Der heutige Tag, der regelmäßig beruflich zu meinen anspruchsvollsten im Kalenderjahr gehört (also nicht immer der heute sondern immer der Freitag vor Thanksgiving), liegt hinter einem Schleier. Ich hoffe mal, dass dank guter Vorbereitung (und natürlich weil ich es halt einfach kann) alles gut und richtig gelaufen ist.
Eigentlich fühlte ich mich beim Aufstehen ganz hervorragen, es war allerdings 1,5 Stunden später, als ich antizipiert hatte. Das war verwirrend. An ein Weckerklingeln konnte ich mich nicht erinnern. Als ich die Wohnung verlassen hatte, stellte ich fest, dass ich keine Jacke trug, also ging ich gut gelaunt wieder zurück, kam aber die Treppen nicht ohne Pause hoch.
Auf dem Arbeitsweg war es unglaublich warm! Warum nur hatte ich die Jacke geholt? Dann wurde es aber plötzlich unglaublich kalt! Warum hatte ich keinen Schal?
Ab Mittag begann ein Teil meines Gesichts arg zu schmerzen, so wie Zahnschmerzen nur überall und das Auge tränt. Dann auch Kopfschmerzen, wie ein Hufeisen um den Kopf und mir wurde sehr flau, was aber auch daran gelegen haben mag, dass ich nichts gegessen hatte (vergessen).
Mehr weiß ich über den Tag nicht, irgendwann fuhr ich nach Hause, jetzt sitze ich im Sessel. Exakt in diesem Moment hört das Gesicht auf zu schmerzen, dafür glüht es jetzt, überall, nicht nur auf einer Seite. Und mir ist ganz außerordentlich warm, ich sitze hier barfuß und in kurzärmliger Bluse. Die Heizung ist aus.
Ich gehe mal schlafen.
Ich war heute Booster-Impfen und entweder ist mein Wunsch "einmal mit Profis!" endlich wahr geworden oder es war in Wirklichkeit gar keine Impfpraxis sondern die Schauspieler, die bei Wirecard die Bank gespielt haben, haben nochmal aufgelegt.
Das ganze Unterfangen dauerte knapp 10 Minuten und es gab keine Sekunde Wartezeit, die gesamte Zeit war ich in eine Schlange bestehend aus ca. 50 Menschen eingereiht, die sich im Schritttempo durch ein Gebäude bewegte, verschiedene Unterlagen im Gehen zeigte, im Gehen Jacken und Mäntel ablegte, an einem Stehtischchen auf die Frage "Haben Sie Fragen?" sämtlich mit "Nein" antwortete. Das Impfen selbst auch fast im Gehen, Danke, Tschüss.
Auf der Straße erst einmal wieder korrekt angekleidet und überprüft, ob sämtliche Kärtchen und Ausweise noch dabei waren. Waren sie. In den Impfpass hatte man auch bereits das Impfzertifikat gelegt.
Die erste Impfgelegenheit wurde nichts, weil ich mir die Öffnungszeit falsch gemerkt hatte, also das sage ich jetzt mal so. Weitere ca. 30 Personen hatten sie sich auch falsch gemerkt. Zwei Stunden auf die wahre Öffnungszeit warten wollte ich nicht, also fuhr ich mit der S-Bahn Richtung Büro.
Die zweite Impfgelegenheit war gut versteckt, ich fand sie aber, da ich auf die dazugehörige Schlange stieß. Ca. 50 Meter lag. So viel Zeit hatte ich nun auch nicht, also ging ich ins Büro.
Im Büro am Vormittag Telefonat mit Fragmente, die beim Impfen abgewiesen wurde wegen Verwechslung. Kurz darauf erhielt ich von ihr einen Impftermin per Mail, für morgen, 18:45 Uhr.
Trotzdem ging ich auf dem Heimweg nochmal bei Impfgelegenheit 2 vorbei - kürzere Schlange aber ein Ordner sagte, es könne sich niemand mehr anstellen, sonst würden sie nicht mehr fertig. Für einen zweiten Besuch bei Impfgelegenheit 1 war es mittlerweile zu spät.
Ich freue mich, dass ich morgen einen Termin habe, bin dieses Mal beim Thema "Impfen" aber entspant - ich glaube nicht, dass die bisherigen Impfungen ihre Wirkung mit Schlag Ablauf der 6 Monate verlieren und ich bin nach wie vor nicht sehr besorgt, mich anzustecken (das größte Vireneinfallstor bleibt die Schülerin im Haushalt - und ich kann mir eigentlich kaum vorstellen, dass sie nicht schon mit dem Virus in Kontakt war). So ganz gelegen kommt mir der Zeitpunkt morgen nicht, wegen wichtiger beruflicher Termine am Freitag. Nächste Woche gibt es aber auch keinen wirklich günstigen Zeitpunkt und in der danach auch nicht und dann ist bald Weihnachten etc. - kurz: irgendwas ist immer. Ich habe deshalb beschlossen, einfach das erste Angebot, das ich bekomme, zu ergreifen und wenn es morgen Abend ist, dann ist es eben so und alles andere muss sich fügen.
Sorgen wegen der Impfung mache ich mir keine, ich rechne zwar mit Unannahmlichkeiten, aber es ist so vieles unannehmlich derzeit, dass es darauf wirklich nicht ankommt. Ich würde auch alle paar Monate eine nehmen, wenn es denn zuträglich ist, diesen Pandemiemist zu beenden. Mir fällt nur auf, dass niemand mehr - wie noch vor ein paar Wochen - davon spricht, dass wir das Boostern möglicherweise zugunsten der Länder, die noch gar nicht mit Impfstoff versorgt sind, aufschieben sollten. Klar, das Hemd ist näher als der Rock, aber dass das Thema komplett verschwunden ist, irritiert mich doch.
Schon hat sich die Woche wieder selbst umorganisiert: Karaoke und der Besuch von Violinista entfallen, dafür kann die Gesangsstunde untergebracht werden und ein Frühstück mit Schanuf. Ich bin nicht unzufrieden.
Auch schon wieder geändert hat sich, dass ich morgen voraussichtlich nicht aus Vernunftsgründen mit dem Auto ins Büro fahre, sondern - eben auch aus Vernunftsgründen - mit der Bahn. Dabei komme ich nämlich sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg an zwei Impftstationen vorbei und vielleicht möchte mich bei einem der vier möglichen Versuche ja zufällig jemand boostern. Impfkrank (nach Impfung 1 hat es mich 2 Tage heftig erwischt, nach Impfung 2 ein paar Tage mehr, dafür mittelmäßig) käme mir momentan zwar nicht so wirklich gelegen, aber wann kommt sowas schon je gelegen, ich würde es drauf ankommen lassen.
Ansonsten nimmt alles schon wieder Fahrt auf. Vielleicht ist es einfach müßig, sich dagegen zu stemmen.
Ich habe den Autoschlüssel wiedergefunden ohne zu suchen, nur durch Nachdenken, und das, obwohl ich ihn nur zu 50% finden wollte.
Aufs Unwesentliche erweitert: Am Samstag fuhr ich mit dem Auto einkaufen, den Wocheneinkauf, hatte gleichzeitig versprochen, für M und ihre Freund*innen Zeugs mitzubringen unter der Bedingung, dass sie alle Einkäufe, also auch meine, aus dem Auto hochtragen. Zu diesem Zweck übergab ich M am Abend den Autoschlüsse.
Es wurde sofort alles hochgetragen, ich erhielt den Schlüssel auch sofort zurück, dann war Samstagnacht, dann Sonntag, heute war Montag. Ich beschloss heute, dass es vernünftig sei, wegen der Coronainzidenzen lieber mit dem Auto zur Arbeit zu fahren als mit der Bahn. Als nicht nur heute sondern in nächster Zeit. Das beschloss ich nicht gern, schließlich hatte ich vor wenigen Wochen erst herausgefunden, dass ein maßgeblicher Teil meiner Unentspannung damit zusammenhängt, dass ich ständig Autofahren muss anstatt mich einfach in eine Bahn setzen und ein Buch lesen zu können. Ist aber halt jetzt gerade so.
Dennoch, ich war nicht sofort wirklich traurig, als ich den Autoschlüssel nicht finden konnte nicht nicht sofort wirklich glücklich, als ich sah, dass der Ersatzschlüssel tatsächlich am dafür vorgesehenen Haken hing. Es führte nichts an der Autofahrt vorbei. Trotzdem dachte ich mir: einen Autoschlüssel von zweien verliert man schneller als zwei von zwei, die Situation wies also noch einen leicht größeren Spielraum auf als sie es zwei Tage zuvor getan hätte. Das machte mich wieder ein wenig froh.
Den ganzen Tag hörte mein Kopf aber nicht auf zu denken und präsentierte mir, als ich um 20:30 Uhr die Treppe zur Wohnung hochging, kein Bild sondern ein "Handgefühl". Das Gefühl, den deutlich leichteren Autoschlüssel als den Ersatzschlüssel (am Ersatzschlüssel hängt Gebämsel, ich habe das da nicht angebracht, ich lehne Gebämsel ab) in der Hand zu halten, unten metallisch kühl, dann rundlich glattes Plastik, obendran ein kurzes Lanyard, dann fühlte ich weiches Fleece am Handrücken und an den Fingerspitzen, dann den Schlüssel in der Handfläche nicht mehr, dafür nochmal streichelndes Fleece, Ende des Körpergedächtnisfragments. Als ich in der Wohnung angekommen war, griff ich zielsicher in die Jackentasche der Fleecejacke an der Garderobe und zog den Autoschlüssel heraus.
Jetzt zufrieden und unzufrieden zugleich.
Am schönsten finde ich es zu Hause immer, wenn es extrem unordentlich war und danach wieder ordentlich ist. Das hat für mich beinahe eine festliche Stimmung, jedes Mal, wenn ich heute ins Wohnzimmer gehe, erwarte ich schon dort einen geschmückten Weihnachtsbaum zu sehen.
Mir ist gerade sehr gemütlich, zumal ich ja auch Sonntagabende gerne mag: man hat einen meist entspannten Tag hinter sich, am Abend aber nichts mehr vor, gleichzeitig ist man nicht müde, weil am Morgen ja ausgeschlafen wurde und vor einem liegt eine neue Woche wie ein weißes Blatt Papier und sie kann mit neuen Dingen gefüllt werden.
Meine Pläne für nächste Woche:
Kaffeetrinken mit Fragmente
Pfefferkuchenteig vorbereiten (muss reifen)
Irgendwann Gesangsstunde (wann noch unklar, Gesangslehrer kränkelt)
Beruflich sehr viel mit Zahlen machen, das sehr viel Konzentration braucht
Zeitgleich sehr viel Organisationskrempel in drei völlig unterschiedlichen aber jeweils relativ komplexen Angelegenheiten machen
Ein anspruchsvolles Gespräch führen (Vorbereitung erforderlich)
Möglicherweise eine kritische und völlig unvorhersehbare Situation im Lot zu halten ist, bis Gras gewachsen ist
Unangenehm viele virtuelle Meetings
Keine Italienischstunde
Das Kind zum Training fahren und die Wartezeit im Auto zum Lesen nutzen
Freitagabend Karaoke
Besuch von Violinista
Besuch bei den Eltern
Das Beste: ich freue mich auf alles davon.
Ich erwachte heute etwas angespannt weil zu früh (8:55 Uhr, skandalös), schaute aufs Handy und war genervt, weil ich eine Nachricht vorfand, dass M statt am Abend plötzlich mitten am Tag irgendwohin gefahren werden musste. Und dann fiel mir ein, dass ich auch noch am Vormittag mit Herrn N einen Termin hatte und fortan hasste ich alle und alles und fand, dass mein Leben nur daraus besteht, mich um die Belange anderer zu kümmern, die mich kein Stück interessieren (die Belange, nicht die Personen), also zumindest mein Leben an diesem Samstagvormittag. Glücklicherweise ließen sich alle Angelegenheiten reibungs- und verzögerungslos abwickeln, so dass ich ab 13 Uhr wieder ein freier Mensch war. Allerdings nur bis ca. 19 Uhr, da sperrte ich mich nämlich versehentlich ohne Jacke, ohne Handy und ohne Licht in der sehr dunklen Garage ein.
Nachdem ich kurz überlegt hatte, wer mich wohl vermissen würde, bevor ich erfroren bin (voraussichtlich niemand, das Kind lag noch im Bett, Herr N war beschäftigt, Frau H bei irgendeiner kulturellen Veranstaltung, Frau C hatte gerade das virtuelle Büro verlassen, um im Sessel abzuhängen) beschloss ich, mir selbst zu helfen. Ich hatte ja einen Autoschlüssel dabei und auch, wenn ich viel lieber mit dem Auto mit Vollgas rückwärts durch die Garagentür gebrettert wäre hatte ich kein Interesse an den folgenden Papierkramarbeiten, also musste es ausreichen, das Licht vom Auto einzuschalten um den Nothebel des Garagentors zu suchen und es von innen zu öffnen. Entschuldigung an alle Spinnen, deren Winterbau ich dabei zerstört habe (ich weiß nicht, ob Spinnen einen Winterbau haben, belehren Sie mich gerne).
Dann wollte ich Italienisch-Hausaufgaben machen, scheiterte aber daran, dass die Aufgaben aus einer sehr vereinfachten schwarz-weiß-Zeichnung eines Kühlschrankinhaltes bestanden, dessen einzelne Bestandteile - auf Italienisch - zu benennen waren. Ich kann solche Bilder nicht erkennen. Bzw. es kostet mich so viel Energie, zu "lesen", was die einzelnen Krakeleien bedeuten, dass ich danach geistig völlig abschweife und mich an kein einziges Wort mehr erinnern kann. Mit einem bunten Foto von Kühlschrankinhalt wäre das nicht passiert. Mit einer simplen Wortliste (Salat/l'insalata, Eier/le uova, Käse/il formaggio, Aufschnitt/l'affettato, Milch/il latte) auch nicht. Es kann ja nicht sein, dass Sprachvermittlung mit dem Auslesen von abstraktem Gekritzel einhergeht. Ich bin sehr unzufrieden.
So, nun sehe ich es auch, mein neues Hintergrundbild, von dem die ganze Welt spricht. Wunderschön! Vielen, vielen Dank, Applaus und all hail to the mighty webmaster grrrendel!
Gestern gegen Mitternacht ereilte mich die kurze Nachricht, man müsse etwas am Bild tun. Und vielleicht an der Schrift. Ich antwortet ungefähr "tu, was du für richtig hältst" und schlief umgehend ein.
Das zieht sich wie ein Muster durch mein Leben. Wenn ich die Kontrolle übergebe, dann komplett. Wer mich länger kennt, ist das gewohnt, neue Bekannte sind manchmal irritiert, wenn sie nur einmal übernachten wollten und einen Wohnungsschlüssel bekommen, eine Idee hatten und komplette Zugriffsrechte erhalten, eine Empfehlung schicken und ich greife sofort zu. Meine Erfahrungen mit dieser Vorgehensweise sind überwiegend hervorragend und in sehr wenigen Fällen immer noch deutlich besser, als wenn ich selbst nichts gemacht hätte.
Die Phase, in der ich immer wach bin, mir immer warm ist, ich immer noch einmal aufspringen will um irgendwas zu machen ist (vorerst) vorbei. Lange hat sie gedauert dieses Mal - ich weiß nicht genau, wann es los ging, aber ich schätze, so etwa 6 Monate. Es gab dieses Mal am Ende keinen Crash sondern ich wachte einfach eines Morgens auf und war noch etwas schläfrig, nicht sofort überdreht. Einfach so, als wäre nichts gewesen. Ob das so kam wegen Lerneffekt (ich hatte mehrfach versucht, abzubremsen und, als das nicht ging, zumindest einige wichtige Parameter im Lot zu halten) oder ob es einfach Glück war, weiß ich nicht. Das nächste Mal wird Auskunft geben.
Derweil bin ich jetzt aber erst einmal ab und an erschöpft und abends müde und alles geht etwas langsamer. Ich bin entspannt, aber das ist irgendwie auch ein bisschen langweilig. Was ich davon halte, weiß ich noch nicht, ist aber vermutlich auch egal. Mal sehen, wie lange das anhält.
Heute war wieder Fußpflege, ich hatte darüber schon berichtet. Ich bin weiterhin sehr zufrieden. Vor jedem Termin denke ich mir "ach naja, an meinen Füßen ist irgendwie ja nix zu tun, ich gehe noch einmal hin und dann spare ich mir das Geld und gehe erst in 3 Monaten wieder hin" und nach jedem Termin denke ich mir "ich möchte immer Füße haben genau so wie jetzt" und mache sofort den nächsten Termin aus. Heute nahm ich Herrn N. mit, der hat auch gleich einen neuen Termin gemacht. Weiteren ca. 15 Personen habe ich schon von der Fußpflegentdeckung erzählt, mehrere davon schrieben mich später wegen der Kontaktdaten an. Vielleicht verschaffe ich mir da irgendwann mal ein ähnliches Standing wie beim Karaoke. Wenn ich darüber nachdenke, fällt mir ein, dass ich meinen früheren Wohnort nach Beendigung des Studiums höchst freudig verlassen hatte, weil er mir zu eng geworden war, weil ich an jeder Ecke auf Personen traf, die ich kannte, weil alles irgendwie mit allem und mit mir zusammenhing. Vielleicht bin ich gerade auf einem Weg, der darin müdet, dass ich nach Beendigung der Berufstätigkeit nochmal höchst freudig in eine neue Stadt ziehe.
Was war heute noch? Ach ja, ich habe den Käse abgeholt. Ich hatte ja gedacht, in einen komischen schlecht gelüfteten kleinen Kiosk zu gehen, wo ich um mein Paket bitte, dann lange warten muss während es viel rumpelt, dann gesagt wird, das Paket sei nicht da, dann ein bisschen Gerede, mehr rumpeln, die Frage, wie es denn wohl aussähe, schließlich würde man es finden. Der Scanner könnte dann aber den Code nicht scannen und dann müsste was abgetippt werden und ich würde mit einem verbogenen Plastikstift auf einem zur Unleserlichkeit zerkratztem Display eine Hieroglyphe hinterlassen.
Tatsächlich war es so: wir hielten auf der Straße vor einer verschmutzen Glastür, die in eine Art Passage führte. Die Beleitung sagte "falls es da drin Fleischkäsebrötchen gibt, bring eins mit!" Ich öffnete die Glastür, stand in einer riesigen halboffenen Halle, auf der einen Seite war ein kleiner, hell erleuchteter Kiosk, auf der anderen Seite ein riesiger REWE mit Fleischtheke und Fleischkäsebrötchen. Völlig absurd. Ich kam mir vor, als hätte ich die Tür zum Room of Requirement aufgestoßen, als sei diese leere schmutzige Passage ein magischer Ort, an dem ausgerechnet die zwei Ladengeschäfte erscheinen, derer ich gerade bedarf.
Der Kiosk war innen sauber, geräumig, hervorragend organisiert. Das Paket lag sofort bereit, die Unterschrift war auf einem glänzenden Pad zu leisten, das danach sofort desinfiziert wurde. Begrüßung und Abschied herzlich-höflich, Verweildauer unter 3 Minuten. Anschließend ging ich in den REWE (wegen Fleischkäsebrötchen), der Laden war groß, gut sortiert, leise Musik, sauber und außer mir gab es keine Kundschaft. Erst an der Kasse stieß ich auf einen weiteren Kunden und auch an die Grenzen des magischen Erlebnisses: die Kartenzahlung funktionierte bei ihm nämlich nicht. Ich war wie immer ungeduldig, bot daher an, den Herrn einzuladen (sehr kleiner Betrag, unter 5 Euro), Herr und Kassiererin hielten das für einen Scherz, auch meine Beteuerungen, das sei völlig ernst gemeint, konnten sie nicht davon abbringen. Es war nicht mehr möglich, die Situation ohne größere langatmige Erklärungen zubereinigen, das war mir aber schon in meiner Vorstellung langweilig, also entfernte ich mich geistig und harrte aus. Irgendwann war alles fertig.
Auf dem Weg aus der Passage nach draußen sah ich noch einen weiteren Laden, der in meiner persönlichen Wunschpassage aber fehlplatziert war: "Chicken Tolsn". Also - ich dachte morgens er hieße so, bis vorhin hatte ich den Namen völlig vergessen, googelte ihn für diesen Eintrag gerade und erkenne, dass er "Chicken Town" heißt. Das W ist irgendwie komisch verschlungen. Herr N. teilt mir in diesem Moment mit, dass es sich bei dem W um ein Huhn oder einen Hahn handelt. Sie haben nun live erlebt, wie es ist, wenn eine Person (ich) keine Bilder erkennen kann.
Wie auch immer, ich werde diese Passage in absehbarer Zeit noch einmal aufsuchen. ich bin gespannt, welche Ladengeschäfte sie mir dann hinter der verschmutzten Glastür zeigt!
(Chicken Tolsn aka Town hat ganz gute Google-Bewertungen, vielleicht gehe ich da auch mal hin.)