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    Mittwoch, 7. November 2007
    7. November - Tom der Herbstgouda

    Der Gemüsemann brachte mir einen Herbstgouda mit Rosmarin, und der heißt Tom. Mir ist nun unwohl, Tom zu verspeisen. Das ist mir irgendwie zu vertraut, mit dem Namen und so.

    Ich mag es auch nicht, wenn sich mir im Restaurant der Kellner vorstellt. "Hiiiiiiii, my name's Rick and I am your waiter tonight." Ja prima. Das ist mir viel zu persönlich. Wenn ich dann finde, der Rick macht einen Scheißjob, muss ich ihm das dann konstruktiv erkären? Weil ich ihn ja halt kenne? Oder wenn der Rick in der Küche umfällt, was dann? Ist dann niemand anders für mich zuständig? Oder hat in einem solchen Moment dann noch jemand die Muße, sich mir ebenfalls namentlich als Ersatzkellner vorzustellen? Ich denke nicht. Wobei das vielleicht darauf ankommt, wie beliebt der Rick war.

    Bei manchen Dingen ist persönliches Kennen natürlich alles. Aber da wähle ich dann doch lieber selbst aus. Beim Kontrolltraining im Fitness-Studio z.B. hatte ich mir speziell einen Termin bei der Frau A. erbeten. Ich bin da ja nun schon einige Zeit und was soll man beim Training anderes tun, als die Umgebung zu beobachten. So kam ich darauf, dass die Frau A. die einzige ist, die meinen Kontrollansprüchen genügt. Den anderen drei Herren und der anderen Dame, die sich bemühen wollten, hätte ich natürlich genau sagen können, warum ich auf Ihre Kontrolle gerne verzichte und lieber bis Frau A. genesen ist unkontrolliert weitertrainiere. Da ich sie aber ja nicht namentlich kannte, sah ich mich nicht dazu genötigt.

    Kennenlernen ist für mich kein Problem. Schließlch kann man Leute ja einfach ansprechen. Unlängst sprach ich in demselben Fitness-Studio eine Frau an, ob sie Lust hätte, mit mir Kaffee zu trinken. Weil sie nämlich so aussah, als hätte ich Lust, mit ihr Kaffee zu trinken. Da kann man ja mal fragen. Die Frau antwortete: "Sorry, ich bin nicht lesbisch." Gut, das war nun schonmal eine Information mehr als ich in diesem Erstgespräch erwartet hatte, aber was soll's. "Homosexualität ist keine zwingende Voraussetzung für Kaffeegenuss", lag mir auf der Zunge, aber ich schluckte das erst einmal herunter und sagte einfach nur "na ich auch nicht" (auch wenn das schonmal eine Information mehr war, als ich erwartet hätte in diesem Erstgespräch zu offenbaren, aber was soll's). Die Frau ließ dann länger Erklärungen und Erläuterungen mit viel Lachen auf mich regnen und entschied sich, dass sie nun doch mit mir Kaffee trinken gehen möchte. Ähm. Jetzt wollte ich aber nicht mehr, das war mir nämlich alles zu kompliziert, weil, wissen Sie, wenn es schon so anfängt, dass man einem Kaffee derart in Beziehungsgefilde vorauseilt, wer soll da noch mit Milch und Zucker hinterherkommen wenn es mal erst um richtig interessante Themen geht. Ich sagte desgleichen und die Frau hatte dann auch keine Lust mehr, mit mir Kaffee zu trinken. Soweit, so gut. Immerhin konnte ich "heute mit einer fremden Person sprechen" auf meiner To-Do-Liste abhaken. Nicht, dass das da gestanden hätte.

    Ja. Ich mag es also ganz gerne mal anonym. Außer, ich suche es mir selbst anders aus. Statt Tom aß ich also ein Bananenbrot, aber die Banane war noch nicht reif. Also flog sie wieder runter, ich seufzte tief und beschloss, doch eine Namensbekanntschaft zu verspeisen. Nahm Tom zur Hand und sah, dass ich mich verlesen hatte. "Tom." stand da. Genau gesagt "Tom.-Rosmarin". Achje...

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