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    Dienstag, 19. Februar 2008
    Sicherheitsrisiken, ganz unsubtil:

    Wenn die neuen Bildschirme im Büroturm gegenüber so groß sind, dass ich von hier problemlos mitlesen kann.

    Gebrechenscontent

    Knackig kalt ist es draußen, und immer, wenn es so kalt ist, lässt mein Körper freundlicherweise noch einmal mit kleinen Sticheleien mein Leben an mir vorüberziehen - mit orthopädischer Schwerpunktsetzung. Also für die Nachwelt:

    1. Mittelfinger, rechts, Busunfall neulich, genaue Verletzung ungeklärt, weitgehend ignoriert,

    2. Ringfinger, rechts, Fußballunfall mit 9/10 Jahren, gestaucht, Ende der Blockflötenkarriere (kein Verlust),

    3. Daumen, rechts, Sturz von einer Statue im Hofgarten (Alkoholeinfluss), schon was her, genaue Verletzung ungeklärt, weitgehend ignoriert,

    4. Rippen, 3 rechts 2 links, Kombination aus Tragetuch-Stillhaltung-Kälte-allgemein-mieser-Verfassung vor 3 Jahren, blockiert, ärztlich behoben (mehrfach),

    5. Lendenwirbel L2, Bettunfall, vor ca. 11 Jahren, "verrutscht", eingerenkt und noch ein halbes Jahr Spaß dran gehabt,

    6. Knöchel links und rechts, diverse Male (grob geschätzt 20), beim Fechten, beim Badminton, beim Fußball, bei Spaziergängen nachts im Park, bei Spaziergängen tags im Park, auf Treppen, beim Sprung von Mauern, im Sandkasten, im Sand am Meer, auf Wiesen, einfach so auf glattem Asphalt, mein ganzes Leben lang, umgeknickt und überdehnt, die ersten Mal noch ärztlich versorgt (dappiger Verband und 2 Wochen nicht duschen oder so), seither konsequent ignoriert bis auf beim letzten Mal, das war schlimmer, und knackt auch nach 4 Monaten noch munter vor sich hin.
    Dasselbe auch mit den Handgelenken, nur dass ich selten bis gar nicht auf den Händen gehe, also das Risiko geringer ist und eher durch Heben einer schweren Pfanne (die meisten Unfälle passieren im Haushalt!) oder Bierkästen oder auch mal ein Ball davor oder sonstige Überbeanspruchung. Verwende jetzt beim Sport dafür so ein Spezialkraftmaschinendings. Komme mir sehr wichtig vor. Da sitzen sonst nur die ganz krassen Sportler dran, alle anderen machen dann doch eher Bauch-Beine-Po statt Unterarmtraining...

    So, das war es glaube ich. Ansonsten bin ich gesund. Eine Erkältung krieg ich nur alle paar Jahre mal.

    Montag, 18. Februar 2008
    Reizüberflutung

    Ich mag es ja eher simpel. Zum Beispiel mag ich Essen, so wie es ist, lieber als hundertmal aufgemotzt, und ich mag keinen Schnickschnack, der in der Wohnung herumsteht. Weil ich mich von den ganzen Gegenständen immer angesprochen fühle - wie die Zeitung von vor drei Tagen "och liiiiiiieees mich doch noch" raschelt und wie das Bild von der Schwiegermutter "ruf mich aaaaaaan" flüstert* und wie die Kerze romantische Abende anmahnt. Das fällt vermutlich unter den Überbegriff "Wahrnehmungsstörung", denn ja, ich habe eine, und zwar leide ich am Gegenteil der selektiven Wahrnehmung. Kennt jemand einen Fachbegriff?

    Nunja. Ich gewöhne mich langsam an die Flut der Haarspängelchen, die in unserer Wohnung Einzug gehalten hat, und an glitzernde Perlen überall und allerorts. Auch an das ganze Industriefutter, allein die vier Sorten "Cerealien", über die ich immer gespottet habe, und von den knallbunten Lollis, rot-orange-gelben Puffreiskugeln und Brausetütchen mal ganz abgesehen. Ich bin der festen Überzeugung, dass Kinder sowas brauchen. Und habe sowieso erstaunlich selten Migräneanfälle in der letzten Zeit. Was aber auch mit der Beißschiene gegen das Zähneknirschen zusammenhängen kann.

    Manchmal, ja. Manchmal ist mir dann nach Frauentausch. Mit irgendeiner kinderlosen Singlefrau, die keinen Deko-Fimmel hat sondern eher so eine Feng-Shui-Wohnung. Leere und glatte Flächen. Und nur der ganz eigene Dreck. Genau eine benutzte Kaffeetasse und ein Joghurtlöffel. Nur Dinge in der Wohnung, die mich selbst persönlich angehen. Das schöne am Familienleben ist ja, dass man immer jemanden hat. Dass man, auch wenn man allein ist, nie allein ist. Und genau das ist auch das furchtbar anstrengende daran.


    ______
    *Herr N. und Frau V., mir ist bewusst, dass wir kein Bild der Schwiegermutter zu Hause aufgehängt haben. Aber es geht hier um atmosphärische Verdichtung. Künstlerische Freiheit. Keine Sozialkontrolle, bitte.

    Yo, Sherlock!

    Mail mit höchster Priorität an alle Rapunzelturmbewohner:

    "...wie von uns festgestellt wurde, wird der Fahrradraum [...] derzeit von einigen Mitarbeitern als Winterquartier / Lagerstätte für Fahrräder zweckentfremdet. Dies lässt sich u.a. daran erkennen, dass sich auf den nicht durchweg genutzten Zweirädern erheblich mehr Staub abgelagert hat, als bei den dauerhaft genutzten Rädern."

    Ich kann nicht genau erklären warum, aber die Mail hat mich vor Lachen unter den Tisch geschmissen. Vermutlich, weil es hier heute sonst wenig zum Lachen gibt.

    Wie Sodbrennen...

    ...fängt es an, mich unglaublich zu nerven und zum ersten Mal frage ich mich auch, genervt, ob das nicht alles auch anders hätte laufen können. Um die Ungerechtigkeit dieser Frage weiß ich im selben Moment.

    Ob ich das wirklich kann, frage ich mich. Oder ob ich das wirklich will. Und wenn ja, warum.

    Und erkenne dann, dass das doch alles furchtbar egal ist. Dass mir einfach unterwegs die Leichtigkeit abhanden gekommen ist. Ein bisschen hier, ein bisschen da, wie es halt so ist. Also aufhören, wie ein Schimpanse auf Speed gedanklich zwischen den verschiedenen Ästen der Möglichkeiten herumzuhüpfen. Statt dessen Tunnelblick vermeiden. Und Kleeblätter pflücken.

    Sonntag, 17. Februar 2008
    Kleeblatt

    Bevor es nun kippt, die drei kleinen Glücksmomente für heute:

    • Die endlich komplett geleerte Shampoo-Flasche, die seit über einer Woche auf dem Kopf herumwackelt und mir mehrmals täglich durch Umkippen unsagbar auf die Nerven geht. Weg damit, was für ein Glück, da hab ich mich richtig von Herzen gefreut. Für's nächste Mal: auch mit Restmenge entsorgen. Die Ersparnis des negativen Umweltsau-Karmas wird mehr als aufgehoben durch die Hassgefühle, die das Geräusch beim Aufprall der Flasche auf den Boden regelmäßig hervorbringt.
    • Der sehr alte Herr beim Bäcker, der am Fenster am Stehtisch einen Kaffee trank, und dabei so wirklich schick zurecht gemacht und in wunderbarer Pose stand, dass ich ihn zunächst für eine Schaufensterpuppe hielt. Das war restlos schön. Spontan verliebt.
    • Die Tussentrulla im Zoo, die ihre Kinder grundlos daueranbrüllte, dann unachtsam einen Schritt zurück trat und mit beiden 10cm-Stilettoabsatz-Stiefeln mehr als knöcheltief im Schweinemist versank. Grinsen pur.

    Samstag, 16. Februar 2008

    • "Wir lösen hier jedes Problem!", sagte die junge Dame beim Optiker sehr überzeugt, und ich dachte mir, ach, das ist gut, das merk ich mir, da komme ich mal mit ein paar Sachen vorbei. Dann fiel mir ein, dass mein Problem dort ja tatsächlich behoben wurde, sogar auch schon zum 4. Mal, immer dasselbe Problem. Die sind wirklich gut darin. Nur nicht auf Dauer.
    • Dem Kind beim Abendessen zugeschaut, wie es mit halboffenem Mund befüllt mit Tomatenbutterbrot schmatzt und weltzufrieden die Umgebung mustert. Es angeschaut, dieses Kind, mein Kind, als ganz eigenen Menschen mit ganz eigenem Kopf, die Abendbrotsituation am Küchentisch und festgestellt, dass es noch immer nicht ganz durchgedrungen ist, dass das alles nicht vorübergehend* ist. Dass es manchmal ein Gefühl ist, als spielten wir Vater-Mutter-Kind. Ist das normal?

      (*Vorübergehend dann natürlich letztendlich schon, aber so - hoffentlich - langfristig war das nicht gemeint.)
    • Morgens dem Coffee-to-go nachgetrauert, den ich im September 1994 am Düsseldorfer Hauptbahnhof nicht getrunken habe.

    Freitag, 15. Februar 2008

    Lampe

    Jetzt bin ich morgens nicht mehr so allein im Büro :-)

    Donnerstag, 14. Februar 2008

    But was that love in your eye I saw
    or the reflection of mine?


    (Text ergooglen lohnt.)

    Genervt-Content

    Wenn etwas mies läuft und keiner spricht es aus, sinkt die Chance, dass es besser wird, beträchtlich. Was ist daran so schwer zu begreifen?

    Mittwoch, 13. Februar 2008

    Rapunzelturmnebel

    Und nach alle dem Geschüttele und Gerüttele und den vielen Mails und wirren Gesprächen liegt hier, im nebelumwogten Rapunzelturm, der Boden unten nicht mehr sichtbar, plötzlich der Punkt, um den es wirklich geht, glasklar auf dem Tisch. Von jetzt auf gleich. Einfach so. Wie eine Murmel, die unten aus der Kugelbahn fällt. Klack.

    Dienstag, 12. Februar 2008
    Wieder da

    Nach einem lauten, lärmenden Wochenende: zusammengerollt, ganz friedlich, im Dunkeln, im Warmen, ganz bei mir. Selbstgenügsam, nur ich, wie in einem warmen Meer in einer mondlosen Nacht. Friedlich. Ich.

    Morgens erinnere ich mich an das Gefühl, früher, wenn ich von einer längeren Reise zurück kam, allein. Alles auf Null gesetzt, aufgeräumt, geordnet. Ich stehe in der Küche und auf dem Tisch ein Kuchen und erwartungsvolle Gesichter, mir war als hätte immer die Sonne geschienen, an diesen Tagen, in meinem Zimmer alles an seinem Platz, kein Chaos auf dem Schreibtisch, nur ein ordentlicher Stapel Post, die ich noch nicht anfassen möchte, noch einen Moment in dem Nullzustand bleiben, dem sauberen, klaren, in dem der Kopf noch keine To-Do-Liste entwirft, in dem die Nachrichten und Nachfragen der anderen in meiner Welt noch nicht existieren, kein angefangenes Buch neben dem Bett, kein Rest Essen vom Vortag im Kühlschrank, keine angefangene Wasserflasche auf dem Tisch.
    Ich fühle mich zu Hause und trotzdem fremd, anders, und eigentlich will ich kein Wort sagen, in diesem Moment, kein Wort, das dann wieder ein anderes ergibt und ein Gespräch und mich ins Hier und Jetzt hineinzieht, unwiderruflich, mir einen Teil dessen abschleift, was ich, während ich fort war, neu gefunden habe, es dem Alltag angleicht, einpasst, was notwendig ist, was in Ordnung ist, aber noch nicht gerade jetzt, einen Moment noch, nur einen kleinen Moment möchte ich noch das Fremde im Vertrauten fühlen, bestaunen, bewundern, bevor es ein Teil von mir, ganz, wird.

    Reisen verändert.

    Montag, 11. Februar 2008

    "Sagen Sie bitte laut A:\"


    Was ne Woche. Achso, ist erst Montag. Naja.

    Freitag, 8. Februar 2008
    Dies ist jetzt Frau V.s Twitter:

    (legense los)

    Taunt the wretched

    Das Versagen sämtlicher Strategien und Pläne und was übrig bleibt ist nur schrittweises Vorantasten per Bauchgefühl: was geht gerade, was geht gerade nicht, was fühlt sich gerade richtig an. Mit dem Erfolg, dass ich jetzt in das gestiefelt bin, was ich gestern per Gong zum out-of-limits erklärt hatte. Bravo.

    Löffeln und schlucken und löffeln und schlucken und das Scheißding scheint ein Tischlein-deck-dich zu sein. Mit ganz speziellem Sahnehäubchen aus handgefertigter Eigenproduktion.

    Und wofür das alles? Für - wirklich - nix.

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    Letzter Regen: 12. Mai 2025, 22:59 Uhr