Es mag der Eindruck entstehen, dass ich von einer vertrackten Gesprächssituation in die nächste stolpere. Manchmal ist es aber auch wirklich nicht einfach.
Mademoiselle hat in der Schule eine neue Freundin gefunden. Die Mutter des Kindes kommt aus einem spanischsprachigen Land in Südamerika (das ist nicht Kryptik sondern ich weiß nicht aus welchem, ich höre nur, dass es Südamerika ist), der Vater aus Deutschland. Die Familie spricht oft untereinander Spanisch. Soweit, so gut. Nun geht man aber ja nicht gleich, wenn man jemanden kennen lernt, der eine anders Sprache spricht, hin und sagt: "Hey, übrigens, die Sprache kann ich auch!" Die Mutter spricht gut verständlich Deutsch, es gab für mich bisher überhaupt keinen Anlass, mit ihr Spanisch zu sprechen.
In letzter Zeit habe ich dann aber ab und an etwas verstanden, das ganz offensichtlich nicht für meine Ohren bestimmt war. Wenn, sagen wir mal, nicht ganz präzise übersetzt wurde. Diese Höflichkeitsdinge, Sie wissen schon. Wenn nach der Schulweihnachtsfeier die Frage aufkommt, ob man noch gemeinsam einen Glühwein trinken geht, die Eltern sich kurz untereinander fremdsprachlich beraten und in etwa "boah, nee, ich hab echt keine Lust mit diesen ganzen Hühnern noch was zu trinken, geh du ruhig wenn du willst" - "nee, ich will nur noch auf die Couch, mir reicht es für heute" sagen, der Gruppe dann "wir würden gern, aber geht leider nicht, es kommt noch Besuch" bescheiden. Alles im Rahmen, ich finde es gut, wenn Leute freundlich sein möchten. Oder auch neulich, als die neue Freundin zu Besuch kommen sollte und der Vater bei der Mutter nachfragte, was das (also die Familie N.) so für Leute sind, ob sie da schonmal war, wie es da so aussieht, ob man denn das Kind dahin gehen lassen könne. Sicher ein Punkt, den man mal besprechen kann und es gab auch keine schmerzhaften Antworten, trotzdem aber das Gefühl des Unwohlseins, jemanden belauscht zu haben.
Tippt man denen dann mitten im Gespräch auf die Schulter und sagt, dass man jedes Wort versteht? Nicht wirklich. Und irgendwann ist es dann auch zu spät und man muss für den Rest der Bekanntschaft partielle Sprachamnesie erleiden.
Erfreulicherweise bin ich daran gerade noch einmal vorbeigeschrammt, und meine Rettung war mein Bücherregal. Vor diesem standen wir heute, als das Kind bei der Abholung störrisch war, und die Mutter bemerkte die spanischen Bücher. Ob ich Spanisch spräche, fragte sie. - Ja, schon, etwas eingerostet, aber ich verstehe ganz gut. - Ach, tatsächlich? Sie verstehen mich, wenn ich Spanisch spreche? - Ja, klar. - Ah.
Gut. Das wäre also geklärt. Glück gehabt. Und gut, dass ich ein Bücherregal habe, und keinen Kindle.