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    Montag, 19. Dezember 2011
    Blogging November - 49

    Die flinken Finger, der zugedröhnte Kopf und die Autokorrektur schickten heute mittag eine sehr knappe aber in ihrer Kürze dennoch gleichzeitig enorm flapsig-unprofessionelle Mail statt an Frau Herzbruch an Frau Holzbach. Frau Holzbach ist eine Personalvermittlerdame, die ich persönlich wie fachlich zutiefst verachte und ihr dies auch neulich in einem Telefonat in etwa so mitgeteilt hatte. Frau Holzbach antwortete auf die fehlgesendete Mail umgehend: "Hihihi, cool! Ich wollte immer schonmal fragen, ob wir nicht mal zusammen abends was trinken gehen wollen."

    Das ist nun eine ähnliche Situation wie die mit der Büroputzfrau, außer, dass ich die Büroputzfrau sehr schätze, persönlich wie fachlich:
    Ich habe - hatte - in meinem Büro zwei Bilder von Mademoiselle. Eines, als sie noch klein war, mit kurzen, wenigen Haaren. Und ein aktuelles, mit vielen Haarspangen. Die Büroputzfrau sprach mich auf die Bilder an. Es ist schon einige Jahre her (und ja, die Situation ist demnach seit einigen Jahren ungeklärt...), sie sagte etwas in der Art wie "Deine?" und ich bejahte, es kam "wie alt?" und "machen Kindergarten?", sie zeigte auf ein Bild und sagte "so klein" und auf das andere und sagte "so groß" und so weiter. Was man so redet eben. Alles war gut. Ich sehe die Büroputzfrau selten, nämlich nur, wenn ich vor 8:00 Uhr im Büro bin. Ab und an traf ich sie also morgens, sie fragte nach der Familie, ich erzählte, dass Mademoiselle bald in die Schule kommt, sie fragte, was das kleine Kind macht, ich wiederholte das mit der Schule, dann sprachen wir über Urlaub. Irgendwann habe ich das alte Bild von Mademoiselle durch ein neueres ersetzt, mit langen blonden Zöpfen. Beim nächsten Treffen fragte mich die Putzfrau, wo das andere Bild sei. Ich sagte, ich hätte es ausgetauscht. "Warum Bild von kleine Kind weg?", wollte sie wissen. Ich erklärte, während der Staubsauger lief, dass das Kind halt gewachsen ist, haha, und dachte, alles sei gut. Beim nächsten Treffen in der Küche fragte sie wieder nach dem Kind, ich antwortete von Mademoiselle und dann fragte sie: "Und SOHN??".

    Jaja, Sie sahen das jetzt alles schon kommen. Ich nicht, denn, wie schon gesagt, es lagen Monate, teilweise Jahre zwischen den Treffen. Ich war überfordert. Ich habe es nicht geschafft, der netten alten Dame zu sagen, dass sie sich die letzten fünf Jahre über an einem nicht-existenten Sohn ergötzt hat, der in Wirklichkeit ein altes Bild von einem kleinen Mädchen war. Ich blinzelte, als die Konversationsmosaikteilchen an ihren Platz donnerten, lächelte und sagte: "Dem geht es auch prima!".

    Seitdem habe ich also einen erfundenen Sohn. Und seitdem versuche ich, morgens möglichst nicht mehr vor 8:00 Uhr im Büro zu sein.

    Aus letzterer Situation komme ich in diesem Leben nicht mehr raus, so viel steht fest. Aber haben Sie vielleicht eine Idee, wie wir die erste noch umbiegen können?

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