"Wir machen heute Spielchen in der Unterwasserphase", sagte der Schwimmlehrer. Und das taten wir. Eine Stunde lang. Sauanstrengend, ich sage es Ihnen, und am Ende fehlte die Belohnung, nämlich die, wenn man aus dem feuchtwarmen Schwimmbad nach draußen tritt und zum ersten Mal seit Stunden wieder so richtig frei durchatmen kann. Heute ja eher nicht so.
Spielchen in der Unterwasserphase befassen sich mit der Armbewegung von da an, wo der Arm über dem Kopf ausgestreckt wird bis da, wo er als Haifischflosse wieder aus dem Wasser schnellt. Zuerst schammen wir vier Bahnen mit normalen Kraulbeinen, die Arme jedoch strecken wir möglichst weit vom Kopf weg, aber nicht gerade, sondern in einem ca. 45-Grad-Winkel, und dann in einem Halbkreis außen um den Körper herum zurückgezogen. Das ergibt eine recht stabile Wasserlage, es ist aber anstrengend, vorwärts zu kommen. Darauf folgten vier Bahnen, bei denen die Arme über dem Kopf über Kreuz gingen, der rechte Arm tauchte also über der linken Kopfseite ins Wasser, der linke über der rechten und wurde unter Wasser quer über den Körper zurückgezogen. Das ergibt ein ziemliches Geschaukele und man verschluckt sich beim Atmen.
Diese Spielchen dienten als Verinnerlichung, wie blöd es ist, den Arm nicht ganz genau richtig, nämlich gerade über den Kopf, zu strecken. Und auch als Hilfe für uns selbst, zu erkennen, woran Probleme beim Schwimmen liegen können - wenn es zum Beispiel irgendwann mal sehr schaukelt, einfach überprüfen, ob der Arm sich noch in die korrekte Richtung streckt, oder ob sich da ein Fehler eingeschlichen hat. Wir widmeten uns also nochmal vier Bahnen dem ganz geraden Eintauchen.
Danach kam die Perfektion der Unterwasserphase. Nach dem Eintauchen, so ca. 30-40 cm unter Wasser, wird der Unterarm nämlich im rechten Winkel abgewinkelt. Die Handfläche zeigt dabei zum Boden de Schwimmbeckens. So wird der Arm etwa bis zum Bauchnabel geführt, dann ganz ausgestreckt und mit der Hand auf den letzten Zentimetern das Wasser noch einmal beherzt am Oberschenkel vorbeigeschaufelt. Man muss sich ja schließlich sonst auch nichts merken!
Die Vorteile liegen auf der Hand. durch das Anwinkeln gibt nicht nur die Hand, sondern auch der Unterarm Schub und das Schaufeln am Ende (zur Übung dabei mit dem Daumen am Oberschenkel entlangsstreichen) ist sozusagen der Raketenantrieb. Den leider, leider die meisten Kraulschwimmer vergessen, gerade auf der Langstrecke, und dann verschwenden sie Kraft. Das soll uns natürlich nicht passieren.
Deshalb übten wir es weitere vier Bahnen lang, und soffen alle sang- und klanglos ab (alle, das heißt, die Streberoma, die nette Frau und ich. Wir waren nur zu dritt). Die eine vergaß sowohl Haifischflosse als auch Streckung, die andere vergaß komplett die Beine und ich vergaß das Atmen.
Also alles noch einmal langsam: Kraulbeine mit Anemonenfüßen. Haifischflosse mit wenigen cm Abstand zum Körper, völlige Streckung gerade neben dem Kopf (wie Siegerfaust nur ohne Faust). 30 cm unter Wasser Unterarm rechtwinklig, Handfläche zum Boden (Salutieren), bis zum Bauchnabel durchziehen, völlige Streckung mit Daumenstreifen am Oberschenkel, durchziehen und mit der Hand nachschlagen. Dabei natürlich jederzeit das richtige Maß an Schulterdrehung, unterer Rücken aber stabil, Gesicht in Kachelzählposition. Atmung auf jedem dritten Zug, also einmal links, einmal rechts, Kopf dabei nicht zu weit aus dem Wasser (maximal Beckenrand im Blick), Ausatmen kontrolliert und kontinuierlich. Nochmal vier Bahnen.
Technik ist alles, sagt der Schwimmlehrer. Technik ist jedenfalls ganz schön viel Zeug, sage ich.