Assi-Bullifahrer,
weil du mir die Vorfahrt genommen hast, musste ich eine Vollbremsung machen. Deshalb hab ich die grüne Ampel nicht mehr erwischt. Deshalb hat mir der Radlerhosenidiot den bahnhofseingangnächsten Fahrradständer vor der Nase weggeschnappt. Deshab verließ die Bahn gerade den Bahnsteig, als ich eintraf. Deshalb fehlen mir jetzt 10 Minuten.
Mein Morgen ist bis auf die Millisekunde durchgeplant - merk dir das, Assi-Bullifahrer. Beim nächsten Mal tret ich deinen Bulli zu einer kleinen Blechkugel zusammen und knack mir die mit dem Backenzahn zu einem Einkaufswagenchip zurecht.
Arschloch.
Gruß
Frau N.
Heute von etwa gleichaltriger Frau im Supermarktregal angesprochen worden:
Frau: "Wissen Sie, wo dieser chinesische Senf steht?"
Frau N: "Mh. Sie meinen nicht zufällig japanischen Meerrettich?"
Frau, augenbrauenhebend: "Dann würde ich doch nicht nach chinesischem Senf fragen, oder?"
Frau N: "Ok, dann weiß ich es nicht. Ich kenn keinen chinesischen Senf. Essen die da überhaupt Würstchen?"
Frau: "Den kennt man aber. Di-Jong heißt der."
Frau N, den Dijon-Senf reichend: "Bitteschön. Ist aber so weit ich weiß französisch."
Frau, sehr entschieden: "Quatsch!!"
Nun denn. Wieder was gelernt.
Bitte, lieber Gott, mach, dass ich nie in einem Büro arbeiten muss, wo Leute, die eh die Kühlschränke mit Getränken auffüllen, aus Prinzip das Auffüllen eines weiteren Kühlschrankes (der nur fürs Fußvolk ist) verweigern. Und mach, dass ich nie einen Kollegen mit amerikanischem Migrationshintergrund habe, der zu diesem Thema Mails verschickt, die mit dem Betreff „Hi All.“ beginnen und mit dem Satz „The motto is: ‚If you take one then replace one‘.“ abschließen. Danke.
Achso. Da bin ich schon. Mist.
Der Kinderwagenabholer war pünktlich da und war weder Massenmörder noch Psychopath - jedenfalls nicht offensichtlich (man weiß ja nie). Er war sogar absolut höflich, freundlich und angenehm, hat den Wagen glücklich mitgenommen und sich bedankt.
Da verschenkt man Sachen und hat dann anschließend noch nichtmals ne Geschichte zu erzählen. Unmöglich, die Leute!!
Schlüssel in der Küche liegen lassen und Tür zugezogen, Kündigung einer ganz tollen Mitarbeiterin auf dem Tisch, unschönes Personalgespräch auf der Agenda und um 16 Uhr kommt ein möglicher Massenmörderpsychopath um einen zu veschenkenden Kinderwagen abzuholen.
Klingt nach einem Supertag.
Frohes Neues.
Auf dem Weihnachtsmarkt - Kinderkarussell.
Frau N: 3 Fahrtchips bitte.
Karussellmann: Das kostet 4,50. Sie sollten das Angebot nehmen: 4 Chips für 5 Euro.
Frau N: Aber ich habe hier drei Kinder. 4 Chips für 3 Kinder ist keine gute Idee.
Karussellmann: Dann nehmen Sie 4 Chips für 5 Euro und noch zwei einzelne für je 1,50 dazu, macht 8 Euro für 6 Fahrten.
Frau N: Nee, dann nehme ich lieber das Angebot mit den 12 Chips für 10 Euro und verkaufe Ihnen 6 für je 1,50 zurück?
Karussellmann: Das ist mir zu teuer!
Frau N: Ich mache Ihnen einen Sonderpreis: Sie bekommen die 6 Chips für 5 Euro.
Karussellmann: Äh.
Frau N: Da machen Sie noch Gewinn, weil Sie ja dann 4 davon für 5 Euro verkaufen und zwei übrig haben.
Karussellmann: Nee, ich nehme keine Chips zurück!
Frau N: Na gut, dann nicht, dann bleib ich bei den 3 Chips zu 4,50.
Karussellmann: Ich würde Ihnen das nicht empfehlen. Die drei quengeln Ihnen hinterher die Ohren voll, und dann kaufen Sie nochmal 3 Chips zu 4,50 Euro. Seh ich jeden Tag. Passiert allen.
Frau N: Mir nicht – zwei davon gehören gar nicht mir und mit der dritten werd ich fertig.
[Kurze Pause]
Karussellmann: Ich gebe Ihnen 15 Chips für 6 Euro.
Frau N: Äh. Warum?
Karusellmann: Weil ich Sie dann ausgetrickst und 1,50 Euro mehr verdient hab. Das Karussell dreht sich ja eh.
Wo er Recht hat, hat er Recht.
Es ist doch immer wieder schön. Ich suchte heute mal wieder einen mir bislang völlig fremden Augenbrauenzupfösen-Salon auf. Naja, tatsächlich gehe ich immer zuerst zum einzigen zertifizierten, teuren, deutschen Kosmetiksalon vor Ort - möglicherweise aus nationalem Solidaritätsbestreben, möglicherweise aus Underdog-Sympatien, egal. Jedes Mal reagiert die Salonbesitzerin unwillig, unfreundlich und herablassend auf die Bitte nach einem kurzfristigen Termin, jedes Mal drehe ich auf dem Absatz um und eile beschwingten Schrittes in einen der hundert umliegenden "Augen braune zupfen (mit faden) ALLES 4,50 euro".
Im heutigen Augen-braune-zupfen-Salon regierte eine sehr dicke Frau aus der Gegend um Indien/Pakistan, in viel Tuch und Schingelding gehüllt und mit viel Henna überall. Sie scheuchte eine winzige, sehr zierliche Asiatin herum, die dann auch das Zupfen übernahm, während die Chefin für Musik sorgte, und zwar: Roy Black. Zuerst lief: Frag Maria. Die Chefin und die Zupföse sangen lauthals mit. Und dann: Ein kleines bisschen Zärtlichkeit. Und bei der Textzeile "mitten in der Nacht" ließen sie alles fallen, klatschten in die Hände und stampften rhythmisch mit den Hacken auf.
Ab "Rosen ohne Dornen" war das Zupfen beendet, die Zupföse schnitt aber noch, ich habe keine Ahnung, was, aber sie schnitt noch ganze drei weitere Songs an meinen Augenbrauen herum.
Dann rülpste die Zupföse laut und sagte "ferdsch". Die Chefin nickte anerkennend und sagte: "Gut. Und gute Musik. 4,50 alles."
Ich zahlte und verließ angemessen verwirrt den Salon. Es sieht alles aus wie immer, das Erlebnis war aber - wie immer - mehr als 4,50 Euro wert.
Die Bahn hat ja heute gestreikt, nicht, dass man es sonderlich gemerkt hätte - schließlich hat es ja auch gefroren und der Berufspendler weiß: findet eine Wetteränderung statt, gibt es sowieso "Störungen im Betriebsablauf". Allerdings waren besonders viele besonders verkniffene Autofahrer unterwegs, vermutlich, weil einige Routinebahnfahrer sich mal im Umsteigen üben wollten. Wären sie mal lieber aufs Rad umgestiegen. Da hätten sie auch nicht so verkniffen gucken können, weil der kalte Wind ihnen die Mimik botox-like eingefroren hätte.
Komische Fußgänger gab es aber auch zuhauf; so geschah es heute, dass sich zum allerersten Mal jemand mokierte, dass ich das Rad auf dem Gehweg schob, das nehme zu viel Platz weg. Ein anderer fragte, ob es wirklich nötig sei sich mit 5 Frauen und 8 Kindern in der Öffentlichkeit fortzubewegen. Man solle das anders organisieren - drei Frauen mit den Kindern daheim und die beiden anderen machen die Einkäufe. Der Mann zeterte und schimpfte und lief dabei schwungvoll geradewegs gegen eine Straßenlaterne. Die Welt ist gut und gerecht.
Und dann war da noch eine Asiatin, die mich in sehr mühsamem, aber sehr korrektem Deutsch fragte, wo "Moneygram" sei. Ich hatte Moneygram schonmal irgendwo aus dem Augenwinkel gesehen, allerdings mangels Relevanz nicht 100%ig abgespeichert, so dass ich nur "Gehen Sie mal die Straße runter und immer auf der rechten Seite gucken" sagen konnte. "Möchten Sie mitkommen?" fragte die Asiatin höflich. Ich lehnte ab. "Kann ich mit Ihnen gehen, wir trinken Kaffee?" hakte sie weiter nach. Ich lehnte auch das ab. Irgendwo im Rhein-Main-Gebiet sitzt heute Abend eine Asiatin, die komische Dinge in ihrem DaF-Lerhbuch stehen hatte und nun die Deutschen für sehr unhöfliches Pack hält.
Nerviger Tag. Schon morgens elektrische Haare gehabt, uninteressanten aber konzentrationsintensiven Zahlenkram im Büro erledigt, am Mittag in der Bahn beim Anblick des Kontrolleurs festgestellt, dass ich die Monatskarte nicht dabei habe und keine Lust gehabt, über die Verbindung "Vorsatz" und "Schwarzfahren" zu reden und noch weniger, ein erhöhtes Beförderungsentgelt zu zahlen, und deshalb weggerannt. In voller Wintermontur, eine Zumutung! Im Selbstversuch "Türkisch in 300 Tagen - Tag 14 - Hörverstehensübung" sehr gescheitert, weil ich die Frauen nie verstehe. Die Männer ja, die Frauen nicht. Auch nervig. Und zu Hause war das neue Nintendo-Spiel nicht in der Post und das Essen ist angebrannt. Das gibt es so gut wie nie! Ich bin schon öfter vor Kontrolleuren davongerannt, als mir das Essen angebrannt ist!
Morgen ohne Nervkrams bitte, danke.
Auch wenn Sie es nicht glauben werden: eine kleine "überreife" Zwiebel kann, 48 Stunden sich selbst überlassen, einen Raum mit grob überschlagen 100 Kubikmeter Luft nachhaltig kontaminieren. Wenn Sie also einmal nach einem Wochenendausflug nach Hause kommen und sie in der Küche fast der Schlag trifft, schauen Sie als erstes im Zwiebelkörbchen nach. Spart viel Arbeit. Andererseits sind bei mir nun die Schränke alle mal wieder abgezogen und auch obendrauf gewischt worden sowie sämtliche Vorräte auf aktuellem Stand.