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    Donnerstag, 16. Juli 2015
    Blogging November - 1352

    Es gehört zu den großen Absurditäten in meinem Leben, dass immer dann, wenn ich mir vornehme, langsamer zu machen, das exakte Gegenteil eintritt. So bete ich mir schon seit Tagen vor, dass die jetzige Woche sehr entspannt wird, tatsächlich habe ich aber noch keine Nacht länger als 5 Stunden geschlafen und war heute von Büro über Bürgermeister zum Schwimmen ununterbrochen unterwegs, mit nur einer etwa 7-minütigen Pause um die Katzen zu füttern und die Schwimmtasche zu schnappen. Und jetzt ist es 23 Uhr, ich bin gerade auf der Couch gelandet, hatte weder Mittag- noch Abendessen, aber nun immerhin eine Tüte von Burgerking in der Hand und die Gemüsekiste stand auch in der Garage.

    Heute haben wir, also die Kraulschwimmpartnerin und ich, das Rebstockbad in Frankfurt getestet. Eine ausführliche Testliste hatte meine Partnerin vorbereitet, die Auswertung steht jedoch noch aus. Daher erst einmal nur zum Schwimmerlebnis:

    Als wir ankamen, begannen gerade Wellen. Ja, es gibt Wellen in diesem Schwimmbad! Überwältigt ließ ich mich sofort vom Beckenrand mitten hineinfallen. Von den Wellen weg führte dann ein Kanal - ein Strömungskanal etwa? Es war keiner, aber trotzdem, ein Kanal! - in ein anderes Becken. Und dann ging es nach draußen. Nach draußen! Vor Begeisterung begann ich, im Wasser zu hüpfen und war schon leicht außer Atem, bevor wir überhaupt mit dem Kraulschwimmen begannen.

    Letzteres taten wir im richtigen Schwimmerbecken. Es gibt zwei Schwimmerbereiche in diesem Bad. Der eine geht, nur von einem Tau getrennt, in den Nichtschwimmerbereich über und ist vom gelegentlich einsetzenden Wellenspiel betroffen. Der andere ist durch den Kanal abgetrennt und ist wirklich nur für Schwimmer. Leute mit Nasenklammern und so. Wir wussten sofort: da gehören wir hin!

    In diesem Becken zogen wir also unsere Bahnen und korrigierten uns dabei gegenseitig; Bahnen übrigens, die unerfreulicherweise deutlich länger waren als die im Kraulschwimmkursschwimmbad, so dass wir sie zuerst nicht ganz kraulend bewältigen konnten.

    Damit ist gleich schon der erste Punkt genannt, an dem über den Sommer zu arbeiten ist: Kondition. In dieser Hinsicht habe ich für mich festgestellt: es ist zwar gut und schön, immer eine Bahn zu schwimmen und danach am Beckenrand analysierend zu verschnaufen, aber konditionell bringt mir das rein gar nichts. Ich muss länger am Stück schwimmen. Und das tat ich dann auch, immer hin und her, Kraulschwimmen so lange es ging, wenn die Luft weg war entspannt Brust, bis die Atmung sich beruhigt, dann wieder Kraul, und so weiter. Hin und her, hin und her, Kacheln zählen. Am Anfangt war es toll, dann wurde es langweilig, dann wurde es interessant weil: es spielte sich ein. Also die Kraulschwimmbewegungen. Weil auch die Eile wegfiel, die Bahn zu beenden, man schwimmt ja eh noch eine, und dann noch eine, und dann noch eine, es gibt also nichts abzuschließen, keinen Endspurt zu erledigen. Keine Eile.

    Das ist der zweite Punkt, der mir auffiel: ich schwimme immer viel zu schnell. Dann gerate ich außer Atem, und dann schwimme ich noch schneller, weil ich den Atemrhythmus (auf jeden dritten Zug) nicht aufgeben will, aber eben schneller Atmen muss. Durch das schnellere Schwimmen gerate ich noch mehr außer Atem, das ist alles nicht zielführend. Ich muss langsamer schwimmen. Was mir aber außerordentlich schwer fällt, denn: ich mache eigentlich immer alles auf der Welt so schnell, wie es eben geht. Ich esse schnell, ich rede schnell, ich rege mich schnell auf, ich rege mich schnell ab, ich begreife schnell, ich urteile schnell, ich tippe schnell. Schnellschnell, langsam ist langweilig. Aber Kraulschwimmen muss ich langsam.

    Mit diesen beiden Erkenntnissen ist schon erstaunlich viel gewonnen.

    Die Schwimmer in dem Becken reagierten übrigens nicht alle positiv auf uns. Das konnte ich an der Haltung ablesen. Obwohl das Becken keinesfalls überfüllt war, schien jede(r) eine gesamte Bahn als die eigene zu betrachten und Ausweichen kam nicht in Frage. So schlängelte ich mich selbst immer durch die Entgegenkommenden hindurch, die ihrerseits keine Mine verzogen. An unserer Technik kann es nicht gelegen haben, ich muss offen sagen, dass es bei so gut wie allen Fremden das eine oder andere an der Armbewegung auszusetzen gab. Wir hatten es also wohl mit vermeintlich althergebrachten Schwimmbahnbesitzrechten zu tun. Ich werde erwägen, mir fürs nächste Mal einen offensiveren Schwimmstil anzueignen.

    Dann machten wir noch ein paar Kopfsprünge von hier und da (wobei hier und da bitte implizieren soll, wir hätten verschieden hohe Sprungbretter ausprobiert) und dann dachte ich: rutschen.

    Es gibt eine große Röhrenrutsche in diesem Schwimmbad. Rutschen und ich sind allerdings so hm. Man könnte das hm auch als dezente Panik beschreiben. Trotzdem muss ich natürlich dauernd irgendwo rutschen, es ist ja nur eine Röhre mit Wasser drin, eigentlich gar nicht schlimm. Außer die Trichterrutsche, in der ich vor ungefähr einem Jahr war und in der ich die Orientierung verlor. Und die dunkle Rutsche an dem selben Tag damals, die war fast noch schlimmer. Aber letztendlich, meine Güte, eine Röhre mit Wasser drin, man geht eine Treppe hoch und ruscht die Röhre runter, fertig.

    Ich muss rutschen, wenn ich Rutschen sehe, weil ich Angst davor habe. Also kletterte ich die Treppe empor. Oben gab es zwei Rutschen. Eine normale und eine dunkle. Ich rutschte die normale und dachte mittendrin "ohmeingott ich will hier raus!!", dann war ich draußen und ging wieder hoch und rutschte die dunkle und dachte im Moment des Einstiegs "das kann nicht sein, dass ich das mache, wieso??, aber da war es ja auch schon zu spät. Dann überlegte ich, ob ich noch ein drittes Mal rutschen soll, aber wozu, ich hatte ja beide Rutschen durch. Man soll nicht überreizen.

    Wir schwammen noch ein bisschen aus und dann war es auch genug. Beim Rausgehen mussten wir nachzahlen, weil wir die erlaubte Schwimmzeit überschritten hatten.

    Der erste Schwimmbadtest hat uns ein sehr angenehmes Bad beschert. Das nächste kann aber gerne ohne Rutsche sein.

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