand, dieses Unterfangen lohnte nicht und beschloss, in der nächsten Klassenarbeit auf Nummer sicher zu gehen, die ging um irgendwas von Tolstoi, das mich sowieso nicht gefesselt hatte. Ich schrieb also simpelste Satzkonstruktionen ohne jedes Risiko. Der Lehrer tobte: "Ich möchte diese Klausur zerreißen! Sie wissen, sie enthält keine Fehler, aber sie enthält auch sonst nichts, nichts, keine Inspiration, keine Seele, gar nichts, diese Klausur ist eine Respektlosigkeit gegenüber der Sprache und ein Verbrechen an Ihren Fähigkeiten! Ich weigere mich, sie zu benoten." Mir klingeln heute noch die Ohren davon.

    Und dann gab es noch die Sache mit Pigi. Das muss ungefähr in der 10. Klasse gewesen sein, es war nämlich zu dem Zeitpunkt, an dem ich 5 Sprachen (inklusive Deutsch) als Fach in der Schule hatte, und an einem absurden Wochentag kamen sie alle hintereinander. Das erwies sich als problematisch - einmal schrieb ich in grandioser Sprachverwirrung in einer 7. Stunde eine Spanischklausur, zwar schon auf Spanisch, aber komplett in kyrillischer Schrift. Das war meine einzige 5 jemals, ehrlich gesagt ist mir unklar, warum es keine 6 war.

    Mit Pigi war es so - es wurde irgendwas auf Russisch vorgelesen, vielleicht ein Text, vielleicht eine Grammatikübung, jedenfalls kam darin jemand oder etwas aus Riga, из Риги heißt das auf Russisch, man spricht es ungefähr "is Rigi", ich bekam aber die Buchstaben plötzlich nicht mehr komplett auf die Reihe und las "is Pigi". Der Lehrer fragte nach, ich wiederholte felsenfest überzeugt: "Pigi!"

    Der Sitznachbar kringelte sich schon vor Lachen, vorsagen durfte ja aber auch keiner. "Pigi?", fragte der Lehrer. Ich schaute genau hin, merkte, das stimmt was nicht, verbesserte "Pugu!" und noch während ich es aussprach war plötzlich alles wieder klar, hihi, Pigi, Pugu, ich musste lachen, der neben mir lachte ja auch schon so sehr, dann die hinter mir. Ich versuchte, den Satz jetzt noch einmal richtig zu lesen, der Anfang ging gut, aber als "aus Riga" kam, erlitt ich einen schlimmen Lachanfall, ich versuchte es ein, zwei weitere Male aber konnte nicht mehr aufhören zu lachen. Alle lachten mittlerweile, nur der Lehrer nicht, er wollte dann den Satz einmal korrekt laut sagen aber dafür reichte dann auch seine Beherrschung nicht. Niemals mehr konnte in dieser Gruppe die Stadt Riga genannt werden, ohne dass ein Kichern losbrach.

    Es gibt diese Geschichten, sie sind eigentlich gar nicht so lustig, aber wenn man dabei war und sich an sie erinnert, hat man schon wieder dieses Zucken im Zwerchfell. Und so ist es bei mir eben mit Riga. Pigi. Pugu. Hihi.


    Dieses Posting ist für Violinista. Ihr habe ich mal von Riga erzählt, weil ich so lachen musste, als sie mir Whisky aus Lettland anbot. Und aus unerklärlichen Gründen - vielleicht lag es am Whisky - fand sie die Geschichte ebenfalls unglaublich lustig, ganz ohne dabei gewesen zu sein. Seitdem tutsie immer wieder Gelegenheiten auf sie weiteren Personen zu erzählen. Die sie dann aber - wenig überraschend - nur mäßig spaßig finden.

    Morgen möchte sie einen neuen Versuch starten und bat daher um die Story noch einmal im Original. Ich fürchte, es wird ihr nicht helfen, aber das wird sie uns dann vielleicht übermorgen selbst berichten.

    Sonntag, 29. Dezember 2013
    Blogging November - 789

    Mademoiselle hatte sich bereits seit dem Tag vor Heiligabend Schnitzel gewünscht, aber wegen der bereits erfolgten Essensplanung und Resteverwertung war es erst heute möglich, diesem Wunsch zu entsprechen.

    Also war ich heute beim Metzger. Der junge Mann, der bediente, war sehr freundlich, ja, regelrecht herzlich. Unter anderem fragte er auch jeden in der langen Schlange vor mir, ob er das Fleisch per Hand oder mit der Maschine schneiden solle.

    Zu meinem großen Erstaunen hatte auch jeder dazu eine klare Meinung. Gut, ich gebe zu: ich interessiere mich nicht für Fleisch und kenne mich dementsprechend wenig damit aus. Oberschale, Unterschale, Nuss und so, das ist für mich alles ein Tier und ich sage den Bedienungen, was ich kochen möchte, das richtige Stück sollen die mir dann bitte heraussuchen, dafür sind sie da. Ich wurde schonmal gefragt, ob man das Fleisch für Gulasch für mich kleinschneiden oder noch am Stück lassen soll, ebenfalls, ob es sich lohnt, das Schnitzel schon zu klopfen oder ob es noch liegen wird. Aber in die Frage, mit welcher Methode es abzuschneiden sei, war ich bisher noch nie einbezogen worden.

    Als ich dann an der Reihe war fragte ich also zurück, was denn der Unterschied wäre. "Nunja", antwortete der freundliche junge Mann, "die Maschine ist das da hinten, und meine Hand ist das hier." Er winkte. Ich erlitt einen kleinen Lachschnauber - Sie kennen das, das hat man auch öfters, wenn man im Internet liest und wenn man dann gerade Kaffee trinkt, ist danach der Bildschirm besprenkelt und die Nase kribbelt. "Ansonsten", fuhr er fort, "ist das kein Unterschied. Aber die Leute haben da so ihre Vorstellungen."

    "Ich nicht", sagte ich. "Machen Sie einfach, wozu Sie mehr Lust haben." Da freute sich der junge Mann, schnitt mit der Hand und legte noch ein zusätzliches Schnitzel "aufs Haus" obendrauf.

    Freitag, 27. Dezember 2013
    Blogging November - 788

    Ich habe heute tatsächlich neun Stunden im Büro verbracht, mit insgesamt nur vier weiteren Personen auf zwei Stockwerke verteilt, einem einzigen Anruf, aber gar keiner Langeweile. So viele Sachen hatte ich noch auf meiner "muss man mal machen"-Liste - Mails, die nicht wichtig, aber nett zu schreiben wären, Personen, zu denen ich irgendwann "ich suche dir das bei Gelegenheit mal raus" gesagt hatte, Artikel, die ich aus Interesse irgendwo herausgerissen aber noch nicht gelesen hatte, Ideen, deren Möglichkeit der Umsetzung ich mir genauer durch den Kopf gehen lassen und Fragen, zu denen ich noch nach einer Antwort suchen wollte. Die Zeit verging wie im Flug.

    Am Vormittag machten wir noch ein gemeinsames Kaffeetrinken zum 5. Advent, Mittags schicken wir wen Sushi holen und der Nachmittag verging besonders schnell, weil immer mal Personen, die heute gar nicht arbeiteten, vorbeischauten und es immer eine Überraschung war, ob man sie in Freizeitgewandung überhaupt wiedererkennen würde. Bei einem musste ich tatsächlich länger überlegen, was daran lag, dass er eine schwarze Zipfelmütze trug - da ich ihn mit Glatze kenne, war das eine ziemliche Typveränderung.

    Das war also ein sehr entspannter Tag und trotzdem einer mit vielen erledigten Sachen.

    Donnerstag, 26. Dezember 2013
    Blogging November - 787

    Ich habe zum Glück keine Feiertagspsychose. Nein, im Gegenteil, ich bin total entpsannt. Ich saß zwar heute quasi den ganzen Tag regungslos auf der Couch, aber das macht nichts, zum Glück - wirklich, eine günstige Fügung - muss, ach, was sage ich, darf ich morgen arbeiten gehen und mir im Büro überlegen, was ich alles Schönes hätte machen können, statt einfach nur regungslos auf der Couch zu sitzen. Und das kann ich dann am direkt anschließenden Wochenende tun. Besser geht es ja kaum. [Märtyrerblick.]

    Auch diese ganze Weihnachtsangelegenheit finde ich noch hübsch. Der Baum, hachja, der Baum. Mademoiselle fragte schon angstvoll, wann der Baum rausgestellt werden müsste, es ist aber noch nicht so weit, erst nächste Jahr natürlich, der Baum ist ja noch schön. Hachja, der Baum. Und die Krippe leuchtet auch so nett, jetzt, wo ich das Flutlicht gegen ein Backofenbirnchen ausgetauscht habe.

    Gut, man könnte vielleicht die Tischdecken mal wieder wegräumen. Ständig dieses Faltenwerfen und Sich-schief-Ausrichten, wenn man irgendwas irgendwo hinstellt oder -schiebt. Ja, ich denke, die Tischdecken müssen langsam mal weg. Und dass überall Kerzen herumstehen, ist auch etwas mühsam. Vielleicht könnte man auch die Süßigkeiten in irgendeine Dose verpacken.

    Aber der Baum, der kann noch bleiben. Und wer weiß: wenn ich morgen aus dem Büro zurückkehre (erstmal die Weihnachtskarten und Adventskalender dort entsorgen und was mache ich bloß mit dem Stollen, der da liegt?!) doch noch einmal Lust, für weitere zwei Tage ungestörte Weihnachtsstimmung auf der Couch zu genießen. Wir werden sehen. Hauptsache, hier fegt mal wer die Nadeln auf!

    Mittwoch, 25. Dezember 2013
    Blogging November - 786

    Seit den Herbstferien (Eltern von Schulkindern teilen das Jahr bekanntlich nach den Ferien ein) haben wir hier eine ungünstige Schlafsituation. Seit den Herbsterien betreibt das Kind nämlich Leistungssport, was bedeutet, es kommt an mehreren Tagen pro Woche erst zwischen 19 und 20 Uhr nach Hause, hat dann Riesenhunger und manchmal noch was für die Schule zu tun oder Sonstiges zu erledigen. Was dann natürlich für ein Grundschulkind, das morgens um 7 idealerweise fit und froh aus den Federn springen sollte, alles reichlich spät ist.

    So entspannt ich ja bin, was das Essen des Kindes angeht, so unentspannt bin ich, was das Schlafen angeht. Das ist viel Projektion - ich selbst habe als Kind immer Fieber bekommen, wenn ich mehrere Nächte in Folge nicht ausreichend geschlafen habe. Heute habe ich permanenten Schlafmangel, jedoch keinerlei Schlafproblem, ich schlafe immer sofort (wir sprechen von maximal 1 Minute) ein, wenn ich mir das vorgenommen habe. Wenn das jemandem nicht gelingt, ist es mir höchst suspekt. Drittens möchte ich aus vielen verschiedenen guten Gründen eigentlich nach 20 Uhr kein Kind mehr sehen.

    Unter diesen Voraussetzungen haben wir uns in die erwähnte ungünstige Schlafsituation hineinmanövriert, die sich so gestaltete, dass ich das Kind um 20 Uhr von der Haustür geradewegs ins Bett getragen, dort ausgezogen und ihm währenddessen irgendein Essen gereicht habe, und während sie mit der linken Mundhälfte noch kaute in die rechte schon einmal die Zahnbürste schob und mit panisch-genervtem "Es ist schon halb 9, JETZT SCHLAF GANZ GANz SCHNELL!!!!" den Raum verließ.

    Komischerweise schief Mademoiselle dann gar nicht. Sondern klapperte bis 22 Uhr herum (ich brauch noch... ich muss mal... da ist noch..), um dann ab 22:30 Uhr bis Mitternacht mit zunehmend klagendem Stimmchen "Mamaaaa?? Ich kann nicht schlafeeeen..." zu rufen. Und das dann nicht nur an den Sporttagen, sondern an allen anderen auch, ein Lerneffekt tritt ja immer schnell ein.

    Jetzt sind Weihnachtsferien, die Dynamik wurde mir bewusst und ich teilte dem Kind am ersten Ferientag mit, es könne nun schlafengehen, wann es will, nur würde ich ab 20 Uhr für nichts mehr zur Verfügung stehen.

    Irritierenderweise geht das Kind jetzt nicht nur ganz von selbst und zufrieden ins Bett, sondern schläft deutlich früher als in den letzten Wochen ohne Klagen ein. Wann genau weiß ich nicht, weil kein klagendes Stimmchen mehr ertönt.

    Und zusätzlich, sozusagen als Bonus-Feature, war sie auch noch an keinem Morgen vor 8:30 Uhr wieder wach.

    Mittwoch, 25. Dezember 2013
    Blogging November - 785

    So this is Christmas.

    November seit 7055 Tagen

    Letzter Regen: 09. Juli 2025, 23:02 Uhr