Die tägliche unverbindliche Blogcontentvorschlagsliste, die übrigens immer noch weitere Vorschläge oder Wiedervorlagen gebrauchen kann, fragt heute, was ich mache, wenn M. aus dem Haus ist.
Ich muss sagen, ich verstehe die Frage nicht. Mit "aus dem Haus" ist vermutlich gemeint, wenn M. auszieht in eine eigene Wohnung/WG. Aber was soll ich dann machen, vermutlich gemeint: in meinem Alltag anders machen als jetzt?
Es ist ja so: man hat nicht ein Kind, das klein ist und um das man sich den ganzen Tag (und die Nacht) kümmern oder für dessen Betreuung durch andere sorgen muss, um das sich die Struktur des eigenen Alltags dreht und dann zieht dieses Kind plötzlich aus und alles ist anders. Also jedenfalls nicht standardmäßig, es gibt natürlich Kinder, die, wenn sie noch klein sind, zu einem Elternteil ziehen oder aus Gründen woanders hin und dann wird ein unglaubliches Zeitkontingent frei. Das ist hier aber ja nicht der Fall, wie gesagt, M. ist siebzehndreiviertel und mein Alltag dreht sich schon lange nicht mehr um ihre Versorgung.Mit einer jungen Erwachsenen lebt man eher wie in einer WG, gut, wie in einer WG mit einem Mitglied, das in den Haushaltsdingen noch nicht so ganz fit-zuverlässig ist wie die übrigen Mitglieder, aber irgendwas ist ja immer.
Der Alltag ist grob so: Ich stehe morgens gegen 7 auf, weil ich als erste ins Bad möchte. M stellt sich einen Wecker auf ca. 7:15 Uhr, wenn sie um 7:30 Uhr noch nicht aufgetaucht ist, schaue ich mal nach was los ist. Mit mir sprechen möchte sie morgens eher nicht, sie macht sich fertig und ich schaffe es zu 99%, sie an der Tür abzufangen, ihr noch einen Kuss irgendwohin aufzuhauchen und "ist heute irgendwas Spezielles?" zu fragen, worauf die Antwort in aller Regel "nee" ist. Dann geht M zur Schule und ich gehe ins Büro.
Gegen 19 Uhr komme ich zurück. Oft finde ich Indizien vor, dass M mit Freunden anwesend war (zurückgelassene Schuldinge, leere Packungen von Süßigkeiten oder Snacks, Kochspuren, vergessene Kleidungsstücke). Meistens ist M dann nicht da und ich mache ausfindig, wo sie ist: Beim Sport, beim Tanzen, bei Freunden, draußen unterwegs. Irgendwas davon. Dann klären wir, ob sie zum Abendessen zurück sein wird und wenn ja mit wie vielen anderen oder nicht und wenn nicht, ob sie das Essen später möchte oder sich selbst versorgt. Unter der Woche trifft sie üblicherweise bis 22 Uhr zu Hause ein, isst dann etwas oder eben auch nicht, hält mir Zettel/Klassenarbeiten/Dinge zum unterschreiben hin oder schickt mir Links, die ich mir anschauen und meine Meinung dazu sagen soll (Kleidung, Bücher, Konzerte oder andere Veranstaltungen und so weiter). Entweder besprechen wir diese Sachen irgendwann zwischendrin oder wir schreiben darüber hin- und her, während ich im Wohnzimmer im Supercharger sitze und sie an ihrem Schreibtisch noch Hausaufgaben macht oder irgendwas online mit Freunden oder im Bett liest oder Serien schaut. Manchmal erzählt sie mir noch etwas, meistens nicht und gegen 23 Uhr gehen wir alle schlafen.
Am Wochenende schläft M. häufig nicht zu Hause oder wenn doch, dann selten allein. Ich stehe also entweder morgens auf, wenn ich ausgeschlafen bin und gehe meinen eigenen Plänen nach, weil sie nicht da ist oder ich stehe morgens auf, wenn ich ausgeschlafen bin und gehe meinen eigenen Plänen nach, weil sie Besuch hat. Irgendwann erscheint sie von außerhalb der Wohnung oder aus ihrem Zimmer, das ist relativ irrelevant, denn es folgt immer die Frage, was es gerade leicht verfügbar zu Essen gibt, also ob jemand Brötchen geholt/gebacken hat oder ob eher schon Mittagessen verfügbar ist oder auch Reste vom Vorabend oder irgendwas Besonderes, falls ich gerade einkaufen war oder etwas gebacken habe, das mache ich ja wenn, dann meistens samstags. Danach ist sie wieder irgendwo oder irgendwer ist hier, in beiden Fällen ist meine Teilnahme dabei nicht erforderlich und auch eher nicht gewünscht, so dass ich eigene Wochenendpläne habe.
Ich weiß deshalb nicht, was ich "machen" werde, wenn M. "aus dem Haus" ist. Ich weiß so ungefähr, was ich fühlen werde - ich werde sie sehr vermissen, denn ich habe immer ein wohliges Gefühl, wenn ich sie in ihrem Zimmer sprechen, lachen, herumräumen, tippen, singen, Ukulele spielen höre. Dass ich das dann nicht mehr jeden Tag habe, wird mich traurig machen, aber ein Kind ist nunmal kein Haustier, das man sich hält, damit seine Anwesenheit einem ein wohliges Gefühl verschafft.