Wenn ich richtig rechne, war es jetzt mein fünftes Mal. Und ich brauche immer relativ exakt 36 Minuten. Was insofern erstaunlich ist, als ich in den ersten zwei Jahren noch regelmäßig gelaufen bin, im dritten Jahr im siebten Monat schwanger war und in den letzten zwei Jahren völlig unvorbereitet lief. Es liegt vermutlich daran, dass man sehr viel schneller nicht sein kann, außer man möchte Menschen aus dem Weg boxen. Und sehr viel langsamer kann man sich über diese Distanz vermutlich nur kriechend fortbewegen.
Nach einer halben Stunde intensivstem Gruppenkuscheln ging es dann los. Dieses Mal bin ich allein gelaufen, weil ich nicht mehr zu meinem Team durchkam. Ich war nämlich zu spät. Bzw. eigentlich war ich eine Stunde zu früh, aber das war nunmal schon zu spät und so war ich froh, mich in dieser Stunde überhaupt noch in den Rapunzelturm durchkämpfen zu können. Beim nächsten Mal lasse ich ich vorn auf das T-Shirt "tschulligenseMal" und hinten "dankeschön" drucken.
Sowieso waren wieder alle anderen Shirts viel schöner als das eigene, das nämlich in Form und Farbgebung einem einfallslosen Nachthemd glich. Was zusammen mit zu langer Laufhose, zu blauen Kontaktlinsen und zu kurzem Stummelpferdeschwänzchen dann aber auch irgendwie egal war. Und auch in diesem Aufzug blieb ich dann nicht die ganze Strecke allein, sondern wurde von netten Damen und Herren von der Kripo mitgenommen. Also beim Laufen jetzt. Inwieweit das doch an meiner "Gewandung" lag, können wir nur spekulieren - möglicherweise wollte man mich unter Beobachtung halten.
Von oben sah das Ganze jedenfalls so aus: Und das da unten sind keine Blumen, das sind Menschen.
Zählen wir die Stunden, bis der/die erste bei mir am Tisch steht, mit einem Ausdruck in der Hand und einem "Könnten wir nicht...?" auf den Lippen.