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    Donnerstag, 23. Juli 2015
    Blogging November - 1360

    Anfang Juni erhalte ich von der aufmerksamen @dorothy_jane Bücher für Mademoiselle. Das ist umso aufmerksamer, weil wir uns gar nicht kennen, ich hatte nur hier von Büchern geschrieben, die ich für Mademoiselle kaufte (die Dark Magician-Serie), aber versehentlich auf Englisch, so dass ich sie selbst lesen "musste" und @dorothy_jane sah die Bücher auf einem Flohmarkt, kaufte sie, las sie selbst und schickte sie dann weiter. In einem ganz tollen Paket, mit lieben Grüßen, Schokolade und allem drum und dran. Ganz, ganz super, riesige Freude beim Kind und bei mir.

    Wir vereinbarten, dass ich nicht das Porto bezahle, sondern einfach andere Bücher zurückschicke. Hoffentlich passende Bücher sind in meinem Regal auch schnell gefunden. Aber dann geht es los:

    Zunächst einmal brauche ich einen Karton. Ich habe vor einigen Jahren meine etwa 100 Exponate umfassende Kartonsammlung im Schlafzimmer unter dem Druck des tadelnden Blickes von Frau Herzbruch, die mich schon auf meine Gü-Gläschen-Sammlung allwöchentlich ansprach, aufgelöst – vielleicht doch voreilig? Ich grübele ein bisschen hin und her und probiere dies und das, der Ursprungskarton passt aber nicht, zum Glück bekommen die Katzen eine Woche später Futter geliefert in einer perfekt passenden Pappbox. Alles gut.

    Dann streikt aber ja die Post. Nicht so schlimm, es gibt Hermes. Mit Hermes kenne ich mich aber nicht aus, also mit dem Versand. Mit dem Empfang schon, ich hole in den folgenden Wochen etwa 5 Sendungen in einem Hermes-Paketshop ab. Beim ersten Mal gewöhne ich mich an den Gedanken, mit Hermes nun auch zu versenden. Beim zweiten Mal bin ich quasi bereit, habe aber das Paket nicht dabei, als ich etwas abhole. Beim dritten Mal denke ich vorher daran, das Paket mitzunehmen, es ist aber noch gar nicht fertig, es liegen nur die Bücher drin, sonst nichts, kein Gruß, kein gar nichts, ich bin überfordert und verdränge das Thema „Paket“ nachdrücklich und komplett für etwa 2 Wochen. Beim vierten Mal frage ich im Hermes-Paketshop, wie der Versand funktioniert. Natürlich per Internet, man druckt dort alle aus, ich soll das Paket nicht mitbringen, bevor es eine Marke hat. Ich bekomme einen Infozettel. Diesen trage ich gewissenhaft viele Tage in der Handtasche mit mir herum. Zu Hause steht das Paket während dieser Zeit lange auf dem Küchenblock. Dort stört es mich aber, ich stelle es auf den Tisch, dort stört es die Putzfrau, sie stellt es ins Arbeitszimmer auf den Schreibtisch. Aus dem Auge, aus dem Sinn. Als ich zum 5. Mal etwas im Paketshop abhole, ist das Paket immer noch nicht fertig gepackt, der Poststreik sowieso aber auch mittlerweile beendet, so dass Hermes uninteressant geworden ist. Ich werfe den Infozettel weg. Auf dem Paket sitzen nun die Furbys, man darf sie nicht anfassen, am besten nicht in die Nähe kommen, sonst schreien sie los.

    Ab Mitte Juli bekomme ich immer, wenn ich Bücher lesen will, ein latent schlechtes Gewissen. Man sagt mir, die Verzögerung sei nicht schlimm, aber ich frage mich, warum ich es wohl nicht auf die Reihe bringe, ein Paket zu verschicken. Ich spaziere irgendwann wieder Hermes-Paketshop, der ein sehr gut bestückter Tee-/Kaffee-/Delikatessenladen ist, erwerbe immerhin eine kleine Süßigkeit. Ein weiterer Schritt ist getan.

    Um die Sache voranzutreiben, transferierte ich das Paket gestern in mein Büro. In meinem Büro spiele ich eine überaus strukturierte und tatkräftige Person. Wäre mein Berufsleben ein Rollenspiel, hätte ich bei den ganzen Eigenschaften wie Organisation, Resilienz, Diplomatie und Geschwindigkeit Werte von 17 oder 18 und der 20er-Würfel könnte mir so gut wie nichts anhaben. Außerdem kann ich das fertige Paket gleich hier in der Postabteilung abgeben und muss mich um eine Einlieferung nicht kümmern. Es wird also sehr, sehr bald alles sehr gut sein und das Paket auf dem Weg.

    Es geht nun auch wirklich voran. Also gerade gestern nicht, da war zu viel zu tun, aber heute, ganz sicher! Ich werde noch etwas schreiben wollen, aber wenn ich etwas kann, dann ist es ja, etwas schreiben, von dem ich währenddessen noch nicht weiß, was es ist. Ich kaufe also schon einmal online die Paketmarke (die Anschrift habe ich dabei!), bastele alles zusammen und entführe aus einem Nachbarbüro einen der heißbegehrten Paketbandabroller „für nur allerhöchstens 5 Minuten!“. Die Marke bringe ich an, schließe das Paket, verklebe aber noch nicht, weil: Briefchen! Ich greife zum Block, dann würfelt der beschissene Spielleiter eine 20 und ich reiße mit dem Ellbogen die offene Wasserflasche um, sie ergießt sich über den Schreibtisch, es tropft auf das Paket, ich zappele es rasch mit den Füßen weg vom Wasserfall aber: es ist zu spät. Die Bücher kann ich schnell und unversehrt rauspflücken, aber der Karton ist erstmal durchgeweicht. Ich äußere etwas, das ich nicht aufschreiben möchte, zwei Personen kommen und schauen in meine Tür, gehen aber schnell wieder, als ich den Blick auf sie richte.

    Das Paket ist nun wieder auseinandergebaut. Der Karton trocknet an der Glasfensterfront, der Inhalt ist im Schrank verstaut, der Paketbandabroller auch. Morgen habe ich frei, werde also erst am Montag wieder etwas in Richtung Paket unternehmen können. Vielleicht habe ich bis dahin auch geschrieben, was ich schreiben will.

    Oder, um es kurz zu machen: es wäre hilfreich, wenn hier etwas Druck aufgebaut würde.

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