Jedes Mal, wenn wir in Schottland sind, möchte Mademoiselle Stirling Castle besichtigen. Das ist okay, das Schloss veränderte sich in den letzten Jahren nämlich ständig, und zwar wurde es in einem sehr aufwändigen Projekt Stück für Stück umgestaltet bzw. wieder in den historischen Zustand des 15./16. Jahrhunderts zurückversetzt. Man betrieb dies neben mehreren Millionen Pfund mit viel Forschungsarbeit, unter anderem durch Auswertung der Kassenbücher aus dem 15. Jahrhundert, aus denen genau hervorging, was für Materialien für die Gestaltung der Räume eingekauft wurden. Das Projekt war lokal sehr umstritten, da sich das Schloss stark (zurück-)veränderte, bis in die 1960 war es nämlich noch sehr stark militärisch (also ganz praktisch, und nicht als Museum) genutzt worden.
Das alles ist Mademoiselle aber komplett egal. Mademoiselle möchte dort wegen der Eier hin. Die Eier sind natürlich nachgebildet, sehen aber täuschend echt aus. Sie befinden sie ich einem Strohkorb in der Küche im Keller des Gebäudes - die Küche besteht aus drei Räumen und die Eier stehen immer im letzten, wir denken aber immer, sie stünden im vorletzten, weshalb es jedes Mal einen kurzen Moment Aufregung gibt. Die Eier fand Mademoiselle schon als Baby super - sie war mit einem Jahr zum ersten Mal dort, konnte gerade laufen und versuchte immer, die Eier aus dem Korb zu nehmen. Heute fasst sie die Eier nur noch vorsichtig an und lacht dann darüber, dass sie vor rund 11 Jahren versucht hat, eins zu nehmen. Jedes Mal machen wir natürlich auch ein Foto vor dem Eierkorb, jedes Mal ist das Kind ein Stück größer.
Das haben sich die Historiker wahrscheinlich auch nicht so vorgestellt, dass da jemand aus Deutschland ständig nur wegen der nachgemachten Eier vorbeikommt.
Sich sorgen, etwas zu vergessen. Sich sorgen, dass der Koffer zu schwer ist. Sich sorgen, dasss wir den Flug verpassen, dass das Flugzeug abstuerzt, dass Gepaeck verloren geht. Sich sorgen, dasss die Katzen verhungern oder verdursten bis Frau Fragmente kommt oder ihnen etwas zustoesst oder sie irgendwie abhauen. Oder mit der Wohnung irgendwas mit Feuer oder Wasser oder Sturm passiert und dann die Katzen verloren gehen. Sich sorgen, dass der Mietwagen nicht da ist, das Hotelzimmer nicht frei, wir den Weg nicht finden, kein Gelf aus dem Automaten kommt.
Alles in einen Blogeintrag rotzen und loslassen. Wird sicher gut. :-)
Schwupps, so geht das, schon der nächste Tag, sehr praktisch, da kommen die Fragen von Frau Kaltmamsell gleich noch hinterher, es ist ja kein Gesetz, dass der tägliche Eintrag bis in den Abend prokrastiniert werden mus.
1. Ziehst du deine Existenz der Nicht-Existenz vor, und wenn ja warum?
Ich existiere mit Begeisterung. Das zu begründen ist aber schwierig, weil ich über die Nicht-Existenz nichts weiß. Allerdings folgt die Nicht-Existenz sowieso zwangsläufig, es ist nicht so, dass ich die auf Dauer verpassen würde. Und ich halte sehr viel davon, dort, wo man gerade ist, möglichst präsent zu sein. Jetzt existiere ich eben, also mache ich das so ausführlich wie möglich und erfreue mich daran.
2. Wie fühlt sich bei dir der Impuls zu bloggen an?
Ich habe keinen Impuls mehr zu bloggen, es ist eine rituelle Handlung. Von Gefühl her so, wie wenn Dumbledore mit dem Zauberstab einen Gedanken als silbrigen Faden aus dem Kopf zieht und in dieses Becken plumpsen lässt. Oder, etwas pragmatischer: das ist wie Zahnpflege. Irgendwas mehr oder weniger Interessantes holt man mit der Zahnseide immer aus den Zwischenräumen heraus, auch wenn man denkt, da ist gar nichts mehr.
3. Wo wärst du jetzt am liebsten, wenn dieser Ort in jeder möglichen Zeit liegen dürfte?
Gerade hier (auf dem Sofa) und jetzt ist es perfekt.
4. Was war besser, als du jünger warst?
Weniger Verantwortung und mehr Energie.
5. Welcher Mensch kennt dich am besten?
Herr N.
6. Welchen Menschen kennst du am besten?
Mademoiselle.
7. Was ist das Schöne am Rauchen?
Keine Ahnung. Ich habe als Jugendliche versucht, mir das Rauchen anzugewöhnen, weil ich es cool fand. Das ist mir aber nicht gelungen, es hat mich zu sehr angewidert.
Ich stelle mir am Rauchen aber sehr praktsich vor, dass man immer eine Handlung in petto hat. Man kann noch eine Zigarettenlänge bleiben, mal eben rausgehen eine rauchen und so weiter.
8. Kannst du dir eine große Veränderung in deinem Leben vorstellen, und wenn ja, welche wünschst du dir?
Ich kann mir viele große Veränderungen vorstellen aber ich wünsche mir keine.
9. Wenn du von heute auf morgen ein reines Geistwesen wärst: Was würdest du an Körperlichkeit am meisten vermissen?
Die alltäglichen Berührungen, die Vertrautheit zeigen - solche wie sich im Vorbeigehen berühren, sich kurz um Abschied umarmen, die Hand nehmen, über Haar streichen.
10. Wen würdest du am liebsten bei 24 Stunden Alltagsleben begleiten?
Keinen und jeden - mich interessieren die kleinen, normalen Alltagsleben aller Menschen, deshalb lese ich gerne Blogs. 24 Stunden sind aber ganz schön lang, das fände ich enorm anstrengend, ich würde auf jeden Fall gerne alleine schlafen.
11. Womit schreibst du am liebsten von Hand?
Mit einer ordentlichen Tastatur, qwertz-Layout (gilt das?!).
Eigentlich wollte ich heute die Fragen bei der Frau Kaltmamsell beantworten aber gerade eben hat sich mein Leben verändert. Ich habe nämlich festgestellt, dass ich die Zwischenböden (und Schubladen) aus dem Kühlschrank zum Reinigen in die Spülmaschine packen kann
Es ist jetzt nicht so, dass ich vorher viel Zeit mit der Reinigung des Kühlschranks verbracht hätte, aber ich habe viel Zeit damit verbracht, über die Reinigung des Kühlschranks nachzudenken, also darüber, dass sie stattfinden sollte und mich zu ärgern, dass sie noch nicht stattgefunden hat und den Überlegungen, wer das (außer mir) mal machen könnte. Und dann, eben, ganz zufällig, hatte ich diese Erkenntnis und jetzt ist der Kühlschrank sauber und das alles wird nie wieder ein Thema sein.
Während ich meine Begeisterung an den verschiedensten Stellen äußerte wurde mir zugetragen, dass sich die Spülmaschine auch perfekt zur Reinigung von FlipFlops, Basecaps und (einigen - vorher nachprüfen) Fettfiltern von Dunstabzugshauben eignet. Bei der Gelegenheit fällt mir ein, dass ich irgendwann mal im Fernsehen sah, wie eine Frau einen kompletten Kronleuchter in die Spülmaschine packte. Der funktionierte hinterher auch noch und war schön sauber. Ich habe tatsächlich auch einige Kronleuchter hier, über deren Reinigung ich mir ähnlich viele Gedanken mache wie (bisher) über die des Kühlschranks, aber da traue mich dann doch nicht dran. Außer natürlich, Sie sagen mir jetzt alle, dass Sie schon immer und beinahe tägliche Ihre Kronleuchter in die Spülmaschine stecken. Hm?
Sie werden es nicht für möglich halten, aber mir ist gerade mein Blogpasswort nicht mehr eingefallen. Das war ein bisschen aufregend.
Liegt natürlich alles am Wetter. Ich war auch nur heute morgen mal kurz mit Mademoiselle draußen, zum Frühstücken und ein bisschen herumschlendern bevor es richtig warm wird, und den Rest des Tages lag ich ausgestreckt herum und habe mehr oder weniger scharf nachgedacht. Von den ganzen Dingen, die ich tun wollte, habe ich natürlich nichts getan, viel zu warm. Aber das macht nichts. Wenn es wieder regnet, habe ich alles immerhin in Gedanken schonmal abgewickelt und stehe ganz vorn in den Startlöchern.
Beim Döneressen entdeckte Frau Violinista in der Nähe ein aktiviertes Lockmodul, also machten wir einen kleinen Umweg, um uns die Lage vor Ort anzuschauen. Es waren aber nur vereinzelte Spieler da, kein Menschenauflauf. Eine Frau führte einen ca. 12-jährigen Jungen am Kragen, der Junge fing Pokémons. "Pokémon?!" rief sie uns zu, wir bejahten. "An Kraftwerken soll es elektrische Pokémons geben, aber da waren wir gerade, also bei der EVO ist da nix, da müssen Sie nicht hin. Zu Fuß waren wir da, boah, meine Füße!" Das Kind ließ sich gleich in einen Stuhl vor der Bäckerei sacken, wurde aber von der Bäckereiverkäuferin verscheucht. "Ist das das mit den Tieren?", fragte sie mich. Ich zeigte ihr im Handy, das genau vor ihre Füßen ein Taubsi saß. "Da ist des, da!", rief sie begeistert und zeigte auf den (leeren) Gehweg vor sich. Schaute wieder in die Kamera, lachte sehr. "Da, am Bein!"
Später kaufte ich am Kiosk noch Eis. "Haben Sie Pokémon Go?" fragte die Verkäuferin. Ich bejahte. "Ich krieg das nicht installiert, ist nicht in Playstore." Ich fragte, welches Handy sie habe und gab ihr den Tipp, ein APK herunterzuladen. "Ich hab noch andere Handys", sagte sie und zog eine Schublade auf mit vier verschiedenen Samsung-Modellen. "Warum um alles in der Welt haben Sie eine Schublade voll mit Telefonen?", fragte ich. Eins für Deutschland, eins für die Türkei, eins für Bulgarien, damit sie nicht dauernd die SIM-Karten tauschen muss, wenn sie reist, und damit sie alle Nachrichten der Familie bekommt. Und noch eins so irgendwie. Auf irgendeinem ging es reibungslos, sie tauschte eifrig SIM-Karten hin und her und fragte dann, ob wir uns vernetzen könnten. Soweit ich weiß geht das nicht aber ich sagte ihr, ich wäre in Team Blau. Direkt gegenüber vom Kiosk ist eine Arena. Momentan ist diese allerdings gelb.
"Hier sind noch gar keine Pokémon", beklagte sich meine Schwester, die in Schottland lebt. "Ich meine, ich kenne wen der da schon welche gefangen hat!", widersprach ich. Meine Schwester ist allerdings gerade in Japan und in Japan gibt es noch keine Pokémon zu jagen. "Das ist absurd!", sagte ich und meine Schwester antwortete: "Das finden die Japaner auch."
Ahahahaha.
Vor lauter Erholung komme ich zu gar nichts, ich hab ja allein schon über 10,5 Stunden geschlafen letzte Nacht, das ist doppelt so lange wie manchmal unter der Woche. Kein Wunder, dass der Tag rumgeht wie nichts.
Der Pokémonserver war auch die meiste Zeit down, macht nichts, ich habe gar nicht genug Datenvolumen für sowas und sowieso ist mein neuestes Hobby ja Waschmaschinenreparatur. Noch vor dem Mittagessen holte ich wieder eine Handvoll Kissenfüllung aus der Laugenpumpe. Wird das je ein Ende nehmen?
Waschmaschinenreparatur ist aber immer noch nur mein zweitliebstes Hobby. Unangefochten Nr. 1 bleibt "Wegwerfen". Heute mehrere Tüten mit Papierzeug, ein paar abgelaufene Sachen aus dem Schrank und ein paar Dinge, die irgendwie so herumlagen und unnütz aussahen. Für morgen habe ich den Tisch im Wohnzimmer (hat Fächer unten drin) im Auge und ein paar Schubladen.
Früstück, Kaffee&Kuchen sowies Abendessen außer Haus eingenommen. Sehr angenehm.
Leistung des Tages: einem 1,5jährigen Kind den Satz "Wir sind Borg" beigebracht, damit es ihn in das Mikrofon seines Kinderkassettenrekorders mit der lustigen Sprachverzerrfunktion spricht und die Lautstärke ganz hochdreht. Hat wunderbar geklappt. Ich kann so gut mit Kindern :-)
Sonst nix, nur vergessen, auf dem Markt Kirschen zu kaufen.
Schon sehr entspannt, aber auch immer noch sehr müde.
Es ist lange her, dass ich zum letzten Mal so komplett mental ausgelutscht war wie gerade, aber für die nächsten fast 3 Wochen kann ich immer genau dann schlafen gehen, wenn es mir reicht mit dem Wachsein.
Und das ist genau jetzt. Sie entschuldigen.