Die Mutter von Mademoiselles Freundin, die sich sonst vor Gastfreundschaft immer überschlägt - doch, komm bitte rein, nur ein Glas Wasser. Oder lieber Kaffee? Prosecco, ja? Ein Keks? Vorher etwas Herzhaftes, bittschön! Und der Keks, ein kleines Eis dazu, ja? Und ein Absacker - setzte heute alles daran, dass ich nur ja nicht ihre Wohnung betrete. Gestern rief sie schon an, ich könnte das Kind ja heute zur Verabredung hochschicken, dann müsse ich nur kurz vor dem Haus halten. Später rief sie nochmal an, um zu sagen, ich solle von vor dem Haus anrufen, sie käme runter. Heute morgen rief sie an, um zu sagen, ich solle irgendwo in der Straße halten und anrufen, sie käme dann. Und wann ich losfahre, evtl. würde sie schon unten warten.
Nachdem ich kurz die letzten Begegnungen Revue passieren lassen hatte und kein Fehlverhalten meinerseits erinnerte, fiel mir wieder ein, dass sie vor ein paar Wochen umgezogen waren und sie schon häufig geklagt hatte, dass die Aufräum- und Einsortierarbeiten sich ins Unendliche zögen. Ich lachte ein bisschen. "Warum lachst Du?", fragte sie, und ich antwortete, dass ich es lustig fände, dass sie mit allen Mitteln versucht, mich aus ihrer Wohnung herauszuhalten, damit ich bloß keine Unordnung sehe.
Einen Moment herrschte Stille. "Schätzchen", sagte sie dann, "das macht Ihr Deutschen falsch. Ihr müsst die Illusion bewahren. Immer so direkt, das ist nicht gut für die Seele. Müsst Ihr mehr tanzen, um den heißen Brei!"
Heute sollte zwischen 8:00 Uhr und 12:00 Uhr ein Techniker kommen und die seit dem 5.1. tote DSL-Verbindung wieder in Gang setzen. Dies wurde uns gestern als Nachricht hinterlassen und, nachdem ich erstaunt anrief und nachfragte, ob denn tatsächlich samstags ein Techniker käme, bestätigt. Gleich fragte ich auch nach, was zu tun sei, wenn der Techniker nicht bis 12:00 Uhr käme. Die Dame an der Hotline, Frau W., sagte, das wäre ja sehr unwahrscheinlich, aber dann solle ich noch ein paar Minuten warten, der Techniker käme keinesfalls viel später da er "ja dann auch mal sein Wochenende genießen" wolle. Ich finde ein Zeitfenster von 4 Stunden zwar durchaus reichlich bemessen, aber von mir aus, auf ein paar Minuten kommt es nicht an.
Von 8:00 Uhr bis 12:00 Uhr ging ich also - zu Hause und erreichbar - diversen Tätigkeiten nach und rief um 12:00 Uhr die Hotline wieder an, verbrachte wie geplant die "noch ein paar Minuten" in der Warteschleife und sprach um 12:12 Uhr mit Herrn M.
Frau N: Guten Morgen, mir wurde gestern für heute ein Technikertermin zwischen 8:00 Uhr und 12:00 Uhr angekündigt, der Techniker ist nicht gekommen.
Herr M: Hmm, hm hm (klick klick) also ich schaue mal, (klick klick) ich denke mal das liegt daran, dass Sie den Termin zu kurzfristig vereinbart haben.
Frau N: Wie bitte?
Herr M: Von gestern auf heute, das ist zu kurzfristig, das geht so flexibel nicht.
Frau N: Glücklicherweise bin ich sehr wohl so flexibel gewesen, das von gestern auf heute einrichten zu können.
Herr M: Wie bitte?
Frau N: Wir fangen von vorne an. Sie haben mir einen Termin mitgeteilt. Genau gesagt, Ihre Kollegin Frau W. Ich habe dem Termin zugestimmt. Für wen genau war das jetzt zu kurzfristig?
Herr M: Einen Moment bitte, ich werde versuchen, das zu klären.
(mehrere Male "Empire of the Sun - Walking on a dream" Warteschleifenmusik)
Herr M: Vielen Dank für Ihre Geduld, also es ist so: vom Techniker liegt keine Meldung vor.
Frau N: Was bedeutet das?
Herr M: Also: wir wissen nicht, warum der Techniker noch nicht da war. Er wird bestimmt noch kommen. Sie müssen geduldig sein.
Frau N: Nein, nein, das ist falsch, ich muss nicht geduldig sein, der Techniker muss pünktlich kommen.
Herr M: Vielleicht ist ja etwas passiert. Stau oder er hatte einen Unfall, vielleicht ist ihm etwas zugestoßen!
Frau N: (grunz)
Herr M: Sie müssen mehr Geduld aufbringen!
Frau N: Ich bin für meine Verhältnisse seit dem 5.1. außerordentlich geduldig, aber das nur nebenbei bemerkt. Aktuell kann ich nur noch wenige Minuten geduldig sein, da ich selbst einen Termin habe, den ich einzuhalten gedenke. Können Sie den Techniker erreichen?
Herr M: Nein, dazu bin ich nicht befugt.
Frau N: Dann stellen Sie mich bitte zu jemandem durch, der dazu befugt ist.
Herr M: Also, das geht nicht, und schon gar nicht samstags!
Frau N: Zu wem würden sie mich denn jetzt nicht durchstellen, wenn Montag wäre?
Herr M: Ich kann Ihnen dazu keine Auskunft geben!
Frau N: Wer kann mir dazu Auskunft geben?
Herr M: Die Geschäftsleitung.
Frau N: Dann stellen Sie mich bitte zur Geschäftsleitung durch.
Herr M: Nein, das geht ja nicht.
Frau N: Wie kann mir die Geschäftsleitung dann Auskunft geben, wenn Sie nicht mit mir spricht?
Herr M: Ich empfehle Ihnen, der Geschäftsleitung zu schreiben. Dann geraten Sie in einen anderen Prozess.
Frau N: Wie bitte? Was meinen Sie mit "einen anderen Prozess"?
Herr M: Dann kümmern sich andere Leute darum.
Frau N: Was denn für Leute?
Herr M: Andere Leute mit anderen Kompetenzen.
Frau N: Interessant. Darf ich fragen, wie ich genau Ihren Namen schreibe?
Herr M: (buchstabiert)
Frau N: Dankeschön.
Herr M: Ich habe damit aber nichts zu tun. Ich habe hier nur eine Eingabemaske!
Frau N: Ich weiß. Könnten Sie bitte in Ihre Eingabemaske schreiben, dass ich sehr unzufrieden bin - nicht mit Ihnen persönlich, sondern mit dem Service Ihres Unternehmens und der Gesamtsituation?
Herr M: Ich notiere das.
Frau N: In der Maske? Hat die dafür ein Feld?
Herr M: Am besten schreiben Sie der Geschäftsleitung.
Frau N: Danke, das habe ich natürlich bereits, aber das mache ich jetzt gern nochmal. Schönes Wochenende.
Eins steht fest: So lange DSL noch kaputt ist, wird das Blogmaterial nicht ausgehen.
Heute endlich den Kronleuchter fürs Schlafzimmer bekommen, bzw., genauer gesagt, heute der Filialleiterin den Kronleuchter fürs Schlafzimmer abgeschwatzt, der dort im Laden hing und nicht mehr lieferbar war. Nachgedacht, ob ich Lust habe, bei Dämmerlicht und in 3,60 Metern Deckenhöhe gemeinsam mit dem Kind den Leuchter anzubringen. Für "Nein" entschieden.
Später für das Kind eine Samstagsverabredung organisiert. Überlegt, dass ich in der kindlosen Zeit wunderbar die nun wieder bauarbeitenfreie Wohnung in einen bewohnbaren Zustand zurückversetzen könnte. Auch dazu wenig Lust verspürt und mir stattdessen eine zeitgleiche Kaffee-Einladung organisiert.
Nach 10 Tagen Chaos kommt es ja auch nicht mehr wirklich drauf an.
Als Schulelternbeiratsvorsitzende ist es unter anderem meine Aufgabe, Gesamtkonferenzen des Lehrkörpers mit meiner Anwesenheit zu erfreuen. Und ich sage Ihnen: Holla die Waldfee!! Da wird einem Angst und Bange. Meetings in der freien Wirtschaft sind dagegen Ringelpietz mit Anfassen.
Ohne jetzt näher darauf einzugehen, dass die meisten Lehrer ihr ehemaliges Schulschreibmäppchen ganz offensichtlich behalten haben und weiterhin - auch im beruflichen Kontext - nutzen oder dass wir heute fuer einen Lehrer, der Geburtstag hatte, gesungen haben, und zwar "Heute kann es regnen", mit Klavier und gut, nun mag man sagen, das war sicher ironisch, aber - alle drei Strophen?? Mit rhythmischem Klatschen? Also ohne darauf näher einzugehen, erwartet man dann bei den Esprit-gekleideten Damen, die Paprikaschnitze und Kräuterquark in Tupperdosen mitführen doch eher Reflektorbärchen an der Jacke eine gewisse Harmlosigkeit.
Und dann packen die die Handschuhe aus. Und es sind keine Samthandschuhe.
Es ist wohl so: in sozialen Berufen geht es um den Menschen, nicht um die Sache. Und so wird nicht der schwache Punkt in der Argumentationskette herausgepickt, sondern der schwache Punkt an der Person. Und der wird, bei lächelnder Zustimmung zum Anliegen an sich, indirekt, in Zwischentönen und Nebensätzen, maximalvernichtends angebracht bis die Person weinend den Raum verlässt. Tagesordnungspunkt abgehakt.
Momentan bin ich dort noch neu und so buhlen die verschiedenen Grüppchen um meine Gunst. Klar ist, dass sich das ändert, sobald ich mich, und sei es vermeintlich, für eine Gruppenzugehörigkeit entschieden habe. Ich schwanke nun zwischen "da geh ich nie wieder hin, das ist mir zu gefährlich" und "hui, da kann ich noch was lernen".
Vermutlich muss ich mich vor der nächsten Konferenz manipulationspsychologisch beraten lassen.
Heute wird im Wohnzimmer genächtigt - das Schlafzimmer wurde nämlich heute ge"stuckt" und abgedingst, der Fachausdruck ist mir entfallen, und wird morgen gestrichen. Der Vorteil am Wohnzimmerschlafen: ich werde heute Nacht im Flur nicht über die Mikrowelle fallen. Der Nachteil: ich falle möglicherweise über eine Langhantel.
Und heute habe ich tatsächlich vergessen, beim Telefonanbieter anzurufen. Gut, dafür habe ich ein Einschreiben geschickt. Faszinierenderweise scheint die Relevanz des Problems komplett von meiner allgemeinen Laune abzuhängen. Möglicherweise wird eines Tages ein kleiner Computer erfunden, der dem Besitzer anhand der Stimmlage bei Hotline-Telefonaten den genauen Zykluszeitpunkt nennen kann.
("Abgeschnürt" hieß der Fachausdruck. Mit einer Schlagschnur.)
Und ab morgen gewöhne ich es mir ab, pfeifend im Büro herumzulaufen.
Bewerbersuche ist per se eine Beschäftigung, für die man eine hohe Misserfolgstoleranz mitbringen muss: Man neigt dazu, gute Unterlagen/Gespräche trotz ihrer Seltenheit für den eigentlichen Normalfall zu halten und die skurrilen Ereignisse zum Weitererzählen gehen unter in einem Wust an belanglosem Ausschuss. Am Ende kann man zwar einer Person ein Angbot machen - gleichzeitig muss man aber natürlich 50-100 anderen absagen, was zusammengerechnet dann wirklich keine positive Bilanz ergibt.
Manchmal macht es aber auch Spaß. Wenn man jemanden an allen logischen Kriterien vorbei einstellt, aus dem Gefühl heraus, dass er passt, und diese Person das selber nicht so ganz fassen kann, auch nicht, dass alles so schnell geht und auch nicht, dass deutlich mehr Gehalt gezahlt wird, als gewünscht war.
Mir ist es mal ähnlich ergangen, und es wurde richtig gut.
Wir sind alle sehr gespannt.
Der abendliche Anruf bei Vodafone (man kann ja ruhig mal Namen nennen) gehört mittlerweile genauso zum Tagesablauf, wie der Kaffee am Morgen. Und beides bringt den Kreislauf in Schwung. Obwohl dieses Abendritual ja erst 11 Tage alt ist, werde ich es vermutlich glatt vermissen, wenn ich dann in ein paar Wochen wieder DSL habe, sei es durch unverhofft wiedergefundene Kompetenz seitens des Anbieters oder durch Ablauf der gesetzten Frist zur Behebung des Nicht-Erbringens der Vertragsleistung und dem damit verbundenen Wechsel zum Kabelanbieter - der ja auch noch günstiger ist.
Sowieso werde ich in nicht allzu ferner Zukunft mittelfristig ein Leben führen, in dem weder Komplettrenovierungen der Wohnung noch Bewerbersuche oder DSL-Probleme vorkommen. Wie mag das sein? Wie fühlt man sich? Wie beschäftigt man sich gedanklich, wenn man auf die verspätete Bahn wartet?
Ich bin sehr, und - das das sage ich mit Nachdruck - freudig gespannt.
Von 8 bis 18 Uhr habe ich mit Mademoiselle Sachen aus dem Kinderzimmer aussortiert. Das Zimmer ist jetzt minus 3 große Müllsäcke und 2 Umzugskartons voll Zeug.
Danach haben wir aufgeräumt.
Jetzt brauche ich Wochenende.
Mein Timing könnte besser sein.
Für 10 Minuten heute morgen war das komplettrenovierte Wohnzimmer ein Traum. Dann haben wir den gesamten Kinderzimmerinhalt hineingestellt, um dort weiterzumachen, und alles ist wieder schrecklich.
Ich merke an solchen Tagen, wie sehr ich die Wohnung als Rückzugsort brauche und wie unsicher ich werde, wenn nicht alles seinen Platz hat. Ich brauche meine Energie für anderes, als zum Dinge herumräumen um an andere heranzukommen oder eine Viertelstunde lang nach Alltagsgegenständen zu suchen.
Immerhin bin ich sicher, dass das Endergebnis den Aufwand lohnt.
Als ich irgendwann anfing, die Haare wachsen zu lassen - mehr aus Zufall, denn mit kleinem Kind ist Friseur immer etwas unentspannt - dachte ich, nach "erreicht die Schultern" kommt nicht mehr viel Neues. Aber dann kam "klemmt sich unter dem Schultergurt der Tasche ein", dann "verursacht bei Unachtsamkeit bei der Achselrasur ungewollten Fransenschnitt" und nun auch noch "fixiert den Kopf an der Bürostuhlrückenlehne und verhindert damit emphatisches Kopfnicken bei Chefgesprächen".
Bevor "steckt nach Verlassen der Toilette im Hosenbund fest" sollte ich doch mal wieder nachschneiden lassen...