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    Freitag, 3. März 2023
    3.3.2023

    Heute, halten Sie sich fest, war ich nach langem mal wieder in einem Offline-Ladengeschäft einkaufen und ja, es ist wieder etwas vorgefallen. Ich hatte einen Großeinkauf im Einkaufswagen. Nicht, dass das notwendig gewesen wäre. Ich sehe schon, ich muss weiter ausholen, damit alles nachvollziehbar wirkt. Wird. Nicht wirkt. Es wird alles ganz klar und logisch sein.

    Ich stand morgens früh auf, denn ich musste um 10 Uhr mit Herrn N zu einem Termin aufbrechen, bei dem er für eine Roboterhand vermessen wird, gleichzeitig brauchte ich aber am frühen Nachmittag Arbeitsergebnisse unter Beteiligung von anderen, so dass es unabdingbar war, diesen anderen meine Anforderungen vor 10 Uhr zuzuschicken. Deshalb saß ich ab 6:30 Uhr am Rechner, den ich auch wohlweislich am Vorabend schon angelassen hatte, damit er alle eventuellen Updates über Nacht zieht und nicht morgens zwischen 6:30 und 10 Uhr.

    Es ist völlig redundant, hier hinzuschreiben, was geschah, ich überlasse es Ihrer eigenen Erfahrung mit solchen Situationen, sich das auszumalen. Um ca. halb 10 sagte ich zu unserem Helpdesk in New York (also war es nicht deren halb 10) etwas in der Art von "und wenn das nicht in spätestens 5 Minuten funktioniert komme ich noch diese Nacht zu Besuch" und dann wurden irgendwie alle Updates wieder von meinem Laptop abgesaugt und ich konnte arbeiten. Bis 10 jedenfalls, dann musste ich ja los. Ich hatte nicht gefrühstückt, keinen Kaffee gehabt und war schon auf 360 und in dem Zustand, in dem ich mir nicht mehr ganz sicher war, wie man dieses neue Autoscooterauto startet.

    Beim Roboterarmtermin bekam ich dann Kaffee, schwarz und stark und gut. Vielleicht trank ich ein Tässchen zu viel. Erst nach verlassen des Parkplatzes fiel mir auf, dass ich mit dem linken statt mit dem rechten Fuß fuhr und dass es mit dem rechten viel einfacher geht - also ist dieses Thema mit meinem Körper und dem Autoscooterauto jetzt wohl ein für alle Mal geklärt. Herr N. musste dann noch dringend woanders hin, so dass noch ein Umweg zu fahren war, es war mittlerweile 13 Uhr und ich brauchte noch eine Packung Kekse für den Chor am Abend, also fuhr ich den großen Supermarkt an. Und kaufte halt völlig unterzuckert und überdreht einen Einkaufswagen voll mit Zeug und mit dem Stand ich dann an der Kasse, Waren für 143 Euro, wie sich später herausstellen sollte, und dann kam eine Frau in meinem Alter oder vielleicht etwas älter, wobei ich mich selbst oft für jünger halte als andere, obwohl ich es gar nicht bin, geht ihnen das auch so? Diese Frau hatte nur zwei Packungen frisch geschälte Ananas, also sagte ich, sie könne ruhig vorgehen.

    "Ich wusste es schon, als ich Sie von weitem gesehen habe, da habe ich es schon geahnt: Sie sind ein Engel!", sagte die Frau. Ich lächelte unverbindlich.

    Die Kassenschlange schritt voran, wir landeten bei der Quengelware für Erwachsene (kleine Schnapsfläschchen udn Zigaretten) und die Frau sagte: "Wenn ich da den Baileys so sehe - wissen Sie noch, früher in den 80ern, da haben wir den doch getrunken, auf Partys, ich war ewig nicht mehr auf einer Party, ich habe ewig nichts mehr getrunken. Ich finde, eigentlich könnten wir beide uns jetzt so ein Fläschchen Baileys kaufen und Eis besorgen und das gemeinsam trinken und dann essen wir meine Ananas dazu!"

    Ich überlegte kurz. Betrachtete, wie mein Tag bislang gelaufen war und wie er voraussichtlich weitergehen würde. Und dann sagte ich "Ja, gerne!".

    Die Frau erstarrte, sagte irgendwas mit "doch leider keine Zeit", so verlor auch ich umgehend das Interesse an ihr und machte ein paar Wordfeud-Spielzüge, dann sagte sie noch "Wissen Sie, das wäre schon schön gewesen, ich habe mir schon ausgemalt, wie wir Freundinnen werden!" Worauf ich sagte "Und das hätte auch passieren können, aber dann war es gleich vorbei, als Sie mit Ihrem Vorschlag nicht durchgezogen haben. Ich habe Anforderungen an meine Freundschaften und Verbindlichkeit ist dabei das Minimum!" Daraufhin lief die Frau ohne ihr Wechselgeld davon.

    "Ich weiß wirklich nicht, was mit den Leuten ist", sage ich eine halbe Stunde später, während ich darauf wartete, dass das gerade verzehrte Stück Kuchen und die drei weißen Mäuse in meinem Blut ankamen, damit ich ohne Händezittern weiterarbeiten konnte. "Warum sagt sie das denn, wenn sie das gar nicht will?" - "Sie wollte Kontakt und hat halt irgendeinen Scheiß geredet und ist auf den einzigen Menschen in der Stadt gestoßen, der zu dem Scheiß Ja sagt!", antwortete Cucinacasalinga.

    ***

    Die tägliche unverbindliche Contentvorschlagliste fragt nach meiner Lärmtoleranz. Kommt drauf an - darauf, ob ich in dem Lärm irgendwas hören muss oder will. Wenn Ich nichts hören will, kann ich Lärm komplett ausblenden, ist mir völlig egal, ich höre dann aber auch einfach gar nichts mehr, ich begebe mich sozusagen akustisch an einem anderen Ort, an einen Ort der Stille.

    Wenn ich aber irgendwas hören soll oder will strengt mich Lärm drumherum sehr an. Hintergrundgeräusche stören mich fast nie, meistens finde ich sie gut, aber wenn während Gespräche andere Geräusche ähnlich laut sind (Musik oder gleichzeitig stattfindende andere Gespräche) kann ich das nur mit viel Anstrengung auseinanderhalten.

    ***

    Jetzt noch eine Richtigstellung: ich schrieb gestern, die Italienischlernidee seit aus dem Lockdown mit Ausgangssperre entstanden. Das stimmt nicht, kommt auch zeitlich schon nicht hin, da wir ja 2021 angefangen haben. Cucinacasalinga hat mich erinnert: die Idee entstand aus dem Frust, als die Impfungen mit Astrazeneca gestoppt wurden, so dass wir da dachten, jetzt bleiben wir WIRKLICH alle bis an unser Lebensende zu Hause hocken. Da sagte Cucinacasalinga, dass sie irgendwas machen will und ich fragte "was denn?" und sie sagte "vielleicht Italienisch lernen" und dann habe ich erst die Probestunde gebucht.

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