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    Sonntag, 12. Februar 2012
    Blogging November - 104

    Heute festgestellt, dass es so gut wie keine wochenendreisetaugliche Stadt gibt, in der meine Eltern nicht schon waren. Papa N. dazu: "Wir sind eben alt!".

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    "Bahn-Experience" irgendwie nicht so genossen. Es hat zwar im Großen und Ganzen alles geklappt (von einem wegen Wagenausfall nicht vorhandenen reservierten Sitzplatz mal abgesehen, der sich aber mit etwas Schärfe in der Stimme sehr schnell in der 1. Klasse aushandeln ließ) und "alle Anschlüsse wurden erreicht". Aber über 4,5 Stunden (Tür zu Tür) hinweg diverse Gepäckstücke und ein Kind herumzuwuchten, wenn man in der Hälfte der Hälfte der Zeit und für die Hälfte des Preises mit dem Auto fahren könnte, reißt mich nicht so vom Hocker, nicht zuletzt auch wegen der mangelnden Privatsphäre. Allein fahre ich gerne Bahn. Ich setze mich auf einen beliebigen Platz, stöpsele mir etwas in die Ohren und halte mir ein Buch vor die Nase und genieße derartig abgekapselt Ruhe und Nicht-Zuständigsein und komme tiefenentspannt an.

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    Nächste Woche ist an jedem Tag irgendetwas zusätzlich zu dem, was sowieso immer schon so ist. Ich finde das gerade enorm anstrengend und denke, es ist dringend an der Zeit, ein paar Tage lang gepflegt überhaupt nichts zu tun und am besten auch mit niemandem zu sprechen. Gut möglich ist aber auch, dass das nur die Nachwirkungen von der Kommunikationsflut des Wochenendes sind.

    Samstag, 11. Februar 2012
    Blogging November - 103

    Mademoiselle, auf ein Zeitungscover deutend: Wer ist das nochmal, den kenne ich!
    Frau N, pikiert: Das ist Angela Merkel.
    Mademoiselle: Achso. Der ist Oberkanzler von Deutschland.
    Frau N: Bundeskanzlerin. Das ist eine Frau!
    Mademoiselle, nebenher: Achja, stimmt, und die hat ja diesen speziellen Freund.
    Frau N: ??
    Mademoiselle: Ich könnte das auch mit wem machen.
    Frau N: ???
    Mademoiselle: Wie heißt der Freund nochmal?
    Frau N: Sauer.
    Mademoiselle: Wieso Sauer?!
    Frau N: Der Mann von Frau Merkel heißt Dr. Sauer.
    Mademoiselle: Mama, du musst besser zuhören. Habe ich Mann gesagt?? Ich habe Freund gesagt. Ist der denn wenigstens ein richtiger Doktor? (Das Kind ist nachhaltig traumatisiert von "Verteidiger Guttenberg")
    Frau N: Denke schon. Welchen speziellen Freund meinst du denn nun?
    Mademoiselle: Na den besten Freund, mit dem sie immer Sachen macht und jetzt haben sie sich einen Freundenamen ausgedacht! Ich denke mir am Montag mit S. auch einen Freundenamen aus.
    Frau N: Was ist denn bitte ein Freundename??
    Mademoiselle: Ein bisschen von einem und auch vom anderen. Die haben sicher auch Freundschaftsbänder. Mama, ich brauche zehn Freundschaftsbänder am Montag. Wir machen eine Bande.
    Frau N: Sarkozy??
    Mademoiselle: Merkozy. Wenn der sich eine Brille kaufen würde, könnte er auch aussehen wie Harry Potter. Und Frau Merkel könnte vielleicht Hermine sein - und Mama, wenn Harry und Hermine sich einen Freundenamen machen würden, dann wäre das ja fast genau ganz gleich! Weißt Du, Har-mine oder Her-ry! Das ist fast genau gleich! (fällt vor Aufregung fast genau gleich um).
    Frau N: Sag mal, aber woher weißt Du denn das, mit Merkel und Sarkozy?
    Mademoiselle: Woher weißt Du das denn?
    Frau N: Keine Ahnung, Zeitung oder Nachrichten oder so.
    Mademoiselle: Siehste.

    Freitag, 10. Februar 2012
    Blogging November - 102

    Heute Tag der Antworten, beginnend mit dem rituellen Aufwachvorlesen, derzeit Harry Potter Band 4, Kapitel „Die Eichung der Zauberstäbe“.

    “Wieso Eichung?!” Mademoiselle benutzt seit mehreren Jahren die Wendung „Wieso [Wort]?!“, wenn ihr etwas absolut unklar ist, egal ob das Wort selbst oder der Sinn des damit verbundenen Konzeptes, anstelle von z. B. „Was bedeutet [Wort]“ oder „Wieso machen die [Wort]“ zu fragen. Harry Potters Zauberstab sei doch aus Stechpalme. Die Etymologie von „eichen“ ist mir spontan nicht geläufig, ein kurzes Brainstorming ergibt, dass die englischen Bezeichnungen eher romanischen als germanischen Ursprungs sind. Zu „eichen“ also vermutlich irgendeine Historie mit großer Vokalverschiebung langes i zu ei, aber woher und warum, Eiche selbst ist ja eik oder ac oder so, hm hm. Das Kind hat sich mittlerweile gedanklich in eine andere Richtung entfernt und möchte wissen, woraus die Zauberstäbe von Cedric, Fleur und Viktor sind (Esche, Rose, Weißbuche) und ob es überhaupt auch Zauberstäbe aus Eiche gibt (Hagrid). An dieser Stelle herzlichen Dank an alle Kontributoren zum Harry Potter Wiki, oberstes Lesezeichen auf dem mobilen Endgerät.

    Zwischendrin die Frage, warum man morgens nach dem Aufwachen schon ganz gut im Zimmer umherschauen kann, die Augen dann aber beim Blick in ein Buch manchmal anfangen, zu tränen. Erklärung irgendwas mit Kontrast, schwarze Buchstaben auf weißem Papier, Hinweis des Kindes, die bei „Wissen macht Ah!“ könnten sowas im Allgemeinen besser erklären und kurze Rechtfertigung meinerseits, es sei erst einmal abzuklären, ob die es morgens um 6:50 Uhr ohne jegliche Vorbereitung auch nur annähernd gut erklären könnten mit Verweis auf Rechercheteams, Redaktionskonferenzen, Text lernen und live-Sendungen versus Aufzeichnungen. Vollkommenes kindliches Desinteresse und Richtungswechsel zur Frage, warum man nicht auf andersfarbigem Papier druckt, das wiederum evtl. anstrengend für die Augen, oder ob – wenn das Buch nunmal so gedruckt ist – andersfarbiges Licht hilft. Kurze Testreihe mit bunten Tüchern.

    Auf dem Schulweg informiert das Zweitkind, Jungs hätten meist größere Gehirne als Mädchen, was komisch wäre, denn Jungs wären doch immer dümmer. Ohne die eine oder andere These bestätigen zu wollen die Erklärung, dass bei Gehirnen weniger Quantität als Qualität der Knackpunkt ist mit kurzem Exkurs zu Hirnverletzungen und Reha-Maßnahmen. Die Kinder möchten daraufhin am Kaugummiautomaten Kaugummikugeln ziehen, um Gehirne daraus zu formen.

    Kurz vor dem Schultor die Frage, ob eigentlich Erwachsene, „jetzt mal speziell Du, Mama“, ihr Gehirn wohl auch noch benutzen. Oder ob man da eher nicht mehr nachdenkt. Dankeschön, mein Spatz, ja, manchmal denken wir noch nach und manchmal sind wir auch, wenn um 7:45 Uhr der Schulgong ertönt, davon schon ein kleines bisschen erschöpft.

    Mittwoch, 8. Februar 2012
    Blogging November - 100

    Tja.

    Dienstag, 7. Februar 2012
    Blogging November - 99

    Auszug aus dem neuen Brief an meinen Lieblingstelekommunikationsanbieter:


    "Im Einzelnen erheben wir Einwendungen gegen die folgenden Rechnungspositionen: (...)

    2. Überweisung kostenpflichtig. Die Mühen für die Überweisung liegen bei uns, nicht bei Ihnen. Bei Ihnen liegt die Ursache für den Widerruf der Einzugsermächtigung, nämlich das Nichterbringen der vertraglich vereinbarten Leistung in Verbindung mit unserer (nunmehr auch bestätigten) Vermutung, dass Sie dies in der Rechnung nicht berücksichtigen werden. Wir halten diese Forderung daher für ungerechtfertigt. (...)"


    Und ja, ich streite (nicht nur, aber auch) über € 1,02 (plus Steuer). Ich habe auch schonmal zwei Wochen lang mit dem Oberchef über € 0,01 gestritten, mit Schreien und allem. Und gewonnen. Und unmittelbar nach Sieg das endlich unterzeichnete Dokument in der Euphorie zusammen mit den ganzen Entwürfen geschreddet. Und habe sofort mit einem neuen Entwurf an die zuvor wutschnaubend zugeknallte Tür geklopft und "Entschuldigen Sie - ich habe gerade zufällig versehentlich unsere Vereinbarung geschreddet, würden Sie wohl gerade hier nochmal rasch unterschreiben?" gesagt. Und überlebt.

    Jaja. Was man alles mitmacht...

    Montag, 6. Februar 2012
    Blogging November - 98

    Weniges entspannt so sehr, wie ein Drama, das wider Erwarten nicht eingetreten ist. Ich vermute - ohne es durch Selbstversuch belegen zu können - dass da keine Traumreise-CD mithalten kann. Und wenn man den ganzen Vormittag Ablaufpläne für die nächsten Wochen gemacht hat, was in welcher Reihenfolge und an welchem Tag und wie das noch passen könnte, und letztendlich alles auf der Reihe hat, sehr nervig, sehr anstrengend, ja, aber es wird gehen, es ist alles auf Kante genäht und wird sämtliche Energie binden, aber es ist möglich, und dann kommt am Mittag die Entwarnung - dann ist das eigentlich wie Urlaub.

    Was mache ich denn jetzt in den nächsten Wochen mit all der mühsam freigeschaufelten Zeit?

    Sonntag, 5. Februar 2012
    Blogging November - 97

    Es kann gute Gründe dafür geben, dass zwei Personen, die sich einen Nachmittag lang am Küchentisch gegenüber setzen, sich eine Mail nach der anderen schicken.

    Angenehm ist es auch, dass es im novemberregenschen Haushalt wunderbar nach Gebäck duftet und man es auch essen dürfen wird - jedoch nur die Gäste backen. Bzw. halt, gerade wurde ich in der Erstellung eines "Zebrakuchens" unterwiesen, und zwar per ganz indirekter Verhaltensanweisung ("Also, Herr Herzbruch macht das immer soundso und das klappt dann nicht so gut...")

    Ona Herzbruch stellt derweil Mängel an der Badwanne fest: "Man kann hier noch nicht so richtig gut baden!". Glücklicherweise lag es aber nur an der Füllhöhe, war also leicht zu beheben.

    Samstag, 4. Februar 2012
    Blogging November - 96

    Handy des Mannes hinter Frau Herzbruch klingelt in der langen, langen Schlange vor dem Geldautomaten der bereits geschlossenen Postfiliale.

    "Ja! Hallo wie gehts?? Ja! Bin ich hier gerade Postbank! Mal so bisschen gucken!"

    Frau H. und Frau N. gucken geradeaus. Frau Herzbruch vergräbt das Gesicht in ihrem Schal. Frau N. wendet sich ab um hoch konzentriert eine Broschüre zu Migrantenberatung zu studieren.

    Meine Güte, was man alles verpassen könnte, wenn man das Haus nicht verlässt...

    Freitag, 3. Februar 2012
    Blogging November - 95

    Seit etwa zwei Wochen jammere ich (innerlich) vor mich hin, weil ich mich heute mit einer Frau treffen muss, die ich nicht mag, um die ich aber wegen eines Ehrenamtes in den nächsten zwei Jahren nicht herumkommen werde. Besser also, sich gleich damit abzufinden.

    An der Frau stört mich hauptsächlich die geballte Sprücheladung, die einem bei jedem Gespräch entgegenquillt. Sie wissen schon - Leute, die "Männe" sagen, sagen auch "die Kurzen" und Leute, die "zum Bleistift" sagen, sagen auch "erstens kommt es anders und zweitens als man denkt" und "den ganzen Tag und abends mit Beleuchtung". Ich bin da leider allergisch. Außerdem stört mich Anfassen, so am Arm und auf die Schulter hauen auch. Da ist der Zug dann schon fast abgefahren. Satz mit ix. Nicht immer, aber immer öfter. Sie sehen, ich bin schon infiziert.

    Also dachte ich, besser bei ihr treffen als bei mir, bei mir hatten wir nämlich schon, und das war nicht gut, weil sie länger blieb, viel länger, als erhofft.

    Und nun, bei ihr, war es wirklich okay. Nach Wohnung gucken und hinsetzen und Kaffee trinken und runterkommen kam plötzlich eine ganz warmherzige Person zum Vorschein, die unheimlich gut mit Kindern kann und irgendwo hinter den tausendfach gehörten Sprüchen plötzlich Ansichten und Meinungen hervorzieht. Freunde werden wir sicher nicht, aber ich habe etwas - mehreres - gefunden, dass ich an ihr schätzen kann und es war ein angenehmer Nachmittag.

    Ich bin sehr erleichtert.

    Donnerstag, 2. Februar 2012
    Blogging November - 94

    Der aktuelle Stand in der Sache Vodafone ist so, dass ich nach 3 Wochen komplettem Schweigen, als das Internet kaputt war, nun in den 6 Tagen, in denen es wieder funktioinert, schon zwei Mails bekommen habe. Eine mit einer Umfrage zur Kundenzufriedenheit. Das ist jetzt an sich ein bisschen witzig, außer, dass das natürlich automatisiert verläuft. Und zusätzlich betrifft es auch noch einen Teil des Services, mit dem ich halbwegs zufrieden war. Ich habe mir aber überlegt, trotzdem zu antworten, jedoch zu dem Thema, über das ich gerne sprechen möchte.

    Die zweite Mail ist noch ein bisschen lustiger. Der angekündigte Techniker kam ja nicht, so dass ich mir erlaubt hatte, dem Anbieter eine Pauschale in Höhe von € 40 für die mir entstandenen Mühen zu berechnen. Wenn der Techniker kommt und man selbst ist nicht da, muss man schließlich auch etwas bezahlen, warum sollte das umgekehrt nicht genauso funktionieren. Und siehe da: es funktioniert. Auch wenn mir nur ein Viertel des Betrages geboten wird, und auch das selbstverständlich nur aus "Kulanz". Um den Betrag geht es aber ja auch gar nicht. Es geht ums Prinzip und darum, dass ich finde, alle Menschen sollten ab jetzt ihre Dienstleister zur Zahlung einer pauschalen Aufwandsentschädigung auffordern, wenn sie versetzt werden. Man kann das sportlich sehen und das Geld dann irgendwem spenden. Also los, gehen Sie denen auf die Nerven.

    November seit 7090 Tagen

    Letzter Regen: 22. August 2025, 00:52 Uhr