Heute wollte ich drei Dinge essen, und zwar zum einen ein Hauptgericht mit Kürbis und Tomate, einen Kuchen mit Nüssen oder Haferflocken oder so und Polenta.
Den Anfang sollte die Polenta machen, als Zwischenmahlzeit am Mittag, also zwischen dem Frühstück um 11 und dem Duschen um 15 Uhr. Polenta möchte ich machen, seit ich 13 bin, damals bekam ich von meiner Schwester als Wetteinsatz für 1000m Schwimmen ein "Vollwertkochbuch". Was jetzt genau in den 80ern alles als Vollwert angesehen wurde, weiß ich nicht mehr, jedenfalls waren Polentaschnitten dabei und sprachen mich an. Leider kam ich in den nächsten 30 Jahren aber nicht dazu, sie anzufertigen.
Für die Polenta informierte ich mich auf Twitter und erhielt die Auskunft "Polenta mit Milch & Gemüsebrühe (1:1) kochen, Taleggio & etwas Butter unterrühren, Salz & Pfeffer - perfekt." Das probierte ich sofort aus. Sehr lecker, doch optisch irritierte mich das Endergebnis, wenn auch vielleicht ohne Grund. Ich habe nämlich bisher nur ein einziges Mal Polenta gegessen, da jedoch, ohne sie zu sehen. Denn das war, als ich Frau Herzbruch zu ihrem Geburtstag in ein Dunkelrestaurant herausgefordert eingeladen hatte und wir dort drin saßen wie Schrödingers Katzen, die nicht wissen, ob sie schon an Angstzuständen gestorben sind. Da gab es auch Polenta, auf dem Teller mit dem Hauptgericht, ich habe sie sofort identifiziert, sie schmeckt genau wie in meiner Vorstellung: wie sanftes Popcorn. Unglaublich lecker. Aber leider hatte ich nur zwei Bissen, danach habe ich sie im Dunkeln auf dem Teller nicht wiedergefunden und statt dessen immer den Spitzkohl mit Kümmel erwischt. Schwierig.
Dann buk ich den Kuchen. Wieder fragte ich herum und wurde auf dieses Rezept für einen Orangen-Haselnusskuchen verwiesen. Da ich gar keine Nüsse und keine Orangenschokolade hatte, schaute ich eine Weile intensiv in die Luft und machte das Ganze dann mit Mandeln (150g gemahlen, 100g gehackt), etwas weniger Mehl (200g), Butter statt Margarine, Puderzucker statt normalem Zucker und Schokotröpfchen im Teig. Sehr lecker! Der Kuchen ist momentan noch warm, ich kann mir gut einen Puderzucker-Orangenguss darauf vorstellen!
Als letztes kam das Abendessen. Gesetzt waren die übrigen geschnitzten Hokkaidos von Halloween, aber was damit tun? Kürbislasagne war mir zu anstrengend, Kürbissuppe gab es letzte Wochen schon mehrfach (es waren viele Kinder an Halloween hier...), aber neulich hatte ich bei Freunden Kürbis mit Tomate kombiniert gegessen und fand das gut. Also machte ich folgendes: Hackfleisch mit Zwiebeln und Knoblauch anbraten, dazu eine große Menge Tomaten in irgendwie gearteten Stücken anbraten, mit wenig Gemüsebrühe ablöschen, Kürbisstücke und zwei Äpfel, auch in Stücken dazu, würzen mit Pfeffer, Salz, etwas Thymian. Mir war es zu fleischig, aber Herr N. und Mademoiselle fanden es super. Ich hab dann einfach die übrige Polenta gegessen, wenn ich sie nach zig Jahren schon einmal habe.
Vorhin, gegen 17:59, als ich vor der Sporthalle zum Abholen stand und die Trainerin mit einer Helferliste zum Eintragen vorbeikam, dachte ich kurz, dass ich gerade den besten Schnapp der Welt gemacht habe. Und zwar konnte man sich auf der Liste für Aufbau, Verkauf, Abbau oder Kuchen mitbringen eintragen, und unter "Kuchen mitbringen" gab es eine Spalte für "10 Laugenbrezeln". Dort war noch ein letzter Platz frei, der war meiner. Äußerst selbstzufrieden blinzelte ich ins Scheinwerferlicht der abholenden Elternauto. Hach, nicht noch irgendwas, das gemacht werden muss!
Dann kam mir allerdings der Gedanke, wie blöd es doch eigentlich ist, und wie absurd, dass ich anscheinend so lebe, dass es eine schweißtreibende Zumutung darstellt, für ein Ereignis einen Kuchen zu backen. Kuchen, boah, anstrengend, mindestens 30 Minuten Arbeit, wie soll man das bloß noch unterbringen? Am Ende noch mit Verzieren? Dabei ist das ja eigentlich etwas Schönes, könnte ich auch mit Mademoiselle zusammen machen, vielleicht ein Piratenschiff oder eine Burg oder so, Zuckerfiguren, Fondant, kleine Blümchen aus Esspapier und Minimarshmellows, hach. Nunja, aber nicht bei mir, weil ich mich in angenommener zukünftiger Anstrengung für blöde Brezeln eingetragen habe.
Aber dann fiel mir ein: falls ich irgendwann vorher doch Lust bekomme, ist es ja nicht verboten, zusätzlich noch einen Kuchen zu backen, mit allem drum und dran. Ich kann mir am Tag selbst noch aussuchen ob ich bis fünf Minuten vor Abfahrt im Pyjama auf der Couch lungere und unterwegs schnell beim Bäcker hineinspringe, oder ob ich ab morgens um acht Regenbogentortenböden backe. Alles ist möglich, aber nichts muss.
Hoch leben die Brezeln!
Das Aufraffen zum Schwimmkurs heute war schwierig - so schwierig, dass es vielleicht wirklich keine gute Idee war, sich zum dritten Kurs anzumelden. In Wirklichkeit gingen wir heute nur wegen dem Dorsch hin.
Sie kennen das sicher, wenn es einfach nicht läuft. Müde, schon im Vorfeld kalt, steifer Hals, Mitgliedsauswes nicht gefunden, Duschgel ausgelaufen, eine Haarspange weg, keine frischen Socken im Schrank, Riesenpickel im Gesicht, all das. Es liegt ein schmaler Grat zwischen Beharrlichkeit und Verbissenheit, ich neige in solchen Situationen zu letzterem: ich geh jetzt schwimmen, egal was, und wenn das Schwimmbad abbrennt bade ich im Löschschaum.
Ohne jegliches Vergnügen aber mit zähneknirschender Entschlossenheit kamen wir also in der Schwimmhalle an. Beim Umziehen bemerkte ich eine weitere Komplikation: ich hatte gar kein Handtuch dabei. Im Gesamtbild kam es darauf aber wirklich nicht mehr an, wir gingen also Duschen, dann ins Becken. Wir hatten noch etwas Zeit bis zum Kursbeginn.
Im Wasser lernte ich gleich die neuen Kursteilnehmer kennen. Lollek und Bollek identifizierte ich sofort: Lollek trägt eine rote Badehose, Bollek eine blaue, Lollek ist wirklicher Sportler, Bollek schien mir nicht so, hatte aber wohl auch vor ein paar Tagen eine Impfung erhalten, die ihn noch immer schwächte. Das Becken war sehr voll, bald schon kam es zu einer Situation: ein Fremder war losgeschwommen, ich hinterher. Als wir auf der anderen Seite ankamen, verschnaufte der Fremde kurz, wollte dann weiter doch hinter mir kamen noch Lollek und Bollek, dann zwei Aquajoggerinnen, dann irgendwelche weiteren Leute, wie gesagt: es war voll. Der Fremde - Typ Gorilla - schlug wütend mit der Faust aufs Wasser und brüllte "das kann nicht sein, dass es jetzt hier so voll ist" zu Lollek. "Ich weiß nicht, warum ich jetzt in dieses Gespräch eingebunden werde", antwortete Lollek, allerdings zu mir, so dass ich nun auch Teil der Konversation war. Ich musste lachen. Der Gorilla trommelte nochmal kurz aufs Wasser und schwamm davon. In schlechtem Kraulstil, wenn ich das anmerken darf.
Nun begann der Unterricht: "Wir können alles erreichen, was wir uns vornehmen!", sagte der Kraulschwimmlehrer zum Einstieg. Danach ging es erstaunlich unspektakulär weiter, nämlich mit der Wiederholung der Wasserlage des Kopfes, der Terminatordrehung (mit meinem Hals ein Kinderspiel!) und der Atmung. Nichts Neues für mich, das war aber ja klar. Verbessert wurde ich auch nicht, ich schwamm also so dahin und freute mich, dass es mit dem Hals gut ging. Während der Erklärungen wurde es aber doch empfindlich kühl im Nacken.
Ganz am Ende nochmal Atemfrequenzspielchen: erst 2er-Atmung, dann 4er, dann 3er, dann 5er. Dann Besprechung: 3er ist am besteln, 4er geht auch. 2er ist nicht sinnvoll. 5er ist für die ganz Harten. "Also ich denke nicht, dass das einer von euch machen wird", sagte der Kraulschwimmlehrer.
Vor dem Ausschwimmen ließ er aber noch in einem Nebensatz fallen, dass es durchaus möglich wäre, die ganze Bahn ohne Atmen zu schwimmen, wenn man ein bisschen übt. Die Streberoma und ich blickten uns an - es ist schon länger klar, dass sie ein ähnliches kleines Kompetitivitätsproblem hat wie ich. Eine knappe Dreiviertelbahn schafften wir beide. Was wir die nächsten Wochen beim Ein- und Ausschwimmen üben, dürfte klar sein.
Die Kraulschwimmpartnerin lieh mir ihr Kopfhandtuch, so will ich es ihr auch verzeihen, dass sie es später im Auto für nötig hielt, mir den Witz mit dem Dorsch zu erklären.
Insgesamt war der Abend aber ein Kraftakt. Meistens fühlt man sich nach dem Aufraffen ja besser. Heute nicht. Heute hätte ich mich vermutlich nach einem Couchabend besser gefühlt.
Hurra, es gibt Neues von den verrückten Kantinenleuten.
Es begab es sich dieser Tage, dass ich in der Kantine Mittagessen holte, und zwar für zwei Personen. Denn die Kollegin, mit der ich speisen wollte, erwartete einen Techniker, der keine konkrete Zeitangabe zu seinem Erscheinen gemacht hatte und so wollte sie das Büro nicht verlassen. Meine verantwortungsvolle Aufgabe war daher, in der Kantine das beste Essen auszusuchen und für zwei mitzubringen. Das beste Essen identifiziere ich immer mit Hilfe des italienischen Kochs, der mir geheime Handzeichen gibt. Beim Dessert bin ich selbst kompetent.
Jedoch, an der Kasse:
Kassenfrau: Haben Sie heute viel Hunger?
Frau N: Äh - ja.
Kassenfrau: Dann guten Appetit, aber die zwei Desserts kann ich Ihnen nicht mitgeben.
Frau N: Wieso das?
Kassenfrau: Jeder darf hier nur ein Dessert kaufen.
Frau N: Ah. Okay, Entschuldigung, ich habe eben Spaß gemacht. Ich will das nicht alles selbst essen, ich bringe nur einer Kollegin das Essen mit.
Kassenfrau: Das geht aber trotzdem nicht. Sie dürfen nur ein Dessert kaufen!
Frau N: Bestimmt geht das. Sehen sie, ich habe sogar zwei unterschiedliche Karten zum Bezahlen.
Kassenfrau: Aber Sie sind nur eine Person!
Frau N: Aber eine große!
Kassenfrau: (guck irritiert)
Frau N: Wie dem auch sei - nochmal zusammengefasst: Ich kaufe mit je einer Bezahlkarte ein Hauptgericht und ein Dessert. Genauso, wie es eigentlich vorgesehen ist. Nur, dass ich mich nur einmal anstellen möchte und nicht gleich nochmal heimlich wiederkommen will. Finden Sie dafür eine Lösung?
Kassenfrau: Das wird aber länger dauern!
Frau N: Das macht nichts, ich bin in guter Gesellschaft (winkt mit Handy).
Hat auch gar nicht lang gedauert. Keine drei Spielzüge bei Scrabble konnte ich machen, da war alles erledigt.
Für heute war geplant, dass ich mit Person A, B, C, D, und vielleicht E zum Karoke gehe. E wollte sich die Option noch offen halten, A hingegen wollte sehr gerne gehen und geht immer mit, B, C und D hatten auch Lust.
Gestern meldete sich A, dass sie noch F mitbringen würde.
Heute morgen meldet sich A, dass es aufgrund einer misslichen Situation leider bei ihr doch nicht geht. Sollte die missliche Situation sich auflösen, so vereinbarten wir, würde sie aber nachkommen.
Dann entwickelte ich selbst unvorhergesehn Zeitnot und wusste nicht ob ich den Zug rechteitig erwische, doch C bot an, mich mitzunehmen.
Dann musste B wegen quasi Parasitenbefall absagen.
F wollte dann auch lieber nicht. Zeitgleich rekrutierte ich aber G , da hatte ich schon am Samstag auf einer Party Vorarbeit geleistet, die sich nun auszahlte. G wollte aber gern mit mir fahren, weil sie den Weg nicht wusste, und um nicht doch einen Rückzieher zu machen. Ich sagte also C die Mitfahrt ab.
Dann meldete G, sie würde noch H mitbringen - H hatte ich auf der Party ebenfalls anzuwerben versucht, aber nicht sehr erfolgreich. G und H wollten dann zusammen fahren, aber erst später dazustoßen.
Bevor ich überlegen konnte, ob ich dann doch mit C fahre, erkrankte C ein bisschen und ihre Teilnahme wurde unklar. Gleichzeitig ergab sich bei A eine weitere missliche Situation, die ihr Mitkommen entgültig verhinderte.
Als ich schon die Schuhe anhatte, um den Zug noch irgendwie zu erwischen, rief C jedoch an fragte, ob ihre Absage mir Probleme bereiten würde. Ich verneinte. Falls mir die Absage Probleme bereiten würde, so C weiter, würde sie nämlich doch kommen. Schnell revidierte ich, dass unter diesen Voraussetzungen die Absage mir natürlich doch Probleme bereitet. C sagte also wieder zu und kam, um mich abzuholen. D war schon da, als wir eintrafen. G und H kamen wie abgesprochen später dazu.
So war zwar im Vorfeld alles außerordentlich verwirrend, aber der Abend war sehr schön. Vielleicht macht aber trotzdem nächstes Mal lieber jemand anders die Organisation.
Irgendetwas ist mit meinem Hals passiert. Ich weiß nicht, was, aber ich kann den Kopf nicht mehr drehen. Möchte ich irgendetwas sehen, das sich nicht vor, sondern neben mir befindet - und das kommt erstaunlich oft vor! - muss ich meinen gesamten Körper um 45 Grad drehen. Senken oder in den Nacken legen kann ich den Kopf auch nicht. Nach vorn geht es nicht, tut weh. Nach hinten kippt er einfach weg. Möchte ich etwas auf dem Boden sehen, muss ich also den gesamten Körper langsam vorbeugen. Möchte ich den Kopf irgendwo anlehnen, nehme ich am besten die Hände zur Hilfe. Sonst geht es schneller als erwünscht. Ist dann hinten eine Wand, ist das blöd - ich habe es getestet.
Den ganzen Tag über probierte ich dies und das zum Zwecke der Spontanheilung aus. Ich begann mit "bequeme und kopfstützende Sitzposition mit Wärmflasche im Nacken", das hielt ich keine 30 Minuten aus. Zweite Maßnahme war heiß Duschen, generell total super, aber das kann man nicht den ganzen Tag tun. Drittens draußen herumlaufen, ebenfalls prima, nur wollte ich gar nicht draußen herumlaufen. In der Wohnung herumlaufen war eher mittel - zu wenig geradeaus, zu viel nach oben und unten schauen oder sogar vom Boden aufheben. Außerdem Schmerzen beim Lachen oder Niesen. Ohne Schal unangenehmes Gefühl, mit Schal der Eindruck zusätzlicher Bewegungshemmung durch Masse an Zeug am Hals. Balkontür im Rücken auf war eine schlechte Idee. Heizung an eine viel bessere. Außerdme habe ich mir heute zum ersten Mal seit der "mit den Händen um die Ohren fuchtel"-Frisur die Haare trockengeföhnt.
Eigentlich hatte ich das schon gestern, gestern hatte ich aber keine Zeit, das zu haben, weshalb ich mir mit einer Mischung aus Ibuprofen und Ignoranz behalf. Heute hatte ich Zeit und litt entsprechend.
Morgen ist das natürlich weg, NICHT WAHR??
Neulich bekam ich von der Mutter einer Freundin von Mademoiselle - wir kennen sie schon lange, aus dem ersten Kindergartenjahr - eine WhatsApp mit irgendeinem pegidaartigen Kettenbrief, der aber schon seit Jahren im Umlauf ist. Den genauen Inhalt habe ich schon wieder komplett vergessen, es ging in Richtung "Wir dürfen nicht mehr Martinsumzug sagen / Mettbrötchen essen / ähnliches Absurdum" und war ziemlich lang. Und es ärgerte mich. So dass ich kurz überlegte und dann noch etwas länger überlegte und dann "Sehe ich anders als Du, wir können gern mal bei einem Kaffee darüber reden. Aber bitte schick mir sowas nicht mehr, ich finde das sehr unangenehm." antwortete.
Dann passierte erstmal nichts.
Dann hörte ich über andere, die Frau sei sehr verärgert über meine Nachricht gewesen. Ich ging darauf nicht ein.
Dann plante Mademoiselle eine Halloween-Feier, sie schickte auch diesem Kind eine Einladung und es geschah wieder lange nichts, so dass ich dieses Kind eigentlich schon abgeschrieben hatte. Vor zwei Tagen dann aber doch eine Nachricht, es sei schwierig mit dem Abholen nach der Feier, ich bot an sie zu fahren. Wieder nichts aber einen Tag später die Zusage.
Heute wurde sie dann von der Mutter hergebracht. Sie kam kurz rein, Küsschen links, Küsschen rechts, hatte (wie angekündigt) wenig Zeit aber sagte, sie würde sich gerne mal zum Kaffee treffen.
Vielleicht geht das ja nochmal gut.
Nach 4 Tagen mit zwei Kindern rund-um-die-Uhr in Paris, Besuch heute Nachmittag, einer Geburtstagsparty heute Abend, einem Übernachtungsgast jetzt und einer Halloweenfeier mit 8 Kindern morgen wünsche ich mir gerade sehr einen Tag ganz und gar ohne Menschen.
Wer hätte das gedacht? Ich jedenfalls nicht.
Tja, Paris. Da fährt man nach Paris und mag dann plötzlich Frankreich. Damit war ja nach all der Zeit jetzt auch nicht zu rechnen. Im Sommer fiel die Entscheidung zwischen Toskana und Bretagne noch wegen "naja, Bretagne ist halt in Frankreich" zugunsten Toskana.
Zum einen hat mich verblüfft, dass ich plötzlich ganz gut Französisch kann. Sicher nicht gut sprechen, aber immerhin Alltagsdinge irgendwie ausdrücken und tatsächlich alles verstehen und alles lesen. Wo das herkommt, ist mir schleierhaft, ich war ja durchaus schon häufiger in Frankreich und da fiel es mir eher schwer. Vielleicht hat sich in meinem Kopf etwas umsortiert.
Sehr gut gefallen haben mir in Paris die Häuser. Diese hohen Stadthäuser, 7 Stockwerke meistens, aus hellem Stein. Das finde ich sehr hübsch. In Stockholm waren die Häuser ähnlich (jetzt fange ich auch schon so an, wie die Kinder), da hat mir das auch so gut gefallen.
Auch schön: die Métro. Die Pariser sollen ja sehr auf die Unzuverlässigkeit derselben schimpfen. Das ist mir in den letzten 3 Tagen nicht so aufgefallen, vielleicht hatte ich einfach Glück, oder vielleicht sind wir hier mehr Kummer gewöhnt. Dass alle vier bis fünf Minuten ein Zug kommt, auf manchen Strecken sogar in noch kürzerer Taktung, davon kann man ja hier nur träumen. Gut, die Bahnen und Bahnhöfe sehen ziemlich schrammelig aus, aber das wäre mir egal, ich habe ja nichts davon, wenn Hightech-Waggons eingesetzt werden, die dann aber nicht fahren. In zwei Bahnhöfen sah ich übrigens ein Klavier, an das an sich jeder, der wollte, einfach setzen und spielen konnte. Auch toll! Wobei - kommt natürlich auf die Kompetenzen derjenigen an, die sich zum Spielen aufgefordert fühlen.
Und zuletzt: die Menschen in Paris. Nicht die Touristenströme in der Innenstadt, sondern die in den ruhigeren Stadtteilen, also die, von denen man annimmt, dass sie möglicherweise dort leben. Städte und die Menschen darin strahlen für mich oft etwas aus. Die (angenommenen) Pariser wirkten auf mich sehr scharf gestellt. So, als ob man ihnen nicht unbedingt auf den Fuß treten wollte. Sehr viel Blickkontakt, sehr viel Präsenz. Schwer zu beschreiben, aber interessant.
Das Interessanteste aber: Tatsächlich Leute (ausnahmslos Herren) gesehen die mit einem Baguette unter dem Arm auf dem (vermutlich) Heimweg sind. Und: Leute gesehen die das Baguete einfach in der Mitte umknicken, damit es in ihre Tasche passt. Das ist ewas, worauf ich selbst noch nie gekommen bin, das ich aber sofort übernehmen werde.
Ich bin ganz aufgeregt: es wird hier heute einen Gastbeitrag geben!
Während wir auf diesen warten, schnell noch die Neuigkeiten aus Paris:
Als ich die Mesdemoiselles heute morgen fragte, was sie unternehmen möchten, sagten Sie "Eiffelturm". Ich schaute auf die Uhr, ich schaute in meinen Kalender, ich schaute in meine Geldbörse, in der die Eiffelturmtickets von gestern lagen. Dann sagte ich: "Ich habe Eiffelturm verstanden?"
Ich hatte aber richtig gehört. Allerdings nicht unbedingt hoch (schon auch gern, aber nicht zwingend), nur bei Nacht noch einmal die Beleuchtung anschauen. Bis zur Nacht war ja noch etwas Zeit. Ich instruierte die beiden, sich mit dem Stadtplan und den Notizen, die ich Dank der vielen Tipps der LeserInnen hier vorbereitet hatte, zu befassen, dann ging ich Kaffee und Croissants holen. Als ich zurückkam, stand die Route fest: zunächst per Metro zu den Katakomben, von dort per Metro zum Champs Elysées und dort shoppen, dann die Einkäufe im Apartment abstellen, mit der Metro zu einem Schiff, darauf herumfahren, anschließend zum Eiffelturm, dann zurück.
So wurde es gemacht. Die Wartezeit an den Katakomben war un-end-lich-lang, aber gegenüber ist der Patissier Paul, der unglaubliche Törtchen, Macarons und auch sehr gute heiße Schokolade hat. Damit ließ es sich aushalten. Drinnen gab es, Hurra!, Audioguides. Damit war das Erlebnis perfekt. Die Mesdemoiselles gehen auch sehr mit bei Audioguides, so tönte es aus verschiedenen Ecken der Tunnel und des Gebeinhauses "waaaas??", "Oh Gott!!", "voll nice!", "nicht im Ernst?" oder nonverbale Schreckenslaute. Das mit den aufgetürmten Knochen fanden sie ein wenig schaurig, besonders, dass die nicht nach Menschen oder Familien sondern nach Körperteilen sortiert waren. Ich fand etwas schaurig, dass andere Leute Selfies vor den Gebeinen machten, aber vielleicht bin ich da zu konservativ. Fast zwei Stunden verbrachten wir unten, weil die Mesdemoiselles grundsätzlich alle anderen Gruppen vorbeiziehen ließen - allein sei die Stimmung passender.
So landeten wir recht spät auf den Champs-Elysées und das ist jetzt der Punkt, an dem ich leider sagen muss: das war nichts für mich. Shoppen interessiert mich schon nicht, Menschenmassen finde ich auch anstrengend und mehrfach hintereinander erklären, warum ich keine Lust habe, bei Cartier reinzugehen, ist auch mühsam. Aber irgendwann war auch das geschafft und es ging weiter im Plan und zwar zum Schiff.
Die Schiffahrt war wieder für alle was, außer, dass die Lautsprecherdurchsagen unglaublich nervten. Sonst aber sehr schön, nachts, mit Beleuchtung, romantisch, falls man dazu neigt. Mir fiel eher Folgendes auf: man fährt ja unter ziemlich vielen Brücken hindurch. Oben auf den Brücken stehen dann immer Menschen, erwachsene Menschen in Kleidung wie Jeans und Lederjacke oder Anzug und Mantel oder so, also: normale Kleidung. Und diese Menschen, die sich vermutlich knapp vor der Brücke noch über die vielen Leute echauffiert haben und die es nicht mögen, wenn es in der Bahn so voll und wenn im Supermarkt die Kassenschlange lang ist, die bewegt dann irgendwas dazu, auf der Brücke, wenn Ausflugsboot mit Touristen auf dem Deck daherkommt, den Arm zu heben und zu winken. Und die an Deck winken zurück. Und alle haben sich einen kleinen Augenblick lieb. Absurder kann es ja eigentlich gar nicht mehr werden.
Ich habe natürlich auch mitgewunken.
Am Ende parkte das Schiff genau vor dem blinkenden Eiffelturm. Ein Weg gespart!
Und zum Abschluss des Tages eine bahnbrechende Erkenntnis in Form eines Macaron-Tests: Esse ich die von Ladurée und von McDonald's parallel, schmecke ich keinen 100%igen Preisunterschied heraus.