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    Donnerstag, 16. Februar 2012
    Blogging November - 108

    Fallstudie:

    Person, Staatsangehörigkeit französisch und kanadisch, bisherige Berufslaufbahn in Deutschland, derzeitiger Wohnsitz USA, soll Vertrag für 8 Monate USA und danach unbefristet Deutschland beim selben Unternehmen erhalten. Prüfen Sie steuer- und sozialversicherungsrechtliche Aspekte in Bezug auf internationale Abkommen und Vorliegen einer Ausstrahlung.

    Mir ist ein bisschen schwindlig.

    Mittwoch, 15. Februar 2012
    Blogging November - 107

    Nach Zeugs wie Gräten und Defibrillator gestern kamen heute die wirklich wesentlichen Dinge: Verbände mit Ohren!



    Meine Begeisterung kennt keine Grenzen und ich warte sehnsüchtig auf den Tag, an dem ich so einen Verband (ich kann das auch mit Dreieckstuch am Kopf!) erstmalig im Büro jemandem anlegen darf.

    Und: Es gibt Neuigkeiten zur Fischgrätenangelegenheit (ich versuche seit gestern krampfhaft, den Begriff "Grätchen-Frage" zu vermeiden, so, jetzt ist es raus). Sie können diese Neuigkeiten hirnintern unter dem Begriff "Bolusobstruktion" verschlagworten. Das ist, wenn ein verschlucktes Dings (Essen, Fremdkörper) im Bereich des Kehlkopfes verklemmt ist. Daran erstickt man nicht, jedoch wird der Nervus Vagus eventuell gereizt was zu einem reflektorischen Kreislaufversagen führen kann und dieses wiederum - wenn nicht Frau N. als nunmehr fähige Ersthelferin anwesend ist - zum Bolustod, auch Bockwursttod genannt. Personen, die Angst vor Gräten haben, müssen also auch Angst vor Bockwurst haben. Dies nur nebenbei. Mein Bildungsauftrag für heute ist damit erfüllt.

    Dienstag, 14. Februar 2012
    Blogging November - 106

    Eine meiner Ängste aus Kindertagen ist die Gefahr des Erstickens an einer Fischgräte, unter anderem traumatisch verankert durch die (bei jedem Fischessen) wiederholte Erzählung der Mutter einer meiner besten Freundinnen, wie das Kind einmal eine Gräte aus einem Fischstäbchen im Hals hatte und schon fast mausetot war, sie sich aber das Kind unter den Arm klemmte und ohne Jacke und auf Socken bei 40 Grad unter Null oder so ähnlich die 5 km zur nächsten Arztpraxis sprintete, wo gerade in allerletzter Sekunde noch die Gräte entfernt und das Kind gerettet wurde. So kam es jedenfalls bei mir an.

    Eine weitere Person im erweiterten Bekanntenkreis ist ebenfalls einmal an einer Fischgräte beinahe erstickt, eigentlich sogar ganz, nur dass er dann bewusstlos umfiel und durch den Ruck dieses Falles sich die Gräte zufällig löste und aus dem Mund schoss und der Betroffene einen zittrigen Atemzug tat und alles war wieder gut.

    Heute war Ersthelfertraining und es ging im Obstruktionen in der Luftröhre, durch Insektenstiche beispielsweise, bei denen Eile geboten ist, und um Obstruktionen in der Speiseröhre, z.B. ein zu großes Stück verschluckt, wo Trinken hilft oder wenn "jetzt zum Beispiel eine Fischgräte sich verkantet hat und da gar nichts hilft, muss man halt zum Arzt gehen, der macht das raus, aber gefährlich ist das nicht, kommen wir also zurück zu den allergischen Reaktionen..." sagte der Kursleiter. Und ich sagte: "Ähm, einen Moment, können wir nochmal kurz zur Fischgräte zurück??" Und ich fragte, wieso denn Leute an Fischgräten dann überhaupt ersticken, die inhaliert man doch nicht sondern die sind dann in der Speiseröhre.

    Kursleiter: Daran erstickt man ja auch nicht.
    Frau N: Aber es sind doch schon ganz oft Leute an Fischgräten erstickt.
    Kursleiter: Nö.
    Frau N: (glotz)
    Kursleiter: Vielleicht, wenn sie in Panik geraten, dann kann es da mal zu einem Notfall kommen, aber wenn man Ruhe bewahrt ist das überhaupt kein Problem.
    Frau N: Die ersticken dann also psychologisch??
    Kursleiter: Könnte man so sagen. Psychologisch ersticken. Haha, das merke ich mir.

    Ich bin fassungslos. Seit ewig esse ich Fisch mit panischem Blick aufs Detail und sehe bei jedem Fischstäbchen vor meinem inneren Auge die verzweifelte Mutter meiner Freundin, wie sie mit dem geliebten-fast-toten Kleinkind im Arm... und so weiter. Und das alles für psychologisch? Hallo???

    Ich war so fassungslos, dass ich mittags noch nicht einmal den anvisierten Fishmac (oder wie der heutzutage heißt) essen konnte.

    Nun eine Feldstudie:
    a) Kennen Sie Personen, die an Fischgräten fast - also im Klartext: psychologisch! - erstickt sind?
    b) Kennen Sie Personen, die an Fischgräten ganz in echt erstickt sind?

    Sie können offen antworten - die Mutter meiner Freundin ist vor einigen Jahren verstorben. Ich werde sie für fast vier Jahrzehnte Trauma nicht mehr zur Rechenschaft ziehen können.


    (Eine weitere Frage in diesem Zusammenhang: Heißt "praktisch grätenfrei" auf Quadratfisch eigentlich, dass es der Fisch besonders praktisch, weil grätenfrei ist, oder dass er "quasi" grätenfrei (->psychologisch grätenfrei?) ist?)

    Montag, 13. Februar 2012
    Blogging November - 105

    Heute habe ich zum ersten Mal in meinem Leben getöpfert. Man fragt sich ja auch, wie es zu so etwas kommen kann. Im Nachhinein lässt sich das nicht mehr schlüssig erklären; just in dem Moment, als Mademoiselle mit dem Flyer zum "Elternteil-Kind-Töpfern" ankam, fand bei mir anscheinend gerade irgendeine merkwürdige zyklusbedingte Hormonausschüttung zeitgleich mit einer im Jahrtausend einmaligen Planetenkonstellation statt.

    Es waren vier Elternteile-Kind angemeldet, jedoch nur zwei da, und zwar neben Mademoiselle und mir noch einmal Vater-Kind. Der Vater wurde allerdings im Töpferraumambiente der Kunstschule in den fünf Minuten vor Kursbeginn schon hysterisch und bestellte per Handy die dazugehörige Mutter ein, die eine Viertelstunde später eintraf und übernahm. Wegen der geringen Teilnehmerzahl beschloss die Kursleiterin, dass nicht, wie ursprünglich geplant, nur die Kinder etwas herstellen und die Elternteile assistieren, sondern dass jeder etwas macht. Alle matschten also mit dem Ton und den diversen Spateln, Folien, Stäbchen und sonstigen Werkzeugen vor sich hin, und alle erhielten Tipps und Hilfestellungen von der Kursleiterin - außer mir. Zu mir sagte die Kursleiterin gleich, als ich die ersten paar Minuten mit dem Tonklumpen verbracht hatte: "Bei Ihnen sage ich gar nichts. Ihrer Art von Kreativität tut Hife nicht gut."

    Und davon ließ sie sich dann auch nicht mehr abbringen.

    Sonntag, 12. Februar 2012
    Blogging November - 104

    Heute festgestellt, dass es so gut wie keine wochenendreisetaugliche Stadt gibt, in der meine Eltern nicht schon waren. Papa N. dazu: "Wir sind eben alt!".

    *************

    "Bahn-Experience" irgendwie nicht so genossen. Es hat zwar im Großen und Ganzen alles geklappt (von einem wegen Wagenausfall nicht vorhandenen reservierten Sitzplatz mal abgesehen, der sich aber mit etwas Schärfe in der Stimme sehr schnell in der 1. Klasse aushandeln ließ) und "alle Anschlüsse wurden erreicht". Aber über 4,5 Stunden (Tür zu Tür) hinweg diverse Gepäckstücke und ein Kind herumzuwuchten, wenn man in der Hälfte der Hälfte der Zeit und für die Hälfte des Preises mit dem Auto fahren könnte, reißt mich nicht so vom Hocker, nicht zuletzt auch wegen der mangelnden Privatsphäre. Allein fahre ich gerne Bahn. Ich setze mich auf einen beliebigen Platz, stöpsele mir etwas in die Ohren und halte mir ein Buch vor die Nase und genieße derartig abgekapselt Ruhe und Nicht-Zuständigsein und komme tiefenentspannt an.

    *************

    Nächste Woche ist an jedem Tag irgendetwas zusätzlich zu dem, was sowieso immer schon so ist. Ich finde das gerade enorm anstrengend und denke, es ist dringend an der Zeit, ein paar Tage lang gepflegt überhaupt nichts zu tun und am besten auch mit niemandem zu sprechen. Gut möglich ist aber auch, dass das nur die Nachwirkungen von der Kommunikationsflut des Wochenendes sind.

    Samstag, 11. Februar 2012
    Blogging November - 103

    Mademoiselle, auf ein Zeitungscover deutend: Wer ist das nochmal, den kenne ich!
    Frau N, pikiert: Das ist Angela Merkel.
    Mademoiselle: Achso. Der ist Oberkanzler von Deutschland.
    Frau N: Bundeskanzlerin. Das ist eine Frau!
    Mademoiselle, nebenher: Achja, stimmt, und die hat ja diesen speziellen Freund.
    Frau N: ??
    Mademoiselle: Ich könnte das auch mit wem machen.
    Frau N: ???
    Mademoiselle: Wie heißt der Freund nochmal?
    Frau N: Sauer.
    Mademoiselle: Wieso Sauer?!
    Frau N: Der Mann von Frau Merkel heißt Dr. Sauer.
    Mademoiselle: Mama, du musst besser zuhören. Habe ich Mann gesagt?? Ich habe Freund gesagt. Ist der denn wenigstens ein richtiger Doktor? (Das Kind ist nachhaltig traumatisiert von "Verteidiger Guttenberg")
    Frau N: Denke schon. Welchen speziellen Freund meinst du denn nun?
    Mademoiselle: Na den besten Freund, mit dem sie immer Sachen macht und jetzt haben sie sich einen Freundenamen ausgedacht! Ich denke mir am Montag mit S. auch einen Freundenamen aus.
    Frau N: Was ist denn bitte ein Freundename??
    Mademoiselle: Ein bisschen von einem und auch vom anderen. Die haben sicher auch Freundschaftsbänder. Mama, ich brauche zehn Freundschaftsbänder am Montag. Wir machen eine Bande.
    Frau N: Sarkozy??
    Mademoiselle: Merkozy. Wenn der sich eine Brille kaufen würde, könnte er auch aussehen wie Harry Potter. Und Frau Merkel könnte vielleicht Hermine sein - und Mama, wenn Harry und Hermine sich einen Freundenamen machen würden, dann wäre das ja fast genau ganz gleich! Weißt Du, Har-mine oder Her-ry! Das ist fast genau gleich! (fällt vor Aufregung fast genau gleich um).
    Frau N: Sag mal, aber woher weißt Du denn das, mit Merkel und Sarkozy?
    Mademoiselle: Woher weißt Du das denn?
    Frau N: Keine Ahnung, Zeitung oder Nachrichten oder so.
    Mademoiselle: Siehste.

    Freitag, 10. Februar 2012
    Blogging November - 102

    Heute Tag der Antworten, beginnend mit dem rituellen Aufwachvorlesen, derzeit Harry Potter Band 4, Kapitel „Die Eichung der Zauberstäbe“.

    “Wieso Eichung?!” Mademoiselle benutzt seit mehreren Jahren die Wendung „Wieso [Wort]?!“, wenn ihr etwas absolut unklar ist, egal ob das Wort selbst oder der Sinn des damit verbundenen Konzeptes, anstelle von z. B. „Was bedeutet [Wort]“ oder „Wieso machen die [Wort]“ zu fragen. Harry Potters Zauberstab sei doch aus Stechpalme. Die Etymologie von „eichen“ ist mir spontan nicht geläufig, ein kurzes Brainstorming ergibt, dass die englischen Bezeichnungen eher romanischen als germanischen Ursprungs sind. Zu „eichen“ also vermutlich irgendeine Historie mit großer Vokalverschiebung langes i zu ei, aber woher und warum, Eiche selbst ist ja eik oder ac oder so, hm hm. Das Kind hat sich mittlerweile gedanklich in eine andere Richtung entfernt und möchte wissen, woraus die Zauberstäbe von Cedric, Fleur und Viktor sind (Esche, Rose, Weißbuche) und ob es überhaupt auch Zauberstäbe aus Eiche gibt (Hagrid). An dieser Stelle herzlichen Dank an alle Kontributoren zum Harry Potter Wiki, oberstes Lesezeichen auf dem mobilen Endgerät.

    Zwischendrin die Frage, warum man morgens nach dem Aufwachen schon ganz gut im Zimmer umherschauen kann, die Augen dann aber beim Blick in ein Buch manchmal anfangen, zu tränen. Erklärung irgendwas mit Kontrast, schwarze Buchstaben auf weißem Papier, Hinweis des Kindes, die bei „Wissen macht Ah!“ könnten sowas im Allgemeinen besser erklären und kurze Rechtfertigung meinerseits, es sei erst einmal abzuklären, ob die es morgens um 6:50 Uhr ohne jegliche Vorbereitung auch nur annähernd gut erklären könnten mit Verweis auf Rechercheteams, Redaktionskonferenzen, Text lernen und live-Sendungen versus Aufzeichnungen. Vollkommenes kindliches Desinteresse und Richtungswechsel zur Frage, warum man nicht auf andersfarbigem Papier druckt, das wiederum evtl. anstrengend für die Augen, oder ob – wenn das Buch nunmal so gedruckt ist – andersfarbiges Licht hilft. Kurze Testreihe mit bunten Tüchern.

    Auf dem Schulweg informiert das Zweitkind, Jungs hätten meist größere Gehirne als Mädchen, was komisch wäre, denn Jungs wären doch immer dümmer. Ohne die eine oder andere These bestätigen zu wollen die Erklärung, dass bei Gehirnen weniger Quantität als Qualität der Knackpunkt ist mit kurzem Exkurs zu Hirnverletzungen und Reha-Maßnahmen. Die Kinder möchten daraufhin am Kaugummiautomaten Kaugummikugeln ziehen, um Gehirne daraus zu formen.

    Kurz vor dem Schultor die Frage, ob eigentlich Erwachsene, „jetzt mal speziell Du, Mama“, ihr Gehirn wohl auch noch benutzen. Oder ob man da eher nicht mehr nachdenkt. Dankeschön, mein Spatz, ja, manchmal denken wir noch nach und manchmal sind wir auch, wenn um 7:45 Uhr der Schulgong ertönt, davon schon ein kleines bisschen erschöpft.

    Mittwoch, 8. Februar 2012
    Blogging November - 100

    Tja.

    Dienstag, 7. Februar 2012
    Blogging November - 99

    Auszug aus dem neuen Brief an meinen Lieblingstelekommunikationsanbieter:


    "Im Einzelnen erheben wir Einwendungen gegen die folgenden Rechnungspositionen: (...)

    2. Überweisung kostenpflichtig. Die Mühen für die Überweisung liegen bei uns, nicht bei Ihnen. Bei Ihnen liegt die Ursache für den Widerruf der Einzugsermächtigung, nämlich das Nichterbringen der vertraglich vereinbarten Leistung in Verbindung mit unserer (nunmehr auch bestätigten) Vermutung, dass Sie dies in der Rechnung nicht berücksichtigen werden. Wir halten diese Forderung daher für ungerechtfertigt. (...)"


    Und ja, ich streite (nicht nur, aber auch) über € 1,02 (plus Steuer). Ich habe auch schonmal zwei Wochen lang mit dem Oberchef über € 0,01 gestritten, mit Schreien und allem. Und gewonnen. Und unmittelbar nach Sieg das endlich unterzeichnete Dokument in der Euphorie zusammen mit den ganzen Entwürfen geschreddet. Und habe sofort mit einem neuen Entwurf an die zuvor wutschnaubend zugeknallte Tür geklopft und "Entschuldigen Sie - ich habe gerade zufällig versehentlich unsere Vereinbarung geschreddet, würden Sie wohl gerade hier nochmal rasch unterschreiben?" gesagt. Und überlebt.

    Jaja. Was man alles mitmacht...

    Montag, 6. Februar 2012
    Blogging November - 98

    Weniges entspannt so sehr, wie ein Drama, das wider Erwarten nicht eingetreten ist. Ich vermute - ohne es durch Selbstversuch belegen zu können - dass da keine Traumreise-CD mithalten kann. Und wenn man den ganzen Vormittag Ablaufpläne für die nächsten Wochen gemacht hat, was in welcher Reihenfolge und an welchem Tag und wie das noch passen könnte, und letztendlich alles auf der Reihe hat, sehr nervig, sehr anstrengend, ja, aber es wird gehen, es ist alles auf Kante genäht und wird sämtliche Energie binden, aber es ist möglich, und dann kommt am Mittag die Entwarnung - dann ist das eigentlich wie Urlaub.

    Was mache ich denn jetzt in den nächsten Wochen mit all der mühsam freigeschaufelten Zeit?

    November seit 7078 Tagen

    Letzter Regen: 10. August 2025, 00:10 Uhr