• Privatbloggen an: novemberregen @ gmail.com
  • | Twitter: @novemberregen
    Dienstag, 10. Juli 2007
    Effizient

    Nach schweißtreibenden Badewannenrangeleien mit mittagsschlafverweigerndem Kind um exakt 16:14 mit seriösen Sachen, Schuhen, Tasche und Jacke bürofertig, 16:15 trifft die Kinderablöse in Form des Herrn des Hauses ein, unmittelbar zwei Stockwerke hinunter, über zwei rote Ampeln, eine 50-m-Sprintstrecke, drei kleine Stufen und eine 2-teilige 36-stufige Bahnhofstreppe katapultiert um dem Zugbegleiter an der letzten offenen Tür zuzulächeln, der dies mit "eehr Rock war schee geschdern" kommentiert und den Zug um exakt 16:17 weiterpfeift.
    3,5 Minuten Unterlagen gesichtet, binnen 2 Minuten Bahnsteig- und U-Bahntreppe runter und umgestiegen, nochmal 4 Minuten Unterlagen gesichtet, 6 Minuten Fußweg joggend mit Musik beschallt und per Mail Raumbelegung geprüft, Aufzug steht bereit, in wenigen Sekunden Fahrtzeit Musik verstaut und Unterlagen rausgeholt, 16:35 den Konferenzraum betreten, Unterlagen auf den Tisch fallen lassen, Jacke über den Stuhl geworfen, Wasser eingegossen und "schon ewig da"-Blick aufgesetzt. 16:36 Chef-Eintreffen und dessen enttäuschte Bemerkung "Sie haben das ja pünktlich geschafft" gelassen lächelnd mit "selbstverständlich" quittiert.

    Ein schmaler Grat zwischen Spaß und Stress. 20 Sekunden oder so.

    Montag, 9. Juli 2007
    Wahrnehmung

    Süße Lethargie, auf weichen, warmen Sand gebettet, liebevoll umschlungen, die Nacht wie eine Umarmung, Blütenduft und Meeresrauschen, zeitverloren, gedankenverloren.

    Ein Blitz, der das Dunkel zerreißt und mir ein Bild auf die Netzhaut brennt - der Sand ist Asche, die nächtliche Umarmung ein erstickendes Tuch und das Meeresrauschen ein Ventilator, der den süßlichen Modergeruch immer wieder aufquirlt.

    Ein Sekundenbruchteil vor erneutem Einsetzen der Schwere - schließe die Augen, es war nur ein Traum, es war nur ein Traum... - Flucht.

    Jahre später noch manchmal die Frage, welches Bild das wirkliche war. Und melancholische Sehnsucht nach einem Zustand, der vielleicht nie existierte.

    Freitag, 6. Juli 2007

    Nach den ganzen Scherzen und Clownereien des Vormittags in einer ruhigen Minute die Vorsicht und Kontrolle versehentlich fallen lassen. Plötzlich sitze ich da und die Tränen laufen übers Gesicht. Das ist einfach zu viel. Schnell die Wand wieder hoch. Packen und aufräumen und Obstsalat machen oder so.

    Donnerstag, 5. Juli 2007
    8 (Acht)

    Herr Ref wirft was nach mir. Kennt man ja, solche Situationen. Mit meinen geübten Reflexen fange ich das Ding locker in der Luft. Achso, das ist ein Spiel, und das geht so:

    • Der Werfer postet acht zufällige Dinge über sich selbst.
    • Der Beworfene muss ebenfalls acht Dinge über sich posten.
    • Er gibt (geben, steht hier!) das Stöckchen an acht Leute weiter. Sonst kriegt er Krätze. Soso.
    Na dann:

    1. Ich habe kein Allgemeinwissen.

    2. Ich verfüge über eine adrenalingetriebene Turbo-Hirnfunktion. Diese führt u.a. dazu, dass ich in mündlichen Prüfungen und ähnlichen Situationen brilliere.

    3. Ich mag keine süßen Getränke (Cola light zählt nicht als Getränk sondern als Medizin).

    4. Ich bin nicht pingelig.

    5. Überraschung: Ich mag Regen!

    6. Ich lüge sehr selten, habe aber ein großes Talent dafür, die Wahrheit als Scherz zu verkaufen.

    7. Ich habe stark ausgeprägte Phasen, alles betreffend.

    8. Ich bin außerordentlich neugierig. Ich mache manchmal ständig etwas, nur um zu sehen, was passiert. Deshalb werfe ich dieses Stöckchen auch nicht weiter. Wenn es anfängt zu jucken, gebe ich reumütig Bescheid.

    Mittwoch, 4. Juli 2007
    Fragestunde

    Frau N. wurde bestimmt Opfer des Bahnstreiks (die streiken doch aber gar nicht mehr, oder?), deshalb nutzen wir die Gunst der Stunde und werfen mit geballtem Wissen (frisch aus dem Internet) um uns:

    Die Frage: Was haben Bienenstich (dieses süße Teil) und Bukowski gemeinsam?

    Die Antwort steht in den Kommentaren...

    Dienstag, 3. Juli 2007
    Über die Weiber

    Darum liegt es in der Weiber Natur,
    Alles nur als Mittel, den Mann zu gewinnen, anzusehn,
    und ihr Antheil an irgend etwas Anderem
    ist immer nur ein simulirter, ein bloßer Umweg,
    d. h. läuft auf Koketterie und Aefferei hinaus.



    Und die tolle Wegbeschreibung zum KrabbelgruppenTussiTreffen heute abend in der Schoppenauer-Straße ist dann auch schon ein bisschen zu weit gedacht. Und sind doch sowieso wieder alles Apfelsaftschorle-Trinkerinnen.

    Schopenhauer, meine Güte. Schopenhauer!

    Für alles Über die Weiber hier klicken.

    Purzelnde Bruchstücke

    Über Bösartigkeit nachgedacht. Nein, die Gedanken an sich sind schon ok. Also in der Gesamtheit. Der Kopf ist nur so voll. Wie alle Farben, alle Formen, alle Klänge. Das lässt sich nicht in Worte fassen, schon gar nicht in unmissverständliche. Ab und an purzeln Bruchstücke heraus und sind aber so anders als das Ganze. Ach. Es wäre auch ok, wenn man das alles einfach "freischalten" könnte. Für einen Tag oder so. Dann kann jeder einfach gucken und alles ist klar. Ist aber auch egal, weil das mit dem Freischalten ja sowieso nicht geht.

    Auch über das Loch und den Lehm nachgedacht. Ich glaube, da käme ich mir komisch vor, wenn ich in so ein Loch spreche. Das ist so - bedeutsam. Bedeutsam macht mich misstrauisch. Ich bin auch immer unsicher, ob ich, wenn ich mich möglicherweise erstmal in dramatische Stimmung versetze, überhaupt noch ein Ende finde. Wird ja manchmal so ein Selbstläufer, Dramatik. Ich mag mich lieber undramatisch. Und dann würde ich bei dieser Sprechsache vermutlich unernsthaft.

    Das nächste Wochenende muss noch irgendwie vorbei gehen. Ich habe immer noch keine Strategie gefunden. Ich komme nicht klar mit unausgesprochenen Erwartungen. Ich gebe gern und reichlich, unerwartet. Ich habe auch kein Problem mit klaren und ausformulierte Erwartungen. Bitten, Wünsche und Anweisungen sind in Ordnung. Alles, was ich genauso klar und ausformuliert verweigern kann. Unausgesprochene Erwartungen hingegen gehen gar nicht. Ich realisiere sie, und im selben Moment geht die Wand rauf. Fast egal, worum es geht, und ob die Antwort - wäre eine Frage gestellt worden - ja oder nein gelautet hätte.
    Diese risikofreie Hintertürmentalität, subtiles Schweigen mit Blick, ruft in mir ein Gefühl hervor, als würde ich in einer Zwangsjacke stecken. Dass ich mich in Folge tatsächlich so benehme, als bräuchte ich eine, ist der positiven Auflösung des Ganzen sehr abträglich.

    Hospitalistisches Wippen

    Diese völlige Abwesenheit von gesundem Menschenverstand hier ist u.n.e.r.t.r.ä.g.l.i.c.h.

    Montag, 2. Juli 2007
    Kleine Freuden

    Nett ist auch immer, wenn mir hier Leute ihre "stuff id" nennen. Am besten beim Antrag auf ein "foot voucher".

    (Wobei ich mit meinem coporate nightie vielleicht eher nicht lästern sollte :-) )


    Die Papierversion mit dem anschließenden Zusammenknüllen und Wegwerfen wäre noch der beste Weg, das ist sicher. Unsicher ist aber, ob ich noch ein Ende finden kann, wenn ich erst einmal anfange, meinen Kopf zu entmüllen.
    Das könnte so eine Art Dachbodenentrümplung werden, bei der man dann feststellt, dass der Müllschlucker mitten im Wohnzimmer endet. Mitsamt den ganzen Gedanken, die Gedanken bleiben und deshalb lieber Gedanken bleiben. Aber immer so sehr in Worte drängen. In Worte, die ich ihnen verweigere, weil sie nur Worte sind, die nicht die Form und die Farbe und den Klang meiner Gedanken abbilden können, nicht ansatzweise, und zu ungenau sind, viel zu ungenau, und zu viel Interpretationsspielraum lassen - und deshalb letztendlich unfair wären.

    Phase

    Wieder so eine Phase akuten Schreibzwangs. Rette sich, wer kann!

    Sonntag, 1. Juli 2007
    Liebes Tagebuch,

    Heute, am 1. Juli, um halb acht von der Stimme meiner Mutter geweckt worden, die in schönstem rheinischen Singsang (und in Megaphon-Lautstärke) den Termin zum weihnachtlichen Plätzchenbacken auf dem Anrufbeantworter hinterließ.

    Kerouac

    Huch, feucht hier. Klar, Novemberregen :-)

    Heute spontan über den Namen Kerouac gestolpert. Naja, spontan. Der Name taucht immer wieder bei Bukowski auf und ich habe ihn bestimmt schon tausend mal aufgeschrieben, aber die Zettel seither ignoriert. Heute also darüber gestolpert und gleich mal bei Wikipedia geschaut.
    Ein Glück habe ich nicht in dieser Beat-Generation gelebt. All die Typen, die heute Anwälte, Vorstandsvorsitzende oder sonstige High Rollers sind haben es geschafft. Ich nicht. Ich wäre hängen geblieben. Ich würde mir LSd per Tropf geben, Pilze züchten und direkt aus dem Beet konsumieren und - hätte ich nicht diese Ängste - mir Heroin als Dauerinfusion geben. Irgendwo weit hinten wabert noch der Drang nach LSD. Das erscheint mir immer noch als die vernünftigste Droge. Natürlich unter einem perfekten Setting. In diesem schwül-feuchten Schmetterlingsgarten vielleicht. Oder an einem nicht zu heißen Tag an der Westseite des Central Parks und eine Horde an medizinischen Fachkräfte, die im Gebüsch wartet, falls was sein sollte. Wird wohl nicht passieren, aber damit sollte ich leben können.

    Was ich bis heute auch nicht wusste: Marrillions "Clutching at straws" basiert anscheindend auf dem Leben Kerouacs. Faszinierend.

    ...and if you ever come across us, don't give us your sympathie

    Freitag, 29. Juni 2007
    Katzentanz

    Meine Güte, aber was für einer. Mit ausgefahrenen Krallen um einander herschleichen, Revier abstecken und immer mal wieder zuhauen, bevor es dann ans Eingemachte geht. Bei dem Größenunterscheid kann man nur verlieren. Naja, macht nichts. Betrachten wir es als Übung. Jetzt erstmal Fellpflege.

    Donnerstag, 28. Juni 2007
    Angst vor der alten Frau

    Mich in der U-Bahn zu einem Herrn in so ein Vierersitzdingens gesetzt. Ich setze mich immer zu jemandem, weil ich es affig finde, dass alle sich allein hinsetzen, in so ein Vierersitzdingens, auf einen Platz in Fahrtrichtung, meistens am Fenster. Vermutlich kenne ich deshalb auch mehr als ein Dutzend der mit mir pendelnden namentlich und weiß bei etwa doppelt so vielen, was sie ungefähr beruflich machen und ob sie Famlie haben. Ich finde, das ist ein guter Schnitt, wenn man bedenkt, dass die Fahrtzeit knapp 5 Minuten beträgt und ich die Strecke noch nichtmals zwei Jahre lang fahre.
    Diesen Herrn jedenfalls kannte ich nicht, er gehört nicht zu den Stammfahrern, was mir aber egal ist, da ich meistens einfach den nächstgelegenen Sitz nehme. Er schaute mich an und ich lächelte und er lächelte auch und er schaute auf meinen mp3player und ich schaute auf seinen mp3player und dann schaute er auf meine Hände und seufzte laut. Das war mir im ersten Moment extrem peinlich, hatte ich mir doch vorgenommen, vor dem wichtigen Meeting heute unbedingt noch die Nägel zu feilen und die Hände einzucremen und, falls genug Zeit ist, noch mit diesem Klarlack zu hantieren. Zeit war aber zu gar nichts (naja, man hat ja immer so viel Zeit, wie man sich nimmt, sagt Mama immer und recht hat sie, also:) bzw. ich nahm mir die Zeit dazu nicht und so starrte dieser nette Mann nun auf meine Hände und seufzte, meine Güte, wie wird dann erst diese alte grauhaarige Beißerin mit Dutt verunsichernd auf meine Hände starren, der ich in ein paar Minuten das Geld abluchsen soll, das uns nicht unbedingt zusteht aber das wir gerne hätten?
    "Die hübschen Frauen sind immer verheiratet", sagt der nette Herr dann, und sofort war ich erleichtert (mir war im selben Moment auch eingefallen, dass ich im Büro Nagelfeile und Handcreme habe und sowieso früh dran bin), bis mir das Wort "ah, Ehering" durch den Kopf schoss und ich, praktisch simultan zur Erleichterung, sofort wieder verunsichert war. Dabei fiel mir zusätzlich noch ein, dass Frau Grasdackel sagte, ich würde meine Gefühle viel zu sehr von anderen Leuten abhängig machen, so dass ich gleich doppelt verunsichert sein wollte, wegen Frau Grasdackel, dachte dann aber, dass die Ehering-Verunsicherung nun wirklich nichts mit diesem Mann zu tun hat sondern mit mir selbst (und wegen Frau Grasdackel war ich dann rein aus Prinzip nicht verunsichert, so!) weil mir in diesem Moment einfiel, dass dieses "Ehering-Kriterium" ein von mir bislang, also bis heute eben in der U-Bahn, völlig unbeachtetes war, das in meiner Wirklichkeit nicht vorkam. Ich habe noch nie, nie, nie jemandem auf die Hände geschaut um zu sehen, ob sich da ein Ehering befindet. Neue Welten tun sich auf! Wobei mir dann dabei einfällt, dass ich sowieso noch nie bei jemandem, den ich kennen gelernt habe, die "Verfügbarkeit" überprüft habe. Dass ich zum einen sowieso denke, dass Verfügbarkeit etwas relatives ist und das jeder mit sich selbst klären muss. Und dass ich zum zweiten, und da komme ich mir dann gleich wieder merkwürdig vor, noch nie jemanden angesprochen habe, mit dem Vorsatz, daraus so eine Mann-Frau-Sache, egal ob jetzt kurz- oder langfristig, zu machen. Und das, obwohl ich ja dauernd Leute anspreche, die ganzen Pendler zum Beispiel. Manche sagen schon zwanghaft. Also auch Leute, die ich interessant finde, d.h. wenn ich es mir genau überlege, eigentlich nur Leute, die ich interessant finde, wo wäre sonst der Sinn. Wobei ich auch wieder wenige Leute absolut uninteressant finde. Vielleicht ist das tatsächlich ein bisschen zwanghaft, aber ist ja egal. Auch wenn mich das nun verwirrt, diese Ehering-Erfahrung, die mir das Tor zu einer neuen Wirklickeit öffnet, in der solche Blicke zum üblichen "Check-up" bei Bahnfahrten werden, wie die Sicherheitseinweisung beim Fliegen.
    Zum Glück kommt jetzt die bissige Frau mit dem Dutt, die mich bisher bei jedem Gespräch dermaßen vom Tisch gefegt hat, dass mir schwindlig wurde. Zum Glück klingt in dem Fall dann auch unpassend, aber ich glaube fast, dass meine eigenen Gedanken mich noch schneller vom Tisch fegen als diese graue Eminenz. Ob mich das nun beruhigt, insgesamt, ist mir noch unklar, aber für das Gespräch gleich könnte es helfen. Nervositätsbekämpfung per Wortdurchfall zumindest teilweise erfolgreich. Ich geh dann da mal hin...
    (Ob die einen Ehering trägt??)

    November seit 7206 Tagen

    Letzter Regen: 09. November 2025, 08:08 Uhr