Ich muss noch etwas ergänzen. Der Ort, den ich heute Morgen aufsuchte, heißt Nieder-Olm und ich hätte beschwören können, dass mir dieser Ort bis vor ganz kurzem komplett unbekannt war.
Als ich aber gerade das Handy in die Hand nahm und noch auf der Navigationsseite nach Nieder-Olm war und aus irgendeinem Grund hineinzoomte, war da ein "Restaurant Akropolis" und da stand "besucht vor 8 Jahren". Wft, ganz sicher nicht?? Ich schaute im Detail nach, am 5.1.2015 war ich laut Google in Nieder-Olm in Restaurant Akropolis. Warum um alles in der Welt? Mit wem?? Wenn ich so etwas wissen will, schaue ich im Blog oder auf Twitter nach.
Auf Twitter nichts, im Blog dies!. Auch verrückt, offenbar war ich 2015 schon beim Aussortieren der Küchenschränke und bin noch immer nicht fertig. Das liegt natürlich nicht an mir sondern an den Umständen. Egal. Ich wurde noch neugieriger. Welcher Besuch und wie sehr musste ich ihn hassen, um ihn nach Nieder-Olm zu schleppen?
Ich schaute in meinen Mailaccounts und ja, da fand ich es. Ich traf mich mit einer UNBEKANNTEN Person AUS DEM INTERNET auf halber Strecke zwischen unseren Wohnorten und schrieb fröhlich "Was isn da auf der Strecke - Nieder-Olm klingt ja irgendwie lustig?" Und dann schrieb ich noch "Also - ich war natürlich überhaupt noch nie in Nieder-Olm, aber die Leute da werden sicher auch manchmal ausgehen. Wir können uns einfach an einer markanten Stelle treffen und dann herumschauen, was uns zusagt. Anbieten würde sich sicher der Bahnhof, da gibt es oft ja auch Parkplätze/Parkhaus, und wenn dann eine später kommt, kann man da Zeitungen anschauen und so. Ich schau aber später nochmal, ob ich noch ein lauschigeres Plätzchen sehe." Stand heute kann ich sagen, mal gut, dass wir uns schnell gefunden haben, am Bahnhof kann man nämlich ganz sicher nicht Zeitunglesen und grauenhaft kalt und zugig ist es da im März, dann im Januar wohl erst recht, man kann sich nicht vernünftig unterstellen und es gibt da eigentlich nix außer einer Packstation und die ist größer als das Wartehäuschen. Zwei Gleise hat es. Meine Güte. Parkhaus, hahahahaha!!!
Und Sie denken, Sie hätten Probleme. Ich stand heute um 20 vor 6 auf und verließ um 20 vor 7 das Haus, um 1,5 Stunden für 50 km Auto zu fahren, an einen Ort im Nichts. Dort ließ ich das Auto zurück. Es gab eine Bushaltestelle, wo laut Auskunft der Einheimischen aber "nie was kommt". Jemand fuhr mich zum Bahnhof, dort kommt einmal am Tag, nein, einmal in der Stunde ein Zug, der fuhr mich nach Mainz, von dort nochmal 45 Minuten S-Bahn.
Dann sofort Italienischstunde und der Skandal schlechthin: wir hatten einen Auszug aus einem ECHTEN Buch gelesen, also nicht ein Buch für Lernende sondern ein Buch für Menschen, die Italienisch können. Italienerinnen beispielsweise. Es war klar, dass die Lehrerin fragen würde, wie wir zurechtgekommen seien und wir legten uns vorher prahlerische Worte zurecht (ce la caviamo abbastanza bene), erfuhren dann, dass "trama" Zusammenfassung heißt und wurden gefragt, ob wir gepfuscht hätten und eine deutsche Zusammenfassung gelesen hätten. Natürlich nicht. Ich bin froh, wenn ich die Hausaufgaben früher als 5 Minuten vorher mache, ich google nicht noch Zusammenfassungen, außerdem sind Zusammenfassungen langweilig. Ob der Absurdität der Frage lachte ich, Cucinacasalinga hatte natürlich ebenfalls keine Zusammenfassung gelesen, sagte sie, sie lachte auch und die Italienischlehrerin schaute sich das an und sagte dann, sie würde C glauben aber mir nicht. Das ist schon skandalös, es kommt aber noch viel schlimmer, nämlich hat C eine Zusammenfassung gelesen! Also habe nicht nur ich wohl ein unehrliches Gesicht sondern C kommt auch noch mit dreisten Lügen davon. Und dafür bezahlte ich Geld!
Während ich das tippe, sehe ich die Buchstaben auf dem Bildschirm erscheinen. Danach wurde gefragt, im Googledoc, also was ich beim Schreiben des Beitrags sehe. Wenn ich nach links gucke, liegt da der Kater unter meiner Decke, die er mir abgeschwatzt hat. Wenn ich nach rechts gucke sitzt da die Katze, ich gucke nicht, dann schreit sie mich nämlich an, weil sie irgendwas möchte, ich glaube, dass ich mit ihr im Flur auf dem Fußboden sitze, das möchte ich aber nicht, ich möchte, dass die Katze bei mir im Sessel sitzt, das möchte die Katze auf gar keinen Fall, vielleicht können wir uns einigen, dass sie rechts von mir im Kratzbaum sitzt. Wenn ich geradeaus gucke, gucke ich aus dem Fenster. Es ist allerdings dunkel. Ich sehe die Fenster vom Nachbarhaus, eins bläulich erleuchtet, vermutlich wird dort Ferngesehen, eins gelblich erleuchtet, die anderen Fenster dunkel, davor die Zweige eines Baumes, gerade reglos, es ist kein Wind. Weiter weg im Raum sind Herr N und der schaut Fernsehen, ich weiß aber nicht was, habe nicht darauf geachtet. Nicht so spannend. Hätten Sie mal morgen gefragt, da hätte ich in einem Airbnb irgendwas gesehen! Tja.