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    Donnerstag, 24. November 2011
    Blogging November - 25

    Seminare zum Sozialversicherungsrecht nehmen mich immer ziemlich mit. Zum einen wird mir immer schlecht vor Ärger und ich muss umgehend in der Pause etwas kaufen gehen, bevor jemand auf weitere perfide Wege kommt, einem das Geld aus der Tasche zu ziehen. Zum anderen zweifelt man am Geisteszustand derjenigen, die sich das ausdenken.

    So z.B. das Elena-Verfahren, das vor zwei Jahren noch großartig angepriesen wurde, ja, es sei jetzt erstmal ein erheblicher Aufwand, aber das würde später alles eingepart, und viel Geld, klaro. Dann gab es den Datenschützeraufstand (zu Recht, wie ich finde), mit dem Ergebnis, dass im Juli 2011 beschlossen wurde, Elena schnellstmöglich abzuschießen. "Schnellstmöglich" ist übrigens dann nicht in einem halben Jahr abgewickelt. Die Daten werden aktuell weiter übermittelt, werden auch 2012 erstmal weiter übermittelt, verpflichtend, ein Gesetz zur Einstellung ist nicht vorhanden. Man sammelt also erstmal weiter, vielleicht kann man's ja noch irgendwie gebrauchen. Zum Fenster rausgeschmissen ist das Geld ja eh.

    Lustigerweise wird gleichzeitig mit der Einstellung-aber-doch-nicht-Einstellung von Elena der Tätigkeitsschlüssel erweitert. Wo vorher ausgeübte Tätigkeit, Stellung im Beruf und Ausbildung hinterlegt waren, speichert man nun ausgeübte Tätigkeit, höchsten schulischen Abschluss, höchsten beruflichen Ausbildungsabschluss, ob es sich um Arbeitnehmerüberlassung handelt und die Vertragsform. Informationen also, die man durch Elena eh schon hat(te), aber ja (vielleicht) bald (?) nicht mehr nutzen darf, wenn mal wer dazu kommt, das entsprechende Gesetz zu machen. Wozu man die jetzt im Tätigkeitsschlüssel braucht? Man weiß es nicht. Der Seminarleiter faselte etwas von wichtigen arbeitspolitischen Steuerungsinstrumenten. Ich erlaube mir, unüberzeugt zu sein.

    Neu jetzt, 2012, gibt es den Sozialausgleich. Wobei der Sozialausgleich vom durchschnittlichen Zusatzbeitrag abhängt, der liegt 2012 bei € 0,00, also bei nix, weshalb der Sozialausgleich zwar neu ist, aber halt dann doch noch nicht stattfindet. Nunja. Ist vermutlich auch besser so, denn beim Sozialausgleich schiebt man dann jeden Monat ein paar Euro hin und her, um Leuten, wenn Krankenkassen Zusatzbeiträge erheben, einen Ausgleich zukommen zu lassen. Allerdings auch denen, deren Kassen gar keinen Zusatzbeitrag erheben. Verpflichtend. Das Bundesgesundheitsministerium sagt übrigens, dass der Sozialausgleich "unbürokratisch über die Beitragsabführung" erfolgt. Über die Beitragsabführung erfolgt er sicher, in diesem Zusammenhang von "unbürokratisch" zu sprechen, halte ich jedoch für eine glatte Lüge. Irgendwie vermute ich auch ein bisschen, dass der Sozialausgleich, bis er statt findet, auch schon wieder abgeschafft sein wird. Oder verändert. Oder dass man bemerkt, dass die "unbürokratische" (hüstelhüstel) Abwicklung mehr Geld verschlingt, als der Zusatzbeitrag einbringt. Wobei, da würde man dann schon wieder unterstellen, dass so etwas logisch entschieden wird. Davon kann man, denke ich, nicht ausgehen.

    Wo war ich? Achso, eigentlich wollte ich nur sagen, dass ich in der 20-minütigen Seminarpause Klamotten gekauft habe. Wo man sonst durch die Läden irrt, alles in der eigenen Größe und einer drüber und einer drunter in die Kabine schleppt und dann doch nichts sitzt, nahm ich im Vorbeigehen eine Jeans, eine Bluse, eine Jacke und ein Nachthemd von den verschiedenen Ständern, ohne auch nur genauer hinzuschauen, und alles saß wie angegossen. Jeder weiß, dass man die Sachen dann kaufen muss, alles andere wäre eine Herausforderung des Schicksals.

    War das Seminar also doch zu was gut.

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