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    Freitag, 10. Mai 2013
    Blogging November - 556

    Immer dann, wenn ich etwas angestrengt bin, wenn alles etwas viel ist und wenn mir alle Sachen um mich herum zu viel sind, zu viel Unordnung, zu viel Krempel, zu viel Unnützes, dann möchte ich die Maus von Herrn Maus suchen.

    Herrn Maus habe ich auf einer Familienfeier kennengelernt, etwa im Grundschulalter. Welche Feier es war, weiß ich nicht mehr, in meiner Erinnerung gab es ständig Feiern unglaublich alter Leute die eine merkwürdige Sprache sprachen, die ich nicht verstand (einen westfälischen Dialekt), die Männer trugen alle Kappen und Spazierstöcke, die Frauen trugen Oberteile, die über den Busen spannten und von dort kerzengerade nach unten fielen. Wenn die Frauen spülten - und das taten sie oft - trugen sie geblümte Kittelschürzen. Die Feiern fand ich meist langweilig und vor den Leuten hatte ich ein bisschen Angst, um Mitternacht gab es allerdings meist Eis so viel man wollte, das war gut. Später schlief man in kleinen Pensionszimmern, die nach Dorf rochen und in denen alles merkwürdig knarrte und sehr, sehr dunkel war, Papa schnarchte Laut und Mama kotzte einmal nachts aus dem Fenster.

    Auf einer dieser Feiern flog Papa ein großes Insekt ins Ohr (Papa hat große Ohren - ich auch, ich habe die von ihm geerbt), das wussten wir aber nicht, es stellte sich erst etwa zwei Wochen später nach diversen Ärztlichen Untersuchungen beim Ohrenausspülen heraus, ich glaube, es war eine Hummel. An dem Abend wusste man aber nur, dass ihm schwindlig wurde und es knatterte komisch in seinem Kopf, so dass meine Mutter mit ihm vor die Tür ging, für frische Luft.

    So saß ich dann in diesem Raum - meistens waren es Gemeindesäle oder Bürgerhäuser oder so etwas, und die Tische waren in U-Form und mit Tischdecken und Tischdeckenfesthaltklipsen, und ich war müde und verängstigt, weil ständig alte, bekappte Männer mit wässrigen Augen zu mir sprachen oder Frauen mich an ihre überpafümierten großen Busen drückten und ich kein Wort verstand.

    Dann kam Herr Maus. Herr Maus stand plötzlich vor mir und sagte klar verständlich: "Hallo, ich heiße Herr Maus, damit die Leute, die ich kennenlerne, sich das besser merken können, schenke ich ihnen immer eine kleine Maus. Darf ich dir auch eine Maus schenken?" Ich bejahte und Herr Maus schenkte mir eine kleine Maus aus Ton oder so ähnlich, die auf einem Ansteckpin befestigt war. Dann war Mitternacht und Herr Maus sorgte dafür, dass ich genug Eis bekam und dann kamen meine Eltern zurück und wir gingen im dunklen, knarrenden Pensionszimmer, das nach Dorf roch, schlafen.

    Die Maus von Herrn Maus hütete ich lange wie einen Schatz, sie lag immer in derselben Schachtel, zusammen mit einem Indianerbild, das ich an meinem ersten Kindergartentag bekommen hatte, einem Foto von meiner Katze, meiner ersten Geldbörse, später einem Stück "Mammutzahn" und schließlich meinen Milchzähnen.

    Die Schachtel habe ich noch, aber die Maus von Herrn Maus ist weg, schon recht lange. Wie lange genau und wie das kam, weiß ich nicht, das erste Mal habe ich kurz vor meinem Auszug zu Hause intensiv danach gesucht, dann mehrmals in meiner Studenten-WG, in der alten Wohnung hier auch ein paar Mal, in der neuen bisher noch nicht, denn in dieser neuen Wohnung wohne ich ja immer mit Kind, so dass ich - auch wenn ich von der psychischen Verfassung her gern eine großangelegte Suchaktion nach der Maus von Herrn Maus starten würde, dazu überhaupt keine Zeit hätte. Kinder sind gut gegen Zwangshandlungen.

    Irritierenderweise hab ich aber heute auf einem unserer Kühlschrankmagnete eine Maus wahrgenommen, klein und aus Ton oder so ähnlich, die auf dieses Magnet ganz offensichtlich mit Sekundenkleber aufgeklebt ist, und das nicht in einer Form, wie man es im Laden kaufen könnte. Ich habe diese Magnetmaus schon öfters gesehen, aber nie bewusst. Wo kommt diese Magnetmaus her? Ist das die Maus von Herrn Maus, die ich vielleicht doch irgendwann nochmal wiedergefunden und zur Sicherheit dort aufgeklebt habe? Man weiß es nicht, Phasen der Herrmausmaussuche sind keine Phasen, an die man sich später im Detail erinnert.

    Morgen haben wir ein größeres Familientreffen. Ich werde dort herumfragen, wer eigentlich Herr Maus genau war, ob ihn noch jemand kennt, ob es ihn noch gibt, ob er noch Mäuse verschenkt, ob jemand eine Maus hat und wenn ja, ob ich die mal sehen könnte.




    Heute vor zig Jahren:

    Die Schule hat zwei Russinnen beschafft, die die Klassenstreberin und mich auf diesen Sprachwettberwerb vorbereiten sollen. Ich hab da ja nicht so Bock drauf, die Bücher sind auch alle total langweilig. Um 14 Uhr kommt Pe2 und wir labern so. Um 16 Uhr Spanischklausur, um 18:30 Uhr zu Hause, morgen Englischklausur.

    Freitag, 10. Mai 2013
    Blogging November - 555

    Wie gut, dass ich nicht tagebuchblogge, sonst wüsste ich ja heute gar nichts zu schreiben.

    Ich bin gespannt, denn: ich habe Klamotten bestellt und kann die morgen abholen. Ich habe neulich schon einmal Sachen bestellt, dabei war ich aber irgendwie nicht ich selbst. Ich fand, es wäre an der Zeit, dass ich mal bunte Dinge trage und mit Muster. Frau Herzbruch hatte so ein schönes orange-psychedelisches Shirt an und ich dachte: das kann ich doch auch! Und sowieso kann ich jetzt auch mal teurere Sachen bestellen, dachte ich, die sind dann hochwertiger und halten länger und wenn man sie gerade so richtig eingetragen hat, muss man sie nicht schon wieder wegen ausgeblichen und ausgeleiert entsorgen.

    Dann kam die Lieferung und, naja. Teilweise hatte ich Sachen bestellt, die im Katalog irgendwie dezent aussahen, in Wirklichkeit aber große Blümchenmuster aufwiesen oder sogar irgendwas mit Tieren. Teilweise hatte ich auch Sachen bestellt, die Frau Herzbruch tragen könnte, aber ich natürlich nicht (orange, braun und so). Und dann konnte ich am höheren Preis auch nicht unbedingt bessere Qualität ausmachen.

    Das war lehrreich. Ich bin ganz offensichtlich eben nicht braun, orange, beige oder gelb sondern uni schwarz und blau und grau (und vielleicht noch rosa, auch wenn ich das ungern zugebe). Und vermutlich bin ich auch eher billig.




    Heute vor zig Jahren:

    Philo-Klausur, ist okay. Vor Spanisch treffen wir Steven und er ist besorgt, ob wir noch zerstritten sind, dabei waren wir gar nicht zerstritten, wir haben nur zur Abwechslung mal etwas unterschiedlich gemacht. Nach Spanisch zu Hause essen, dann Klavier.

    Mittwoch, 8. Mai 2013
    Blogging November 554,5

    Aktuelles Gemüsekistenbild für Frau Sid



    Hiermit auch festgestellt: Essensfotografie ist nichts, womit ich mal ganz groß rauskommen werde.

    Blogging November - 554

    Das Kassenpersonal der gerade öffnenden Supermarktkasse kommt mit einem länglichen, metallenen Gegenstand angerannt: "Was ist das denn?"

    Frau N: "Ein Ananasschneider."

    Kassenpersonal: "Damit schneidet man Ananas?!"

    Frau N: "Ja. Hier, dieses runde Ding ist eigentlich fest, das setzt man auf die Ananas. Der Strunk sitzt unter dem Loch, hier, das Rohr ist ja hohl. Dann dreht man und das Runde Ding schneidet die Schale ab, den Strunk heraus und gleichzeitig die Ananas in eine Spirale. An den Knöpfen hier drückt man, dann kann man das Rohr durch die Ananas ziehen und der Strunk kommt mit raus. Das ist sehr praktisch."

    Kassenpersonal: "Wozu brauchen wir denn sowas?"

    Frau N: "Sie verkaufen hier geschälte Ananas. Irgendwer wird die schälen und diesen Ananasschäler dafür verwenden."

    Kassenpersonal: "Das lag jetzt aber einfach so im Büro! Was soll ich denn damit?"

    Frau N: "Der lag dort, weil er kaputt ist. Geben Sie der Filalleitung Bescheid und fragen Sie, ob schon ein neuer besorgt wurde. Sonst gibt es morgen keine geschälte Ananas. WMF nebenan hat die Dinger."

    Kassenpersonal: "Frau Filialleitung, kommst du maaaal? Hier, guck mal, das Ding ist ein Ananasschneider, wir brauchen einen neuen, der ist kaputt. Können wir Nebenan holen."

    Frau Filialleitung: "Wie hast du das denn jetzt herausgefunden?"

    Kassenpersonal: "Die Kundin hier wusste das alles."

    Frau Filialleitung: "Aha. Und woher?"

    Kassenpersonal, zu mir: "Und woher?!"

    Frau N: "Ich bin ein Fuchs."

    Kassenpersonal: "Sie ist ein Fuchs."




    Heute vor zig Jahren:
    Schule wie immer, nachmittags Philo lernen.

    Dienstag, 7. Mai 2013
    Blogging November - 553

    Vorweg: wie zu Hause angekündigt habe ich es geschafft, die Tagesordnung des Elternabends in exakt 18 Minuten durchzuziehen. Aber dann kam diese Frage. Und als diese Frage nach 45 Minuten fertigbesprochen war, war da der Vater mit Karohemd und Pollunder.*

    Pollunderman: Ich habe noch eine Frage, eher: einen Wunsch!

    Frau N: Bitte.

    Pollunderman: Das Protokoll vom letzten Elternabend kam sehr verspätet, es wäre schön, wenn wir das von heute früher bekommen könnten.

    Frau N: Da haben Sie Recht, beim letzten Elternabend brannte bei mir das Haus gegenüber ab und meine Tochter war allein zu Hause, da hatte ich das Protokoll komplett vergessen und es viel mir erst Wochen später wieder ein. Dieses Mal dauert es nicht so lange.

    Pollunderman: Das reicht mir als Auskunft nicht. Ich möchte das Protokoll binnen einer Woche.

    Frau N: Gut - da gibt es genau zwei Möglichkeiten. Die erste ist, Sie schreiben das Protokoll für heute selbst, dann können Sie es gern so schnell verteilen wie Sie möchten. Die zweite ist, dass eine andere Person das Protokoll schreibt, und diese andere Person wird das dann in ihrem eigenen Tempo tun. Mir sind beide Möglichkeiten gleich lieb, Sie können sich das aussuchen.

    Schulsozialarbeit: (tut so als müsste sie husten)

    Pollunderman: (wischt mit dem Arm einen Teller Süßigkeiten vom Tisch und verlässt wutentbrannt den Raum)

    Kopftüchmütter: T-t-t, Männer immer!


    Reflektiv gesehen: was ich an meiner Arbeitsstelle besonders schätze, ist die Alltagstauglichkeit der Lernkurve. Ich würde sagen, vor zig Jahren habe ich gelernt, Leute einzuschätzen. Mein aktueller Job ist die darauf aufbauende Meisterklasse in Gesprächsführung mit schwierigen Charakteren.

    ________

    *Die Sprachwissenschaftlerin im Haus weist mich auf eine Orthographieschwäche hin. Eigentlich ist es aber Rheinisch, bei uns heißt das mit "o".




    Heute vor zig Jahren:

    10 Uhr aufstehen, jobben, ich vergesse total, zum Geigen zu gehen. Rufe Pe an, lese. Schulfrei wegen Abitur.

    Dienstag, 7. Mai 2013
    Blogging November - 552

    Sie müssen sich das so vorstellen: die beiden Damen sind seit fast drei Jahren nie auf die Idee gekommen, sich auf die Couch zu setzen, sondern haben sich jeden Abend am Küchentisch platziert. "Da finde ich waren wir nicht so zügig im Erfinden einer körperlich ansprechenden Routine, wo wir doch eigentlich auf Komfort bedacht sind", sagt Frau Herzbruch lakonisch dazu.

    Auf der Couch schmeckt das Bier auch viel besser - die Frau, die nicht Frau Herzbruch ist, wirft ihres aber erst einmal um. Eine Tüte Chips wird hervorgeholt, Sonderedition mit 40g mehr Inhalt. "Ich glaube, eines Tages wird so eine Sicherung durchbrennen und dann schreiben wir die ganzen Sachen ins Internet, die wir uns sonst nur erzählen", sagt die andere Frau. Frau Herzbruch nickt. "Schnell, tu die Chips weg, mir wird schlecht!" - beide rennen ins Bad und waschen sich manisch die Hände.

    Frau Herzbruch: "Ich habe das Bloggen ja eigentlich eingestellt, aber ich überlege gerade ob ich tagebuchblogge..."

    Frau N: "Ja."

    Frau Herzruch: "..n soll. - Das kann ich jetzt nicht gut interpretieren, ob Du mir mit dem "Ja" ein Zeichen gibst, dass Du mich akustisch verstanden hast oder dass ich das machen soll."

    Frau N: "Das war schon meine Entscheidung. Schnelle Entscheidungen sind meine Kernkompetenz."

    Sie dürfen dies als Ankündigung betrachten.


    Edit: nach einem vertiefenden Gespräch muss dies konkretisiert werden: Frau Herzbruch möchte gar nicht tagebuchbloggen, sie möchte lediglich täglich etwas bloggen, so wie ich. Hier ist ja auch kein tagebuchbloggen (falls das noch nicht aufgefallen sein sollte).




    Heute vor zig Jahren:

    Morgens um 7 kommt die Schützenkapelle und trompetet herum. Wir schlafen dann nochmal bis 11 und labern dann weiter. Um 12 stehen wir auf und frühstücken. Um 1 geht Pe nach Hause, ich hänge so rum bis meine Eltern kommen. Die Schützenkapelle macht auch nochmal Krach, ich spiele mit der Ratte und telefoniere und schreibe Tagebuch.

    Montag, 6. Mai 2013
    Blogging November - 551

    Es ist Glasscherbenwoche im Hause Novemberregen.

    Moment, ich hole aus: die Katzen sind ja nun schon länger hier, und mit der Zeit fand ich heraus, dass man eine ziemliche Menge an Näpfen gebrauchen kann, wenn man nicht dauernd was auswischen/-waschen will. Nun wollte ich aber nicht unendlich viele Näpfe anschaffen und lagern (Insider denken jetzt: warum fressen die Viecher nicht aus Gü-Schälchen?!). Sehr gut geeignet waren aber zwei Schälchen, die ich von meiner Mutter bekommen hatte, sie hatte mir etwas darin mitgegeben und wollte sie nicht zurück. An diesen Schälchen hänge ich sowieso und sie erfüllen vielfältige Zwecke, so hatte ich schnell recherchiert, dass a) meine Mutter nur noch wenige weitere besaß und b) es sich um die Serie Aspen Luminarc handelte, von der gerade ein Paket bei Ebay erhältlich war. Ich schaute mir das Paket nicht weiter an sondern ersteigerte es schlicht für 2 Euro plus Versand und erhielt einen Tag später die Nachricht vom Verkäufer, die Ware sei unterwegs, es habe mit dem Paketporto nicht hingehauen, weil das Gewicht eben doch über 10 kg lag, aber die Differenz müsse ich natürlich nicht bezahlen. Ich nahm also 10kg katzengeeignete Dessertschälchen entgegen und bezahlte die Differenz selbstverständlich. Beim nächsten Besuch brachte meine Mutter noch ein paar Kilo Schälchen mit, die sie im Keller gefunden hatte.

    Als meine Schwester neulich zu Besuch war, bemerkte sie sofort, dass die Familiendessertschälchen bei mir lagerten. Ich bot ihr zehn bis zwanzig an, habe ich doch nun reichlich, aber sie lehnte ab, sie hätte sich daran satt gesehen. Wie irgendjemand diese praktischen Schälchen, aus denen auch das Kind gern isst, weil man ihr sagen kann, es wären Elbenschälchen (wegen des Blatt-Designs), war mir völlig unbegreiflich. Bis neulich. Da stießen die Katzen eines von der Arbeitsplatte und es zersprang in Millarden minikleiner Glassplitter, so dass in der Küche kurzfristig DEFCON 1 herrschte. Ich habe noch nie irgendeinen Gegenstand in so viele Scherben zerfallen sehen.

    Am nächsten Tag zerschmiss Mademoiselle ein Wasserglas.

    Am nächsten Tag zerschmiss Herr N. ein Weinglas.

    (Ich habe noch nichts zerschmissen, das kommt wohl morgen).

    Trotz intensivster Säuberungsmaßnahmen picke ich mir seit drei Tagen ständig Splitter unter dem Fuß weg, die anscheinend in irgendwelchen Ritzen überlebt haben. Das macht mich ein bisschen glücklich, ich habe unter den Füßen nämlich durch das ständige Barfußgehen sehr dicke Haut, was mich häufig stört, weil es oft schmutzig aussieht oder ich damit auf Parkett häufig ausrutsche, aber im Falle von Splittern natürlich sehr praktisch ist, da geht selten was durch. Eine Zweitkarriere als Fakir ist angedacht.

    Eben hatte ich aber eine Glasscherbe auf meinem Heidelbeerkuchen. Wie die dorthin kam ist, absolut unklar, der Kuchen wurde nämlich gestern gebacken, als das Wasserglas schon längst zersprungen und weggefegt war, und stand schon abgedeckt im Kühlschrank, als das Weinglas zerbrach. Sehr mysteriös. Und: Scherbenwochen, okay. Aber beim Essen hört der Spaß auf.




    Heute vor zig Jahren:

    Um 19 Uhr gehen wir zur Kirmes, wo wir Leute aus der Schule treffen. Danach gehen wir zur Disco, wo wir um 21 Uhr mit Steven verabredet sind. Er ist auch schon da. Wir holen noch 6 Tuborg und setzen uns vors Tor. Es ist gaz lustig, nach einiger Zeit kommen auch Turek und Mig und der Flaschensammler, mit dem wir uns unterhalten. Die Toilette an der Tanke wird immer ekelhafter.

    Als wir gehen müssen, um die Bahn noch zu kriegen, will Pe noch nicht gehen, ich habe aber keine Lust, Ärger zu haben und will auch nicht mehr auf das ekelhafte Klo gehen und bin müde, ich gehe also zur Bahn. Steven besteht darauf, mich zu bringen. Als ich gerade im Bett liege, ruft Pes Mutter an weil Pe aus irgendeinem Grund dort angerufen hat, ich kann sie aber beruhigen. Dann mischt meine Schwester sich ein und lässt sich nicht beruhigen und es ist echt nicht möglich, zu schlafen. Um 2:30 Uhr ruft Pe an und kommt dann und bringt mir Pepsi von der Tankstelle mit. Wir reden noch bis halb 5 und dann darf ich endlich mal schlafen.

    Sonntag, 5. Mai 2013
    Blogging November - 550

    Einen kleinen Vorgeschmack bekam ich heute, wie es ist, wenn einen die technische Entwicklung überrollt und man sich von den Kindern erklären lassen muss, wie man das eigene Telefon bedient.

    Die Glühbirne im Flur war nämlich durchgebrannt und in einer der drei Drogerien meines Vertrauens (ich meide Elektrofachmärkte, da bekomme ich Kopfschmerzen) versuchte ich mein Glück - war auch frohen Mutes, als ich schon von weitem zwei Regalreihen mit - ja, mit was eigentlich? - sah. Glühbirnen heißen die Dinger ja nicht mehr. Manche waren mit Halogen, manche "Energiespar", einen richtigen Namen (wie "Glühbirne") hatte keines. Viele dimmbar, mit warmem Licht oder mit kaltem und mit irgendwelchen nie gesehenen Zahlenwerten darauf nur: keine mit 60 Watt.

    Ich winkte Verkaufspersonal heran. Das Verkaufspersonal zeigte entschlossen auf eine Birne mit 70 Watt, dimmbar. Ich verwies auf meine Maximal-60-Watt-Lampenfassung, das Verkaufspersonal verwies auf "dimmbar", ich verwies auf "Kippschalter". Das Verkaufspersonal zuckte mit den Schultern und gab mir eine kleine Energiesparleuchte. "Die hat doch ein viel kleineres Gewinde?", wandte ich ein. "Und ist die überhaupt sofort an? Ich will nicht immer erst fünf Minuten warten, bevor ich was sehe! Und hell genug werden muss es sowieso auch, nicht so ein Funzellicht, die Lampe ist ganz oben und ich muss ganz unten ins Katzenklo schauen können!" Das Verkaufspersonal zuckte mit den Schultern. "Lassen Sie mich mal allein weiterschauen, Sie kennen sich ja gar nicht richtig aus." Erleichtert verschwand der junge Mann.

    Ganz unten am rechten Ende des Regals stand dann noch eine Doppelpackung stinknormaler Glühbirnen, von denen ich dache, sie wären gar nicht mehr im Verkauf, vielleicht sogar verboten?! Ich begab mich damit zur Kasse und verhielt mich betont unauffällig.

    Hoffen wir, dass diese Birne erst kaputt geht, wenn ich meine Tochter zum Ersatz kaufen losschicken kann.




    Heute vor zig Jahren:

    Um 17 Uhr treffen wir uns auf halbem Weg und gehen zur Kirmes danach bis 22 Uhr an den See mit 1 Tuborg, 1 Diebels und Snickers-Eis. Wir haben kein Feuerzeug und daher Probleme, die Flasche aufzumachen. Im Endeffekt nehmen wir einen Stein. Dann hängen wir auf dem Spielplatz rum. Auf dem Rückweg denken wir nach. Wir schlafen bei Pe.

    Samstag, 4. Mai 2013
    Blogging November - 549

    Das Schlimmste im Jahr ist für mich nicht etwa Karneval oder Weihnachten. Auch nicht die Steuererklärung. Das Schlimmste ist die Buchung des Sommerurlaubs!

    Kleine Städtereisen und Kurztrips kann ich, das ist kein Problem. Aber der Sommerurlaub (bitte Hintergrundmusik vorstellen, solche, die nervös macht). Da hat die Familie Erwartungen. Besonders schlimm war es die letzten Jahre, als es vernünftig war, etwas zu buchen, das mich selbst nicht so interessiert. Sprich: Bauernhof. Oder: Kinderhotel. Mh.

    Dieses Mal wende ich jedoch psychologische Tricks an mir an. Gut, um die Hauptsaison kommen wir nicht drum herum. Aber wir verreisen einfach nur eine Woche und in eine Stadt. Städtereisen und Kurztrips kann ich, wie gesagt.

    Sie entschuldigen, ich muss jetzt buchen.

    Edit: So, eigentlich war ich noch gar nicht fertig, aber ich musste ja buchen.

    Ich bin übrigens das erste Mal mit ca. 9 Jahren in den Urlaub gefahren, vorher nicht. Und man hat mich nicht ausreichend vorbereitet auf dieses Ereignis, plötzlich sollte ich mein Hab und Gut in eine kleine Tasche packen und im nächsten Morgengrauen in ein Auto steigen, gen Lüneburger Heide. Ich habe sehr geweint, sie müssen verstehen, ich hatte diverse Listen und Notizbücher, die ausgeklüngelte Pläne enthielten, welches meiner Kuscheltiere an welchem Tag an welchem Platz im Bett schlafen würde, das kam nun nicht nur alles durcheinander sondern auch alles gar nicht mit! Und wozu überhaupt?! Wieso soll man irgendwo anders hinfahren, wo man niemanden kennt? Man könnte sagen, Urlaub war nichts, was ich in den 9 Jahren davor vermisst hätte.

    Als ich dann allerdings erst einmal da war, in der Lüneburger Heide, wollte ich nicht mehr weg. Und so ist es auch heute noch. Wenn ich zu Hause bin, hab ich wenig Lust auf Urlaub. Wenn ich im Urlaub bin, möchte ich lieber noch bleiben. So gut wie immer finde ich es da am Schönsten, wo ich gerade bin.

    Auch irgendwie schön.




    Heute vor zig Jahren:

    Ich verschlafe die 1. Stunde (Russisch). Geschichtsklausur. Nachmittags jobben und Englisch lernen.

    Freitag, 3. Mai 2013
    Blogging November - 548

    Im Nichtschwimmerbecken des örtlichen Schwimmbades gibt es zwei Wasserdingsdas. Eins ist eine Art Wasserfall, recht breit und man kann darunter schwimmen und hat dort eine Höhle. Das andere, am anderen Ende des Beckens, ist eine Art dicker Wasserstrahl, der aus einer Röhre von oberhalb des Beckens geschossen kommt, als hätte man einen sehr, sehr großen Wasserhahn volle Pulle aufgedreht.

    Über weitere Attraktionen verfügt das Schwimmbad eigentlich nicht, was aber nicht schlimm ist, denn Kinder im Wasser haben ja eigentlich immer etwas zu tun. Und es ist hell, sauber und übersichtlich und daher bestens geeignet, um eine Gruppe 8-Jähriger, die noch nicht alle so gut schwimmen wie laufen können, zu überwachen.

    Die Taktung der Wasserdingsdas kennt man als Aufsichtsperson, denn sie ist integraler Bestandteil der ständigen Aufbruchsdiskussionen: "Noch dreimal Wasserfall! Noch zweimal! Nur noch eiiiinmaaaaal!!!" Und zwar ist die Taktung: 5 Minuten Wasserfall, 5 Minuten Wasserhahn, 10 Minuten Pause.

    Das Schwimmbad ist selten überlaufen und die Kinder arrangieren sich an den beiden Attraktionen meist gut. Unter dem Wasserfall können sowieso recht viele spielen und tauchen und am Wasserhahn ist das beliebteste Spiel, den Wasserstrahl zu "umfassen" und sich von ihm ins Becken sprudeln zu lassen, das geht der Reihe nach, und werden es einmal wirklich zu viele Kinder, ist "abwechseln" die Devise. "Abwechseln" und "Zusammen spielen", das kennen sie aus Kindergarten und Schule, da muss man nicht eingreifen.

    Heute hatte aber eine etwa 50-jährige Frau das mit "abwechseln" und "zusammen spielen" nicht gut verinnerlicht.

    Kinder schauen ja nicht dauernd auf die Uhr. Erwachsene schon, gerade, wenn sie beim Bademeister gefragt haben, wie lange die Intervalle zwischen den Wasserdingsdas sind. Sowohl vom Wasserfall als auch vom Wasserrohr kann man sich nämlich natürlich auch den Rücken massieren lassen. So bezog die Frau schon kurz vor der nächsten Schaltung Stellung unter dem Wasserfall. Als dieser dann los ging und Kinder mitspielen wollten, untersagte sie dies. Das würde spritzen, das ginge nicht, sie sei frisiert und geschminkt! (Das war auch nicht gelogen). Die Kinder warteten einigermaßen geduldig ab. Nach exakt 4,5 Minuten sagte die Frau großzügig: "Jetzt könnt ihr" und schwamm ans andere Beckenende zum Wasserrohr, das natürlich 30 Sekunden später - als der Wasserfall versickerte - losspuckte.

    Hier warteten die Kinder nun etwas ungeduldiger, beharrten dann auch auf "Zusammen spielen" respektive "Abwechseln". Die Frau tat, als hörte sie nichts, keifte nur los, wenn ein Kind die Hände in den Wasserstrahl hielt und damit für Spritzer aufs Make-up sorgte. Aber auch diese 5 Minuten gingen vorbei und es war 10 Minuten Pause.

    Als der Wasserfall zum nächsten Mal ansprang, war die Frau wieder in Position und die Kinder erneut dem Nachteil erlegen, nicht auf die Uhr geschaut zu haben. Ein weiteres Mal lehnte die Frau Zusammenspiel- und Abwechselangebote ab, sie wollte tatsächlich den Wasserfall nochmal ganz für sich allein haben. Das Verständnis der Kinder war jedoch aufgebraucht und statt groß zu reden schufen sie Tatsachen und spielten nun einfach mit. Mit Spritzen und Toben und Plantschen und Kreischen - das war dann lauter als das Gekeife der Frau.

    Die Frau war empört. Sie wandte sich erst an mich, die ich aber nur "Sie sind jetzt halt auch nicht mehr an der Reihe" sagte. Dann sprach sie den Bademeister an, der neben mir saß: Es würde mit Wasser gespritzt! Im Kinderbecken! Der Bademeister hatte das alles zwar gesehen, schaute aber trotzdem verständnislos. Die Frau holte aus: man ließe sie dort nicht in Ruhe unter dem Wasser stehen, es würde sie stören, wenn andere dort auch seien und wenn die sich so unruhig durchs Wasser bewegten, dass es spritzt. Der Bademeister solle jetzt etwas dazu sagen!

    Das tat der Bademeister. Und zwar sagte er: "Da gehnse doch als haam un dusche."

    Die Frau ging dann auch. Ob nach Hause und gar duschen, blieb jedoch ungeklärt.




    Heute vor zig Jahren:

    Ich mache Philo blau. Deutschlausur. Steven holt uns von Spanisch ab. Abends Geschichte lernen und Haare tönen (dunkelblond - wird allerdings tannenbaumgrün).

    Donnerstag, 2. Mai 2013
    Blogging November - 547

    Aussicht aus dem neuen Büro ist auch bei Nacht okay.







    Heute vor zig Jahren:
    Ruhetag. Deutsch lernen bis abends.

    November seit 7052 Tagen

    Letzter Regen: 09. Juli 2025, 23:02 Uhr