3 Stunden länger als normal geschlafen, zum Mittagessen ein Weihnachtsmenü bekommen, am Nachmittag noch eine riesige Walnuss-Sahne-Torte mit Marzipankuppel, zwischendrin zwei junge, kampfsporttreibende Männer im Park überreden können, dem Kind zur Anschauung ein paar Radschläge vorzuführen und Mama versehentlich im Auto eingeschlossen - wer rechnet auch damit, dass sie noch drinsitzt, wenn sie 5 min nicht redet?!
Heute habe ich zwei Dinge zu vermelden: ich werde eine absolut füchterliche Erkältung bekommen und ich habe Rouladen "mit alles" gemacht. Wie sich dies zu einem Erzählstrang zusammendrehen lässt, werden wir (eventuell) im Folgenden sehen.
Heute morgen wachte ich auch und stellte fest, dass über Nacht etwas anders geworden war. Konkret gesagt: die Welt war plötzlich gefährlich und anstrengend geworden und ich hatte ihr nichts mehr entgegen zu setzen. So kam es, dass ich mich morgens in der Bürotoilette vor einer Kollegin versteckte, war mir doch der Gedanken an "Guten Morgen" oder gar Smalltalk geradezu unerträglich. Ich trödelte also in der Kabine herum, legte den warmen Kopf an die kühlen Kacheln und schloß ein wenig die Augen, um etwas später durch einen Schlag an die Schulter wieder aufzuschrecken - es handelte sich um die Tür, gegen die ich, eingeschlafen, gefallen war. Im Stehen bin ich glaube ich wirklich noch nie vorher eingeschlafen. Spätestens in diesem Moment war klar: etwas stimmt nicht. Dieser Eindruck sollte sich im Laufe des Tages mit zunehmendem Halsentzündungsgeschmack im Mund und kribbelnder Nase verdichten.
Also, dachte ich, muss ich noch was Gutes essen, bevor ich die nächsten Tage vermutlich nichts schmecken kann. Und so beschloss ich, Rouladen mit alles zu machen, wobei "alles" selbstverständlich Rotkraut, Klöße und ansprechende Soße bedeutet. Am Wochenende las ich nämlich zwischen diesem und jenem das Buch vom Herrn Paulsen und da war ein Rouladenrezept drin. Schnell war Fleisch von glücklichen Kühen (naja, jetzt nicht mehr!) gekauft, auch frische Karotten und sogar Lemberger, der sich mir im Supermarkt sozusagen in den Weg warf. Ansonsten hätte es sicher auch ein Wein aus dem Keller getan, aber Zufällen darf man sich bekanntlich nicht verwehren. An der Wursttheke stand ich dann noch etwas ratlos, was denn Knochenschinken sei. "Hammwanich" war die Antwort. Ich frage nochmal nach, worum es sich bei diesem Produkt denn nun genau handele - ich bin nicht gut in Fleisch, fragen Sie mich was zu Käse oder Gemüse, aber nie zu Fleisch, ich bin aber gut im Alternativen finden, hätte also Knochenschinken aus dem Handgelenk ersetzen können, wenn ich nur gewusst hätte, was ihn ausmacht - und erhielt die Antwort "ich mach eigentlich nur Käs'!". Hartnäckigkeit zeichnet mich aus - ein drittes Mal setzte ich nach, ob der Dame etwa Knochenschinken auch nicht bekannt sei und sie sagte "wollnse jetzt noch was kaufen oder nich??". "Fragen Sie doch mal den Kollegen", schlug ich vor. Der Kollege sagte "Kochschinken?" und ich geriet ins Wanken. Schließlich hatte ich das Buch nicht dabei sondern nur einen Notizzettel auf einer Fahrplanrückseite. Vielleicht hatte ich mich verschrieben oder verlesen, vielleicht war Kochschinken gefragt. Vielleicht existiert gar kein Knochenschinken, was weiß ich schon über Fleisch? "Gibt es sowas, das ein Zwischending aus Kochschinken und anderem Schinken, vielleicht Knochenschinken, ist?", fragte ich. Man betrachtete mich schweigend. Ich nahm Burgunderschinken, des schönen Namens wegen.
Letztendlich war aber auch alles gut bzw. sogar hervorragend. Und das Lorbeerblatt, das ich beim Aufräumen auf dem Küchenfußboden statt im Bräter auffand, tat der Sache keinen Abbruch. Lorbeerblatt schmeckt auch eigentlich nach nicht viel, ich habe es nämlich testgegessen um herauszufinden, welche Geschmacksnote dann später evtl. fehlen könnte. Und auch, die Möhren als Ganzes hinzuzufügen und nicht zerschnitten fand ich eine hervorragende Idee, auch wenn ich nicht sicher bin ob dies tatsächlich so gedacht oder einer meiner üblichen Rezeptverkürzungen geschuldet war.
So gab es also eine Henkersmahlzeit vor der einsetzenden Erkältung. Und für den Fall, dass ich morgen wider Erwarten noch über Geschmackssinn verfügen sollte, sind auch noch Reste da.
Von der Veranstaltung gestern einen netten Kontakt, einen nützlichen Kontakt, viele unnütze Kontakte, ein Tütchen mit "Aufmerksamkeiten" und viel Papier mitgebracht sowie die Erkenntnis, dringend ein Aufbewahrungsdings für Visitenkarten zu benötigen. Fördert man auf der Suche nach solchen nämlich ein ähnliches Sammelsurium wie Allison aus The Breakfast Club, so wirkt das wenig professionell (bringt einen aber dennoch dann auch wieder sehr einfach mit vielen Menschen ins Gespräch, also vielleicht doch die richtige Strategie).
Gibt es Visitenkartendingse, die nicht metallisch glänzend oder - anderes Ende des Spektrums - aus Filz sind? Leder muss auch nicht wirklich. Werde das morgen vormittag recherchieren, ich denke, das ist berufsbezogen.
Eine der größeren Herausforderungen des Elterndaseins ist es, mit dem Kind Schuhe zu kaufen. Wir haben dies gestern (zugegeben: nach 6 Jahren Übung) allerdings, wie ich finde, hervorragende gemeistert, und zwar so:
Die Vorgabe lautet Herbstschuhe und evtl. Winterschuhe in Größe 33 zu erwerben. Wir betreten das Geschäft, Mademoiselle stürmte auf blaue Wassersandalen in Größe 29 zu und rief "die da will ich!!"; noch bevor ich reagieren kann, nimmt sie mausförmige Hausschuhe in Erwachsenengröße mit dem Ausruf "nein, die!!" in die Hand.
Ohne näher darauf einzugehen stelle ich zunächst das Gepäck, das wir an einem ganz normalen Tag nach dem Kindergarten bei uns führen (nämlich: 1 Handtasche, 1 Kindergartentasche, 1 Fahrradhelm, 1 Beutel mit Jacken die morgens notwendig waren aber nachmittags unerträglich sind, 1 Stoff-Dinosaurier) sowie ein wenig Sondergepäck (1 Beutel Kastanien und Eicheln, 1 Stück Baumrinde in den ungefähren Abmessungen 30x50cm und von ca. 4,5kg Gewicht, 1 Beutel mit schlammverschmierter Kinderkleidung) an einer geeigneten Stelle – die es natürlich nicht gibt in einem Schuhladen, also in einer nicht ganz absolut ungeeigneten Stelle – ab, um mit geübtem Griff 8 linke Kinderschuhe in mir wohlgefälliger Qualität und der korrekten Größe aus dem Regal zu ziehen und dem Kind vorzulegen.
Das Kind sortiert umgehend die Schuhe aus, die ihm nicht gefallen (3 Stück). Die übrigen Schuhe vermesse ich mit einem eigens dafür mitgebrachten Utensil. Verläuft die Messung zufriedenstellend (in 2 Fällen nicht), zieht das Kind die Schuhe an. Schuhe, die es nicht mühelos allein anziehen oder binden kann (in diesem Falle ein vorn mit diversen Haken zu schnürender Stiefel) gehen zurück ins Regal. Zu den verbleibenden fünf Modellen wird der rechte Schuh geordert. Das Kind zieht jetzt Schuhe an, wie es Lust hat. Verschiedene, gleiche, die einen mehr, die anderen weniger. Schuhe, bei denen sich während dieses Verfahrens Problemfälle offenbaren (1x Reißverschluss hakt, 1x am Knöchel drückt was) werden aussortiert. Es verbleiben ein Paar Halbschuhe und zwei Paar Winterstiefel, so dass das Kind entscheiden kann, ob es die Halbschuhe möchte und ob es zusätzlich ein Paar der Stiefel möchte.
Das Kind möchte, und findet zusätzlich noch Schuhe, die es mir mit den Worten „die passen voll gut zu Dir und ich kann sie dann später erben!“ ans Herz legt. Es handelt sich um pinkfarbene, paillettenbesetzte Stiletto-Halbstiefel. Es fällt mir leicht, abzulehnen.
Während das Kind seine Schuhe bezahlt und die Verkäuferin beschwatzt, die alten Schuhe einzupacken und die neuen Halbschuhe gleich zu imprägnieren und die Schildchen zu entfernen, sowie noch die Vorzüge der Arbeit als Bäckereiverkäuferin gegenüber der Arbeit als Schuhverkäuferin erörtert, gelingt es mir, die Kinderschuhabteilung zurück in den ungefähren Ausgangszustand zu versetzten.
Zufrieden - die eine wegen zwei Paar neuer Schuhe, die andere weil ohne Wassersandalen, Maushausschuhe oder Paillettenstilettos - gehen wir nach Hause.
Rundwebrahmenbespannanleitung HIER.
Mademoiselle möchte Weben. Ich habe noch einen alten Schulwebrahmen, der ist rund und hat 25 Löcher.
Ein Zettel in meiner Handschrift weist darauf hin, dass der Rahmen wie folgt zu bespannen sei: "Faden immer durch das gegenüberliegende Loch. Festmachen."
Mit ca. 30 Jahren Abstand frage ich mich nun: wie kann ein bei 25 Löchern immer eins gegenüberliegen, und wie soll die ganze Sache aufgehen?? Oder auch:
Wie zum Teufel bespanne ich das Scheißding????
Arrrrrrghhhh ich HASSE Handarbeiten!!
Bitte, bitte - wer kann mein 7jähriges Ich verstehen oder kennt sich mit Rundwebrahmen aus??
Search Request: Was zieht ihr bei 6 Grad für eine Jacke an
Eine Fleecejacke oder einen Wollmantel. Normalerweise die Fleecejacke, heute morgen, da mittelmäßig indisponiert und daher fröstelig, den Wollmantel. Aber wissen Sie, wir fahren ja jeden Morgen mit dem Rad. Da war der Wollmantel doch recht warm. Morgen wieder die Fleecejacke. Hoffe, geholfen zu haben.
Der Tag der merkwürdigen Menschen, der war heute.
Von den normalen merkwürdigen Menschen, mit denen ich meine Tage verbringe, mal abgesehen, begegnete mir der erste bei der neuen Zupföse. Ich befand mich dort in kreislaufschonender Position, wobei dementsprechend meine Haare herunterbaumeltenwallten. Plötzlich wuselte etwas an den Haaren herum und flüsterte gollumartig immer wieder "Gold, wie flüssiges Gold!!", dann gab es einen Tumult und die Zupföse entfernte einen Mann, der weiterhin "aber ich will das Gold anfassen" krakeelte, aus dem Etablissement. Genaueres konnte ich nicht feststellen, ich trug keine Brille.
Kurz darauf beschloss ich, ein französisches Stangenweißbrot zu erwerben. Beim Bäcker gibt es große und kleine davon, ich bestellte ein Großes. Der Verkäufer fragte, ob ich ein richtig Großes wollte. Ich bestätigte, ich wollte das Größte vorhandene. Der Verkäufer sagte daraufhin, wenn ich große Sachen mag, bräuchte ich seine Telefonnummer. Etwas vollmundig angesichts des mindestens armlangen 705g-Baguettes, aber nunja. Mehr als "nein danke" fiel mir dazu nicht ein.
Drittens stand ich dann noch mit Mademoiselle und dem Fahrrad an der Ampel, rechte Spur, auf der linken Spur ein PKW. Der Fahrer lehnte sich über den Beifahrersitz, stieß die Beifahrertür auf um "whohohhoooooo! Der Rock!!! Die Beine!!!" herauszubrüllen. Mademosielle und ich schauten ihn konsterniert an. "Was will der Mann, Mama?" fragte Mademoiselle mich. "Ich weiß es nicht, Kind, ich glaube, er findet uns interessant", sagte ich. "Krass", sagte Mademoiselle und wir betrachtetn weiter wortlos den - noch immer quer über den Beifahrersitz liegenden - Mann, so wie wir es sonst mit besonders gruseligen Insekten in Mademoiselles Becherlupe tun. Bis wir beide so sehr lachen mussten, dass wir fast vom Rad fielen. Der Mann errötete, knallte die Tür zu und fuhr mit quietschenden Reifen über die noch rote Ampel davon.
Ja, die Irren hatten heute Ausgang in Bad O. Ist morgen sicher besser...
Heute waren wir im Elektrofachmarkt vor Ort. Das stellt an sich schon eine Besonderheit dar - normalerweise meide ich diese Läden, weil ich darin bestenfalls entscheidungsunfähig werde (zu viel Auswahl, zu laute Musik), schlimmstenfalls einen Migräneanfall bekomme (Reizüberflutung im Zusammenspiel mit Neonröhren und mehreren Bildschirmen im Blickfeld).
Heute wollte das Kind aber einen Film kaufen, per Internetbestellung dauert das bis Montag, so dachte ich, gehen wir da mal hin.
Den Film fanden wir auf Anhieb nicht. Ein sehr engagierter Fachverkäufer kümmerte sich jedoch rührend um uns. Er konnte den Film aber nicht finden, im Laden nicht und auch nicht im System. Nur die Serie. Wollen Sie nicht die Serie? Nein, die haben wir schon, wir wollen den Film. Die Serie hat aber 26 Folgen! Ja, aber wir haben alle 26 Folgen und möchten den Film. Er googelte den Film schließlich, aha, es gibt ihn wirklich, dann nochmal im System und dort fand er endlich heraus, dass es ein Exemplar in der Filiale der Nachbarstadt gebe. Dort rief er an, man fand es dort aber nicht, hinterher aber doch aber es war bei den defekten Waren. Er werde den Film nun bestellen, er sei dann Mittwoch da. Vorsichtshalber gab ich an Mademoiselle "Donnerstag" weiter. Der Fachverkäufer verbesserte auf "Freitag - man weiß ja nie. Kommen Sie lieber am Wochenende".
Mehr oder weniger zufrieden suchte ich noch die Haartrocknerabteilung auf. Auch dort wieder hochmotivierte Verkäufer. Der eine stürmte hilfsbereit auf mich zu, ich fragte nach Glättseisen, der junge Mann führte mich zu den Bügeleisen. "Haarglätter" sagte ich, "langer schmaler Stab, vorn aufklappbar, wird warm, zieht man durch die Haare, Haare werden glatt.". Der junge Mann sagte. "Sie haben aber doch glatte Haare". Ich erkärte, dass man glatt immer noch glatter machen kann und außerdem mit dem Glätteisen Engelslocken produzieren könne, der junge Mann schaute mich an, als sei ich etwas sehr merkwürdiges Außerirdisches. Plaudernd hatten wir uns mittlerweile dem richtigen Regal genähert und ich referierte über bewährte Hersteller und aktuelle Features (Keramikplatten, Ionisierung etc.). Der junge Mann lauschte ehrfürchtig und sagte dann mit Blick auf das Regal, "Braun" sei immer eine gute Wahl. Ich bedankte mich und er zog von dannen. Kaum hatte ich mich eine Minute umgesehen, erschien der nächste motivierte Mensch, dem ich gleich beschied, mir sei schon geholfen worden. Was ihn nicht davon abhielt, mit mir ein quasi identisches Gespräch noch einmal zu führen, wobei ich gegen Ende hinzufügte, ich wäre zwar generell unter den angebotenen Glätteisen fündig geworden, allerdings sei das Modell im Versandhandel rund 1/3 günstiger zu erhalten. "Tja, da erhalten Sie aber auch keine so gute Beratung", sagte der Mensch bravourös ohne mit der Wimper zu zucken.
Wir gingen also ohne Glätteisen und ohne Film wieder nach Hause. Der Film ist im Versandhandel auch nur halb so teuer wie die im Laden bestellte Version und binnen 24 - gut, wegen Wochenende wohl eher 48 - Stunden verfügbar. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass das Kind sicherlich etwas gelernt hat. Möglicherweise nicht unbedingt, dass man Waren auch sehr gut im Geschäft vor Ort und nicht nur am Computer kaufen kann. Aber irgendetwas bestimmt.
welche Farben haben Kartoffeln??
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