Esma ist nicht mehr da. Noch bevor Sie mir alle Haare abschneiden und "alles machen" konnte, ist sie vielleicht nach Ägypten oder sonstwohin gegangen und erlebt sicher aufregende Abenteuer.
Ich hingegen tingele nun schon seit geraumer Zeit durch die arabisch-türkischen Augenbrauenzupfösenlädchen, ein bisschen abenteuerlich ist das immerhin auch, und warte darauf, irgendwo hängenzubleiben. Einmal war ich auch bei einer deutschen Kosmetikerin. Das war aber nichts für mich. Erstes bin ich eine Verfechterin des Fadenverfahrens und zweitens des rauheren Umgangstons. "Sie bekommen hier eine klitzekleine Lachfalte... wenn Sie dies Ampullen hier in der Sonderaktion - das reicht bei € 89,90 für glatt zwei Wochen! - mitnehmen möchten..." fesselt mich weniger, als in einem windschiefen Stuhl das Gleichgewicht zu halten und dabei mit meinem bruchstückhaften Türkisch herauszufinden, ob die Belegschaft gerade über mich oder über Gemüseanbau oder über deutsche Fußballspieler spricht. Meistens übrigens letzteres.
Was mich sehr irritiert ist jedoch, dass die Preise im freien Fall sind. Bei Esma hat das Zupfen 8 Euro gekostet, wobei sie immer nur auf 10 rausgeben konnte, 10 Euro bezahle ich auch weiterhin, weil ich es für einen angemessenen Preis halte. Verlangt werden häufig 6 Euro, manchmal 5 Euro, heute sogar nur 4 Euro. Möglicherweise sind Augenbrauensalons in Wirklichkeit Geldwäscheetablissements? Denn von den Einnahmen kann man doch sicher kein Ladenlokal in der Innnenstadt aufrechterhalten, selbst, wenn man sich die Einrichtung beim Sperrmüll zusammenklaubt.
Egal, ich zahle jedenfalls 10 Euro, die Damen freuen sich dann, sie würden sich sicher auch freuen, wenn ich wiederkäme, aber leider habe ich die neue Zupföse meines Herzens noch nicht gefunden.