Ich habe kein Buch zur Zeit, womit ich natürlich nicht ein physisches Buch meine, davon habe ich genug, und von digitalen auch, aber ich habe keins, das ich momentan lese, mehrere angefangene, aber keines, das mich fesselt. Ein bisschen liegt das daran, dass ich immer, wenn ich mich mit Büchern befasse, ein schlechtes Gewissen bekomme, weil ich ein Paket mit Büchern noch immer nicht abgeschickt habe an eine Person, die darauf wartet. Und dann bekomme ich nochmal ein, naja, kein schlechtes Gewissen, aber ein genervtes Gefühl, weil mir einfällt, dass ich keine einzige Speedreading-Übung gemacht habe (wobei, stimmt nicht, eine hab ich gemacht), obwohl ich will, aber morgens fehlt mir die Zeit und abends die Konzentration und dazwischen bin im unterwegs, ich bin dauernd unterwegs in zig verschiedenen Funktionen momentan, das ist sehr anstrengend, viel zu viele Bälle in der Luft, ich lasse aber gerade einen nach dem anderen elegant fallen und nach dem Sommer bin ich frei, frei, frei.
Egal, jedenfalls: kein Buch. Das ist schlecht, weil ich mich per Buch entspanne. Okay, ich entspanne mich auch beim Bloggen und beim Scrabble-spielen, aber für beides ist noch eine minimale Gehirnleistung notwendig, ein Erschaffen von irgendwas, das vorher nicht da ist, beim Lesen hingegen kann ich etwas fertiges konsumieren und muss mich Null anstrengen. Außerdem schlafe ich - ähm - schöner, wenn ich vor dem Schlafengehen lese. Ich will nicht sagen, dass ich schneller schlafe oder besser oder länger, ich schlafe immer sofort ein und bis der Wecker klingelt und auch eigentlich immer gut, aber: ich habe verschiedene Einschlafszenarien, also Dinge, an die ich beim Einschlafen denke.
Niemand will ja beim Einschlafen den Tag noch mal im Kopf herumwälzen oder am Ende schon über den nächsten Nachdenken. Deshalb denke ich an vorgefertigte Dinge, die ich mir irgendwann mal zu diesem Zweck zurechtgelegt habe, ich habe da ein gewisses Repertoire, vielleicht 6 oder 7 Szenarien, aus denen wähle ich je nach Jahreszeit und Stimmung aus. Eins davon hatte ich schon als kleines Kind, ich erinnere mich genau daran, es im Bett meiner Eltern durchzuspielen, und zwar sind dabei die Füße kleine Häschen und das Plümmo (so sagen wir bei uns) ist eine Schneelandschaft (es handelt sich, logisch, um ein Winterszenario), die Häschen tollen ein bisschen draußen herum ("Wenn Du nicht aufhörst, so zu zappeln, musst du aber in Dein Bett gehen!!"), dort ist aber alles sehr kalt und gefährlich, also kehren sie in ihren, Dings, Bau zurück und kuscheln sich dort zufrieden und erleichert ein und schlafen. Fertig. Dann schlafe ich auch ein. Oder schlief, ich wähle heute meist andere Standardeinschlafsituationen.
Wie dem auch sei, wenn ich vor dem Einschlafen ein Buch lese, denke ich an das Buch benötige also sonst nichts, meist schlafe ich sowieso beim Lesen ein, das heißt, es fällt mir auf den Kopf und ich schiebe es weg, zapp, eingeschlafen. Das ist noch ein Stück einfacher.