Ich will mich nicht beklagen, aber mir scheint es fast so, als ob man Urlaub braucht, um in Ruhe den nächsten Urlaub planen zu können.
Ich muss immer noch darüber schmunzeln, wie ich am Samstag mit vier Senioren zwischen 70 und 80 Jahren beim Frühstück saß und eine davon - meine Mutter - plötzlich herausplatzte: "Ja hast du denn gar nicht die Pokemons??"
Zum Glück musste ich sie nicht enttäuschen, ich habe ja die Pokemons. Fasziniert betrachteten drei der vier meinen Avatar, der auf der Landkarte stand, stellten Fragen, wo die Karte herkommt, ob die Pokestops (zwei waren am Rheinufer vor der Tür des Restaurants sichtbar) zufällig oder reglmäßig oder wie auch immer verteilt sind und wonach es sich richtet, ob ein Pokemon vorbeikommt. "Es wäre ja schon schön, wenn jetzt mal eins käme und bei uns am Tisch säße!", sagte meine Mutter.
Wenig später tat uns ein Safcon den Gefallen. Es saß genau im Brötchenkorb. Mein Handy wurde umhergereicht und fasziniert betrachtet, wie das Pokemon an derselben Stelle sitzen blieb, obwohl jemand den Korb wegzog. Und dass es woanders saß, wenn man das Handy etwas anders hielt.
"Wenn die Thermine hier an lauter Sehenswürdigkeiten vorbeifährt, sind dann da auch im Handy diese Bälledinger?, fragt meine Tante später während der Stadtrundfahrt. Wir schauen nach und ja, es gibt einige Pokestops an den Sehenswürdigkeiten, die erwähnt werden. Alle sind zufrieden. Tipp für Wiesbaden-Touristen: die Thermine fährt in einem Tempo, das es zulässt, Eier auszubrüten. Auf dem Neroberg werde ich wieder aufgefordert nachzuschauen, ob nun vielleicht andere Pokemon anwesend sind. "Schließlich sind wir nicht mehr am Fluss sondern auf einem Berg", sagt mein Onkel. Mittlerweile ist aber mein Akku leer, der Spaß ist also erstmal vorbei.
Sie habe aber schon ein paar gute Pokemonplätze um ihre Wohnung herum gefunden, sagte meine Mutter. Da säßen nämlich am frühen abend neuerdings immer junge Leute und da habe sie nachgefragt, damit sie diese Plätze dann nächste Woche mit Mademosielle aufsuchen kann.
Ich finde, von "steck nicht dauernd die Nase in ein Buch" über "du hast jemanden im Internet kennengelernt??" haben wir wirklich ein gutes Stück Weg zurückgelegt.
2 Frauen steigen ein, setzten sich mir im Vierersitz gegenüber
Frau 1: Kann es denn eigentlich richtige, echte Liebe sein, wenn man den anderen nicht zu 100% so akzeptiert, wie er ist?
Frau N: (schläft sofort tief und fest ein und wacht erst an der Endestation wieder auf)
Mist, jetzt weiß ich die Lösung nicht.
Wie ich dachte, ich würde heute sicher noch was backen, zualllermindestens aber was kochen und zig Sachen aussortieren und so weiter aber jetzt kann ich vor Müdigkeit kaum einen Finger rühren.
Schon länger kommt die kleine Katze häufig abends zu mir, schreit mich an und erwartet, dass ich sofort aufstehe, sie zum Futternapf begleite, mich dort neben sie setze und ihr beim Fressen Gesellschaft leiste.
Natürlich klappt das so gut wie nie. Die kleine Katze hat schon vieles ausprobiert. Erst steht sie schreiend mitten im Raum, dann komme sie und steht schreiend direkt vor der Couch, dann sitzt sie auf der Lehne und schreit mir ins Ohr und manchmal tatzt sie auch nach mir. Aber da bin ich stur.
Irgendwann stehe ich allerdings sowieso einmal auf, um irgendwas zu holen oder wegzubringen oder nachzuschauen oder was auch immer, und nun schlägt die Stunde der kleinen Katze, die derweil in Pose auf dem Parkett oder der Klavierbank lag. Begeistert springt sie hoch, läuft auf mich zu. Streicht gurrend und schnurrend um meine Beine und plappert mit kätzischen Lauten auf mich ein, während wir uns vorsichtig, um nicht über das Tier zu stolpern (ich) bzw. zunehmend enthusiastisch, weil es Richtung Futter geht (die Katze) durch den Flur bewegen. Die Katze ist überglücklich: endlich hat der Mensch verstanden! Der ganze kleine Katzenkörper strahlt Zufriedenheit und Freude aus, es ist absolut unmöglich, sie jetzt zu enttäuschen. Ich gehe also mit in die Küche, die Katze steuert auf den Napf zu, schaut mich erwartungsvoll an, ich nähere mich, sie hält mir ihr Köpfchen zum Kraulen hin und beginnt zu fressen. Ich denke nur daran, mich wegzubewegen und schon ertönt ein Klagelaut wie von einem einsamen winzigen Baby.
Es geht gar nicht anders, natürlich setze ich mich neben die Katze und schaue ihr beim Essen zu. Sie schnurrt und schmatzt. Alle paar Bissen hält sie mir wieder ihr Köpfchen hin, frisst dann weiter. Nach wenigen Minuten kommt der Kater aus irgendeiner Ecke der Wohnung angelaufen. Er macht ein Geräusch, das einem "hm??" ähnelt, streift mich kurz mit einer Körperlänge und macht sich dann über den anderen Napf her. Ich sitze zwischen zwei schnurrenden und schmatzenden Katzen auf dem Fußboden.
Jemand ist hier sehr gut erzogen.
Die Regionalbahn, die sowieso nur 3x pro Stunde fährt und in die sich jetzt ein Großteil der Pendler zwängt, weil der S-Bahn-Tunnel 6 Wochen lang wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Und dann steige ich in diese Regionalbahn zur besten Berufsverkehrszeit am frühen Abend und drinnen stehen schon zwei Kinderwagen und Unmengen an schwitzigen Leuten die viel Kaffee getrunken oder viel geraucht oder viel intensiv gewürzt gegessen haben und dann kommt eine Frau mit Fahrrad! Ich merke schon wie sich meine Nackenmuskeln verkrampfen und der Blick etwas starr wird, so wie bei allen um mich herum auch, mit genervt Murmeln und die Füße fester auf den Boden stellen, die Ellbogen etwas ausfahren, um bloß keinen Zentimeter Pendlerbahnplatz aufgeben zu müssen, soll die Trulla doch auf ihrem Scheißrad fahren, meine Güte, dafür ist das schließlich da.
Und dann aus der Mitte der schwitzenden Leute heraus ruft ein Mann gut gelaunt "Los, zusammerücken alle Mann und alle Frau selbstverständlich auch! Das wäre doch gelacht, wenn wir das nicht hinkriegen, wir sind doch alle gut gebaut und wendig! Kommen Sie rein, kommen Sie rein!!" und winkt und arrangiert und dann müssen wir alle schon grinsen, rücken entspannt zusammen, entschuldigen uns für versehentliche Rempler, nehmen die Taschen ab und stellen sie platzsparend zwischen die Beine, es passt alles und am Ende ruft der Mann "Das hamwa gut gemacht!!" und schüttelt allen Umstehenden die Hand, klatscht mit den Kindern im Kinderwagen ab und betätigt unter Gelächter mehrmals die Fahrradklingel der Frau.
Was für ein Talent.
Über eine Sache muss ich mich jetzt mal wundern. Und zwar werden mir beim Kampfsport jede Woche Frauen versprochen. Sind aber immer nur Männer da.
Es ist jetzt nicht so, dass mir Frauen beim Sport sonderlich wichtig wären, aber mittlerweile bin ich neugierig: Wirklich jede Stunde sagt einer der Herren "wo sind denn die Frauen diese Woche?" und ein anderer sagt dann eine variable Antwort wie z.B. "Es sind ja Schulferien / Heute spielt Deutschland / Es ist ja auch sehr warm / Am Samstag waren viele da / gestern war Hochwasser". Keine dieser Antworten ergibt natürlich irgendeinen Sinn. Trotzdem bin ich - und ich gehe ja seit ein paar Monaten immer mittwochs hin - bisher überhaupt nur drei Frauen begegnet, und von denen jeder nur ein einziges Mal, danach sind sie nie wieder aufgetaucht (bei der einen ist das ein Glück, die hatte unglaublich spitze Knöchel...). Dabei waren das auch gar keine Probetrainierenden. Zwei waren schon seit mehreren Monaten dabei, die dritte, die mit den Knöcheln, ein paar Jahre. Eine der "seit mehreren Monaten" traf ich übrigens in meiner zweiten Stunde und sie sagte, sie käme auch immer mittwochs. Habe sie aber nie wieder gesehen.
Also, wo sind die denn alle? Oder ist das ein Running Gag?
Noch 4 Tage bis Urlaub 2. Runde und das ist ziemlich gut.
Die LittleBinF hat meine Fragen von neulich wieder beantwortet, weil sie nichts zu bloggen wusste, und neue Fragen gemacht. Jetzt könnte ich die wieder beantworten, weil ich auch nichts weiß, und dann sie wieder und so weiter. Vielleicht wären wir dann irgendwann Max Frisch. Ich bin aber zu faul, ich möchte nur hier herumsitzen und eigentlich gern Eistee trinken, aber die Eistee-Experimente vom letzten Sommer hatte ich nicht fortgeführt, da ist also nix.
Eistee wollen ist aber besser als Bœuf bourguignon wollen, dieses Problem hatte ich am Sonntag, weil es am Samstag auf einer Party so herausragendes gab. Kaufquellen für guten Eistee fallen mir auf Anhieb 3 in Fußwegnähe ein, für Bœuf bourguignon keine einzige.
Ich habe Bœuf bourguignon übrigens in der Zwischenablage und kopiere das jedes Mal ein, ich kann mir partout nicht merken, wie man das schreibt.
Trotzdem ist das mit dem Eistee anstrengend, im Winter trinkt man einfach warmen Tee und alles ist gut. Wobei mir gerade in diesem Moment einfällt, dass ich noch eine halbvolle Tasse von heute morgen in der Küche stehen habe!
Nachdem ich neulich sagte, dass ich nicht bei einem Lesekränzchen oder so mitmachen möchte, wurde ich gleich am nächsten Tag Mitglied in einem solchen. Manchmal weiß ich auch nicht. Das erste Buch, das wir gemeinsam lasen, war:
Ali Eskandarian - Die Goldenen Jahre
Ali Eskandarian war ein iranischer Singer-Songwriter, der aus dem Iran in die USA emigrierte, weil seine Musik im Iran verboten war. In den USA befasste er sich mit Sex & Drugs & Rock'n Roll und schrieb zusätzlich an einem Buch, nämlich Die Goldenen Jahre, das posthum veröffentlicht wurde. Das Buch ist stark autobiographisch, der Protagonist heißt ebenfalls Ali und ist ein iranischer Singer-Songwriter, der aus dem Iran in die USA ausgewandert ist und dort als Musiker/Künstler lebt.
Ich dachte, die politischen Hintergründe, die Lage für Musiker im Iran, die Emigration und die Kunst allgemein sind schon spannende Themen und daher das Buch möglicherweise sehr interessant. Ist es aber leider nicht. Es ist einfach eine Aneinanderreihungen von Szenen, in denen jemand Hunger hat und dann Drogen nimmt und dann Sex hat oder erst Drogen nimmt und dann Hunger bekommt und dann Sex hat oder vielleicht erst Sex hat und dann Drogen nimmt und dann hungrig wird und so weiter. Mehr ist eigentlich nicht. Das alles führt auch nirgendwohin. Was natürlich durchaus der Realität entsprechen kann, aber dann einfach nichts ist, das mich als Erzählung in Buchlänge fesselt. Ali Eskandarian kann man da vermutlich keinen Vorwurf machen, er wurde nämlich zusammen mit weiteren Bandmitgliedern von einem ehemaligen Kollegen erschossen, bevor das Buch fertig war. Irgendwer anders hat das Manuskript zu einem (vermeintlich) fertigen Buch zusammengestellt und einem Herausgeber zukommen lassen.
Andere Menschen finden das Buch besser als ich (wenn auch niemand aus dem Lesekränzchen): Ali Eskandarian gilt als der neue Kerouac, dem Buch wird Potential als neues Kultbuch zugeschrieben, das die verschiedensten Themen einer verlorenen Generation anspricht. Leider konnte ich nichts davon darin sehen.
Falls jemand neugierig ist, verschenke ich mein Exemplar gerne.