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    Samstag, 11. Juli 2015
    Blogging November - 1348

    Gestern Nacht war noch etwas Komisches.

    Und zwar, während ich auf der Couch sitze, riecht es in meinem Wohnzimmer plötzlich nach Zigarettenqualm. Das ist erstmal nicht so ungewöhnlich, einige Nachbarn rauchen und das kommt dann durch die geöffneten Fenster rein. Das Wohnzimmerfester ist geschlossen, es kommt also vermulich durch die offene Balkontür im Nebenraum. Neben dem Balkon ist das Fenster zum Zimmer eines Nachbarjungen - oder mehrerer, ich weiß nicht, genau, wer da hingehört und wer nicht, meistens halten sich dort zwei junge Männer auf, mittlerweile vermutlich etwa volljährig, beide brünette Emo-Haarschnitte. Einmal haben sie mit Pumpguns auf die Katzen geschossen, die sich auf dem Bakon sonnten, einmal habe ich Ihnen gesagt, dass ich ihrer Mama von dem Dope, das sie vor dem Fenster lagern, erzähle, wenn sie das nochmal machen. Manchmal beschweren sie sich, wenn wir auf dem Grill Cheeseburger zubereiten, manchmal hören sie sehr laut Haftbefehl. Es kam auch schon vor, dass ich morgens oder abends im Nachthemd blumengießend auf dem Balkon stand und vor mich hinsang, und der eine (oder der andere, keine Ahnung) in Pyjamahose spontan am offenen Fenster eine Gitarrenbegleitung zupfte oder auf etwas im Rhythmus passend trommelte. Eine ganz normale Nachbarschaft also.

    Jetzt habe ich die beiden aber länger nicht gesehen, denn die Jalousie an ihrem Fenster ist abgerissen und alle Lamellen nach unten gerasselt. Sie können also ihr Fenster aufmachen, aber nicht mehr rausschauen oder rausrauchen. Vielleicht ist das ja nun behoben, denke ich mir, und gehe mal gucken. Im angrenzenden Zimmer und auf dem Balkon riecht es aber gar nicht nach Rauch und das Nachbarfenster ist zwar wieder okay, aber alles dunkel, keiner da. Hm.

    Ich gehe zurück ins Wohnzimmer. Zigarettenqualm, in einer Intensität, die mich wirklich schon stört. So kontrolliere ich alle anderen Räume, aber nirgendwo dieser Geruch, in keinem Zimmer, an keinem Fenster.

    Zurück im Wohnzimmer stehen die zwei Katzen mitten im Raum. Die kleine Katze geduckt, der Kater mit gesträubtem Fell und Eichhörnchenschwanz. Beide starren auf denselben Punkt Mitten im Raum, an dem sich rein gar nichts befindet, und fauchen. Es riecht nach Rauch.

    Mir ist gruselig. Ich halte aber nichts davon, mich mitten in der Nacht allein zu Hause zu gruseln. Lebensregel 14 lautet "Kritische Gespräche und Entscheidungen nur bei Tageslicht." Plötzlich an Gespenster zu glauben und sich schlimm zu fürchten, ist bestimmt als kritische Entscheidung zu werten, ich entschließe mich also, diese Entscheidung bis zum Morgen aufzuschieben und schlafen zu gehen. Auf dem Weg ins Bett sehe ich, dass die Spülmaschine noch auszuräumen ist, also erledige ich das noch schnell und vergesse die ganze Angelegenheit darüber.

    Heute morgen denke ich: Nicht umsonst ist Strömungsforschung eine Wissenschaft, und Katzen sind bekanntlich hochneurotische Geschöpfe. Und Lebensregel Nr. 14 hat sich ein weiteres Mal bewährt, ich kann sie Ihnen nur auch dringend ans Herz legen.

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